Patagonien 2020
Im Rahmen des Projekts fand bereits im Oktober 2019 eine Vorkampagne zur Erkundung der potentiellen Messpunkte statt. Die erste Hauptkampagne startete am 27. Januar 2020 mit der Abfahrt der Feldarbeitsgruppe von City Bell in der Nähe von La Plata, Argentinien. Mit dabei sind zwei Kollegen der TU Dresden, ein Kollege vom BKG sowie drei Kollegen bzw. Doktoranden unserer Projektpartner in Argentinien.
Unsere Erde reagiert auf verschiedene Arten auf Eismassenänderungen. Derzeitige Eismassenänderungen bewirken eine sofortige elastische Reaktion während weiter in der Vergangenheit zurückliegende Eismassenänderungen auch heute noch eine als 'glazial-isostatischer Ausgleich' (GIA) bezeichnete Reaktion bewirken, da durch die zuvor bestehenden Eismassen weggedrückete Mantelmaterialien sehr langsam wieder zurückfließen. Diese Reaktion ist dabei sowohl von der zeitlichen Veränderung der Eismassen als auch vom inneren Aufbau der Erde abhängig. Möchte man beide Reaktionen trennen, werden realistische GIA-Modelle benötigt, für deren Erstellung Messungen der Effekte als Grundlage dienen. Die Region des Südpatagonischen Eisfelds ist dabei ein sehr interessantes Gebiet. Es handelt sich um sehr große Eismassen in Verbindung mit großen Eismassenänderungen sowie einen besonderen Aufbau des Erdmantels durch naheliegende Plattengrenzen. Mittels GNSS-Messungen wurden sehr große Höhenänderungen in der Region gemessen. Höhenänderungen geben aber nur von einer Seite Einblick in die beschriebenen Effekte.
Ziel dieser Kampagne ist die Bestimmung von Schwereänderungen, welche sich durch eine Umverteilung der Mantelmaterialien ergeben und damit wichtige Beobachtungen für die Erstellung von GIA-Modellen sind. Dieses Jahr werden dafür Schwerewerte an mehreren Punkten bestimmt und mittels Folgemessungen in weiteren Jahren ergeben sich dann schließlich die gesuchten Schwereänderungen. Die Schwerewerte werden mittels eines sogenannten Absolutgravimeters bestimmt, welches vom BKG zur Verfügung gestellt wurde und während der Kampagne von Kollegen des BKG und des AGGO bedient wird. Zusätzlich werden mittels GNSS Höhen gemessen, um neben den Schwereänderungen auch das Verhältnis zu Höhenänderungen zu bestimmen. Da das Absolutgravimeter allerdings nicht genau an den am Boden angebrachten GNSS-Punkten misst, wird die Höhe der GNSS-Vermarkung mittels Nivellement zum Schwerepunkt übertragen. Da sich die Schwere natürlich auch mit der Höhe ändert, werden wir mittels eines sogenannten Relativgravimeters an den Messpunkten die Änderung der Schwere in Abhängigkeit der Höhe bestimmen.