16.12.2020
Wölfen im außerschulischen Unterricht begegnen: fächerverbindend, regional, aktuell
Außerschulischer Unterricht kann schulische Bildungsprozesse sinnvoll ergänzen. Besonders fruchtbar ist der Besuch außerschulischer Lernorte (Museen, Gedenkstätten, Unternehmen etc.), wenn dort forschende und fächerverbindende Lernarrangements Anwendung finden. In Sachsens ländlichen Regionen gibt es eine Vielzahl attraktiver Lernorte, die allerdings häufig nicht über eigene (museums-)pädagogische Konzepte verfügen.
Um das vorhandene Potential zu nutzen, müssen Lehrkräfte dafür qualifiziert werden, Unterricht an außerschulischen Lernorten zu gestalten. Dies ist das Ziel des Projektteams „Lernlandschaft Sachsen“ im Rahmen des Projekts „Synergetische Lehrerbildung“ (TUD-Sylber²), das im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung von Bund und Ländern gefördert wird. Fachdidaktikerinnen verschiedener Fächer nehmen sich der Aufgabe an, didaktische Ansätze für fächerverbindenden außerschulischen Unterricht zu erforschen und das Thema in das Lehramtsstudium, aber auch in das Referendariat und in die Lehrkräftefortbildung zu tragen.
Gemeinsam mit Lernorten und Schulen in den peripheren Regionen Sachsens werden beispielhafte Konzepte für außerschulischen Unterricht entwickelt. Dabei werden vor allem Gegenstände und Fragestellungen mit einem starken regionalen Bezug in den Blick genommen. Für Ostsachsen gehören dazu Themen wie der Bergbau im Erzgebirge, der Tagebau in der Lausitz oder das Zusammenleben von Mensch und Wolf, das seit einigen Jahren kontrovers diskutiert wird.
Dem Wolf widmet sich ein Unterrichtskonzept, das in Kooperation mit der Umweltbildungsstelle Wolf in Rietschen entwickelt wurde und im Frühjahr 2021 mit Schulen der Region erprobt wird. In einem fächerübergreifenden Arrangement der Fächer Deutsch und Geographie setzen sich Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 5 und 6 sich mit der Rückkehr des Wolfes in die Oberlausitz auseinander. Im Rahmen einer, als detektivischen Ermittlungsarbeit inszenierten, Erkundung setzen sich die Schülerinnen und Schüler an Stationen mit unterschiedlichen Perspektiven auseinander. Sie recherchieren in Märchentexten, fertigen Landschaftskartierungen und Abgüsse von Wolfsspuren an und befragen Akteurinnen und Akteure der Region. Aufgrund ihrer Erkundungen positionieren sich die Schülerinnen und Schüler in der kontroversen Debatte um den Umgang mit dem Wolf und üben so Grundmuster des Argumentierens und Stellungnehmens ein.
Nach der Erprobung wird das Unterrichtskonzept den lokalen Partnern zur nachhaltigen Weiternutzung übergeben. Die Erfahrungen und Erkenntnisse der Erprobung helfen zudem dabei, Gelingensfaktoren für außerschulischen Unterricht zu identifizieren und eine theoretische Fundierung der Didaktik außerschulischen Unterrichts zu erarbeiten.
TUD-Sylber-Teilprojekt “Außerschulische Lernorte in der Lernlandschaft Sachsen“