Audience response Systeme
Sie möchten mit ihren Studierenden auch in vollen Hörsälen interagieren und ihnen ermöglichen, sich aktiv mit dem Lehrstoff Ihrer Vorlesung auseinanderzusetzen?
Sie möchten im Rahmen eines Seminars Verständnisschwierigkeiten ihrer Studierenden sichtbar machen?
Mit Audience Response Systemen (ARS) können Sie Aktivierungs-, Wissens- oder Diskussionsfragen unkompliziert in Ihre Lehrveranstaltung einbinden.
Was sind Audience Response Systeme?
ARS sind mobile Befragungs- und Abstimmungssysteme, welche unabhängig von der Gruppengröße veranstaltungsbegleitend zur Förderung der Interaktion zwischen Lehrenden und Studierenden eingesetzt werden können (vgl. Kay & LeSage, 2009).
Mithilfe eines softwarebasierten Umfragetools können verschiedene Fragetypen (z.B. Multiple- oder Singlechoice-Fragen, Freitextfragen oder Wortwolken) realisiert und zeitgleich Antworten aller Lernenden eingeholt werden.
Die Antwortauswertung und -anzeige steuern Sie als Lehrperson (sie kann anonymisiert oder offen stattfinden). ARS können einerseits organisatorische (z.B. „bitte langsamer sprechen“) und andererseits inhaltliche Rückmeldungen von Studierenden auswerten (z.B. Antworten auf Wissensfragen).
Technische Umsetzung
Live-Abstimmungen in der Lehre werden teilweise noch mit sogenannten Clicker-Geräten durchgeführt. Heute finden aber vor allem Softwarelösungen Anwendung, die von jedem Internet-fähigen Endgerät (z.B. Smartphones oder Laptops) in der Browser- oder App-Version genutzt werden können.
Viele dieser Anwendungen sind kostenfrei. Es existiert eine Bandbreite an modernen ARS mit unterschiedlichen Funktionen, die Sie für Ihre Lehre nutzen können.
Didaktische Einsatzszenarien
Sie können ARS vielseitig in Ihrer Lehre einsetzen. Um ARS für Sie und Ihre Studierenden nutzbringend zu gestalten, ist es wichtig, zuvor die Zielstellung festzulegen. Hier finden Sie eine Auswahl möglicher Einsatzszenarien.
- Zu Beginn einer Vorlesung stellt die Lehrperson über ein ARS-Tool MC-Fragen, die das Vorwissen der Studierenden zu einem anstehenden Themenkomplex aktivieren sollen. Gleichzeitig kann die Lehrperson so den Wissensstand der Studierenden besser einschätzen und das Anforderungsniveau entsprechend anpassen.
- Nach einem kurzen fachlichen Input erfragt die Lehrperson den erklärten Lehrstoff mittels ARS. Sie wechselt von einer Vermittlungs- in eine Interaktionsphase. Dabei testet sie das Verständnis der Studierenden und macht ihren Lernstand sichtbar. Es gilt zu beachten, dass eine reine Wissensabfrage direkt nach der Vermittlung von Inhalten zu einer Fehleinschätzung führen kann, da nicht Langzeit- sondern vorübergehende Arbeitsgedächtnis-Inhalte abgefragt werden.
- Im Rahmen eines Seminars können die Studierenden abstimmen, welches Wahlthema sie im zweiten Teil der Lehrveranstaltung behandeln möchten. Sie nehmen so aktiv Einfluss auf den Veranstaltungsablauf.
- Eine Lehrperson lässt ihre Studierenden über ein ARS-Tool rückmelden, ob sie sich die Wiederholung eines bestimmten Themas wünschen. Somit adressiert sie nicht nur die Lernbedürfnisse ihrer Studierenden, sondern entschleunigt auch bewusst ihr Veranstaltungsgeschehen.
- Während einer Vorlesung lädt die Lehrperson ihre Studierenden dazu ein, ihr kontinuierlich Mitteilungen zum Veranstaltungstempo („zu langsam“ / „zu schnell“) und zur Verständlichkeit ihrer vorgetragenen Erklärungen („Habe ich nicht verstanden“) zu geben. Dazu nutzt sie ein ARS-Tool mit Live-Feedback-System.
- Zum Auftakt eines gemeinsamen Präsenz-Seminars im Rahmen einer Blended Learning-Veranstaltung holt sich eine Lehrperson mittels ARS-Fragen ein Stimmungsbild zu einer vorangegangenen asynchronen Selbstlernphase ein. Sie fragt die Studierenden, wie sie sich während der selbstgesteuerten Lernzeit gefühlt haben. Abhängig von den Antworten der Lernenden bietet sie ggf. zusätzliche Unterstützangebote an.
Methodische Einbindung
Damit Studierende sich nicht nur individuell mit einer ARS-Frage auseinandersetzen, sondern auch von einem kollaborativen Austausch darüber profitieren, kann die Methode Think-Pair-Share angewendet werden.
Ablauf:
Über ein ARS-Tool stellen Sie als Lehrperson den Studierenden eine thematisch passende Frage. Nun beginnt die Think-Phase, in der die Studierenden individuell ihr ihre Gedanken zur Lösung der Frage sammeln. In der anschließenden Pair-Phase kommen die Lernenden zu zweit zusammen und tauschen sich über ihre Gedanken und Lösungsansätze aus. Sie diskutieren ihre Überlegungen und versuchen sich auf eine gemeinsame Antwort zu einigen. Schließlich geben alle Studierenden in der Share-Phase über das ARS-Tool eine Antwort ab.
Eine Statistik zum Antwortverhalten sowie die richtige Lösung können Sie dann präsentieren und im Plenum auswerten. Es bietet sich an, auch den Lösungsfindungsprozess von den Studierenden reflektieren zu lassen. Ergänzende Informationen zur Methode bietet Ihnen der Methoden-Steckbrief der Universität Bielefeld.
Ursprünglich von Prof. Eric Mazur von der Harvard-University entwickelt, soll die Peer-Instruction Methode Verständnisschwierigkeiten sichtbar machen und diese ausräumen, indem Studierende dazu animiert werden, den Lernstoff und eigene Wissensstände aktiv zu reflektieren (Mazur, 1997).
Ablauf:
Nach einem fachlichen Input stellen Sie als Lehrperson Ihren Studierenden über ein ARS-Tool eine Frage zum zuvor behandelten Thema. Je nach Anzahl richtiger Antworten führen Sie die Lehrveranstaltung unterschiedlich fort:
- Haben weniger als 30% der Lernenden die gestellte Frage richtig beantwortet, sollten Sie die Inhalte angepasst wiederholen und dabei andere Erklärungsansätze nutzen. Bei mehr als 70% richtiger Antworten, können Sie mit Ihren Lehrinhalten fortfahren oder eine nächste ARS-Frage anschließen.
- Sollten 30% bis 70% Ihrer Studierenden die richtige Antwort auf die von Ihnen gestellte Frage gewusst haben, schließt sich eine Peer-Diskussion an. Dabei unterhalten sich die Studierenden zu zweit über ihre abgegebenen Antworten; begründen und hinterfragen diese voreinander. Anschließend stimmen alle Lernenden erneut über die Ursprungsfrage mithilfe des eingesetzten ARS-Tools ab.
Diese Methode ist sowohl für Seminare als auch für Vorlesungen mit einer großen Studierendenzahl geeignet.
Ergänzende Informationen können Sie dem Methodenblatt der Universität Leipzig entnehmen.
Warum ARS?
- erhöhen die Aufmerksamkeit und sorgen für Abwechslung
- ermöglichen die (anonyme) Interaktion mit Studierenden, auch in Großveranstaltungen
- können Auslöser für Peer-Austausch und Diskussionsrunden sein
- vereinfachen die aktive Auseinandersetzung mit Lehrinhalten während einer Lehrveranstaltung
- machen Lernstände und -fortschritte sichtbar – für Lernende und Lehrende
- wirken sich positiv auf Lernergebnisse aus
Der didaktisch begründete Einsatz von ARS besitzt nicht nur die oben benannten Vorteile für das Lehr-Lerngeschehen, sondern erfährt darüber hinaus auch eine hohe Akzeptanz von Studierenden
Herausforderungen von ARS und wie Sie ihnen begegnen können
Vor allem bei der Vorbereitung von MC-Aufgaben für den ARS-Einsatz gibt es einige wichtige gestalterische Aspekte zu beachten. Die Universität Bremen gibt hilfreiche Tipps bei der Erstellung von Mehrfachwahlaufgaben, die sich auf den Inhalt, die Formatierung, den Stil, den Fragestamm und die Antwortalternativen der Fragen beziehen.
Wenn Sie vorhaben, nicht selbst, sondern Ihre Studierenden ARS-Aufgaben generieren zu lassen, dann könnte der Ansatz 360° ARS eine mögliche Umsetzungsidee für Sie sein.
Sowohl für die Vorbereitung der ARS-Fragen als auch für die Durchführung eines ARS-gestützten Assessments sollten Sie genügend Zeit einplanen. Es empfiehlt sich, während der Feinplanung Ihrer Lehrveranstaltung einen zeitlichen Puffer für den ARS-Einsatz vorzusehen. Um den Vorbereitungsaufwand angemessen zu halten und eine didaktisch sinnvolle Auswahl an Fragen zu gewährleisten, sollten Sie prüfen, ob Ihre Fragen zur Abdeckung der Lernziele Ihrer Lehrveranstaltung beitragen. Reduzieren Sie ggf. über einen Abgleich Ihrer Inhalte mit den Lernzielen.
Achten Sie bei der Auswahl eines passenden ARS-Tools auf geltende DSGVO-Richtlinien. Orientieren Sie sich dafür gern an den Hinweisen zum Datenschutz, die in den Tool-Steckbriefen aufgeführt werden. Auch die TU Dresden bietet zwei mögliche ARS an, welche Sie bedenkenlos für Ihre Lehre nutzen können (TUD.vote, AMCS ).