CryoVEx 2014/2015
Antarktisexpedition 2014/15 ins zentrale Dronning Maud Land
CryoVEx 2014/2015
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Geodätische Arbeiten im zentralen Dronning Maud Land
Als am Freitag, 14. November, zwei unserer Kollegen zum Flug nach Kapstadt eincheckten, hatten sie vor allem dicke Handschuhe und Mützen im Gepäck. Denn von der Südspitze Afrikas führt der Weg der zwei Geodäten – des bereits antarktiserfahrenen Mitarbeiters Ludwig Schröder und der Masterstudentin Undine Strößenreuther – weiter in die Antarktis, genauer gesagt in das Gebiet der Schirmacheroase im zentralen Dronning-Maud-Land. Dort verbrachten sie fast drei Monate, zeitweise ohne jeglichen Komfort, mit Zelt und Schlafsack im Feldlager. Auf der Fahrt mit Schneemobilen bestimmten sie mit Hilfe geodätischer GPS-Messgeräte Oberflächenhöhen in einem vorwiegend von Blaueis geprägten Gebiet.
Die so gewonnenen präzisen Daten zu den Eisoberflächenhöhen und -strukturen sollen mit den Beobachtungen verglichen werden, die die europäische Satellitenmission Cryosat-2 in diesem Gebiet der Ostantarktis liefert. Die Satellitenaltimetriedaten der Cryosat-2-Mission werden u.a. dazu verwendet, die Massenbilanz des antarktischen Eisschilds und die damit verbundene Änderung des globalen Meeresspiegels und somit einen wichtigen Indikator für die globale Klimaänderung zu bestimmen. Die am Boden gewonnenen Daten dienen nun dazu, die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Cryosat-2-Mission zu beurteilen und deren Messungen zu kalibrieren. Die im Auftrag der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) durchgeführten Arbeiten erfolgten in enger Kooperation mit Kollegen des Alfred-Wegener-Instituts (Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung) Bremerhaven, die im gleichen Gebiet Flugzeugmessungen durchführten.
Projektpartner
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und MeeresforschungCryoSat
CryoSat-Projektbüro Deutschland ESA Earth Explorer Mission CryoSat-2Presse
"Mit dem Schneemobil im Nirgendwo" Artikel in der Sächsischen Zeitung vom 30.12.2014Kapstadt, 17.11.2014
Wir sind gut im sonnigen Kaptstadt gelandet und wurden direkt am Flughafen von Mitarbeitern des Antarctic Logistics Centre International (ALCI) in Empfang genommen. Zunächst noch mal ein kurzer Überblick über unsere nun kommenden Pläne und die anstehenden Arbeiten:
Mit Hilfe der Satellitenaltimetrie – einem Verfahren zur Bestimmung präziser Oberflächenhöhen aus dem Orbit –ist es möglich, die Höhe nahezu des gesamten antarktischen Kontinents und seines bis nahezu 5000 m dicken Eisschildes zu bestimmen. Durch wiederholte Überfliegung und Messung können darüber hinaus auch Höhenänderungen abgeleitet werden. Damit dies zuverlässig möglich ist, braucht es unabhängige Kontrollmessungen am Boden. Genau solche Daten zu erfassen ist unser Auftrag.
Dieser Auftrag wird uns uns in die Region der Schirmacheroase führen, wo besonders günstige Bedingungen für eine solche Kalibrierung vorherrschen. In den kommenden etwa 2,5 Monaten werden wir vor allem mit Schneemobilen unterwegs sein und mittels kinematischer GPS-Beobachtungen die Eisoberflächenhöhen und die Geländestrukturen bestimmen. Da bereits in vergangenen Jahren mehrfach Gruppen unseres Instituts solche Messungen vorgenommen haben, können wir auch Höhenänderungen sehr präzise bestimmen.
Wie wir hier in Kapstadt zunächst erfuhren, wurde unser Weiterflug aufgrund ungünstiger Wetterlage in der Antarktis um einen Tag nach hinten auf den 19. November verschoben. Somit werden wir noch einen Tag länger afrikanische Sonne tanken und das quirlige Leben in Kaptstadt genießen. Einen Ausflug auf den Tafelberg haben wir bereits unternommen. Nach einem schweißtreibenden Start in praller Mittagssonne waren wir auf dem Gipfel froh, auch an wärmere Kleidung gedacht zu haben, denn der Wind blies einem ordentlich um die Ohren. Aber das ist wohl nur ein Vorspiel zu dem, was uns in der kommenden Zeit erwarten wird.
Novo Air Base, 23. November 2014
Am Dienstagabend fanden wir uns pünktlich am Flughafen ein, um gemeinsam mit Forschern aus Indien, Belgien, Großbritannien und Finnland unsere Weiterreise nach Süden anzutreten. Auch eine größere Gruppe Touristen würde mit uns Forschungsreisenden zur Novo Airbase fliegen.
Etwa eine Stunde vor der Landung kam die Anweisung, die Polarkleidung anzulegen. Im begrenzten Raum führte dies zu einem heillosen Durcheinander, schließlich gelang es jedoch allen, Arme und Beine in die richtigen Öffnungen der Schneeanzüge zu manövrieren.
Unser Flugzeug - eine umfunktionierte Frachtmaschine - besaß keine Fenster, dafür aber einen Bildschirm mit Außenbordkamera. So konnten wir den Start, wie auch nach etwa sechs Stunden Flugzeit die butterweiche Landung auf der präparierten Eispiste von Novo Airbase, aus der Perspektive des Piloten erleben.
Bei -12°C und 35 km/h Windgeschwindigkeit wurde das Flugzeug gemeinsam entladen und die Fracht nach den jeweiligen Zielorten sortiert. Danach bezogen wir unser neues vorläufiges Domizil, einen Wohncontainer auf Kufen. Die Station Novo Airbase besteht aus etwa 20 solcher Container, neben Wohncontainern auch jeweils einer für Küche und Speiseraum, für Dusche, WC und Waschmaschine und mehrere Lagercontainer. Im Umfeld dieser Container steht ein großer Fuhrpark an unterschiedlichsten Fahrzeugen, darunter auch die beiden Motorschlitten, die in den nächsten Wochen unsere treuen Begleiter sein werden.
Während die anderen Neuankömmlinge nach und nach auf ihre Stationen weiterbefördert wurden, begannen wir die Vorbereitung auf die nächste Etappe unserer Expedition. So überprüften wir unseren Generator, bauten die Zelte testweise auf und kontrollierten unsere wissenschaftliche Ausrüstung.
Eine erste Aufgabe war auch die Errichtung der GPS-Festpunkte. Diese Referenzstationen werden die gesamte Zeit arbeiten und Positionsinformationen aufzeichnen. Diese Daten werden später benötigt, um die kinematisch gemessenen Höhenprofile präzise auszuwerten. Mit einem Pickup fuhren wir mit zur russischen Station Novolazarevskaya. Dort befinden sich zwei Festpunkte, die schon seit über 20 Jahren für GPS Messungen verwendet werden und die wir auch dieses Jahr wieder besetzten. Ein dritter Festpunkt befindet sich auf einem eisfreien Felsen nahe der Novo Airbase. Auf dem Weg zu diesem Punkt konnten wir unsere kinematische GPS Ausrüstung auch einem ersten praktischen Test unterziehen. Mit unseren Motorschlitten ziehen wir dazu knapp vier Meter lange Nansenschlitten. Auf diesen ist eine GPS Antenne befestigt, die während der Fahrt permanent Satellitendaten aufzeichnet.
Mittlerweile haben wir uns gut an die klimatischen Bedingungen gewöhnt. Was uns aus bei der Ankunft aus Südafrika noch als beißender, eisiger Wind erschien, empfinden wir nun als völlig normal.
Feldcamp Dronning Maud Land, 30.11.2014
Am Montag konnten wir ein letztes Mal die Vorzüge einer Antarktisstation genießen. Für die Mitarbeiter der Airbase - und auch für uns - bestand die Möglichkeit die Banja (russische Sauna) in der Station Novolazarevskaya zu besuchen. Voller Tatendrang machten wir uns am Dienstagmorgen auf den Weg in unser Feldlager. Begleitet wurden wir von einer Pistenraupe, die unsere Ausrüstung, allen voran unsere sechs Fässer mit je 200l Benzin, transportierte. Nach sieben Stunden Fahrt erreichten wir unser Ziel im Blaueisgebiet nördlich des Wohlthatmassivs.
Auf einem etwa 50cm tiefen Schneefeld bei 70°59' südlicher Breite, 13°25' östlicher Länge schlugen wir schließlich unser Camp auf. Den Schnee benötigen wir nicht nur zur Trinkwassergewinnung. Auch die Schneelappen unserer Zelte werden damit beschwert, die Zelte werden damit windfest und auch abgedichtet. Bei bestem Wetter waren die vier Zelte (2xSchlafen, Küche, Lager) schnell errichtet, die Kochstelle aufgebaut und schon bald brodelte heiße Suppe im Kochtopf.
Den nächsten Tag begannen unsere Feldarbeiten, zunächst in direkter Umgebung des Lagers. Nach Sortieren und (windfestem) Verstauen unserer Ausrüstung installierten wir einen sogenannten Corner Reflektor. Dies ist ein großer metallischer Reflektor, der zur Kalibrierung von Flugzeug- und Satellitenradaraltimetern dient. Danach konnten wir schon beginnen, die geplanten Raster mit unseren Motorschlitten abzufahren. Unsere Messungen finden größtenteils im Blaueisgebiet statt, d.h. die Oberfläche wird durch blau schimmerndes Eis gebildet, das nicht durch Schnee überdeckt ist. Allerdings ist an einigen Stellen doch eine Schnee- bzw. Firnauflage vorhanden. Da die von den Altimetern ausgesandten Radarsignale zum Teil in diese Schichten eindringen, ist die Kenntnis ihrer Dicke ein wichtiger Parameter der Kalibrierung. Damit war es notwendig, in regelmäßigen Abständen die Dicke der Firnschichten zu bestimmen.
In den betonhart verblasenen Schnee waren dazu über 70 Löcher pro Person und Tag auf bis zu 90cm Tiefe zu graben. Bei dieser Arbeit wurde uns auch richtig warm, und zusammen mit dem Sonnenschein spürten wir schon so etwas wie Sommer. Bei wenig Wind und weiter strahlender Sonne konnten wir innerhalb von drei Tagen bereits drei der vier Raster, die bereits in vorherigen Expeditionen vermessen wurden, erneut aufnehmen.
Am Samstagabend kam starker Wind und Schneedrift auf. Mit diesem Vorgeschmack auf möglicherweise noch stärkere Stürme nutzten wir den heutigen Sonntag um unser Camp noch sturmsicherer auszubauen. Vorerst sind wir nun gezwungen, eine wohlverdiente Pause einzulegen. Während draußen der Wind den Schnee über das Eis peitscht, sitzen wir nun gemütlich im Küchenzelt, der Heizstrahler läuft und der Kaffee dampft.
Feldcamp Dronning Maud Land, 07.12.2014
Das Wetter der vergangenen Woche war uns nicht sehr gewogen: am Dienstag zog ein Sturm auf. Für uns hieß das, mehrere Tage unsere Messungen zu unterbrechen und auf besseres Wetter zu warten. Dennoch traf das Wetter uns nicht unvorbereitet: täglich erhalten wir per Mail von der deutschen Antarktisstation Neumayer einen Wetterbericht.
Bereits am Montag hatte der der Wind deutlich zugenommen. Mollig warm eingepackt mit mehreren Schichten Kleidung,Gesichtsmaske und dicken Handschuhen war es uns trotzdem möglich, auch das Vierte der Raster aus den vorherigen Expeditionen zu messen. Auch wenn dieses Raster die größten Ausmaße hatte, ging unsere Arbeit zügig voran, denn der größte Teil des Gebietes bestand aus blankem Eis. Somit war das das Graben von Löchern zur Messung der Schneetiefe überflüssig. Dafür verbrachten wir den anschließenden Abend damit, unser Camp auf die in Aussicht gestellten Windgeschwindigkeiten über 60 km/h vorzubereiten.
Die folgenden Tage verbrachten wir in den Zelten. Dies gab uns die Gelegenheit, unsere weitere Planung zu verfeinern, die bisher gemessenen Daten zu sichten und aufzubereiten und uns auch etwas Ruhe zu gönnen. Während kurzer Aufenthalte im Freien konnten wir beobachten, wie der Wind feinen Schnee übers Eis trieb und damit die Schneewehen hinter unseren Zelten immer weiter anwachsen ließ. Waren wir vorige Woche damit beschäftigt, Gruben zur Messung der Firntiefe zu graben, so hatten wir diese Woche alle Hände voll damit zu tun, unsere Zelteingänge schneefrei zu halten.
Als der Sturm am Samstag langsam wieder abklang, war erneut die Schaufel unser wichtigstes Werkzeug. Benzinfässer, Gasflaschen und vor allem unsere Motorschlitten mussten wieder vom Schnee befreit werden. Nachdem diese schweißtreibende Aufgabe erledigt war, erwartete uns der heutige Sonntag mit strahlendem Sonnenschein und einem leichten Lüftchen.
Wir haben unsere Arbeit wieder aufgenommen und sind heute gleich 90 Kilometer weit gefahren. Nun sind wir zwar ziemlich geschafft aber doch glücklich darüber, dass es nun endlich wieder voran geht.
Feldcamp Dronning Maud Land, 14.12.2014
Die letzte Woche hatten wir tolles Wetter und sind super vorangekommen. Bei Sonnenschein und wenig Wind war unser Alltag von emsiger Geschäftigkeit geprägt - gleich nach dem Frühstück konnten wir aufbrechen und unsere tägichen 70 bis 80 Kilometer auf dem Skidoo bewältigen. Am Abend, zurück im Camp, bereiteten wir unsere Ausrüstung auf den nächsten Arbeitstag vor: Akkus der GPS-Empfänger laden, die Motorschlitten wieder auftanken und Sicherung unserer GPS-Beobachtungsdaten. Nebenbei brodelte das Abendessen auf dem Gaskocher. Ein wichtiger Bestandteil des Abends ist auch unser tägliches Telefonat mit der Novo Airbase, bei der wir uns regelmäßig zurückmelden und die uns mit Neuigkeiten versorgt.
Mittlerweile sind auch die Kollegen des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) eingetroffen. Sie führten am Dienstag und Mittwoch die Befliegung unseres Arbeitsgebietes durch. Während wir also unsere Messungen am Boden fortsetzten, zog einige hundert Meter über uns das Forschungsflugzeug seine Bahnen. In diesen zwei Tagen schaffte es das Team vom AWI unser Arbeitsgebiet komplett zu vermessen, während wir dafür mehrere Wochen benötigen. Unsere Messungen erreichen jedoch eine höhere Auflösung und Genauigkeit. Sie dienen daher der Überprüfung und Validierung der Flugzeugmessungen.
Eine besondere Rolle dabei spielt auch der Corner Reflektor, den wir bereits vor einiger Zeit aufgestellt hatten. Er reflektiert das Radarsignal besonders stark und ist somit deutlich in den Flugzeugmessungen zu erkennen. Zusammen mit der genauen Höhe und Position des Corner Reflektors, die von uns bestimmt wurden, können die im Flugzeug gemessenen Höhen kalibriert werden. Hierzu muss der Reflektor allerdings auch exakt überflogen werden, was für die Piloten eine besondere Herausforderung darstellt. Schließlich gelangen jedoch ausreichend viele und genaue Beobachtungen.
Eine weitere Abwechslung in unserem Messalltag bereitete uns der Besuch der beiden Fahrer, die uns beim Ausbringen unseres Camps geholfen hatten, sowie einer japanischen Biologin. Auf einer Versorgungsfahrt zu einem weiteren wissenschaftlichen Feldlager am Untersee, der 30 Kilometer südlich im Wohlthatmassiv liegt, statteten sie uns einen Besuch ab. Erfreut luden wir sie zu Kaffee und Kuchen ein.
Zusätzlich brachten unsere Besucher auch noch weitere wissenschaftliche Ausrüstung für uns mit. Ein Firnradar wird uns in Zukunft erlauben, die Dicke der Schneeauflage auf dem Blaueis ohne das Graben weiterer Löcher zu bestimmen.
Novo Air Base, 21.12.2014
Am Montag hörten wir draußen Motorengeräusche. Früher als erwartet traf die Pistenraupe ein, die gerade auf dem Weg zum Untersee war um dort eine Gruppe Wissenschaftler samt Gepäck nach eineinhalb Monaten im Feldlager zurück zur Airbase zu bringen. Für uns hatten die Kollegen einen neuen Skidoo dabei, der gegen unseren defekten Skidoo ausgetauscht wurde.
Ganz beendet war unsere Pause damit jedoch noch nicht, denn es braute sich wieder ein Sturm zusammen. Am Dienstag erreichte der Wind Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 90 km/h. Da es gleichzeitig auch noch leichten Schneefall gab, türmten sich die Schneewehen hinter unseren Zelten in die Höhe und wir mussten alle zwei Stunden nach draußen, um unsere Eingänge frei zu halten. Bei diesem Wetter trauten wir unseren Ohren kaum, als wir gegen 15 Uhr den Konvoi auf seinem Rückweg nahen hörten. Nach einem kurzen Zwischenstopp bei uns mit Kaffee und Kuchen machten sie sich wieder auf den Weg und waren bereits nach wenigen Metern im Weiß der Schneedrift verschwunden.
Bei nachlassendem Wind konnten wir am Mittwoch unsere Skidoos wieder aus den Schneewehen befreien. Ab Donnerstagmorgen wieder saßen wir die nächsten drei Tage wieder auf den Sätteln unserer Motorschlitten. Bis Samstag konnten wir auch die letzten unserer geplanten Profile abfahren. Damit waren unsere Aufgaben in diesem Gebiet erledigt und wir bereiteten alles für die Rückkehr zur Airbase vor. Da unser Camp bis Januar stehen bleibt galt es, es für alle möglichen Witterungsbedingungen in den nächsten zwei Wochen zu rüsten. Wir schaufelten noch einmal ordentlich Schnee auf die Schneelappen, verstauten so viel wie möglich im Inneren der Zelte und spannten alle Halteschnüre nach.
Etwas wehmütig, unser mittlerweile lieb gewonnenes Feldlager zu verlassen, brachen wir am heutigen Morgen Richtung Airbase auf. In unseren Weihnachtsferien wollen wir dort noch einmal die GPS Empfänger kontrollieren, die als Referenzstationen für unsere kinematischen Messungen dienen, und die bisher aufgezeichneten Daten sichern. Nicht zuletzt möchten wir auch gerne die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel in der Gesellschaft der Mitarbeiter der Airbase zelebrieren.
Novo Air Base, 29.12.2014
Am Montagmorgen, nach unserer Rückkehr zur Airbase, erholten wir uns in der Banja der Station Novolazarevskaya. Dabei besuchten wir auch eine unserer GPS-Stationen. Die zweite GPS-Referenzstation auf dem Aerodromnaya, einem Felsen in der Nähe der Airbase, kontrollierten wir am nächsten Tag.
Am Heiligabend gab es eine große Feier. Nach einem üppigen Festmahl wurde bei Musik und Tanz bis spät in die Nacht gefeiert.
Am Sonntag bekamen wir die Gelegenheit, erneut zur Schirmacheroase zu fahren, um dort unsere Referenzstation wieder aufzubauen. Die Route zur etwa 10km entfernten Station Novolazarevskaya führt über eine präparierte Eispiste. Wegen der sommerlichen Temperaturen der letzten Wochen um die 0°C haben sich mittlerweile besonders im tiefer gelegenen Teil der Strecke Schmelzwassersümpfe gebildet und die sonst üblichen Pickups zum Transport von Personen und Gütern wurden gegen ein russisches Kettenfahrzeug ersetzt. Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme unserer GPS-Station genossen wir die russische Gastfreundschaft mit einigen Runden Tischtennis und einem leckeren Abendessen.
Novo Air Base, 04.01.2015
Wir haben hier in Novo Airbase das neue Jahr gleich dreimal begrüßt, zuerst um 21 Uhr nach Moskauer Zeit, dann um 23 Uhr nach deutscher Zeit und schließlich um Mitternacht nach der Ortszeit der Airbase. Nach russischem Brauch erschien pünktlich um 0 Uhr Väterchen Frost auf seinem Schlitten. Dieser wurde allerdings nicht von Rentieren, sondern von zwei Pickups gezogen. Begleitet wurde seine Ankunft von Leuchtfeuern. Mit im Gepäck hatte er einen Sack voller Wichtel-Geschenke Mit lustigen Verkleidungen, Musik und Tanz wurde noch bis in die frühen Morgenstunden gefeiert.
Am späten Nachmittag des Neuhjahrstages gab es ein weiteres Highlight – eine Grillparty mit gigantischen Schaschliks und gerösteten Auberginen.
Am Freitag ging es für uns wieder auf die Piste. Da unsere Arbeit im Dezember so gut von statten ging, wollten wir sozusagen als Sahnehäubchen in einem weiteren Gebiet kinematische Messungen vornehmen. Während vorangegangener Expeditionen wurde bereits ein Raster auf der Hauptfließlinie des Potsdamgletschers angelegt, welches von der Airbase aus nach etwa vier Stunden Fahrt zu erreichen ist. Diese Messungen wollten wir nun wiederholen. Auf dieser streckenmäßig bisher längsten Fahrt wurden wir mit abwechslungsreicher Landschaft belohnt. Vorbei an Nunataks, aus dem Eis ragenden Felsspitzen, führte uns unser Weg diesmal ins Akkumulationsgebiet des Gletschers. Bei ausgezeichneten Schneeverhältnissen war die Fahrt ein wahres Vergnügen und wir waren schneller als erwartet wieder zurück.
Mittlerweile laufen die Vorbereitungen für die zweite Etappe unserer Expedition im Feldlager. Anfang kommender Woche möchten wir in unser Arbeitsgebiet zurückkehren um dort einige Messungen vom Dezember zu wiederholen. Dadurch lässt sich herausfinden, wie stark der Einfluss des sommerlichen Abschmelzens im Blaueisgebiet ist.
Feldcamp Dronning Maud Land, 12.01.2015
Am Dienstag brachen wir ins Feldlager auf. Die Trasse dorthin präsentierte sich diesmal in einem etwas anderen Licht, denn am Vortag hatte es geschneit und alles war mit einer dünnen Schneedecke überzogen. Da die Unebenheiten des sonst so buckeligen Blaueises durch den Neuschnee abgemildert wurden, kamen wir zügig voran und erreichten schon am frühen Nachmittag unser Camp. Natürlich war die Spannung groß, wie wir es nach über zwei Wochen Abwesenheit vorfinden würden. Doch es stand vor uns, wie wir es verlassen hatten. Da über die Feiertage durchgängig schönes Wetter herrschte, waren unsere Zelte weder umgeweht noch eingeschneit und wir konnten sie sofort wieder beziehen.
Den windigen Mittwoch verbrachten wir damit, Pläne für die folgenden Tage zu schmieden. Da wir bisher so ausgesprochen gut im Zeitplan liegen, haben wir uns recht spontan entschieden, den Spuren älterer Expeditionen noch weiter zu folgen. Während all unserer bisherigen Fahrten wurde der endlos weiße Horizont nur im Süden durch das Wohlthatmassiv unterbrochen. Dem Ruf der Berge folgend führte unsere nächste Fahrt dorthin. Dabei fügten wir weiteren, bis zu 14 Jahre alten kinematischen Profilen neue Messdaten hinzu. Unser Ziel war der fast 1000 Meter hohen Otradnaja, ein dem Wohlthatmassiv vorgelagerten Nunatak (schnee- bzw. eisfreie Fels"insel", die aus dem Eis herausragt). Auf dessen Gipfel befindet sich ein geodätischer Festpunkt, der bereits früher wiederholt mit GPS beobachtet wurde. Solche Messungen können Aufschluss über die postglaziale Landhebung, das heißt die Reaktion des Felsuntergrundes auf eine Änderung der darauf lastenden Eismasse, geben.
Mit schwerem Gepäck überwanden wir die 150 Höhenmeter bis zum Gipfel. Nach der Installation der GPS Ausrüstung samt Solarpanels zur Stromversorgung konnten wir eine Weile das atemberaubende Panorama genießen.
Doch war damit unser Ziel noch nicht erreicht. Wieder unten angekommen, hefteten wir uns erneut an die Spur unserer Vorgänger und folgten ihr bis zum ganzjährig eisbedeckten Obersee am Fuße des Wohlthatmassives. Auch dabei fügten wir den bereits beobachteten Profilen aktuelle Daten hinzu. Nachdem wir die beeindruckende Szenerie dieses Sees, der nach Süden hin durch über 2000m hohe Berge vor dem Inlandeis geschützt wird, ausgiebig genossen hatten, kehrten wir wieder in unser Camp zurück.
Die Tour zum Otradnaja wiederholten wir am Samstag, um unsere GPS Ausrüstung wieder einzusammeln. Am heutigen Sonntag nun widmeten wir uns der Wiederholung des ersten der vier hochaufgelösten Raster, die wir im November schon gemessen hatten. Der Wetterbericht stimmt uns optimistisch, dass wir in den nächsten Tagen auch die restlichen Raster wiederholen können.
Novo Air Base, 18.01.2015
Wir haben unsere Arbeiten im Feldcamp abgeschlossen und sind jetzt wieder in der Airbase. Bis Mittwoch konnten wir bei schönstem Sonnenschein die verbliebenen drei hochaufgelösten Raster wiederholen. Nach den langen Etappen der Tage und Wochen zuvor war das Tagespensum dieser Messungen für uns ein Leichtes, was auch daran lag, dass wir mittlerweile sehr routiniert im Umgang mit den Motorschlitten sind.
Damit sind unsere kinematischen Messungen im Blaueisgebiet des Potsdamgletschers erfolgreich abgeschlossen - und zwar keinen Tag zu früh. Bereits Anfang der Woche wurde uns im Wetterbericht ein massives Sturmtief angekündigt, das gegen Ende der Woche eintreffen sollte. Das gute Wetter am Donnerstag nutzen wir daher, unsere Ausrüstung zu verpacken und unsere Zelte für den Abbau vorzubereiten. Diese Arbeit war noch einmal besonders schweißtreibend, denn der Schnee auf den Schneelappen hatte sich aufgrund der Sonneneinstrahlung im Laufe der vergangenen zwei Monate in einen massiven Eisblock verwandelt und die Heringe waren unter knietiefen Schneewehen begraben. Nachdem alles für den Abbau des Camps am nächsten Tag vorbereitet war, legten wir uns ein letztes Mal in unseren Schlafsäcken zur Ruhe.
Am Freitag waren bereits die Vorboten des Sturmtiefs deutlich zu spüren. Bei frischem Wind und Schneedrift bauten wir direkt nach dem Frühstück unsere Schlafzelte und das Lagerzelt ab und warteten im nun einsam auf weiter Flur stehenden Küchenzelt auf die Ankunft der Pistenraupe. Am frühen Nachmittag war es dann soweit. Während wir auch unser letztes Zelt noch abbauten, begannen die Fahrer bereits mit dem Verladen unseres Gepäcks. Die 70 Kilometer zurück zur Airbase legten wir mit Rückenwind zügig zurück. Gerade noch pünktlich zum Abendessen kamen wir an und konnten im Anschluss den uns vertrauten Container wieder beziehen.
Gestern waren wir dann froh, den starken Schneesturm entspannt durch die Fenster der beheizten Container beobachten zu können, anstatt ihn an unseren Zeltwänden rütteln zu hören. So genießen wir den Komfort der Airbase, während draußen der Sturm noch einige Tage andauern soll.
Novo Air Base, 25.01.2015
Unsere Arbeit ist zum größten Teil erledigt. Das Wetter der letzten Tage erlaubte auch keine weiteren Arbeitsausflüge. Der Wind blies bis Donnerstag mit 30 bis 40 Knoten. Der damit verbundene Neuschnee ließ die Schneewehen hinter den Containern immer weiter anwachsen. Glücklicherweise hatten wir unsere Motorschlitten rechtzeitig umgeparkt, sodass sie nicht unter einer der fast mannshohen Schneewehen begraben wurden.
Am Freitag besserte sich das Wetter wieder, und wir hatten einiges zu tun. Der erste Teil unserer Ausrüstung sollte bereits in den nächsten Tagen zurück zur deutschen Forschungsstation Neumayer gehen. Dafür mussten die Skidoos startklar gemacht und in das zweimotorige Flugzeug für die antarktischen Inlandsflüge verladen werden.
Novo Air Base, 01.02.2015
Der Sommer in der Antarktis neigt sich dem Ende zu. Für uns ist es an der Zeit, unsere GPS Empfänger in der Nähe der Airbase wieder einzuholen und die Datenausbeute zu sichern. Am Dienstag schwangen wir uns dafür ein letztes Mal auf unsere Skidoos und fuhren die knapp vier Kilometer zum Aerodromnaya. Erfreut stellten wir fest, dass die Datenaufzeichnung bis zuletzt einwandfrei funktionierte und dank der vier Solarpanels auch stets genug Strom geliefert worden war. Im Nu war alles in eine Aluminiumbox verpackt, und nachdem wir noch einmal die Aussicht genossen hatten, traten wir den Rückweg an.
Am nächsten Tag wurde die gesamte kinematische Messausrüstung abgebaut und in den Kisten verstaut. Am Freitag konnten wir schließlich unsere letzten beiden GPS Stationen an der russischen Station Novolazarevskaya abbauen.
Da unser Rückflug nach Südafrika schon bald bevorsteht, ist dies unser letzter Bericht aus der Antarktis.