Polarstern Fahrt PS104 (2017)
06. Feb. - 19. März 2017, Punta Arenas - Punta Arenas
Die Polarstern-Fahrt PS 104 startet am 06. Februar 2017 in Punta Arenas, Chile. Zwei Mitarbeiter unseres Instituts werden dabei mit an Bord sein. Ziel der Expedition ist die Pine Island Bucht im Küstenbereich des Amundsenmeers, Westantarktis. Die Dresdner Geodäten planen, an mehreren Lokationen präzise GPS-Messungen auf Fels durchzuführen.
Ein großer Teil des antarktischen Eismassenverlustes hängt mit dynamischen Veränderungen des Westantarktischen Eisschildes (WAIS) zusammen. Dabei sind die großen Auslassgletscher des WAIS im Gebiet des Amundsenmeeres besonders sensitive Gebiete. Von Ost nach West sind dies Pine-Island-Gletscher, Thwaites-Gletscher und das System von Pope-/Smith-/Kohler-Gletscher. Aktuell rückt diese Region daher verstärkt in den Fokus einer intensivierten, multidisziplinären Forschung.
Zur zuverlässigen Schätzung der Eismassenbilanz - vor allem des Eismassenverlustes im Bereich des WAIS - kommen geodätischen Methoden der Satellitengravimetrie und Satellitenaltimetrie zum Einsatz. Die Ergebnisse dieser Beobachtungen müssen um Effekte korrigiert werden, die auf Höhenänderungen der Erdoberfläche, d.h. der vertikalen Deformation der Erdkruste, zurückzuführen sind. Diese beruhen vor allem auf glazial-isostatischen Ausgleichsbewegungen (GIA) im Zuge der Vereisungsgeschichte seit der letzten Eiszeit. Die Massenänderung des Eisschildes seit dem letzten glazialen Maximum vor ca. 20.000 Jahren - also v.a. Massenverlust - als auch heutige Eismassenänderungen bewirken Hebungen bzw. Senkungen der Erdkruste. Die präzise Bestimmung dieser Krustendeformation ist jedoch nach wie vor eine der größten Herausforderungen. Geodätische GPS-Messungen stellen die einzige Methode dar, diese (vertikalen) Deformation direkt vor Ort zu messen.
Bereits in den Jahren 2006 und 2010 haben wir an vier Lokationen in dieser Region geodätische GPS-Messungen durchgeführt. Während der diesjährigen Fahrt sollen diese Punkte erneut besetzt und vermessen werden. Mit der verlängerten Zeitbasis der Beobachtungen erhoffen wir uns eine verbesserte Zuverlässigkeit und Genauigkeit der abgeleiteten Ergebnisse. Dabei erwarten wir Höhenänderungen im Bereich von mehreren Zentimetern pro Jahr.
Am 18. März soll die Polarstern wieder in Punta Arenas einlaufen. Bis dahin berichten wir regelmäßig von den Arbeiten unserer Kollegen Mirko Scheinert und Benjamin Ebermann an Bord der Polarstern und an der Küste der Antarktis.