14.11.2024
DIKLUS - Ein Projekt für Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung in der Lehrkräftebildung
DIKLUS ist ein Kofferwort, welches sich aus „Digitalisierung“ und „Inklusion“ zusammensetzt. Es ist zugleich eine Konzeptidee der Berufsbegleitenden Qualifizierung von Lehrkräften in der Grundschule des ZLSB der TU Dresden. Das Vorhaben mündet darin, digitale Angebote zur inklusiven Didaktik in der Lehrkräftebildung mit Transfer für die Schule umzusetzen. Dafür erhielt das Grundschulteam der Berufsbegleitenden Qualifizierung von Lehrkräften (BQL GS) im Rahmen der Sondermittel Inklusion vom SMWK eine großzügige Förderung für 2024.
Um den Schritt vom integrativen zum inklusiven Lernen zu ermöglichen, gab es im Vorfeld zum Projekt DIKLUS an sächsischen Universitäten Teilvorhaben, wie das Projekt „QuaBIS“ im Rahmen der Reihe „Praxis Digitalis“, bei dem zwölf Personen an der TU Dresden und der Universität Leipzig einen Qualifizierung als Bildungs- und Inklusionsreferent:innen absolvierten. Begleitend kann zugleich der Lehr-Lern-Raum Inklusion am ZLSB der TU Dresden genannt werden, der sich vertieft mit der Planung, Durchführung und Evaluation inklusiver Lehr-Lern-Arrangements auseinandersetzt.
Digitalisierung der Lehr-Lern-Werkstatt
Das Team der berufsbegleitenden Qualifizierung von Lehrkräften für die Grundschule fokussiert folgerichtig daran anschließend diklusive Lehr-Lern-Designs, wozu unter anderem die Digitalisierung der Lehr-Lern-Werkstatt gehört. Für eine barrierefreie digitale Praxis muss die Lernumgebung vom Lernenden angepasst werden. So kann auf multimodale Art und Weise das Lernengagement gefördert werden, aber auch die Informationsbereitstellung, -verarbeitung und die Darstellung von Lernergebnissen. Bereits im Januar 2023 wurden in diesem Sinne erfolgreich die ersten hybriden Werkstatttage durchgeführt, bei denen analoge und digitale Lernangebote in offenen Lernsettings gestaltet wurden.
Darauf basierend wird nun in einem mehrstufigen Verfahren die Lehr-Lern-Werkstatt digitalisiert. Mit Hilfe einer 360°-Kamera wird der physische Raum ins Digitale übertragen, sodass man auch von zu Hause aus durch die Werkstatt laufen kann. Die vor Ort befindlichen Lernmaterialien werden didaktisch aufbereitet und verfilmt. Zusammen mit ergänzenden Erläuterungen erhalten die Nutzer:innen so eine gute Übersicht über die vorhanden Materialien und wie sie diese in verschiedenen Lernsettings einsetzen können. Insgesamt wird so die Barrierefreiheit mithilfe digitaler Technik verbessert. Somit ist ein weiteres Puzzleteil zu einer inklusiven Lehre im Seiteneinstiegsprogramm für Lehrkräfte gefunden.
Um die Konzipierung, Bereitstellung und den Einsatz diklusiver Lernumgebungen zu begleiten, wurden zunächst die Dozierenden für Diklusion sensiblisiert. Am 17. und 18. Oktober 2024 reiste das Grundschulteam von BQL nach Jena. Ziel war es, durch Hospitation und Weiterbildung neue Impulse für eine inklusivere und digital unterstützte Lehrpraxis zu erhalten.
Hospitation an der Jenaplan-Schule Jena
Am ersten Tag stand der Besuch der Jenaplan-Schule an, einer Schule, die sowohl Inklusion als auch Digitalisierung in ihrem Schulalltag lebt. Die Schule zeichnet sich durch ihre alternative Strukturierung des Unterrichts aus: Anstelle traditioneller Jahrgangsklassen und festgelegter 45-Minuten-Einheiten arbeitet die Schule mit altersgemischten Stammgruppen, die in offenen Lernsituationen unterrichtet werden. Diese flexible Gestaltung ermöglicht individuelle Lern- und Arbeitsrhythmen und schafft Raum für selbstständiges Arbeiten, Kooperation und ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Besonders aufschlussreich für das Grundschulteam war die Hospitation im Primarbereich. Hier faszinierte der jahrgangsübergreifende Unterricht sowie projektbezogenes Lernen. Neben neuen digitalen Whiteboards, die für Schüler:innen und Lehrkräfte gleichermaßen spannend waren, erlebte das Grundschulteam die inklusive Eingliederung eines blinden Kindes in eine neue Klasse. Eine Lehrkraft der Schule beschrieb es treffend: „Es ist sehr spannend, da das Klassengefühl und alle anderen Kinder genauso profitieren, wie das einzelne Kind.“
Anti-Bias-Weiterbildung bei der Kindersprachbrücke Jena e.V.
Am zweiten Tag stand die Anti-Bias-Weiterbildung der Kindersprachbrücke Jena e.V. auf dem Plan. Ziel war es, unsere pädagogische Haltung und unsere Kompetenzen im Bereich vorurteilsbewusster Bildung weiterzuentwickeln. Der Anti-Bias-Ansatz, der als theoretische Grundlage diente, zielt darauf ab, Diskriminierung und Vorurteile in der Bildungspraxis aktiv abzubauen.
Die Inhalte der Weiterbildung umfassten unter anderem die theoretischen Hintergründe zum Anti-Bias-Ansatz und zur vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung, die Reflexion und Arbeit an einer professionellen pädagogischen Haltung, speziell im Umgang mit unterschiedlichen Zielgruppen wie Schüler:innen, Eltern und Kollegium, sowie Ansätze für barrierefreie Kommunikation durch Einfache Sprache im Unterricht und in der Elternarbeit. In intensiven Diskussionen konnten neue Perspektiven und wertvolle Erkenntnisse für die Lehr-Praxis gewonnen werden.
Die Digitalisierung der Lernwerkstatt, das Erstellen und Einbeziehen inklusiver Lehr-Lern-Materialien in die Lehre sowie die kontinuierliche Weiterbildung des Dozent:innen-Teams von BQL GS in inklusionsrelevanten Themen tragen dazu bei, dass die Teilhabe aller nachhaltig gefördert wird.
Ansprechpartner:innen: Alexander Klippstein <alexander.klippstein@tu-dresden.de>, Dr. Peggy Germer <peggy.germer@tu-dresden.de>