22.04.2024
Netzwerkstudio „Societal Change Through the Lens of Psychology, Humanities and Social Sciences"
Soziale Wandlungsprozesse und ihre Auswirkungen stellen nicht nur eine Herausforderung für den gesellschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Umgang mit Krisen dar, sondern betreffen auch soziale Gruppen und Individuen auf vielfältige Weise. In einer zunehmend komplexen Welt, in der menschliches Verhalten, persönliche Erfahrungen und soziale Dynamiken eng miteinander verflochten sind, gewinnen die zahlreichen Schnittstellen und Synergien zwischen den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie der Psychologie zunehmend an Bedeutung. Die Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit, das Bildungswesen und die Arbeitswelt, ebenso wie die Folgen des modernen Arbeitsmarktes für die psychische Verfassung der Arbeitnehmer, erfordern eine interdisziplinäre Zusammenarbeit. Gleichzeitig spielt die Psychologie eine entscheidende Rolle bei der Förderung von Verhaltensänderungen, der Resilienz und der Entwicklung von Bewältigungsstrategien in Zeiten des Wandels und der Unsicherheit.
Das Potenzial der Zusammenarbeit zwischen den Geistes- und Sozialwissenschaften und der Psychologie manifestiert sich auf mehreren Ebenen, die im Rahmen des Workshops adressiert werden sollen. Erstens steht die Frage im Fokus, auf welche Weise geisteswissenschaftliche, sozialwissenschaftliche und psychologische Ansätze dazu beitragen können, unser Verständnis menschlichen Denkens, Fühlens und Verhaltens zu vertiefen und zu erweitern. Insbesondere ist es von herausragender Bedeutung, die Rolle psychologischer Faktoren in Bezug auf Entscheidungsfindung und Meinungsbildung zu erforschen.
Neben diesen grundlegenden Fragestellungen wird zweitens deutlich, dass die sozialen Wandlungsprozesse, die als Krisen erlebt werden, gezielt die individuellen Bewältigungsmechanismen dieser Krisen in den Blick nehmen müssen. Ein konkretes Beispiel hierfür ist die Untersuchung des Vertrauens und seiner Beeinflussung durch Medien, Wissenschaft und Politik. Dies schließt auch die kritische Betrachtung der Vertrauenswürdigkeit der Wissenschaft selbst ein. Ebenso relevant ist ein tieferes Verständnis für gegensätzliche Stimmungsbilder, sei es in Bezug auf Wut, Vorurteile, Diskriminierung oder Populismus. Sozialwissenschaftliche Untersuchungen zur Identitätsbildung können von psychologischen Erkenntnissen über das Selbstkonzept und die Entwicklung der Identität ergänzt werden, um ein umfassenderes Bild menschlicher Identität und ihrer Störungen zu zeichnen. Die Zusammenarbeit zwischen diesen Disziplinen wird dazu beitragen, das individuelle Wohlbefinden zu fördern, soziale Strukturen zu optimieren und kollektive Resilienz aufzubauen, um den Herausforderungen der modernen Welt besser zu begegnen. Dies ist von entscheidender Bedeutung, um auf die komplexen sozialen Herausforderungen unserer Zeit angemessen zu reagieren.
Drittens sollen die Herausforderungen, die sich aus der Integration dieser Disziplinen ergeben, erörtert werden. Dies umfasst die Diskussion über den Mehrwert sowohl qualitativer als auch quantitativer Forschungsansätze, den Einsatz von Mixed-Methods-Forschung sowie die Bedeutung eines interdisziplinären Dialogs für die Weiterentwicklung der Forschung. Die Verknüpfung von Geistes- und Sozialwissenschaften mit der Psychologie bietet insgesamt einen vielversprechenden Ansatz, um ein vertieftes Verständnis für die komplexe Natur des Menschen zu entwickeln. Die interdisziplinäre Forschung eröffnet neue Perspektiven und Möglichkeiten für zukünftige Untersuchungen, die über traditionelle Fachgrenzen hinausgehen. In unserem gemeinsamen Workshop möchten wir das gegenseitige Potenzial der Psychologie und der Geistes- und Sozialwissenschaften an der TU Dresden analysieren und uns daher interdisziplinären Fragestellungen zuwenden, wie zum Beispiel:
- Wie wird gesellschaftlicher Wandel wahrgenommen, welche individuellen Probleme und Anpassungsmaßnahmen ergeben sich daraus?
- Wie wird das individuelle Handlungspotenzial im Angesicht gesellschaftlicher Wandlungsprozesse eingeschätzt?
- Was lässt sich vonseiten der Psychologie über menschliche Entscheidungsfindung und Meinungsbildung lernen?
- Wie wird Vertrauen erzeugt, erhalten oder eben nicht?
- Wie können gesellschaftliche Wandlungsprozesse als Chance zur Entwicklung hin zu einer resilienten Gesellschaft genutzt werden?
- Was beeinflusst die gesellschaftliche Akzeptanz von technologischen Anpassungsmaßnahmen und wie kann man sie befördern?
Diese interdisziplinären Fragestellungen sind mit methodischen und wissenschaftstheoretischen Herausforderungen verbunden:
- Was können wir im interdisziplinären Diskurs zu unserer Forschung inhaltlich und methodisch lernen?
- Welche Anknüpfungspunkte gibt es für interdisziplinäre Forschung und Lehre?
- Wie lässt sich geistes- und sozialwissenschaftliche und psychologische Forschung mit weiteren Disziplinen der TU Dresden verbinden?
- Inwieweit ermöglichen bzw. limitieren die theoretischen und methodologischen Instrumentarien (der beteiligten Fächer) das Verstehen/Erklären jeweiliger Forschungsansätze und damit auch gesellschaftlicher Problemstellungen?
Diese und weitere Fragen rund um den Potenzialbereich „Gesellschaftlicher
Wandel“ und die Fakultät „Psychologie“ wollen wir in einem gemeinsamen Workshop von Wissenschaftler:innen beider Fakultäten erörtern.
Agenda
- kurze Vorstellung des Bereichs GSW und der Fakultät Psychologie
- Erste Reflexionen zu gemeinsamen Begriffen und Forschungsfragen
- Erarbeitung von Ideen für Vernetzungsaktivitäten, DFG-Anträge, internationale Publikationen, Lehrveranstaltungen oder Ringvorlesungen in diesem Themenfeld
Für Rückfragen stehen Bereichssprecher Prof. Dr. Christian Prunitsch und Koordinator Lucas von Ramin gern zur Verfügung und freuen uns auf Ihr Interesse an einer aktiven Mitwirkung.
Die Teilnehmer:innenzahl ist auf 20 Personen beschränkt. Der Workshop ist grundsätzlich für deutsch- und englischsprachige Teilnehmer:innen geeignet.
Bitte vermerken Sie auf dem Anmeldeformular ihre Präferenz und gegebenenfalls Übersetzungswünsche. Wir möchten unsere Veranstaltungen zudem möglichst barrierefrei gestalten. Bitte nennen Sie im Anmeldeformular Ihre Bedarfe.
wissenschaftlicher Koordinator
NameHerr Dr. Lucas von Ramin
EXU-Potenzialbereich "Gesellschaftlicher Wandel"
Eine verschlüsselte E-Mail über das SecureMail-Portal versenden (nur für TUD-externe Personen).