CryoVEx 2010/2011
Antarktisexpedition 2010/11 ins zentrale Dronning Maud Land
CryoVEx 2010/2011
Geodätische Arbeiten im zentralen Dronning Maud Land
Am 7. November 2010 starteten zwei Geodäten unserer Gruppe in die Antarktis. Während ihrer bis Januar andauernden Feldkampagne führten J. Schwabe und S. Balssen statische und kinematische GPS-Messungen in einem vorwiegend durch Blaueis charakterisierten Gebiet des Zentralen Dronning-Maud-Landes in der Ostantarktis durch.
Die Messungen fanden im Auftrag der europäischen Raumfahrtagentur ESA statt und dienen dazu, die Beobachtungen der am 08. April 2010 gestarteten Satellitenmission CryoSat-2 zu validieren. Die Arbeiten in der Antarktis wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven, durchgeführt.
ALCI Airbase, 14.11.2010
Lang war der Moment ersehnt - hier nun unser erster Wochenbericht aus dem "ewigen Eis". Die Kampagne ist erfolgreich angelaufen und wir sind wohlauf und bei guter Laune.
Nachdem uns Dresden am Sonntagnachmittag mit trübem Herbstwetter verabschiedete, begann die Reise nach Kapstadt planmäßig über Frankfurt. Wir genossen noch einen Tag im sonnigen, warmen Kapstadt, bevor am Mittwoch abend die Abreise in die Antarktis bevorstand.
Beim Aussteigen aus der Iljuschin blies uns zunächst bei -13°C ein eisiger Wind mit Schneedrift um die Nase. Wir versammelten uns an den ausgesteckten Wartepositionen, bis das Entladen der Maschine ins Rollen kam. Mit gemeinsamer Anstrengung der Stationsbesatzung und aller Passagiere wurden etliche Kleidersäcke und Kisten mit wissenschaftlicher Ausrüstung abgeladen. Das gelbe Messezelt wie auch die gesamte Station platzte an diesem Tag wegen der Verzögerungen bei den Anschlussflügen aus allen Nähten.
Den Rest des Donnerstags bis zum gestrigen Samstag nutzten wir für Vorbereitungen. Wir sichteten und sortierten unseren Proviant für das Feldcamp nach Frostempfindlichkeit, brachten den Skidoo zum Laufen, bauten die Stativ-Dreiecke für die Kinematik zusammen, bereiteten die Zargeskisten für die GPS-Punkte vor und machten Testmessungen vor dem Zelt. Während am Donnerstagmittag ein lauhes warmes Lüftchen wehte, blies der Wind seit Freitagmittag doch etwas stärker. So machten wir Innendienst und programmierten die GPS-Empfänger. Unser Zeitgefühl spielt uns dabei am Anfang so manchen Streich - die Stunden verrinnen wie im Flug.
ALCI Airbase, 22.11.2010
Die zweite Woche in der Antarktis war sehr anstrengend, aber auch sehr intensiv, voller Eindrücke und Herausforderungen.
Dienstag am späten Nachmittag brachen wir zur Station Novolazarevskaya in der Schirmacheroase auf. Am Mittwochvormittag stand die Besetzung des Punktes FOR1 auf dem Plan. Schließlich lernten wir an diesem Tag noch die Lektion, dass jeder noch so gute Zeitplan Makulatur ist, wenn das Wetter plötzlich umschlägt - wegen schlechten Wetters und damit verbundener schlechter Sicht sollten wir weiter in Novolazsrevskaya zu bleiben. So übten wir uns in Geduld und konnten den Abend in der russischen Banya inklusive anschließender gemütlicher Runde ausklingen lassen.
Zurück in der Airbase reichte der Rest des Donnerstags noch, die Daten-Aufzeichnungen und einige Geräte zu prüfen. Den ganzen Freitag nutzten wir emsig, um die erste Fahrt zum Feldcamp vorzubereiten. Der Zeitpunkt war günstig, da die Wetterprognose drei Tage strahlendes Wetter versprach. Am Ende des Tages konnten wir zufrieden auf unsere gepackten Schlitten mit einer ersten Ladung Benzin, Essen und Ausrüstung und ein probeweise aufgebautes Scottzelt blicken.
Die Fahrt zum Camp am Samstag war lang und anstrengend. Das Wetter war durchgängig stabil und ruhig und so konnten wir auf den letzten Kilometern das majestätische Panorama des Wohlthatmassivs genießen. Das kleine Plateau mit der geplanten Position für unser Camp begrüßte uns mit einer ordentlichen Brise und Schneedrift. Bald jedoch waren die Zelte aufgebaut, aus dem kompakten Schnee in der Umgebung das erste Wasser gewonnen und die Tütensuppe zur ersten Stärkung hergestellt. Noch nie hat eine Tütensuppe so gut geschmeckt …
Am gestrigen Sonntag ging es wieder per Skidoo mit fast leeren Schlitten zurück zur Airbase. Nach ein paar Kilometern Fahrt war es wieder windstill und schön wie am Tag zuvor.
ALCI Airbase, 28.11.2010
Zurück liegt eine Arbeitswoche auf der Airbase. Am Dienstag bot sich als Appetithäppchen für neue Taten der Testaufbau eines Corner-Reflektors mit den AWI-Kollegen an. Am Mittwoch rumpelten wir bereits wieder über die uns nun schon vertraute Unterseetrasse. Im Messgebiet konnten wir zwei Corner-Reflektoren entlang eines CryoSat-Tracks aufstellen, die die Kollegen an Bord der Polar 5 während des Messfluges beobachten konnten. Am Freitag fuhren wir wieder nach Novolazarevskaya, um den dortigen GPS-Punkt zu kontrollieren. Am Nachmittag gönnte uns das gute Wetter noch einen Ausflug um das Stationsgelände mit einem spektakulären Ausblick auf die Bucht mit ihren Schelfeisstrukturen. Nachdem wir noch einmal die Gemütlichkeit des Gästehauses in der Oase Novolazarevskaya genießen durften, machten wir uns am Samstag auf den Rückweg in die Airbase, um den zweiten Schlittenzug ins Feldlager vorzubereiten. Seit heute Nachmittag fegt jedoch ein ordentlicher feuchter Schneesturm durch die Airbase und macht selbst den kurzen Gang zum WC-Container zum Abenteuer.
Feldcamp, 5.12.2010
Am Montag konnten wir also leider noch nicht den Weg ins Feldcamp antreten. Am Dienstag nach einem ausgiebigen Frühstück ging es dann auf in unser Camp, wobei wir auf dem Weg noch einige ehemalige Signale eingemessen haben. Der Weg war durch die geringe Schneeauflage und kleinere technische Probleme (und Pausen) mit den Skidoos erschwert, und so dauerte es 14 Stunden, bis wir die 92 km ins Camp geschafft hatten. Erschöpft kamen wir an und konnten erfreut feststellen, dass der Sturm der letzten Tage unser Camp verschont hatte. So konnten wir ohne Freischaufeln der Zelte nach einer kurzen Stärkung im Küchenzelt dankbar in unsere Schlafsäcke fallen.
Den Mittwoch nutzen wir, um das Feldcamp durch Aufstellen des dritten Zeltes, Einrichten der Küche und Auspacken unserer persönlichen Gegenstände weiter herzurichten. Nach dem Frühstück, was aufgrund des Schneeschmelzens für die Wassergewinnung doch wesentlich länger dauert, als man denken mag, ging es dann am Donnerstag auf zu unserer ersten Messung in der Nähe des Camps. Den ganzen Tag fuhren wir parallele Profile. Dabei merkten wir schnell, dass das Abfahren einer geraden Linie doch sehr viel schwieriger ist, als zuvor angenommen, da es hier wenig Orientierungspunkte gibt.
Den Freitag nutzen wir, um die gemessenen Daten zu sichten und zu sichern und kleinere Datenlücken in unserer gestrigen Messfahrt nachzumessen. Gegen späten Nachmittag nahm der Wind deutlich zu, was ein Arbeiten draußen erschwerte. Am Sonnabend merkten wir schon beim frühen Aufstehen, dass es mit Außenarbeiten erst einmal nichts wird. Der Wind flaute erst gegen Nachmittag ab, und wir nutzten den Nachmittag um das Camp 100%-ig nach unseren Wünschen herzurichten und unsere Ausrüstung und Messaufbauten zu überarbeiten und zu verbessern. Seit heute Nacht pfeift der Wind nun wieder ordentlich über unser Plateau, so dass wir auch den heutigen Sonntag zunächst nur abwarten konnten und unser Camp für den Sturm rüsten, den uns der Meteorologe aus Neumayer angekündigt hat.
Feldcamp, 12.12.2010
Am Abend des 2. Advents frischte der Wind äußerst auf und entwickelte sich im Laufe der Nacht zu einem ordentlichen Sturm ohne Schneedrift. Und so verkrochen wir uns nach einem kurzen Kontrollgang Montagmorgen wieder in die Zelte. Von der Airbase erfuhren wir während unseres abendlichen Anrufes, dass dort Windböen bis zu 58 Knoten (also über 100 km/h) gemessen wurden. Da in unserer Wetterprognose sogar ein stärkerer Wind vorausgesagt war, vermuten wir, dass auch wir Windgeschwindigkeiten von über 100 km/h begegnet waren - ein Nikolaus der besonderen Art!
Am Dienstagmorgen war der Wind noch unverändert stark. Jeder Gang nach draußen fiel sehr schwer, und so hielten wir uns vorwiegend im Küchenzelt auf. Auch am Mittwoch hielt der Wind in nun bereits gewohnter Stärke an, bevor er am Donnerstagmorgen endlich und schneller als am Vortag vorhergesagt abflaute. So konnten wir nun endlich nach einer knappen Woche Messpause wieder auf dem Skidoo unserer Arbeit nachgehen und die nördlichen Abschnitte zweier paralleler CryoSat-Tracks abfahren. Auch der Freitag gönnte uns mit ruhigem Wetter wieder einen Messtag, und so fuhren wir die südlichen Abschnitte der beiden CryoSat-Tracks ab. Auch hier verlief die 7-stündige Fahrt über Blaueis reibungslos, und der gewonnene Datenschatz wurde noch am selben Abend gesichtet und gesichert.
Samstag frischte der Wind wieder stark auf. Da der Sturm, der diesmal noch stärker war als der vorherige, den ganzen Tag anhielt, war der Samstag ein weiterer Innendiensttag.
Am Sonntag morgen war der Wind noch sehr unregelmäßig, mit der Zeit stabilisierte sich das Wetter jedoch. Wir nutzten die Zeit, das Camp nach den beiden Stürmen wieder richtig herzurichten und zu renovieren. Die Zelte wurden wieder ordentlich fixiert, stabilisiert und in den Schnee eingegraben, die Aurüstung wurde gesichtet und sortiert. Nun kann unser Camp auch einem erneuten Sturm trotzen, der hoffentlich nicht allzu bald kommt …
Feldcamp, 19.12.2010
Am Montag bescherte und das Wetter bedauerlicherweise einen weiteren unfreiwilligen Ruhetag. Wir erwarteten stabiles ruhiges Messwetter, das wir für eine längere Messfahrt nutzen wollten. Um 8 Uhr waren wir startklar, nur leider der Wettergott nicht: Er beglückte uns zwar mit Sonnenschein, aber auch schon seit der Nacht mit einer unerwarteten neuerlich starken Brise, die einen sogar schwer atmen ließ (in Böen schätzungsweise mehr als 30 Knoten bzw. knapp 60 km/h).
Am Dienstag hatten wir mehr Glück. Zwar war der Wind immer noch recht kräftig, aber wir konnten uns trotzdem endlich auf die 10 km lange Anfahrt zum Messraster machen. Dabei war es anfangs noch ziemlich trübe, weshalb sich uns der merkwürdige Anblick zweier Horizonte hinter- bzw. nebeneinander bot! Zum Teil konnten wir zu Beginn auch die Strukturen in der Schneeauflage kaum ausmachen. Doch nach ein paar Profilen klarte es auf und wir konnten unsere Arbeit zügig zu Ende bringen.
Weil sich für den Donnerstag und Freitag ein weiterer Sturm ankündigte, wollten wir den Mittwoch auch noch unbedingt als Messtag nutzen. Wir entschlossen wir uns für die etwas kürzere Fahrt zum dritten und letzten verbliebenen CryoSat-Track in unserem Messgebiet. Der Wind wehte schon wieder recht ungemütlich, aber wir ließen uns nicht beirren. Später war es bei etwa 30 Knoten empfindlich kalt geworden und hohe Sastrugis (Schneewehen) machten das Vorankommen auf der Heimfahrt schwer. Müde, aber glücklich über das Geschaffte ließen wir uns schließlich im Küchenzelt auf die Kisten fallen und genossen unsere Fertigmahlzeiten.
Am Donnerstag und auch Freitag erwachten wir ausgeschlafen und frisch. Die steife Brise, die nun wieder mit knapp 60 Knoten an unseren nun mittlerweile absolut sturmfest gemachten Zelten rüttelt, weckte uns schon nicht mehr. Die Zeit verbrachten wir wie an den vergangenen Sturmtagen damit, die abgeschlossenen Messungen zu sichten, die nächsten Arbeiten zu durchdenken und vorzubereiten, Tee zu trinken und e-Mails zu schreiben.
Auch am Samstag hatte der Wetterbericht leider Recht. Wir erwachten mit immer noch etwa 30 Knoten (55 km/h) Wind, noch kein richtiger Sturm, aber doch schon im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend. Erst am Nachmittag legte sich der Wind wie angekündigt fast vollständig, und so konnten wir zumindest in Sichtweite des Camps noch eine offene Restarbeit erledigen.
Heute morgen starteten wir frohen Mutes bei einem leichten, milden Hauch wieder unsere Skidoos. Nach einem langen Tag im Feld, der von einigen unerwarteten technischen Überraschungen seitens unserer Messtechnik durchsetzt war, die uns wiederum ein paar kreative Ideen abverlangten, erblickten wir am Abend wieder unser Feldlager. In der Zwischenzeit hatte sich der Wolkenhimmel über dem Wohlthatmassiv spektakulär verdunkelt, sogar ein Regenbogen zeigte sich kurz.
Station Novolazarevskaya/Gästehaus, 27.12.2010
Unser Weihnachtsfest war sicherlich wie keines zuvor, wir haben es sehr genossen. Den noch windigen Montag nutzen wir, um unsere kapriziöse Messtechnik zu besänftigen und wieder in Gang zu bringen. Diese Aufgabe beschäftigte uns auch noch den folgenden Dienstag, den wir als relativ ruhigen Tag für Arbeiten im Feldcamp nutzten. Unter anderem begannen wir, die Zelte für den Jahreswechsel vorzubereiten. Durch das einsetzende Tauwetter auf der Seite zum Wohlthat-Massiv befindet sich fast keine Schneeauflage mehr auf den vorgesehenen Schneelappen. Auch mit vereinten Kräften dauerte es seine Zeit, mehr Schnee auf die Schneelappen zu bringen (gegen das Wegschmelzen) und eine kleine Mauer zu errichten (als Schutz gegen den Wind).
Der Mittwoch stand uns bei gutem Wetter als weiterer Messtag zur Verfügung. Einige technische Probleme erzwangen ungeplante handwerkliche Pausen, am Abend konnten wir jedoch auf eine gute Datenmenge blicken. Am Donnerstag morgen um Viertel vor 8 war alles gepackt und wir konnten auf den langen Weg zur Airbase aufbrechen. Die Strecke hatte sich doch sehr in den 3 Wochen verändert! Das Tauwetter seit ca. 2 Tagen hat seine Spuren hinterlassen. So gab es Gebiete, in denen das Eis geschmolzen und wieder gefroren war und so eine blanke Oberfläche entstand, die eher an eine richtige Eisbahn erinnerte - mit natürlichen blauen Linien. Es ist erstaunlich, dass wir noch so fasziniert von manchen Eisstrukturen sind, obwohl wir seit 7 1/2 Wochen Schnee und Eis sehen, soweit das Auge reicht. Die gewaltigsten Änderungen waren gegen Ende der Trasse zu erkennen. Der Schnee und das feste Eis, was noch bei der Hinfahrt die Oberfläche bildete, waren sehr dezimiert. Überall waren neue Nunataks (eisfreie Berge) und Findlinge zu erkennen. Letztere waren teilweise noch mit einer dünnen Eis- oder Schneeschicht bedeckt. Außerdem waren viele Wasserflächen entstanden, auf denen auch unterschiedlich dicke Schichten Schnee und Eis lagen.
Am Freitag gab es ein Wiedersehen mit vielen Leuten der Airbase. Nach dem Frühstück halfen wir beim Aufstellen und Schmücken des Weihnachtsbaumes. Der Rest des Tages war von vielen "zivilisatorischen" Arbeiten (z.B. Wäsche waschen) durchsetzt, bevor es ein weihnachtliches Abendessen und darauf folgendes Stollenessen mit Glühweinprobe gab. Auch Samstag verlief ruhig und wurde mit einem russischen Weihnachts-Barbecue mit vielen Leckereien abgeschlossen. Am Sonntag vormittag starteten wir dem Kettenfahrzeug zur Station Novolazarevskaya. Dort kontrollierten wir unsere Referenzstation und nutzten später das schöne, sonnige Wetter für einen winterlichen Ausflug.
ALCI-Airbase, 2.1.2011
Am Montag wanderten wir zur indischen Station Maitri (=Freundschaft). Wir wurden dort herzlich empfangen und bekamen eine Führung durch die Station mit dem Hauptgebäude, verschiedenen Mess- und Beobachtungsstationen und Wohncontainern bis hin zum Gebetsraum, in dem unterschiedliche Religionen vertreten sind und friedlich nebeneneinander auskommen. Am überwältigsten war allerdings die enorme Gastfreundschaft und so saßen wir auch mit den verschiedensten Charakteren am Tisch und tranken Tee und Kaffee.
Den Dienstag verbrachten wir wegen des wieder sehr starken Windes noch in der Oase und Novolazarevskaya. Am Mittwoch war der Wind immer noch sehr stark, in der Airbase wurden noch Windgeschwindigkeiten von 22 m/s (knapp 80 km/h) gemessen. Aber dem Transport sollte dennoch nichts im Wege stehen. Zurück an der Airbase teilte uns der Stationsleiter zu unserer Freude mit, dass die russischen Kollegen unsere beiden Skidoos erfolgreich reparieren konnten. So ging es dann am Donnerstag nach dem Mittag mit einem Skidoo auf zum GPS-Punkt Aerodromnaya, wo wir wieder einen tollen Ausblick genießen konnten. Erfreulicherweise hatte bei der Datenaufzeichnung auch alles geklappt und wir verbrachten ein paar Stunden mit dem Datendownload.
Am Freitag halfen wir beim Dekorieren des Küchenzeltes für den Silvesterabend, dessen Festlichkeiten um 20:30 Uhr begannen. Zunächst begrüßten wir Väterchen Frost „Djed moroz“ und seine "Snegurotschka". Das erste Mal zum Jahreswechsel wurde um 21 Uhr Ortszeit = 0 Uhr Moskauer Zeit angestoßen. Um 22 Uhr wurde dann der südafrikanische, um 23 Uhr der deutsche Jahreswechsel begrüßt und um 0 Uhr nach lokaler Zeit ins neue Jahr gestartet. Der Neujahrstag wurde ruhig begonnen und gemeinsam mit ein paar Spielen und Wettbewerben (Fußballspielen ist auf dem Eis gar nicht so einfach) begangen.
ALCI-Airbase, 9.1.2011
Am Montag blies uns bereits am Morgen ein starker Wind ins Gesicht. Am Dienstag Morgen war der Wind zwar schwächer, dafür war der Himmel trübe. Während wir unsere Schlitten festzurrten, wurden die Bedingungen immer schlechter, die umliegenden Berge verschwanden vom Horizont und es kam auch blasender Schnee auf. Diese Wetterlage verstärkte sich im Laufe des Tages, und in der Nacht zum Mittwoch wuchs die Schneedrift zu einem richtigen Schneesturm. Und so kam es, dass wir erst am Donnerstag endlich unsere Fahrt zurück ins Feldcamp antreten konnten. Bei leichtem Wind, „warmen“ -5°C und Sonnenschein verließen wir die Airbase. Auf den ersten Kilometern der Traverse hatte sich das Bild seit Weihnachten wieder gewandelt. Die zahlreichen Wasserlöcher und Pfützen waren wieder gefroren und der Schneesturm hatte an den meisten Stellen eine flache, weiche Schneeauflage hinterlassen, auf der wir "schnell" (max. 12 km/h) und sicher vorankamen.
Am nächsten Wegpunkt nutzten wir eine kleine Verschnaufpause zu einer Wiederholungsmessung am dortigen Signal. Als wir weiterfahren wollten, streikte jedoch einer unserer beiden Skidoos. Nun sitzen wir in Abwarteposition hier an der Airbase fest und hoffen auf eine schnelle Reparatur des Skidoos. Der Rest der Woche verlief dann auch eher unspektakulär. Der Schneesturm, der seit Freitag erneut tobte und am Samstag mit ca. 25 m/s (90 km/h) Windgeschwindigkeit und komplettem Whiteout seinen Höhepunkt erreichte, erlaubt keinerlei Aufenthalt im Freien außer die allernötigsten Gänge.
Feldcamp, 16.1.2011
Während wir auf die Reparatur unseres Skidoos warteten, machten wir uns in der Airbaise nützlich. Am heutigen Sonntag schließlich ging es wieder ins Feldcamp. Zwar zog nach dem Frühstück und kurz vor Aufbruch ein ordentlicher Wind auf, aber wir machten uns dennoch auf den Weg und kamen auch sehr gut voran. Nach gut 8 Stunden Fahrt erblickten wir dann unsere 3 Zelte. Alle standen noch sicher, wir mussten lediglich die Eingänge ein wenig freimachen.
Bevor wir uns auf neue Messfahrten begeben, stehen morgen erst ein paar weitere Arbeiten im Feldcamp an. Einzelne Schneelappen bedürfen doch mehr Schnee, einige Kisten wollen ausgegraben werden …
Feldcamp, 23.01.2011
Wir können zufrieden auf eine erfolgreiche Woche Feldarbeiten zurückblicken. Das Wetter ist bis auf kurze Ausnahmen anhaltend stabil und ausreichend ruhig.
Nach einem Tag technischen Dienstes im Camp sollte der Dienstag ein Messtag werden. Das gelang nicht sofort, da der Wind, der über Nacht gehörig aufgefrischt hatte, uns erst gegen Mittag starten ließ. Am späten Dienstag Abend und im Laufe der Nacht zeichnete sich aber ab, dass wir den Mittwoch als weiteren Sturmtag abhaken müssen. So ging es denn am Donnerstag bei fast Windstille unverzüglich nach dem Frühstück wieder auf in die „weiße Prärie“. Auch am Freitag war ein früher Start möglich und er wurde zu einem erfolgreichen Messtag. Am Samstag morgen begrüßte uns schon früh ein doch recht unangenehmer Wind. So verordnetern wir uns einen Ruhetag und sammelten Kraft für die kommenden Tage, bevor wir heute das nächste Mess-Gitter ansteuerten und erfolgreich absolvierten.
Feldcamp, 30.1.2011
Diese Woche stand im Zeichen des Sturmes, und so konnten wir draußen nicht viel ausrichten. Am Montag hielt das Wetter noch halbwegs und wir konnten noch einige Messungen ausführen. Am Dienstag zog dann jedoch der ankündigte Sturm auf und tobte dann bis Samstagnachmittag, teilweise mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 km/h und ab Freitag auch mit Schneefall bzw. Schneedrift, um uns herum.
Am Samstagnachmittag ließ der Wind nach und wir konnten die Folgen des Sturms besichtigen (und beseitigen): die Zelte, Skidoos, der Schlitten und die draußen abgestellten Ausrüstungskisten mussten wieder ausgegraben werden.
Feldcamp, 6.2.2011
Für uns ist die 13 eine Glückszahl, denn mit diesem 13. Wochenbericht können wir den erfolgreichen Abschluss unserer Feldarbeiten vermelden!
Seit ein paar Tagen kündigt sich der Herbst an. Wir haben zwar tagsüber den schönsten blauen Himmel, da jetzt ein stabiles Hochdruckgebiet über uns liegt, aber die Sonne verschwindet nachts schon für ca. zwei Stunden hinter den Bergen des Wohlthatmassivs. Damit bekommen wir nun täglich den kalten (katabatischen) Fallwind zu spüren, der meist am Abend kurz vor oder nach Sonnenuntergang einsetzt und erst gegen Mittag wieder abflaut.
Nach dem Schneesturm der letzten Woche konnten wir am Montag wieder unsere Skidoos in Betrieb nehmen und zu neuen Mess-Taten aufbrechen. Der Dienstag war Arbeiten im Feldlager gewidmet, wobei u.a. auch wieder viel Schnee zu schaufeln war. Und am Mittwoch brachen wir morgens bei bestem Wetter und glitzerndem Schnee zu einer neuen Messfahrt auf.
Den Donnerstag verbrachten wir aufgrund der Windlage - der oben erwähnte nächtliche Fallwind fiel besonders kräftig und lange aus - wieder im Camp. Und auch am Freitag mussten wir abwarten. Doch dann konnten wir bei wolkenlosem Himmel noch einen guten Teil der verbliebenen Messaufgaben abarbeiten, bis die Sonne hinter den Bergen verschwand und wir bei unserer Ankunft im Camp mit Schneedrift und eisiger Kälte begrüßt wurden. Die folgende Nacht war gefühlt die kälteste bisher, am nächsten Morgen war die Oberfläche des Wassers in den Töpfen gefroren. Am gestrigen Sonnabend konnten wir mit der um 13:00 Uhr einsetzenden Windstille ein letztes Mal auf unsere Skidoos steigen und in 5 Stunden die restlichen Profile vermessen. Da die Ruhe später, als wir zurück im Lager waren, noch weiter anhielt, konnten wir noch in Ruhe die Schlitten abbauen und die gesamte Messausrüstung sicher in ihre Kisten verstauen. Als die Schneedrift uns später wieder ereilte, verkrochen wir uns ins Küchenzelt. Das Innenthermometer in dessen Dach zeigte einen Minusrekord von -11,2 Grad — trotzdem kam es uns regelrecht warm vor.
Heute haben wir weiter den Abbau des Camps vorbereitet. Bis auf persönliche Ausrüstung und die letzten Dinge, die wir in der Feldküche noch benötigen, ist alles sortiert, eingepackt und auf den Schlitten verschnürt. Morgen brechen wir dann buchstäblich die Zelte ab und fahren zurück in die Airbase.
Novolazarevskaya /Oase , 13.2.2011
Nach einem letzten Frühstück räumten wir die noch verbliebenen Sachen weg und machten uns an den Abbau unserer Zelte. Dies erwies sich als schwieriger als zuvor angenommen, denn die zum Teil dicke Eisschicht, die sich auf den Schneelappen der Zelte gebildet hatte, galt es zunächst einmal wegzuhacken. Die Fahrt zur Airbase verlief einige Male über spiegelglattes Eis und über nur wenige Schneefelder doch recht gut. Wenige Kilometer vor der Airbase kam uns eine Skua zur Begrüßung entgegengeflogen, und in der Airbase wurden wir dann sehr herzlich begrüßt.
Den Dienstag nutzten wir zunächst als Ruhe- und Waschtag. Da am Mittwoch erneut ein starker Wind aufzog, blieben die Kisten zunächst noch verpackt, bis sich am Freitag das Wetter wieder von seiner Sonnenseite zeigte. Am späten Abend konnten wir durch die nun schon viel tiefer stehende Sonne zum ersten Mal einen anderen Himmelskörper als den Mond und die Sonne beobachten – die Venus zeigte sich mitten im Abendrot.
Am Samstag wurden wir in die Oase Novolazarevskaya gefahren. In den letzten 6 Wochen hat sich die Strecke doch sehr verändert: die Schmelzwasserflüsse sind jetzt großen Spalten gewichen, die entlang der Strecke verlaufen und eine Fahrt mit dem eigenen Skidoo nicht empfehlenswert machen. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Stationschef bauten wir unsere dortige Referenzstation ab. In der Nacht zum Sonntag zog ein Sturm auf, der immer noch über uns hinwegfegt und die Rückfahrt zur Airbase bisher unmöglich macht.
In der nächsten Woche steht nur noch das Packen der Fracht und das Schreiben des Expeditionsberichtes auf dem Plan, bevor wir die Antarktis Ende der kommenden Woche wohl wieder verlassen werden.
Kapstadt, 20.02.2011
Anders als erhofft flaute der Sturm am letzten Sonntag während unseres Aufenthalts in der Oase nicht mehr ab, sodass wir dort noch einige Tage festsaßen. Zwischenzeitlich wurden in der exponiert gelegenen Airbase Windgeschwindigkeiten von 34 m/s (125 km/h) erreicht. Aber selbst in der geschützteren Oase war der etwa zehnminütige Fußweg vom ALCI-Gästehaus zur Kantine der Station Novo eine Herausforderung. Erst am Mittwochnachmittag war die Sicht ausreichend, damit uns ein Fahrer zurück zur Airbase bringen konnte. Der Schneesturm hatte auch deren Silhouette verändert - die Schneewehe hinter dem Küchenzelt ging diesmal bis fast zum Dach (ca. 3 Meter). Auf ein paar Metern bot der verwehte Neuschnee eine feste Unterlage, beim nächsten Schritt sank man dann wieder bis übers Knie ein …
Am Donnerstag begannen wir mit dem Packen unserer Kisten und Ausrüstung, und am Abend nahmen wir schon einmal Abschied von der Airbase und einigen Mitarbeitern. Da es bei Neuschnee und Drift schwierig ist, die Lande-Piste zu präparieren und frei zu halten, wurde mit äußerst kurzem Vorlauf das knappe Zeitfenster ausgenutzt. Am Abend wurde entschieden, die Rollbahn vorzubereiten und der Ilyushin die Freigabe zu erteilen. Der Freitag wurde also noch einmal spannend und anstrengend, denn wir wollten natürlich vorbereitet sein. Wir hatten (fast) alles geschafft, als wir für die letzte, kurze Nacht in unsere Schlafsäcke fielen.
Am Sonnabend hatte der Wind stark nachgelassen, die Drift aufgehört und die Sonne schien wieder. Und so konnten wir die letzten Stunden in der Antarktis ganz entspannt abwarten, bis die Iljushin mit uns an Bord um 21:41 Uhr UTC abhob. 6 Stunden später landeten wir in Kapstadt, das uns mit Sonnenschein und 18°C empfing.
Auch während der vorangegangenen Saison 2008/09 fanden Feldmessungen im Dronning Maud Land statt. Einige Bilder dieser Expedition können Sie hier sehen.