Über Emotionen sprechen
Warum es wichtig ist, über Emotionen zu sprechen
Das Verständnis der Sichtweise von anderen Personen ist eine wesentliche Voraussetzung für ein angemessenes Verhalten in sozialen Situationen. Obwohl vielfältige Angebote zur Thematisierung von Emotionen und zur Perspektivenübernahme existieren, wird „das Emotionsverständnis in der Schule kaum gefördert“ (Gerlach 2015: 1). Erst allmählich erhält die bewusste und explizite Förderung der sozial-emotionalen Entwicklung vermehrt Aufmerksamkeit im Bildungskontext. Hierbei liegt der Fokus jedoch insbesondere auf der Korrektur auffälligen Verhaltens und nimmt selten die Gesamtheit der Lernenden sowie derer Gefühle in den Blick (ebd.).
Emotionsverständnis ist somit ein wichtiger Baustein, um sich der eigenen Gefühle bewusst zu sein und um über Gefühle sprechen zu können. Emotionsverständnis meint die Fähigkeit, Gefühle anhand von sozialen Signalen, Mimik, Gestik, Sprachmelodie sowie durch das Hineinversetzen in die Lage der anderen Person angemessen interpretieren zu können. Um Emotionsverständnis zu entwickeln müssen emotionale Konzepte aufgebaut werden. Diese emotionalen Konzepte werden vor allem durch soziale Erfahrungen erworben, können aber auch durch die bewusste Auseinandersetzung mit Visualisierungen, Filmen, Geschichten, Stereotypen und Konfliktsituationen erworben und vertieft werden (Dimitrova, Lüdmann 2014). Auch das bewusste Sprechen über Emotionen trägt somit zu einem vertieften Emotionsverständnis bei.
Aber was haben Emotionen mit Lernen zu tun?
Die Antwort ist einfacher als gedacht: In einer angstfreien und von Wertschätzung geprägten Atmosphäre werden die Lernenden nicht durch negative Emotionen vom Lernen abgehalten. Angst vor einem bevorstehenden Test oder Wut wegen eines Streit mit einem Freund sind nur einige Beispiele. Die lernende Person kann ihre Emotionen nicht einfach “abschalten”, nur weil gerade etwas Neues gelernt wird. Um fruchtbare Lernprozesse zu ermöglichen ist es also wichtig, dass sich die lernenden und lehrenden Personen wohl fühlen und positive Emotionen haben.
"Lernen findet in Interaktionen statt, die von emotionaler Zuwendung geprägt sind. Positive und bestärkende emotionale Räume ermöglichen es überhaupt erst zu lernen, während negative und ablehnende Umgebungen das Lernen erschweren oder sogar unmöglich machen" (Hölzel, Jugel 2019: 251).
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