22.03.2024
#FactFriday: Was ist anders, wenn Frauen die Entscheidungen treffen?
Matriarchat
Auf der Insel Orango vor Guinea-Bissau haben vorwiegend Frauen das Sagen, was einen alternativen Ansatz zu den global vorherrschenden männlichen Machtsystemen darstellt. Matriarchale Gesellschaften, wenngleich selten, existieren weltweit, einschließlich in Regionen wie China, Indien und vereinzelt auf dem afrikanischen Kontinent. Die dortigen Strukturen seit 1910 sind ein Beispiel dafür.
In einem Matriarchat liegt die Autorität hauptsächlich in den Händen der Frau, sowohl im Staat als auch in der Familie und der Gesellschaft. Diese Macht wird über die weibliche Linie vererbt und wird oft durch die Vorstellung einer Ahnfrau oder einer bedeutenden Göttin gerechtfertigt.
Die matriarchalen Strukturen auf Orango gehen auf die mächtige Herrscherin Königin Okinka Pampa zurück, die von 1910 bis 1930 regierte. Sie kämpfte gegen die portugiesische Kolonialherrschaft, setzte sich für Frauenrechte und Sozialreformen ein, schaffte die Sklaverei ab und schloss schließlich einen Friedensvertrag mit den Kolonialherren. Ihre Errungenschaften werden von den Einheimischen bis heute geschätzt und verehrt.
Zusammenleben auf Orango
Frauen führen den Hausbau, besitzen alle Häuser, treffen Entscheidungen über Zusammenleben und Trennungen, übernehmen den Großteil der Hausarbeit und managen Familien- und Dorfleben. Männer fischen hauptsächlich. Trotz ihrer Verantwortung und Arbeit sind die Frauen stolz auf ihre Unabhängigkeit und Rolle in der Gemeinschaft. Die Königinnen und Priesterinnen haben die höchste Autorität auf der Insel, politisch und spirituell.
Ein männlicher Dorfvorsteher wurde eingeführt, dessen Meinung wichtig für die Königinnen und Priesterinnen ist, um Ausschlüsse zu vermeiden. Männer und Frauen treffen sich zunächst getrennt, bevor sie gemeinsam über Dorfangelegenheiten entscheiden, wobei die Königinnen und Priesterinnen das letzte Wort haben. Diese demokratischen Praktiken verändern die Wahrnehmung der Insel Orango von rein matriarchalisch zu demokratisch.
Die Machtverhältnisse auf Orango sind maßgeblich durch die ungleiche Verteilung von Arbeit geprägt.
„Wir Frauen arbeiten von sechs Uhr morgens bis spät in die Nacht. Das verleiht uns viel Macht.”
Auf Orango werden Frauen als das „starke Geschlecht“ betrachtet, da sie einen wesentlich größeren Anteil an Arbeit leisten. Die Arbeitsteilung wird selten hinterfragt.
Matriarchat: Lösung oder Illusion?
- Geschlechtergleichstellung: Sowohl Matriarchat als auch Patriarchat können zu Geschlechterungleichheiten führen. Stattdessen sollten wir die Ideale der Geschlechtergleichstellung und Gleichberechtigung anstreben.
- Vielfalt und Individualität: Menschen sind vielfältig und individuell. Starre Geschlechterrollen und -hierarchien, wie sie im Matriarchat und Patriarchat existieren können, beschränken diese Vielfalt und Individualität. Eine Gesellschaft sollte Raum für verschiedene Lebensweisen und Identitäten bieten.
- Dynamische Sozialstrukturen: Statische Geschlechterhierarchien im Matriarchat und Patriarchat können die Anpassungsfähigkeit und Innovation hemmen. Flexible Sozialstrukturen, die sich an Veränderungen anpassen können, sind oft effektiver und gerechter. Eine Gesellschaft sollte darauf abzielen, die Würde und Autonomie jedes Einzelnen zu respektieren und zu fördern.
Insgesamt wäre eine Gesellschaft, die weder ein Matriarchat noch ein Patriarchat ist, sondern auf Prinzipien wie Geschlechtergleichstellung, Vielfalt, Dynamik und menschlicher Würde basiert, wahrscheinlich gerechter und nachhaltiger.