Polarstern Fahrt PS97 (2016)
16. Februar - 08. April 2016, Punta Arenas - Punta Arenas
Zielstellung
Die Polarstern-Fahrt PS97 im Südsommer 2016 führte ins Gebiet der Drake Passage. Im Zentrum der Forschung standen paläozeanographischen und paläoklimatische Fragestellungen. Daneben erfolgten auch eine Reihe marin-biologischer, geologischer und nicht zuletzt geodätischer Untersuchungen entlang des südamerikanischen Kontinentalrandes, des Nordrandes der Antarktischen Halbinsel und in der dazwischen liegenden Drake-Passage.
Mit an Bord waren die Dresdner Wissenschaftler Lutz Eberlein und Peter Busch. Ihr Ziel war die Erforschung rezenter Krustenbewegungen im Bereich der Antarktischen Halbinsel und der Südshetland-Inseln. Hier waren GNSS-Messungen an Lokationen geplant, die im Rahmen des deutschen "Geodetic Antarctic Project" bereits 1995 vermarkt und zum ersten Mal vermessen wurden. Eine Zweitmessung erfolgte 1996 bzw. 1998. Mit der nun erfolgten erneuten Messung sollen Koordinatenänderungen über eine Zeitspanne von 20 Jahren mit einer Genauigkeit von wenigen Millimetern pro Jahr bestimmt werden. Vor allem mit Hilfe der abzuleitenden vertikalen Deformation kann die Modellierung des glazial-isostatischen Ausgleichs verbessert werden. Dieser beschreibt die Reaktion der festen Erde auf Eismassenänderungen, die über einen großen Zeitraum – von der letzten Eiszeit bis heute – betrachtet werden.
Eine weitere Aufgabe betraf die Durchführung von GNSS-Messungen in Südchile mit dem Ziel, rezente Deformationen im Bereich der tektonischen Plattengrenzen zwischen der Antarktis, Südamerika und der der Scotia-Platte zu erfassen.
Progamm der Polarstern Fahrt PS97, Schiffstrack | Informationen zur Polarstern |
Video zur Polarstern-Fahrt PS97 (bereitgestellt vom AWI auf Youtube)
Polarstern auf den Spuren der Klimaentwicklung
Wir sind wohlbehalten in Punta Arenas und auf der Polarstern angekommen. Das Wetter bot uns einen Vorgeschmack auf die kommenden Wochen: ein starker Sturm verhinderte geplante Flugaktivitäten und verzögerte auch die Abfahrt der Polarstern. Doch begann die Reise nach Süden.
Am Montag passierte Polarstern die Staateninsel (Isla de los Estados), die Feuerland im Osten vorgelagert ist. Das Schiff nahm Kurs auf Kap Hoorn und fuhr nicht weit draußen im offenen Ozean, so dass die Wellenhöhen bei "erträglichen" 3 bis 4 Metern blieben. So war der stürmische Westwind mit Windstärken bis 8 Beaufort zu ertragen.
Am Dienstag ergab sich für uns die Möglichkeit, Kap Hoorn per Helikopter zu erreichen. Das Wetter war immer noch sehr windig und durch schnell vorbeiziehende Schauer gekennzeichnet. Dennoch gelangten wir sicher zum südlichsten Punkt Südamerikas, der Isla Hornos. Auf einer Anhöhe legten wir unseren GPS-Punkt an und starteten die Messung. Ungefähr 500m nördlich des Leuchtturms von Kap Hoorn zeichnet der GPS-Empfänger nun wertvolle Daten auf.
Von diesem ersten Erfolg motiviert, machten wir uns gleich nach der Rückkehr auf die Polarstern an die Arbeit, weitere GPS-Ausrüstungen vorzubereiten. Die geplante Schiffsroute sollte uns zunächst weiter nach Norden führen, so dass sich die Möglichkeit eröffnen würde, Positionen entlang der Magellanstraße zu erreichen. Leider stand uns allerdings der anhaltende Westwind im wahrsten Sinne des Wortes im Wege. Er drückte die Bewölkung gegen und auf das Festland. Flüge ins Landesinnere waren nicht möglich, und somit bestand für uns leider keine Möglichkeit, die geplanten Punkte zu erreichen.
Rund um Feuerland | PS97 Wochenbericht Nr. 2 | 22. - 28. Februar 2016 |
Rund um Feuerland
| PS97 Wochenbericht Nr. 2 | 22. - 28. Februar 2016 |
Verspätetes Auslaufen wegen Sturm und anderen Widrigkeiten | PS97 Wochenbericht Nr. 1 | 16. - 21. Februar 2016 |
Auf südlichem Kurs durchquerte Polarstern letzte Woche die Drake-Passage. Die für ihre Stürme bekannte See war relativ ruhig. Während vieler mehrstündiger Stopps wurden von den Geologen und Biologen Proben genommen. Fernab vom Land unterstützten wir Geodäten die Geologen bei ihrer Arbeit mit den Sedimenten.
Nach einer Woche hieß es wieder „Land in Sicht“: Wir erreichten die Süd-Shetland-Inseln bzw. die Antarktische Halbinsel. Um zu den geplanten geodätischen Punkten zu gelangen, wurde die Fahrtroute noch ein wenig weiter nach Süden ausgedehnt. Am Sonntagmorgen schließlich lag Polarstern in Erreichbarkeit unserer Beobachtungspunkte. Doch auch diesmal war uns das Wetter nicht wohlgesonnen: Nebel bildete ein nicht überwindbares Hindernis für die Helikopter-Flüge. Gegen Mittag klarte es soweit auf, dass wir starten konnten. Unsere Ausrüstung war gepackt, alles war vorbereitet. Bei Sonnenschein genossen wir die atemberaubende Küstenlandschaft. Am Zielort angekommen mussten wir jedoch feststellen, dass ausgerechnet die Bucht, in der der Zielpunkt lag, voller Nebel war. Da das Ziel unserer Arbeiten die wiederholte Messung bereits angelegter Punkte ist, können wir nicht einfach auf eine andere Position ausweichen und mussten auf diesen Punkt verzichten. Auf dem Rückweg legten wir einen Zwischenstopp an der argentinischen Station "Primavera" ein. Dort nahm ein mitgereister Geologe ein paar Gesteinsproben, während wir Pinguine, Raubmöwen und andere Tiere beobachten konnten.
Nach diesem Abstecher nach Süden drehte Polarstern wieder auf nördlichen Kurs. Am Montag erreichten wir Greenwich Island und damit die von der chilenischen Marine unterhaltene Antarktisstation Arturo Prat. Zunächst lag ein dichter Nebel über der Insel. Am Dienstag klarte das Wetter auf und wir konnten mit dem Heli zur Station fliegen.
Mit Hilfe der chilenischen Kollegen war die GPS-Station nach einer Stunde aufgebaut und betriebsbereit. Die chilenischen Kollegen werden diese GPS-Station auch in den kommenden Wochen überwachen und letztlich abbauen. Aufgrund der bisherigen wetterbedingten Verzögerungen der Fahrt und des dichten Zeitplans der Polarstern werden wir diesen Punkt nicht noch einmal erreichen können.
Am Donnerstag kamen wir dann in Nähe der Gibbs-Insel. Da uns bereits die Ausläufer eines Sturmtiefs erreicht hatten, war zunächst eine Landung an der Südküste der Insel nicht möglich. Der genau aus Norden kommende Wind verursachte starke Abwinde an der leeseitig gelegenen Südküste. Zunächst wurde also das schlechte Wetter in einer Position südöstlich der benachbarten Elephant-Insel abgewartet. Am Samstagmorgen hatten wir erneut Position vor Gibbs Island, und diesmal stimmte das Wetter. Auf dem markant vorstehenden Plateau fanden wir den bereits 1995 angelegten Punkt unversehrt unter einem Steinmann. Nach 2 Stunden war alles aufgebaut, in Betrieb genommen und sturmsicher befestigt. Da nur eine geringe Chance besteht, die Ausrüstung in den nächsten Tagen wieder einzuholen, soll die Station gut befestigt über den antarktischen Winter hinweg auf diesem Punkt bleiben und dann in der nächsten Saison abgebaut werden.
Über die Drake Passage | PS97 Wochenbericht Nr. 3 | 29. Februar - 6. März 2016 |
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Antarktische Halbinsel | PS97 Wochenbericht Nr. 4 | 7. - 13. März 2016 |
Antarktische Halbinsel
| PS97 Wochenbericht Nr. 4 | 7. - 13. März 2016 |
Wir waren in den Gewässern vor der Nordwestküste Feuerlands unterwegs, weit entfernt von unseren GPS-Punkten an Land. Der Wind war wie gewohnt stark und verhinderte ohnehin jegliche Helikopter-Operation. Somit stand für uns eine Woche an Bord und die Unterstützung der Geologen bei der Gewinnung und Archivierung von Sedimentkernen im Mittelpunkt.
Das wissenschaftliche Programm ist nun fast beendet, und an Bord macht sich neue Betriebsamkeit breit: es geht ans Packen. Die Ausrüstung wird geputzt und für die Rückfracht verstaut. Fahrtberichte werden geschrieben, gesammelte Daten archiviert und für die spätere Bearbeitung und Auswertung an Land gespeichert. Nicht zuletzt werden Fotos ausgetauscht und ganz langsam an den Abschied gedacht.
Die letzten Seemeilen führten uns durch die Magellan-Straße. Das Wetter zeigte sich in gewohnt durchwachsener Weise, letzte Sturmausläufer zwangen uns zwischenzeitlich, in Landnähe Schutz zu suchen. Das Fahrtende wurde am Mittwoch Abend mit einem Grillfest auf dem Arbeitsdeck gefeiert. Seinen wissenschaftlichen Abschluss fand die Expedition in einem Summary Meeting am Donnerstag, bei dem jede Gruppe kurz ihre Ergebnisse vorstellte. Wenngleich wir hinter unseren gesteckten Zielen zurück blieben, können wir mit den drei erfolgreich ausgebrachten GPS-Stationen und den gewonnenen Messungen einen großen Fahrterfolg vorweisen.
Am letzten Tag an Bord bewunderten wir an Deck noch einmal die grandiose Landschaft, begleitet vom sich ständig ändernden Wetter: von Sonnenschein über Regen bis Schnee war alles vertreten. Am Freitagmorgen schließlich legten wir planmäßig wieder in Punta Arenas an. Nach ereignisreichen Wochen verließen wir die FS "Polarstern" und haben fortan wieder festen Boden unter den Füßen.
Am Hafen wartete auch schon eine positive Überraschung auf uns: Auf dem Pickup des Schiffsagenten befand sich unsere GPS-Ausrüstung, die wir an der chilenischen Antarktisstation Arturo Prat zurückgelassen hatten. Wie versprochen haben sich die chilenischen Kollegen hervorragend um unsere Messausrüstung gekümmert und sie rechtzeitig nach Punta Arenas geliefert. Nun können die Kisten an Bord der Polarstern die Heimreise nach Bremerhaven antreten.
Morgen werden wir uns auf den letzten Abschnitt unserer Reise begeben und hoffen auf ein baldiges gesundes Wiedersehen mit den Familien, Freunden und Kollegen in Dresden,
Peter und Lutz
In Richtung Magellanstraße | PS97 Wochenbericht Nr. 7 | 30. März - 6. April 2016 |
In Richtung Magellanstraße
| PS97 Wochenbericht Nr. 7 | 30. März - 6. April 2016 |