Lernpfade
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Lernen sollte als ein Prozess des Wissens- und Fähigkeitsaufbaus verstanden werden, in dem “Lernende in Auseinandersetzung mit der dinglichen und sozialen Welt ein individuelles Verständnis dieser Welt aufbauen, das durch Kommunikation mit anderen Menschen immer präziser wird und zunehmend komplexe Zusammenhänge umfasst” (Kracke 2012: 37).
Dieser Aufbau des individuellen Verständnisses über die Welt ergibt sich aus der Aneignung von Bedeutung in Interaktion mit anderen. Dadurch ist Lernen und (Weiter)entwicklung möglich (Jung,Steffens 2022: 74f). Da Entwicklungsprozesse von vielfältigen Faktoren abhängig und durch individuelle Erfahrungen geprägt sind, ergeben sich für jede Person ganz unterschiedliche Wege und Formen, wie sich Neues angeeignet werden kann (Kracke 2012: 38). Soll Lernen und Entwicklung in institutionalisierten Lehr-Lern-Settings gelingen, muss den Lernenden ermöglicht werden, die Aneignung mittels ihrer individuellen Lernpfade vollziehen zu können (ebd.). Lernpfade sind demnach keine vorgegebenen Wege. Vielmehr geht es darum, den Lernenden durch individuelle Ziele und Aneignungsformen die Möglichkeit zu geben, eigene Pfade zu beschreiten und Neues zu verinnerlichen (Langner 2023: 2).
“Nicht zuletzt deswegen wurden die Lernpfade nicht Lernwege genannt, sondern Pfade, die selbst gesucht und ausgestaltet werden, wie auch durch den*die Schüler*in entschieden werden muss, Pfade zu verlassen oder sie miteinander zu verbinden.” (ebd.)
Lehr-Lern-Angebote müssen so strukturiert werden, dass Lernende entsprechend ihrer Bedürfnisse, Vorerfahrungen und Aneignungsvorlieben ihren individuellen Lernpfad gehen und gestalten können.
Lernpfade setzen sich dabei aus verschiedenen Aspekten zusammen, wie:
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Aneignungsformen (Art der Auseinandersetzung)
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Etappen der Aneignung (Schritte auf dem Weg zur Verinnerlichung)
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Sozialformen (In welchem sozialen Setting kann gelernt werden?) und
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Methodenauswahl
Diese verschiedenen Aspekte müssen bei der Gestaltung und Auswahl von Lerngegenständen mitgedacht und als zusammengehörig betrachtet werden. Was die Lernenden für ein konkretes Lernsetting und ihren individuellen Lernpfad brauchen, kann nur durch eine Verstehende Perspektive ermittelt werden.
An dieser Stelle wird der Fokus auf die Aspekte der Aneignungsformen sowie die Etappen der Aneignung gelegt.
Aneignungsvorlieben
Die Aneignungsvorlieben eröffnen neue Perspektiven auf die Analyse von Lerngegenständen und deren Aufbereitung. Ursprünglich vor allem im Bereich der Förderschulen genutzt, bieten sie für alle Lerngruppen Fragen zur Aufbereitung von Lerngegenständen, sodass Lernen für alle möglich werden kann.
Etappen der Aneignung
Die Etappen der Aneignung veranschaulichen, wie Lernende Neues verinnerlichen. Es bietet eine Grundlage zur Konzeptionierung von Lehr-Lern-Settings, in denen mehr Fokus auf den Prozess der Aneignung statt auf Ergebnisse (z. B. Lernprodukte) gelegt wird. Sie ermöglichen ein tieferes Verständnis über den Lernprozess und helfen bei der Identifikation von Hürden in diesem.