Didaktische Reduktion
Didaktische Reduktion findet immer dann statt, wenn umfangreiche und komplexe Sachverhalte aufbereitet werden, um sie für die Lernenden überschaubar und begreifbar zu machen.“ (Lehner 2012, S.9)
- Ziel: Aus einer Stoffmenge wird durch gezielte und didaktisch begründete Vereinfachung und Verkürzung eine Lernmenge.
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Daraus folgt: Didaktische Reduktion ist eine der Kernaufgaben bei der Vorbereitung Ihrer Lehre.
Wie funktioniert didaktische Reduktion?
1. Zielgruppenanalyse
Um die Lernmenge zu bestimmen, empfiehlt sich eine Analyse ihrer Lerngruppe anhand verschiedener Kriterien.
2. Die Zwölf Schritte der didaktischen Reduktion
- Zielgruppenanalyse
- Selbstanalyse Lehrende/r (Welche Expertise bringe ich mit?)
- Festlegung Lernziele & Zeitrahmen
- Kontext und Begrifflichkeiten: Was kann vorausgesetzt werden?
- Thema abgrenzen & ausdünnen
- Inhalte zusammentragen: Welche Einzelinhalte machen ein Thema aus?
- Inhalte bündeln: Was kann zusammengefasst werden?
- Lernlandkarte erstellen
- Visualisierung der Karte: Wie kann ein Themengebiet übersichtlich visualisiert werden?
- „Inseln“ bilden: Wie detailliert muss die Visualisierung sein?
- Untergeordnete Karten für Einzelinhalte entwerfen
- Entwicklung Prototyp: Wie kann eine qualitative Reduktion (Schwierigkeitsreduktion) aussehen?
(vgl. Ritter Mamczek 2011)
3. Methoden zur didaktischen Reduktion
Es gibt nicht den „einen“ richtigen Weg zur didaktischen Reduktion, Ihr Vorgehen richtet sich nach dem jeweiligen Sach- und Fachinteresse. Jedoch sind einige Methoden universell anwendbar.
Die hier aufgeführten Methodenbeispiele unterscheiden nach Reduktion der Stofffülle, Reduktion der inhaltlichen Komplexität und Reduktion als Lernhandlung.
Reduktion der Stofffülle
Siebe der Reduktion
Zweck: Inhalte zeitabhängig auswählen
Idee: Mit unterschiedlich feinen Sieben lassen sich Steine verschiedenster Körnung trennen. Durch ein grobes Sieb fällt fast alles hindurch, ein feines Sieb hin gegen hält den Großteil der Steine zurück. Diese Überlegung lässt sich auf Inhalte in Verbindung mit unterschiedlichen Zeitbudgets übertragen.
Vorgehen: Legen Sie zunächst die Körnung Ihrer Siebe fest. Als Faustregel gilt:
- Das feinste Sieb entspricht der üblichen Gesamtdauer Ihrer Lehrveranstaltung bzw. Lehreinheit, z. B. zwei Tage.
- Das mittlere Sieb ist deutlich grobmaschiger, entspricht also z. B. einer Stunde.
- Das letzte Sieb hält nur die wesentlichen Inhalte auf, z. B. solche für einen 15-minütigen Kurzvortrag. Es empfiehlt sich, beim Sieben zunächst mit dem gröbsten Sieb zu beginnen, da es häufig leichter fällt, wenige zentrale Inhalte auszuwählen, als aus vielen Inhalten einige mühevoll „auszusortieren“.
(Lehner 2020, S. 180)
Zweck: Eine grobe fachliche Orientierung ermöglichen
Idee: Fachlandkarten sind Strukturhilfen auf der Ebene der Lehrveranstaltung (= „Routenplaner für Lehrveranstaltungen“). Sie tragen dazu bei, die fachliche Grundlandschaft sichtbar zu machen, indem sie Übersichts- und Strukturwissen bereitstellen, z. B. in Form von Begriffsnetzen.
Vorgehen: Bestimmen Sie die einzelnen Elemente Ihrer Fachlandkarte, z. B.
- Strukturen, z. B. das „große Ganze“ und die Spezialgebiete;
- Anordnung, z. B. in der Biologie nach Lebensräumen oder nach dem System der Pflanzen und Tiere.
Orientierungswissen wird sinnvollerweise zu Beginn einer Lehrveranstaltung bereitgestellt, um dann immer wieder darauf Bezug nehmen zu können.
(Lehner 2020, S. 178)
Weiterführende Informationen bieten Ihnen die Seiten der Fernuniversität Hagen.
Reduktion der inhaltlichen Komplexität
Zweck: Orientierung durch eine im Vorhinein gegebene Lernhilfe
Idee: Eine früh im Lernprozess vermittelte Expertenstruktur hilft den Lernenden bei der inhaltlichen Orientierung. Zusätzlich wird das Lerninteresse stimuliert, vorhandenes mit neuem Wissen verknüpft und die Aufmerksamkeit der Lernenden gelenkt.
Vorgehen: Erstellen Sie eine Folie oder ein Arbeitsblatt mit einigen dieser Elemente:
- ca. 15 relevante Begriffe, Fragen oder Ideen;
- Hinweise auf wichtige Zusammenhänge;
- Visualisierung ausgewählter Aspekte.
Die Lehrperson präsentiert den „Advance Organizer“ in max. 15 Minuten.
(Lehner 2020, S. 181)
Reduzieren als Lernhandlung
Zweck: Wesentliche Inhalte in wenigen Minuten erläutern
Idee: Der Elevator Pitch (auch: Elevator Speech) ist ursprünglich eine „Aufzugspräsentation“ mit dem Ziel, eine Dienstleistung oder ein Produkt vorzustellen. Übertragen auf die Lehre, ist es eine Aufforderung an die Lernenden, Inhalte in konzentrierter Form zu präsentieren.
Vorgehen: Weisen Sie die Lernenden auf den zeitlichen Rahmen der Präsentation hin (z. B. drei Minuten). Hilfreiche Elemente eines Elevator Pitch sind beispielsweise:
- Bilder und Vergleiche,
- Beispiele,
- Passende Reduktion.
(Lehner 2020, S. 186)