Erstellung von Lernzielen
Lernziele als Ausgangspunkt der Lehre
„Das Lernziel steht am Ende eines Lernprozesses als dessen nachprüfbar vorhandenes und erwünschtes Ergebnis.“ (Terhart 2005, S. 11f.)
Durch eine Festlegung der Lernziele wird geklärt, über welche Kompetenzen die Studierenden nach Beendigung der Lehrveranstaltung verfügen sollen.
Danach richten sich idealerweise Prüfungsinhalte, sowie -durchführung.
Für Lehrende und Studierende wird die Lehrveranstaltung durch gesetzte Lernziele verlässlicher, strukturierter und transparenter. Das Erreichen der Lernziele hängt jedoch von vielen Variablen ab und manchmal decken sie sich nicht mit den tatsächlichen Ergebnissen.
- Ziel: Förderung einer positiven Lernatmosphäre
Lernziele aus Perspektive der Studierenden
- Lernziele verdeutlichen Studierenden, was sie in einer Veranstaltung konkret lernen werden.
- Anforderungen werden durch die Erstellung von Lernzielen transparenter.
- Lernziele helfen bei der Planung des eigenen Lernprozesses.
- Eigene Erwartungen können mit den Lernzielen der Lehrveranstaltung abgeglichen werden.
Lernziele aus Perspektive der Lehrenden
- Lernziele als wichtiger Eckpunkt zur Planung einer Lehrveranstaltung.
- Ausformulierung von Lernzielen ermöglicht eine Analyse der Lernvoraussetzungen Ihrer Studierenden.
- Festgelegte Lernziele bieten eine Orientierung für (methodische) Entscheidungen bei der Vorbereitung und dienen der Reflexion der eigenen Lehrveranstaltung.
Was sagen Studierende?
Lernzielformulierung
Bei der Lernzielformulierung ist ein Rückgriff auf die Lernzieltaxonomien nach Bloom (und/oder die überarbeitete Variante nach Krathwohl und Anderson) sinnvoll. Visualisiert geben die behavioristischen Taxonomien einen guten Überblick und erleichtern eine Konkretisierung.
- Beginnen Sie mit dem Subjekt (Studierende), welches das Lernziel erreichen soll.
- Schlüsselwörter sind aussagekräftige Verben (siehe Lernzieltaxonomien), welche beschreiben, was der/die Lernende mit dem Lernziel erreichen soll und welches ggf. am Satzende steht. (Operationalisierung)
- Nennen Sie den Lerngegenstand, auf den sich das Verb bezieht.
- Nennen Sie die konkrete Kompetenz, die erworben werden soll.
- Pro Lernziel steht ein Satz.
- Vermeiden Sie vage Begriffe, die nicht genau definiert sind. (z.B. „hinreichend“, „angemessen“, „informiert sein/vertraut sein mit“)
- Adjektive entfallen, wenn möglich.
- Formulieren Sie pro Lehrveranstaltung maximal drei bis fünf Lernziele.
Die Begriffe „Learning-Outcomes“ und „Lernziele“ weisen zwar in der Literatur inhaltlich geringfügige Unterschiede auf, können aber hier im Sinne der Praktikabilität synonym verwendet werden.
Bei der Formulierung von Lernergebnissen soll nun erweiternd die Studierendenperspektive eingenommen werden. Somit sollte nun auch ein „Grund“, oder eine Tätigkeit konkretisiert werden, wozu das Wissen/ die Fähigkeit notwendig ist. Hierbei hilft die „Was-Womit-Wozu-Struktur“ von Dr. Oliver Reis:
WAS: Was können die Studierenden am Ende der Lehrveranstaltung tun? (Wird auf der dem Lerngegenstand entsprechenden höchstmöglichen Taxonomiestufe formuliert)
WOMIT: Welche „Werkzeuge“ werden dabei genutzt? (Formeln, Modelle, Pläne, Begriffe,…)
WOZU: Für welchen Zweck sollen die Kompetenzen erworben werden? (verdeutlicht Sinnhaftigkeit und Relevanz für den Berufsalltag)
Beispiel aus dem Bereich Architektur:
Nach Beendigung der Lehrveranstaltung können „[d]ie Studierenden […] statische Berechnungen an einem Beispielgerüst durchführen (WAS), indem sie relevante Maße erheben, die passenden Materialien auswählen und Ergebnisse von mehreren Schritten nach dem XCZ-Modell zusammenführen (WOMIT), um später entscheiden zu können, welche Materialien, Verbindungen und Maße benötigt werden, um ein Gerüst zu konzipieren (WOZU).“ (Wunderlich; Szcyrba 2016, S. 3)
Aus dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften:
„Nach der Lehrveranstaltung sind die Studierenden in der Lage, das CAPM-Modell (Capital Asset Pricing Model) auf konkrete Fallbeispiele anzuwenden.“ (Lernzieltaxonomien: anwenden / analysieren)
Aus dem Fachbereich Soziologie:
„Nach der Lehrveranstaltung sind die Studierenden in der Lage, eine umfassende Forschungsstudie, die soziale Trends und Herausforderungen einer bestimmten Gemeinschaft analysiert, zu planen und zu produzieren“ (Lernzieltaxonomie: kreieren)
Lernzielkategorien
- beschreibbar als allgemeine „Lernfelder“ oder „Wissensgebiete“
- keine expliziten Fertigkeiten und Kenntnisse
- Ebenen: Studiengang, Studienprogramm
Beispiel:
„…grundlegendes Verständnis für das Wirtschaftssystem und seine Hauptakteure…“
- geben explizite Fertigkeiten und Kenntnisse an, die nach abgeschlossenem Lernprozess beherrscht werden sollen
- Ebenen: Modul, Lehrveranstaltung
Beispiel:
„…biologische Prozesse auf zellulärer Ebene erklären können.“
- Lernziele für einzelne Unterrichtseinheiten/-abschnitte
- leiten sich aus Groblernzielen ab
- Ebenen: Lektion, Teil einer Lektion
Beispiel:
„…individuelle Lernbedürfnisse erkennen und sie entsprechend auf Unterrichtsplanungen anzuwenden.“
Kriterien für Lernziele/Lernergebnisse
Sind meine festgelegten Lernziele/-ergebnisse …
- spezifisch (klar eingegrenzt)?
- messbar? (Sind Ergebnisse erfahrbar und überprüfbar?)
- angemessen? (Schwierigkeitsgrad dem Charakter der Lehrveranstaltung angepasst - Berücksichtigung von Vorwissen der Studierenden und Machbarkeit in angesetzter Zeit)
- relevant? (Relevanz für Studienfach/Modul/Praxis)
- terminiert? (Erreichbarkeit in vorgegebener Zeit bis zur Prüfung)
- Stimmt die Menge?
- Ist die Formulierung operationalisiert und kompetenzorientiert?
- Verfolgen die Lernziele/-ergebnisse verschiedene Niveaustufen- bzw. Taxonomien?
Zum Erlangen kompetenzorientierter Lernziele ist u. A. ein Verständnis zur allgemeinen Kompetenzorientierung in Ihrer Lehre notwendig. Eine Ausführung dazu finden Sie unter Kompetenzorientierung.