08.02.2023; Workshop
Economic Disruptions and Societal Change. Workshop zur Vernetzung und Entwicklung der Bereiche ‚Gesellschaftlicher Wandel‘ und ‚Wirtschaftswissenschaften“
Unerwartete Ereignisse, wie die COVID-19-Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben die Unerschütterlichkeit der wirtschaftlichen und politischen Stabilität infrage gestellt. Der Zusammenbruch bzw. die Störung globaler Lieferketten und die enormen Preissteigerungen auf den Energiemärkten sind als wirtschaftliche Disruption erlebbar, die sich auf alle Teilbereiche der Gesellschaft auswirkt. Ökonomische Schocks und Disruption stellen bisherige Selbstverständlichkeiten nicht nur in Frage und führen zu einer dauerhaften Strukturschwäche, sondern schaffen auch Raum für Neues. So können die gegenwärtigen Herausforderungen ebenfalls förderlich für eine nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung sein und innovatives Potenzial entfalten. Damit ist die Gefahr und das Potenzial von Disruptionen nicht von Beginn an festgelegt, sondern bedarf einer umfassenden Analyse. Die Analyse der Transformationen in der ökonomischen und politischen Sphäre ist dabei besonders auf ein Verständnis der organisatorischen Antworten auf Disruptionen angewiesen. Die Entwicklung der Wirtschaftskraft, die Stärke des Sozialstaates oder die Veränderung und Anpassung der Arbeitsmarktsituationen stehen vor der paradoxen Herausforderung gleichzeitig Ort der Krise als auch Antwort auf die Krise zu sein.
Daraus ergibt sich eine Vielzahl von Fragen, die aus interdisziplinärer, insbesondere wirtschaftswissenschaftlicher und geistes- und sozialwissenschaftlicher Sicht betrachtet werden müssen, um sie umfassend zu verstehen und Gestaltungsspielräume zu eröffnen:
- Wie wirken sich ökonomische Schocks auf Haushalte und Unternehmen aus und welche politischen Herausforderungen werden dadurch provoziert?
- Ist ein disruptiver Schock förderlich für eine nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung? Wenn ja, wie kann möglicherweise ein disruptiver Schock gezielt und nicht zufällig bewirkt werden?
- Wie sensibel reagieren Organisationen auf Disruptionen und wie flexibel sind sie für den Umgang mit diesen?
- Welche Rolle spielt zeitliche Komplexität — d.h. die Überlagerung mehrerer, asynchroner und kaum zu synchronisierender Rhythmen und Prozesse — im Umgang mit Disruptionen?
- Wie lässt sich Kontinuität nach disruptiven Ereignissen wiederherstellen?
- Wie kann die Früherkennung von schwachen Signalen sich anbahnender Disruptionen organisiert werden?
- Wie tragen bestehende Organisationsstrukturen und -praktiken zur Entstehung von Disruption bei?
- Wie wird organisierte Disruption strategisch genutzt und erzeugt?
- Welchen Akteuren (individuell, organisational) kommt Relevanz bei dem Umgang mit Disruptionen zu? Wie lässt sich das Störungspotenzial einzelner Akteure beurteilen?
- Sind Disruptionen in der ökonomischen und politischen Sphäre als eine Bewegung zurück zum alten oder hin zu einem neuen Gleichgewicht zu verstehen?
- Erfinden sich Regionen nach massiven wirtschaftlichen Schocks neu oder bleibt eine dauerhafte Strukturschwäche?
- Wie verändern Disruptionen die politische Landschaft und gesellschaftliche Einstellungen?
Diese interdisziplinären Fragestellungen sind mit methodischen und wissenschaftstheoretischen Herausforderungen verbunden:
- Was können wir im interdisziplinären Diskurs zu unserer Forschung inhaltlich und methodisch lernen?
- Welche Anknüpfungspunkte gibt es für interdisziplinäre Forschung und Lehre?
- Wie lässt sich geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung zu den Folgen ökonomischer Krisen mit den verschiedenen anderen Disziplinen wie z. B. den Ingenieurwissenschaften, der Wirtschaftswissenschaften, Psychologie, Geographie oder den Umweltwissenschaften verbinden?
- Inwieweit ermöglichen bzw. limitieren die theoretischen und methodologischen Instrumentarien (der beteiligten Fächer) das Verstehen/Erklären der Folgen von Disruptionen? Welche Perspektiven sehen wir für eine interdisziplinäre Disruptionsforschung?
Diese und weitere Fragen rund um die beiden Bereiche „Gesellschaftlicher Wandel“ und „Wirtschaftswissenschaften“ wollen wir in einem gemeinsamen Workshop der Geisteswissenschaftler:innen und Wirtschaftswissenschaftler:innen erörtern.
Datum: 08.02.2023
Zeit: 09:00 bis 12:30 Uhr
Ort: tba
Agenda:
- kurze Vorstellung der beiden Bereiche
- Erste Reflexionen zu gemeinsamen Begriffen und Forschungsfragen
- Erarbeitung von Ideen für Vernetzungsaktivitäten, DFG-Anträge, internationale Publikationen, Lehrveranstaltungen oder Ringvorlesungen in diesem Themenfeld
Für Rückfragen stehen wir, Koordninatorin Uta Schwarz sowie Bereichssprecher Prof. Dr. Christian Prunitsch und Koordinator Lucas von Ramin, gern zur Verfügung und freuen uns auf Ihr Interesse an einer aktiven Mitwirkung.
Wir bitten Sie um eine Anmeldung bis zum 10.12.2022 über das Anmeldeformular.
Die Teilnehmer:innenzahl ist auf 20 Personen beschränkt.
Der Workshop ist grundsätzlich für deutsch- und englischsprachige Teilnehmer:innen geeignet. Bitte vermerken Sie auf dem Anmeldeformular ihre Präferenz und gegebenenfalls Übersetzungswünsche. Wir möchten unsere Veranstaltungen zudem möglichst barrierefrei gestalten. Bitte nennen Sie im Anmeldeformular Ihre Bedarfe.