Ehrendoktorwürde für Bernhard Walter
Dresden, 18. März 2009. In Anerkennung seiner bauwirtschaftlichen Verdienste, seiner außergewöhnlichen Leistungen bei der Finanzierung des Wiederaufbaus der Dresdner Frauenkirche sowie in Würdigung seines Engagements als Vorsitzender des Kuratoriums der Technischen Universität Dresden erhielt Bernhard Walter heute in einem feierlichen Akt im Rektorat der TU Dresden den Titel "Doktor der Ingenieurwissenschaften Ehren halber" (Dr.-Ing. E. h.). Die Ehrendoktorwürde wurde Walter auf Antrag der Fakultät Bauingenieurwesen verliehen. Der Rektor der TU Dresden, Prof. Hermann Kokenge, verlieh die Urkunde. In seiner Begrüßung hatte Rektor Kokenge den Ehrenpromovenden Bernhard Walter als einen Mann beschrieben, der "sich in exponierter Weise für den Wiederaufbau der Frauenkirche und dem Aufbau Dresdens bleibende Verdienste erworben hat und sich nicht zuletzt für die Entwicklung der Technischen Universität Dresden sehr stark engagierte."
Bernhard Walter begann sein Berufsleben 1958 als Lehrling bei der Dresdner Bank. Seit 1987 war Walter Mitglied des Vorstandes der Dresdner Bank, vom 1. Januar 1998 bis 30. April 2000 war er Sprecher des Vorstandes. Bernhard Walter ist Mitglied im Aufsichtsrat mehrerer großer Unternehmen in Deutschland, unter anderem Aufsichtsratsvorsitzender der Bilfinger Berger AG. Vor diesem Hintergrund zitierte Rektor Kokenge den österreichischen Nationalökonom Friedrich Schneider: "Wir haben mathematisch teilweise sehr ausgeklügelte Modelle, die uns wichtige Erkenntnisse liefern. Aber sie beschreiben nur einen Teil der Realität, viele blenden wichtige Aspekte aus". Dies gelte, fügte der Rektor an, wohl nicht selten ebenso für unsere Wahrnehmung und für öffentliche Berichterstattungen. Bernhard Walter aber stehe für eine andere Einstellung: "So sollte gerade auch in der heutigen Zeit und am heutigen Tag daran erinnert werden, dass ein großes Kreditinstitut, nämlich die Dresdner Bank, sich in einer erstaunlichen und bemerkenswerten Weise nach der Wiedervereinigung in Dresden engagierte", sagte der Rektor.
Der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Stanislaw Tillich, würdigte das Engagement von Bernhard Walter im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der Frauenkirche. Walter hatte als Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung Frauenkirche Dresden den Anstoß zum Eintritt der Dresdner Bank in das Projekt "Wiederaufbau Frauenkirche Dresden" gegeben. Dank seiner Initiative wurde 1995 die "Aktion Stifterbrief" der Dresdner Bank ins Leben gerufen, durch die rund 70 Mio. Euro für den Wiederaufbau der Frauenkirche zur Verfügung gestellt werden konnten.
Bernhard Walter war - solange es das Gremium gab - Vorsitzender des Kuratoriums der TUD - einem beratenden Gremium. "In souveräner und sehr stringenter Weise haben Sie die Sitzungen geleitet und die Angelegenheiten, wie kompliziert sie auch sein mochten, sehr zielstrebig auf ihren zentralen Inhalt konzentriert," wusste der Rektor zu berichten - und sorgte für zustimmende Heiterkeit mit seiner Anmerkung, dass "Weitschweifigkeit, ausufernde Diskussionen, die ja manchmal in Universitäten vorkommen sollen" er in diesem Gremium nicht erlebt habe. Zwar sei durch gesetzliche Vorgabe das Kuratorium abgeschafft, aber durch die Ehrenpromotion sei Bernhard Walter ja nun Mitglied der Universität und bleibe ihr auf diese Weise erhalten. "Und dies, lieber Herr Walter, ist mir ein ausgesprochen beruhigender Gedanke", sagte der Rektor.
Der Dekan der Fakultät Bauingenieurwesen, Prof. Rainer Schach, hielt die Laudatio. "Es ist vermutlich noch nicht vorgekommen, dass ein Bankmanager durch eine Baufakultät mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet wurde," sagte Prof. Schach - aber in seinen weiteren Ausführungen belegte er eindrucksvoll, dass das nur auf den ersten Blick eine vielleicht befremdliche Konstellation sei. Der Dekan zeichnete ein Bild der Persönlichkeit von Bernhard Walter, die mit einer feinsinnigen Anmerkung endete: "Beim Begriff des Bankers wird Herr Walter jedoch einen feinen Unterschied machen und wird wohl richtigerweise von sich selbst sagen, dass er kein Banker, sondern eher ein Bankier sei." Bernhard Walter habe einen Führungsstil, der alle Verantwortungsträger einbezieht: "Er hat einen Blick und ein Gespür für das Entscheidende, das Wesentliche, das eigentlich Wichtige."
Die Dankesrede von Dr.-Ing. E.h Bernhard Walter stand unter dem Thema "Bürgergesellschaft - nicht nur am Beispiel der Frauenkirche in Dresden". Es war eine Rede mit viel Nachdenklichem und - als gerade Geehrter darf man das! - einigen gezielt vorgetragenen Spitzen: "War das Sächsische Hochschulgesetz, auf das die Tätigkeit unseres Kuratoriums 1994 gründete, noch das fortschrittlichste in unserer Republik, liegen wir in Sachsen auch nach der zum 1. Januar diesen Jahres wirksam gewordenen Novellierung, was Fortschrittlichkeit und Effizienz anbetrifft, wahrlich nicht mehr 'ganz vorn'!" sagte Walter.
Bürgergesellschaftliches Engagement könne man vielleicht mit dem Satz von John F. Kennedy formulieren: "Frage nicht, was Dein Land für Dich tun kann, sondern, was Du für Dein Land tun kannst." Ein weites Feld - und es führte zurück in der Geschichte bis hin zu George Bähr, der die "Frauenkirche von 1726 bis 1743 als Bürgerkirche, getragen und im wesentlichen finanziert von Bürgern der Stadt Dresden, errichtet" hat. Doch Neider, Zweifler und Geldmangel gab es auch schon damals...
1990 waren es wieder Bürger der Stadt, die mit ihrem "Ruf aus Dresden" den Wiederaufbau der Frauenkirche einleiteten. Einer von ihnen war Gast bei der Feier- Walter sprach von den "fortwährend treibenden Kräfte der Güttlers und der anderen". Prof. Ludwig Güttler, ein wesentlicher Motor bei der Weiterverbreitung des Gedankens "Wiederaufbau Frauenkirche", hörte es sicher gerne... Neben ihm saß ein anderer - Walter nannte ihn den "George Bähr der Neuzeit": Eberhard Burger, seit Februar 2006 ebenfalls Ehrendoktor der TU Dresden. "Er bündelte, koordinierte vorhandene hochkarätige Teilexpertisen und entwickelte verloren gegangene Teile neu", sagte Bernhard Walter. Die Bürgergesellschaft, das machte Dr. Walter klar, braucht Anstoßer, Treiber, Umsetzer."
Und warum lässt sich das bürgergesellschaftliche Erfolgsmodell nicht auch auf die TU Dresden übertragen?" fragte er sich und sein Publikum. Die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt sei den Weg zur Stiftungsuniversität vor einem Jahr sehr erfolgreich gegangen! "Warum hat man die Chance vertan, die jetzt jetzt wirksame Novellierung des Sächsischen Hochschulgesetzes nicht wenigstens für mehr Autonomie und Entscheidungsfreiheit der universitären Gremien auf allen Feldern einzusetzen?" fragte Bernhard Walter. Die Gremien der TUD würden mit noch größeren Leistungen in Forschung und Lehre aufwarten können, wenn sie von den Fesseln der staatlichen Überregulierung wenigstens teilweise befreit würden. Dr. Bernhard Walters Wunsch: "Lassen Sie uns auch am Beispiel der TU Dresden ein Stück Bürgergesellschaft wagen!"
Viel, sehr viel Beifall - dem sich auch der Ministerpräsident nicht entziehen wollte...
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