29.08.2024
Interview mit dem Vorstand Annelie Zeeh und Dieter Seyfarth: 30 Jahre Seniorenakademie Dresden
Die Seniorenakademie Dresden (kurz: DSA) feiert in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Im Oktober 1994 gab es die feierliche Eröffnung des ersten Akademie-Semesters. Damals entstand die Seniorenakademie aus gemeinsamen Gesprächen von TUD und Deutschen Hygiene-Museum Dresden. Seitdem ist das Angebot für ältere Menschen stetig gewachsen. Im Interview spricht culTUre mit dem aktuellen Vorstand der DSA, Annelie Zeeh und Dieter Seyfarth, über die Entwicklung der Seniorenakademie, über beliebte Angebote und über Wünsche für die Zukunft. Unter dem Interview finden sich einige Eindrücke von Angeboten der DSA in diesem Jahr.
Wie sind Sie zur Seniorenakademie gekommen? Was ist Ihre Funktion?
Annelie Zeeh: Als Sektion der Dresdner Seniorenakademie wurde 2005 die Bürgerakademie Coswig gegründet, deren Schirmherr bis heute Coswigs Oberbürgermeister ist. Er fragte mich 2014, ob ich die vakante Stelle der Leiterin übernehmen würde. In Vorbereitung auf meinen eigenen Ruhestand (2021) sagte ich zu und habe die Leitungsposition noch immer inne. 2021 übernahm ich vorübergehend die Büroleitung und bin seit 2023 stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Schatzmeisterin.
Dieter Seyfarth: Ich bin im Jahr 2012 als Hörer zur DSA gekommen und war 2013 bis 2017 Mitglied in der Programmkommission. Seit 2015 bis heute bin ich Leiter der Interessengruppe „Philosophischer Gesprächskreis“, von Mitte Juni 2021 bis 2022 war ich im Finanzvorstand. Seit Ende November 2021 habe ich kommissarisch das Amt des Vorstandsvorsitzenden übernommen und bin seit der Mitgliederversammlung 2022 gewählter Vorstandsvorsitzender.
Was ist die Seniorenakademie? Was ist das Besondere daran?
Wir verstehen uns als Bildungseinrichtung, die insbesondere für Seniorinnen und Senioren die aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben durch „Lebenslanges Lernen“ fördert. Durch Bildung im Alter wollen wir Wissen und Kompetenzen erhalten – als wichtigen Beitrag zum Erhalt der Persönlichkeit, Wohlbefinden und Gesundheit sowie der Vermeidung von Vereinsamung im Alter. Dazu gehören auch die Anleitung und Einbeziehung der Menschen im 3. Lebensalter in die aktuelle und künftige mediale Entwicklung. Wir sind grundsätzlich offen für alle interessierten Menschen – unabhängig von Bildungsgrad und Lebensalter.
Besonders – und nach unserer Erfahrung einmalig – ist die fast ausschließlich ehrenamtliche Arbeit der DSA. So engagieren sich die Referentinnen und Referenten, der Vorstand, die Leitungen der Interessen- und Arbeitsgruppen sowie viele weitere Aktive in der täglichen Arbeit der Vorbereitung und Durchführung von ca. 700 Veranstaltungen pro Jahr ehrenamtlich. Es braucht lediglich zwei bis drei Mitarbeitende im Büro der DSA, die in Teilzeit beschäftigt sind und für notwendige Verwaltungsarbeiten benötigt werden.
Wer ist die Zielgruppe? Wie viele Menschen nehmen jedes Semester teil?
Überwiegend sind dies Menschen im 3. Lebensalter, die ihr Wissen erweitern wollen und Freude an der Interaktion mit anderen Aktiven haben. Grundsätzlich sind alle Interessierten – unabhängig von Beruf und Bildungsabschluss – herzlich willkommen. Pro Semester begrüßen wir durchschnittlich 400 bis 500 Hörerinnen und Hörer. Wir müssen zukünftig auch bedenken, wie wir Angebote schaffen können, die ältere Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen ansprechen und wie wir ihre Integration unterstützen können.
Was sind die beliebtesten Angebote?
Alle Angebote sind nahezu gleichmäßig beliebt - wir gestalten die Programme nach entsprechenden Erfahrungen. Sehr beliebt sind aktuell folgende Angebote: Aktuelles aus Wissenschaft, Technik und Medizin, die Geschichte Sachsens, aktuell-politische Themen, Bildungsreisen, Themenführungen in der Region, digitale Angebote und KI sowie die aktive Mitarbeit in 12 Interessen- und Arbeitsgruppen.
Wie hat sich die Akademie über die vergangenen 30 Jahre verändert? Welchen Wandel konnten Sie persönlich feststellen?
In den 1990er Jahren waren die Bildungsangebote der DSA für Seniorinnen und Senioren in Dresden etwas sehr Neues und Besonderes. Viele Verantwortliche und Aktive der DSA waren noch nicht einmal im Ruhestandsalter. Heute gibt es in der Region eine Vielzahl von Bildungsangeboten für alle Altersgruppen. Unsere aktiven Mitstreiterinnen und Mitstreiter gehören zur Altersgruppe 65+ und 70+. Die Bereitschaft, im Ehrenamt Verantwortung zu übernehmen, ist deutlich geringer geworden. Durch die vermehrt aus dem Arbeitsleben ausscheidenden Babyboomerinnen und Babyboomer, die eine größere Affinität zur Informationstechnologie haben, müssen wir uns auch arbeitstechnologisch stärker an deren Anforderungen anpassen.
Wer sind die wichtigsten Kooperationspartnerinnen und -partner?
Da gibt es eine Vielzahl an Akteurinnen und Akteure, mit denen wir gemeinsam die Semesterangebote gestalten: die TU Dresden und das Universitätsklinikum, das Deutsche Hygiene-Museum, Eberhardt-TRAVEL, Museen und Kunstsammlungen, die Musikhochschule, das Medienkulturzentrum, die Bürgerstiftung Dresden, die Stadt Coswig und mindestens weitere 30 Partnerinnen und Partner.
Welche Rolle spielt die zunehmend digitale Welt für die Seniorenakademie?
In der Pandemie wurden Online-Formate für Veranstaltungen „ersatzweise“ ganz neu organisiert und von den Seniorinnen und Senioren überraschend positiv angenommen. Heute – dem allgemeinen Trend folgend – nehmen digitale Bildungsangebote von digitalem Alltag über digitale Kommunikation bis zu KI einen umfangreichen Teil unserer Programme ein. Wir halten es für eine gesellschaftliche Aufgabe und Verpflichtung, insbesondere die Menschen, die schon seit Längerem aus dem Arbeitsleben ausgeschieden sind, auf dem Weg in die immer umfangreicher werdende Digitalisierung und den stärker werdenden Einsatz der KI mitzunehmen.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit der Seniorenakademie mit der TUD, ohne dass es bisher feste Kooperationsvereinbarungen beider Seiten gab?
Die TUD gehörte zu den Gründerinnen der DSA und war nicht nur die starke inhaltliche Partnerin, sondern auch die unkomplizierte Helferin in vielen organisatorischen und verwaltungstechnischen Fragen. Persönliche Absprachen galten und gelten z. T. bis heute trotz personeller Veränderungen auf beiden Seiten der Partnerschaft: So die Teilnahme der DSA an der Langen Nacht der Wissenschaften, ausgewählte Werbe- und Versandaktionen sowie die Unterstützung im IT-Bereich.
Darüber hinaus hat immer eine Persönlichkeit innerhalb der TUD-Struktur den ehrenamtlichen Vorsitz für den Beirat der DSA übernommen.
Lange Jahre hatte Frau Dr. Undine Krätzig, Dezernentin Studium und Weiterbildung der TUD, den Vorsitz des Beirates inne. Seit Oktober 2023 hat Frau Dr. Cornelia Hähne, Dezernentin Universitätskultur der TUD, diese Aufgabe und Funktion übernommen.
Eine große Zahl der Hörerinnen und Hörer sehen die DSA als einen natürlich gewachsenen Teil der TUD an. So hat eine Studie der Universität Magdeburg aus dem Jahr 2023 über die Bedeutung und Arbeitsweise von 15 ausgewählten Seniorenakademien in Deutschland ergeben, dass z. B. die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der DSA überproportional akademisch gebildet sind (85 % der Befragten) und 60 % aus einer gewissen Nähe zur TUD stammen.
Was sind Ihre Wünsche an die Zukunft der Seniorenakademie?
Wir wünschen uns immer wieder neue Ideen für wissenswerte Veranstaltungen und Begegnungen mit unseren Hörerinnen und Hörern. Die interessante und kreative Zusammenarbeit mit unseren langjährigen und sehr gern auch neuen Partnerinnen und Partnern in Dresden und der Region soll erhalten bleiben. Die Unterstützung durch interessierte Ehrenamtliche – unbedingt auch in verantwortlichen Positionen ist essentiell für diese kreative Zukunft. Weiterhin ist eine verlässliche institutionelle finanzielle Förderung unserer Arbeit von größter Bedeutung. Und zuletzt wünschen wir uns einen höheren Bekanntheitsgrad für unsere Arbeit in Dresden.