P
- Paciliano (Komturei, Italien)
- Pairaud, Huges de
- Pais, Gualdim (Provinzmeister, Protugal)
- Pantaleon, Heinrich (Autor)
- Papsttum und Templer
- Paris (Komturei, Frankreich)
- Paris, Matthäus (Chronist)
- Pariser Neutempler (=Chevaliers de l'Ordre du Temple)
- Patenschaften
- Pavia (Komturei, Italien)
- Payens, Hugues de (M)
- Payns (=Payens, Komturei, Frankreich)
- Peñíscola (Komturei und Burg, Spanien)
- Perchois (Komturei, Frankreich)
- Perigord/Pierregort, Armand/Hermant de (M)
- Perpinyà (Komturei, Spanien)
- Pfarreien
- Pferde
- Philipp du Plessis
- Piacenza (Komturei, Italien)
- Pierre de Montaigu
- Pierrevillers (Komturei, Frankreich)
- Pigazzano, Bianco da (Provinzmeister)
- Plessis, Philipp du (M)
- Poitiers (Komturei, Frankreich)
- Polen
- Ponferrada (Komturei, Spanien)
- Pombal (Burg, Portugal)
- Portugal
- Prag (=Praha, Komturei, Tschechien)
- Profess
- Prokuratoren
- Provinzen
- Prozess
Paciliano (Komturei, Italien)
Urkundlich erwähnt wird die Niederlassung zum ersten Mal im Jahr 1228, sie ist aber warscheinlich älter. Die genaue Lage kann heute mangels entsprechender Quellen nicht mehr bestimmt werden.
Komture (nach Bellomo):
~1228 Petrus
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Bellomo, Elena: The Templar Order in North-West Italy, 2007, S. 329f.
Pairaud, Huges de
Hugues de Pairauds Geburtsdatum kann nur aus seinen Aussagen während des erschlossen werden. Da er angibt, vor 44 Jahren in den Orden aufgenommen worden zu sein, und er damals vielleicht 20 Jahre alt gewesen ist, müsste er in der ersten Hälfte der 1240er Jahre geboren worden sein. Vermutlich stammte er aus Burgund.
In den Templerorden aufgenommen wurde er durch seinen Onkel, Humbert de Pairaud, der damals als Provinzmeister von Frankreich (nicht identisch mit den heutigen Grenzen!), später als Provinzmeister von England amtierte. Von 1280 bis etwa 1285 taucht Hugues de Pairaud als Komtur von Épailly in Urkunden auf.
In einer Aussage eines Templers aus dem Prozess (Ritterbruder Hugues de Faure vor päpstl. Kommission 1311) heißt es, Hugues de Pairaud sei bei der Wahl zum Ordensmeister 1292 Gegenkandidat einer französisch-auvergnatischen „Partei“ innerhalb des Ordens gegen Jacques de Molay gewesen, und letzterer habe sich nur durch Druck durchsetzen können. Weder für eine solche Spaltung im Orden, noch für eine solche Konkurrenz zwischen dem „Diplomaten und Reformer Pairaud“ und dem „der Vergangenheit verbundenen Soldaten Molay“ (Frale, Ultima battaglia, S. 72) gibt es Beweise jenseits dieser einen Aussage. Bei näherer Betrachtung erscheint der Bericht unglaubwürdig (Josserand, Jacques de Molay, S. 109).
Hugues de Pairaud erhielt erst während der Amtsausübung Molays hohe Ämter: zunächst war er Provinzmeister von Frankreich, später dann Visitator in den abendländischen Provinzen, also quasi Stellvertreter des Meisters. Durch die Integration des Pariser Temple in die Finanzverwaltung des Königreichs wurde er 1303 mit der Logistik der Erhebung der Kriegssubsidien betraut.
Insbesondere in der populärwissenschaftlichen Literatur wird oft verkürzend von „guten Beziehungen“ Pairauds zum französischen König und der „Unterstützung des Königs in der Auseinandersetzung mit Papst Bonifatius VIII.“ gesprochen. Die tatsächliche Situation ist komplexer: König Philipp IV. hatte –als Reaktion auf die päpstliche Bulle Unam Sanctam – bereits im März 1303 versucht, auf einer nach Paris einberufenen Versammlung der Generalstände Unterstützung für seinen Standpunkt gegen den Papst zu generieren. Dies hatte nicht den erwünschten Erfolg. Es wurde offenbar weitere Überzeugungsarbeit geleistet, ehe im Juni 1303 die Vertreter der drei Stände und darunter eben auch der hohe Klerus, im Louvre erschienen. Auf dieser Versammlung legten zwei Legisten des Königs, Guillaume de Nogaret und Guillaume de Plaisians, in langen Plädoyers dar, warum Bonifatius VIII. ein Häretiker sei und vor einem Konzil abgeurteilt werden müsse. Anschließend wurden die Prälaten gebeten, ihre Zustimmung zum Konzilsplan geben. Die meisten Anwesenden taten dies, darunter fünf Erzbischöfe, 21 Bischöfe, der Abt von Cluny, der – nicht namentlich genannte – Obere der Johanniter in Frankreich, und „frater Hugo, visitator domorum Ordinis milicie Templi“. In ihrem Dokument ist das Ziel des Konzils genannt: der Erweis der Unschuld des Papstes ODER bei Nichterweis, entsprechende Sanktionen im Einklang mit dem Kirchenrecht. Am nächsten Tag wurde eine weitere Urkunde ausgefertigt, in dem die anwesenden Prälaten diesmal versprechen, die Person und die Rechte des Königs zu verteidigen, auch „gegen den Papst Bonifatius“. Die Nichtanwesenheit bei den Generalständen oder gar die Weigerung zu Unterzeichnung konnte durchaus ernste Folgen haben: der Abt von Cîteaux zum Beispiel wurde inhaftiert und seines Amtes enthoben.
Für die Karriere Pairauds hatte die Unterzeichnung offenbar keine Folgen. Im Sommer 1307 weilte der Visitator mit Jacques de Molay beim Papst in Poitiers. Im selben Jahr saßen beide dem Generalkapitel des Ordens in Paris vor.
Papst Clemens erklärt in seinen Bullen Pastoralis Praeeminentiae vom 22. November 1307 und Faciens Misericordiam vom 12. August 1308, dass ihm ein hochrangiger Templer von den Verfehlungen (Verleugnung Christi, Spucken auf das Kreuz und andere üble Bräuche) berichtet hätte. Mit diesem hier nicht namentlich genannten Templer wurde Hugues de Pairaud identifiziert (Frale, Ultima battaglia, 77f). Für diese Schlussfolgerung gibt es keine Belege.
Ein 1307 vor der Inquisition verhörter Zeuge (Matthieu d’Arras) berichtet, Hugues de Pairaud habe beschlossen gehabt, sich zu retten, da der Orden wegen der eben gestandenen Verfehlungen (der Zeuge gesteht alle vier Hauptanklagepunkte) denunziert worden sei. Ob dies ein Plan gewesen ist, kann nicht gesagt werden. Zumindest versuchte er offenbar, Geld des Ordens in Sicherheit zu bringen – dieses fiel aber schon 1307 in die Hände des Königs.
Zum Zeitpunkt der Verhaftung weilte Hugues de Pairaud in Poitiers bei Papst Clemens. Er wurde zunächst in Loches inhaftiert und später nach Paris überführt. Das Protokoll seines ersten Geständnisses datiert auf den 9. November. Pairaud gestand die Verleugnung Christi, „mit den Lippen, nicht dem Herzen“ wie die allermeisten Zeugen, dass er auf das Kreuz spucken sollte, es aber nicht tat, sowie zum Abschluss einen Kuss auf den Mund. Er selbst habe dem hingegen Aufnahmen mit dreifachem Kuss, Verleugnung, Spucken, Erlaubnis zu homosexuellen Handlungen vollzogen. Ein „Haupt mit vier Füßen“ habe er in Montpellier gesehen.
Pairaud wiederrief wohl noch 1307 vor den nach Paris geschickten Kardinälen, gestand aber erneut 1308 vor den Abgesandten der päpstlichen Sonderkommission in Chinon, wo er damals inhaftiert war. 1309 erklärte er der päpstlichen Kommission, nur noch mit dem Papst sprechen zu wollen und bat, dass die Güter des Ordens nicht verschleudert, sondern für das Heilige Land verwendet werden mögen. Auch 1310 wiederholte er nur, nichts weiter sagen zu wollen. Anders als Jacques de Molay wiederrief Hugues de Pairaud nicht bei der finalen Urteilsverkündung 1314. Noch 1321 ist er als in Montlhèry inhaftiert verzeichnet.
Quellen:
- P. Dupuy, Traitez concernant l' histoire de France sçavoir sa condamnation des Templiers, paris 1685, S. 92 (Nachricht über den Widerruf), URL
- J. Michelet, Le procès des Templiers, 2 Bde., Paris 1851: II, 220-225 (Aussage Hugues de Faure), I, 28f., I, 88, II, 361ff (Aussagen Hugues de Pairauds), II, 372f (Aussage Matthieu d’Arras),URL Bd. I, URL Bd. II
- G. Picot, Documents relatifs aux Etats Généraux et assemblées réunis sous Philippe le Bel, Paris 1901, S. 34-55, URL
Sekundärliteratur
- M. Barber, The Trial of the Templars, 2. Auflage, 2006.
- W. J. Courtenay, Between Pope and King: The Parisian Letters of Adhesion of 1303, in: Speculum 71/3 (Juli 1996), S. 577-605.
- A. Demurger, Die Verfolgung der Templer. Chronik einer Vernichtung 1307-1314, München 2017.
- B. Frale, L’ultima battaglia dei Templari. Dal ‘codice omgra’ d’obbedienza militare alla costruzione del processo per eresia, Rom 2001, S. 72ff zu Konkurrenz Molay-Pairaud.
- Ph. Josserand, Jacques de Molay. Le dernier grand-maître des Templiers, Paris 2019, S. 107ff zu Konkurrenz Molay-Pairaud.
- A. Napp, Vom Ketzerprozess zur Metaverschwörung. Die Mythen um den Templerorden, Baden-Baden 2020, 189f.
- J. Piquet, Des Banquiers au Moyen Age. Les Templiers. Etude de leurs opérations financières, Paris 1939, S. 185, URL
- J.-B. de Vaivre, La Commanderie d’Épailly et sa chapelle templière pendant la période medieval, Paris 2005, S. 22-26.
Pais, Gualdim (Prvinzmeister, Portugal)
Gualdim Pais ist vermutlich der einzige Templer, über dessen Leben außer Urkunden zeitgenössische Inschriften informieren. Auf einer heute in der alten Sakristei von Tomar befindlichen Marmortafel heißt es „Magister Galdinus“ sei aus einem Adelsgeschlecht in Braga gebürtig gewesen, und König Alfons habe ihn zum Ritter geschlagen. Während dessen Regierungszeit habe er die weltliche Ritterschaft verlassen und sei in den Templerorden eingetreten. Für fünf Jahre habe er im Heiligen Land gedient. Nach Portugal zurückgekehrt, sei er “Templi Portugalis Procurator“ geworden. Während seiner Amtszeit seien mehrere Burgen errichtet worden, darunter Tomar, Almourol und Pombal (ed. Barroca, II, Nr. 136).
Die Kommemorationstafel wurde wohl im 16. Jahrhundert von Almourol nach Tomar gebracht, um damit auch die königlichen Ansprüche über den Christusorden historisch zu untermauern. Weitere solcher Tafeln befinden sich noch in Almourol (ed. Barroca, II, Nr. 137 u. 138).
Genealogische Forschungen konnten ihn einer Familie des Landadels aus der Provinz Minho zuordnen. Er wurde vermutlich an der Kathedralschule in Braga unterrichtet. Viterbo (1865) berichtet, Gualdim Pais sei um 1118 geboren worden und 1139 im Heerlager von Ourique zum Ritter geschlagen worden. Aus dem Orient habe er der Überlieferung nach die Reliquie des Heiligen Gregor von Nazianz mitgebracht.
Nach seinem Einsatz im Heiligen Land war er zunächst 1148 Komtur von Braga. Im Juli 1157 urkundete er zum ersten Mal als Provinzmeister von Portugal, ein Amt, dass er bis zu seinem Tod 1195 innehatte. Während dieser langen Amtszeit war er an der Neuerrichtung, bzw. dem Ausbau mehrerer Burgen beteiligt. Im Namen des Ordens nahm er zahlreiche königliche Schenkungen entgegen, darunter die Region Ceras 1159 (ed. Viterbo, S. 238), wo ab 1160 mit dem Bau der Burg von Tomar begonnen wurde. Ab 1170 erfolgte der Ausbau der Burg von Almourol. Mehrere Rechtsstatuten(„Forals“) für die städtischen Siedlungen bei den jeweiligen Burgen gehen auf Gualdim Pais und seinen Konvent zurück. In ihnen werden sowohl die Einwohner auf die Einhaltung der festgelegten Satzung (Verhalten bei Handgreiflichkeiten, bei Verkäufen, Hausrecht, Erbrecht, zu leistende Abgaben…) verpflichtet, als auch im Gegenzug die Templer, denen die Stadt gehört. Sollten Ordensbrüder die Übereinkunft brechen, mögen sie
„die Strafe Gottes erleiden, und zum Teufel und seinen Engeln hinabfahren und in Ewigkeit bestraft werden, wenn er keine ordnungsgemäße und ausreichende Entschädigung leistet (iuxta die ulcionem confringatur et pereat cum diabolo et angelis eisus sine fine puniendus nis digna satis se emendacione correxerit, ed. PMH I/3)“.
1190 gelang Gualdim Pais und seinen Ordensbrüdern die Verteidigung von Tomar – und damit des Königreiches – gegen die Truppen des Almohadenkönigs Jusuf I. Auch Pais‘ Epitaphplatte ist in der Kirche Santa Maria do Olival in der Stadt Tomar erhalten. Auf ihr heisst es:
+ OBIIT : FRATER : GUAL
DINUS : MAGISTER : MI
LITUM : TEMPLI : PORTU
GALIS : ERA : M : CC : XXX : IIIo
IDUS: OCTOBRIS : HIC : CAS
TRUM : TOMARIS : CUM :
MULTIS : ALIIS : POPULAVIT :
REQUIESCAT : IN PACE : AMEN
Die Platte war 1895 zur 700-Jahrfeier feierlich an ihren neuen Platz gesetzt / wieder sichtbar gemacht worden, nachdem sie im 18. Jahrhundert zuletzt in Quellen aufgetaucht war. Eine Inschrift von 1895 informiert zudem, dass dahinter die Urne Gualdim Pais‘ beigesetzt ist – die ursprüngliche Erdbestattung wurde wohl im 16. Jahrhundert beim Umbau der Kirche aufgelöst.
Nachleben
Die Erinnerung an Gualdim Pais als Gründer von Burg und Stadt Tomar wurde nicht zuletzt durch den Christus-Ritterorden aufrechterhalten, deren Sitz die Burg seit 1357 war. Handschriften über Privilegien und Geschichte des Ordens erwähnen den Provinzmeister und seine Großtaten.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts, einer Zeit politischer Krisen in Portugal, wurde sich an Gualdim Pais mit romantischer Heldenverehrung erinnert. 1895 erhielt er eine Biographie, der populäre Illustrator Alfredo Roque Gameiro setzte ihn in seiner História de Portugal, popular e ilustrada von 1899 in Szene. Sogar auf einer Briefmarke von 1928 ist Gualdim Pais repräsentiert.
Während der Diktatur von António de Oliveiro Salazar entstandene Statuen (1938 und 1940) kommemorieren ihn als Ritter im Kettenpanzer mit dem Templerkreuz auf Gewand und Schild. Noch heute wird in Tomar der Stadtgründer gefeiert. Touristisch vermarktet beging man in der „Cidade dos Templários“ 2018 den 900sten Geburtstag Gualdim Pais‘, und eine Burgenroute auf seinen Spuren kann auch bereist werden.
Quellen
- Handschrift: Livro das escrituras da Ordem de Nosso Senhor Jesus Cristo que El-Rei D. Sebastião Nosso Senhor com administrador perpetuo (e) governador da dita Ordem mandou fazer pelo Dr. Pedro Álvares, do seu Desembargo e cavaleiro professo da dita Ordem, 1560-1568, Lissabon, Arquivos Nacionais Torre do Tombo, Ordem de Cristo e Convento de Tomar, liv. 234, S. 2v: URL.
- M. J. Barroca, Epigrafia medieval portuguesa, Bd. II, Lissabon 2000, S. 348-361: URL
- Portugaliae Monumenta Historica. Leges et Consuetudines I/3, Lissabon 1863, S. 388f (Foral von Tomar): URL (Bd. 7 der Gesamtausgabe).
Sekundärliteratur
- A. Brandão, Terceira parte da Monarchia lusitana : que contem a historia de Portugal desdo Conde Dom Henrique, até todo o reinado delRey Dom Afonso Henriques..., Lissabon 1632, S. 82 u. 111: URL.
- J. de Santa Rosa de Viterbo, Elucidário das palavras, termos e frases que em Portugal antigamente se usaram [...], 2. Erweiterte Edition, Porto-Lissabon 1865, Bd. 2, S. 237-240: URL.
- S. Vianna, Gualdim Paes. Seu perfil biographico, synopse e exposição da epoca historica por elle altravessada e dos seus mais importantes factos, Lissabon 1895
Pantaleon, Heinrich (Autor)
Der Schweizer Historiker, Übersetzer humanistischer Schriften und Arzt veröffentlichte unter anderem auch 1581 eine Geschichte des Johanniterordens. Hierfür nutzte er Materialien, die ihm der Großprior des deutschen Priorats der Johanniter zur Verfügung gestellt hatte, sowie offenkundig eine Ausgabe der Grandes Chroniques de France und von Villanis Nuova Cronica.
Die Templer sind für ihn aller Verbrechen schuldig, deren sie angeklagt wurden. Bereits im Vorwort äußert erklärt er, sie seien „ob nefanda crimina extincti“ (wegen der ruchlosen Verbrechen ausgelöscht worden). Obwohl er den Templern zugesteht, neben den Johannitern lange die ‚Sarazenen‘ niedergehalten zu haben, bezichtigt er sie später des Verrats. Während des ersten Kreuzzuges Louis IX. hätte der damalige Ordensmeister der Templer (Guillaume de Sonay, nicht namentlich genannt) sich mit dem Sultan verschworen, um den französischen König vom Kreuzzug abzubringen und stattdessen auf einen Friedensvorschlag einzugehen. Darüber hinaus hätten der Meister und der Sultan versucht, Louis IX. mit Dolch oder Gift ermorden zu lassen – glücklicherweise seien die Attentäter aber ergriffen worden und hätten unter der Folter alles gestanden.
Philippe IV. lernt in dieser Version der Ereignisse die Denunziatoren des Ordens, einen „Prior der Templer aus einem Tolosaner Haus“ (s. Floyran, Esquieu) und den „Florentiner Ordenbruder Noffa“ kennen, als er während des Aufruhrs 1306 im Pariser Temple Zuflucht suchen muss. Später gefangengesetzt, versuchen die beiden Verbrecher ihr Leben zu retten, indem sie dem König von Schandtaten des Ordens berichten: sämtliche Templer hätten mit den Sarazenen Bündnisse geschlossen, dem Christentum abgeschworen und stattdessen ‚Mahumet‘ verehrt, Kinder einem dämonischen Götzenbild mit leuchtenden Karfunkelaugen geopfert, das Kreuz mit Füßen getreten und die Asche der Toten konsumiert (s. Anklagepunkte)
Kurz werden die Ereignisse des Prozesses zusammengefasst: Der König habe die Templer in Frankreich gefangen setzen lassen und die beiden Ordensführer, Jacques de Molay und Hugues de Pairaud, zum Papst geschickt. Dort hätten sie aufgrund der Folter viele Verbrechen gestanden und seien zum Feuertod verurteilt worden. Auf dem Scheiterhaufen habe Molay dann standhaft die Unschuld seines Ordens beteuert, weshalb die Menschen die Asche als Reliquien gesammelt und später alle Templer als Heilige verehrt hätten.
Quelle:
- Heinrich Pantaleon: Militaris Ordinis Iohannitarvm, Rhodiorvm, Avt Melitensivm Eqvitvm Rervm Memorabilivm Terra Mariqve… fortiter gestarum, ad praesentem vsq[ue] 1581 annum, Basel 1581, S. 23 (Gründung), S. 77f (Verschwörung mit dem Sultan), S. 94 (Vernichtung des Ordens), URL.
Sekundärliteratur:
- J. Bolte: Pantaleon, Heinrich, in: Allgemeine Deutsche Biographie (1887), S. 128-130, Onlinefassung, URL.
Papsttum und Templer
siehe Rom / Templer in päpstlichen Diensten
Paris (Komturei, Frankreich)
Bauliche und territoriale Entwicklung
Genaue Informationen über die Gründung der ersten Niederlassung in Paris fehlen. Fest steht, dass der Orden mehrere Besitzungen in der Stadt hatte. Die älteste erhaltene Urkunde, die den Pariser „Temple“ erwähnt, stammt aus dem Jahr 1146. 1147 fand in Paris ein großes Ordenskapitel mit dreihundert Brüdern im Beisein Papst Eugens III. und des französischen Königs statt, wie die Schenkungsurkunde Bernard de Balliols verzeichnet. (Lasteyrie, S. 307) Dabei handelt es sich vermutlich um das bei Matthäuses „vetus Templum“ und Ende des 13. Jahrhunderts in einer Steuerliste „alter Tempel (viez Temple)“ genannte Haus, das sich in der Nähe der Kirche Saint-Jean-en-Grève am rechten Ufer der Seine, gegenüber der Île de la Cité, befand.
In diesem Bereich befand sich außerdem ein „Kontor“, das vielleicht zum Lagern der über die Seine transportierten Waren benutzt wurde. Das „Kontor“ geht vermutlich auf die Schenkung von 1152 durch Mathieu de Beaumont zurück. Etwas später verfügten die Templer auch über eine lukrative Mühle, unterhalb der Grand Pont.
Gleichzeitig hatten die Templer Besitz außerhalb der damaligen Stadtmauern, in einem damals teils noch sumpfigen Areal. Die dortige, der Heiligen Maria geweihte, Kirche wurde offenbar nach dem Vorbild der Templerkirche in London in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtet. Sie teilt sich mit diesem Bau zahlreiche Charakteristika. Anfang des 13. Jahrhunderts wurde der Zentralbau mit einem rechteckigen Chor erweitert, da die Kirche für die Vielzahl der Gottesdienstbesucher zu klein geworden war. Zur Weihe der Kirche 1217 gewährte Papst Honorius den Besuchern eine Indulgenz. Mitte des 13. Jahrhunderts versah man die Kirche mit einem repräsentativen Portalbau, und Ende des 13. Jahrhunderts vergrößerte man den Chor nochmals mit einer Apsis. Als der englische König Henry III. 1254 Paris besuchte, logierte er sowohl im „alten Temple“ als auch in der Niederlassung „außerhalb von Paris“.
Wann genau der berühmte gewaltige „Tour du Temple“ errichtet wurde, ist unklar. Erste Bauvorhaben wurden wohl schon in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts unter Bruder Humbert (gest. 1222) unternommen. Erweiterungen fanden wohl Anfang des 14. Jahrhunderts unter Bruder Jean de la Tour statt. Ein Siegel der Komturei aus dem Jahr 1290 scheint bereits den Donjon zu zeigen. Ein Grund für den massiven Bau - ein von vier Türmen flankierter Donjon von 50 Metern Höhe – könnte die Verwahrung des französischen Kronschatzes sein.
Die Komturei in Paris, wie sie sich zur Zeit der Aufhebung des Ordens darstellte, umfasste ein großflächiges mauerumschlossenes Areal - den Enclos du Temple -, auf dem sich neben der Kirche ein Friedhof und diverse Handwerksbetriebe, sowie ein Hospital befand.
Neben dem Enclos du Temple erstreckte sich die Villeneuve du Temple, ein zunächst auch landwirtschaftlich genutztes Areal, dass im 13. Jahrhundert aber urbanisiert wurde. Ihre Besitzungen, Einkünfte und Rechte erstreckten sich am Vorabend des Prozesses auf zahlreiche Geschäfte, Kleinbetriebe und weitere Mühlen.
Beziehungen und Konflikte
Die Niederlassungen des Ordens in Paris dienten nicht nur dem Konvent der Brüder, sondern waren gleichzeitig in das politisch-soziale Leben eingebunden. 1158 logierte der englische Kanzler Thomas Becket während seines Besuchs in Paris mit einem Teil seines Gefolges im Ordenshaus (dem Alten Temple). 1254 trafen sich der englische König Henry III. und Louis IX. von Frankreich in der Templerniederlassung (dem Alten Tempel). Anlässlich des Besuches gab es opulente Festlichkeiten, aber auch Armenspeisungen, wie der Chronist Matthäus Paris berichtet.
Dass es Konflikte gab, beweisen Urkunden aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts: 1270 löste die Besteuerung von Pächtern auf Templerland Streit aus, der 1279 in einer Urkunde des Königs geregelt wurde. Das Dokument definiert die Rechte des Königs und seiner Beamten und die der Templer im Pariser Raum genau. Der Besitz an allen Häusern, sonstigen Liegenschaften und Einkünften innerhalb der Stadtmauern wird bestätigt, hohe und niedere Gerichtsbarkeit reserviert sich hier aber der König. In den Besitzungen außerhalb der Mauern übte der Orden die hohe und niedere Gerichtsbarkeit aus, und die dortigen Pächter sollen von keinen anderen Autoritäten zu Zahlungen oder Leistungen gezwungen werden können. (Curzon, 301f).
Wie auch in anderen Ordenshäusern wurde auch der Temple von Paris als sicherer Verwahrort für Preziosen und Gelder betrachtet. Seit Mitte des 12. Jahrhunderts fand sich der Kronschatz nebst den jährlichen Steuergeldern im Temple und wurde von Ordensbrüdern gemeinsam mit königlichen Beamten verwaltet. Die Schatzmeister des Tempels gehörten zu den engen Beratern der Könige. 1281 sollte ein Teil des vom Zisterzienserorden zu leistenden päpstlichen Zehnten als Hilfsleistung für das Heilige Land im Temple von Paris eingelagert werden. Eine Aufforderung, der die Zisterzienser nicht nachkamen, wie ein scharf formulierter päpstlicher Brief aus dem Jahr 1281 an den Abt von Cîteaux zeigt. Stattdessen hatten die Weißen Mönche Gelder aus diesen Kreuzzugs-Subsidien König Philipp IV. geliehen. Die Geldknappheit des Königs und die durch ihn durchgeführte Münzabwertung führte 1306 zu einem Volksaufstand, während dem Philipp sogar in der Ordensfestung Zuflucht suchen musste.
Für die Annahme, dass der Orden nach dem Verlust Akkons 1291 sein Hauptquartier nach Paris verlegen wollte und die Stadt zur Residenz des Meisters werden sollte, gibt es keine Anhaltspunkte.1307 fand im Temple von Paris noch ein Generalkapitel des Ordens unter Vorsitz von Jacques de Molay statt. Wenig später wurde das Ordenshaus zum Verließ von in der Stadt selbst und dem Umland verhafteten Templern, darunter Meister Molay selbst.
Nach dem Prozess kam die Pariser Komturei mit ihren Liegenschaften an die Johanniter und wurde zum Zentrum der Grand Prieuré de France.
Architektonische Überreste
Der prominente Donjon findet sich auf vielen alten Pariser Stadtplänen und Stadtansichten. Die älteste Darstellung ist vermutlich die Miniatur Jean Fouquets im Stundenbuch Etienne Chevaliers aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Die Kirche wurde 1796 abgerissen, wie auch andere Teile des Enclos. Viollet-le-Duc rekonstruierte in seinem Architekturlexikon ihr das Aussehen anhand von Beschreibungen und Darstellungen aus dem 17. Jahrhundert: Jean Marots und Henri Sauvals. Anhand der Pariser Ordenskirche entwickelte Viollet-le-Duc seine Thesen über die „Templerarchitektur“.
Der große Donjon wurde ab 1808 auf Befehl Napoleons abgerissen, um den royalistischen Sammelpunkt (im Temple waren Louis XVII und seine Familie vor der Hinrichtung durch die Revolutionäre inhaftiert) zu beseitigen. Aus späterer Zeit erhaltene Stiche, Stadtpläne und Beschreibungen erlauben eine Rekonstruktion.
Komture (nach Minnier und Curzon)
1172 Jean
1247-1252 Bartholomeus Rufus de Folliaco
1252-1254 Petrus de Tudela
1254 Arnaldus Philippus
1284 Jean de Malay
Quellen
- Chronik des Matthäus Parisiensis, London, Brit. Library MS Royal 14 C VII, fol. 168v-169r: URL.
- Pariser Stadtplan von Olivier Truschet und Germain Hoyau, Universitätsbibliothek Basel, UBH Kartenslg AA 124: URL.
Sekundärliteratur
- H. de Curzon, La maison du Temple à Paris, Paris 1888, S. 301: URL.
- L. Delisle, Mémoire sur les Operations financières des Templiers, (Mémoires de l'Institut national de France, Bd. 33), Paris 1989, Nr. 18. S. 112f (Der päpstliche Brief wegen der Kreuzzugssubsidien der Zisterzienser). Eine Übersetzung findet sich bei: M. Barber / Bate, The Templars. Selected sources translated and annotated, Manchester 2007, S. 208f.
- R. de Lasteyrie (Hg.), Cartulaire general de Paris ou Recueil de documents relatifs à l’histoire et à la topographie de Paris, Bd. 1, Paris 1887, Nr. 334, S. 307.
- G. de la Varende / B. Rascoat, L'enclos du Temple ou: Les Templiers à Paris, Arcy-sur-Lure 1994.
- G. Etienne, Etude topographique sur les possessions de la maison du Temple à Paris, Paris 1974.
- G. Etienne, La Villeneuve du Temple à Paris (100e Congrès national des Societés savantes, Paris 1975), Paris 1977.
- E. Mannier, Les Commanderies du Grand Prieuré de France, Paris 1872, S. 5: URL.
- C. Piton, Une page ignorée de l’histoire du Temple. Le Temple de Paris, Paris 1911:
- URL.
- H. Sauval, Histoire et recherches des antiquités de la ville de Paris, Paris 1724, Bd. 1, S. 454: URL.
- E. Viollet-le-Duc, Dictionnaire raisonné de l’Architecture francaise, Bd. IX, Paris 1868, S. 14ff: URL.
Paris, Matthäus (Chronist)
Der Chronist wurde um 1200 geboren und starb 1259 in der Benediktinerabtei S. Albans in England. Er verfasste die Chronica Maiora, der jedoch keine weite Verbreitung beschieden war, die Historia Anglorum und die Flores Historiarum. Letztere erlangten große Berühmtheit in englischen Kirchenkreisen. Sein Blickwinkel war pro-kaiserlich, er zählte zu den Partisanen Friedrichs II. In Konsequenz war er gegen den englischen König eingestellt und natürlich gegen den Papst und dessen Verbündeten, unter ihnen die Templer -- Steuereintreiber sowohl für den Papst als auch für den englischen Monarchen -- und auch die Johanniter. Aber der Verfasser kritisierte auch die Bettelorden. Demgegenüber lobt er den Deutschen Orden, den einzigen Verbündeten von Friedrich II.
Seine Werke zeigen ihn als einen Menschen, der jegliches Neue verabscheute, und insbesondere die neuen, nicht-benediktinischen Orden mit ihren Privilegien und Exemtionen. Er nennt die Templer und Johanniter geizig, hinterhältig, stolz, und ihre Taten schädlich für das Heiligen Land. Er erzählt zum Beispiel, wie die Templer den Staufer Friedrich II. während dessen Kreuzzugsunternehmens mehrere Male verraten hätten und jener ihren Fallen nur dank seines moslemischen Freundes entkommen sei. Er berichtet von blutigen Kämpfen zwischen Templern und Johannitern und von gefälschten Briefen, die die Templer über die Lage im Heiligen Land verschickten. Zuletzt sieht sich der Chronist aber doch gezwungen zuzugeben, dass diese Geschichten nicht der Wahrheit entsprechen.
Während des fünften Kreuzzuges attestiert Matthäus Paris den Templern Weisheit, Mut und Gehorsamstreue auch in verzweifelten Situationen. Im Bericht über die Schlacht von Mansurah lässt er Robert von Artois den Templern vorwerfen, die christliche Sache verraten zu haben, als diese für ein vernünftigeres Vorgehen plädieren. Matthäus erwähnt außerdem den Bau von Château de Pélérin und gibt noch einige Einzelheiten über die Geschichte des Ordens in England. In seiner Historia Anglorum interpretiert er das Siegel des Meisters, welches zwei auf einem Pferd reitende Ritter zeigt, als Symbol für das Gelübde der Armut und Demut der Templer.
Anke Napp
Quellen
- Abbildung der zwei Templer auf einem Pferd: Chronik des Matthäus Parisiensis, London, Brit. Library MS Royal 14 C VII, fol 42v. Link zur Handschrift
- Matthew Paris, Chronica Maiora, ed. H. R. Luard, 7 vols., Rolls Series 57, London 1872-1883.
- Matthew Paris, Flores historiarum, ed. H. R. Luard, 3 vols., Rolls Series 95, London 1890.
- Matthew Paris, Historia Anglorum, ed. F. Madden, 3 vols., Rolls Series 44, London 1860-1869.
Sekundärliteratur
- A. Demurger, Les Templiers, Matthieu Paris et les sept peches capitaux, in: G. Minucci / F. Sardi (eds.), I Templari. Mito e storia. Atti del Convegno internazionale di studi alla magione Templare di Poggibonsi-Siena, Siena 1989, pp. 153-168.
- H. Nicholson, Templars, Hospitallers and Teutonic Knights. Images of the Military Orders 1128-1291, London 1993, pp. 46-48.
- R. Vaughan, Matthew Paris, Cambridge 1958.
(Update in Progress)
Pariser Neutempler (=Chevaliers de l'Ordre du Temple)
Die Pariser Neutempler erklärten, authentische Nachfolger des mittelalterlichen Ordens zu sein. Als Beweis diente ihnen die „Charta Transmissionis“, die eine Organisation des Ordens nach der päpstlichen Aufhebung und eine Liste von Meistern bis ins beginnende 19. Jahrhundert enthält. Die Statuten trügen das Datum 1705 und seien von Philippe d'Orleans unterzeichnet; die veröffentlichte Version hat allerdings das Datum 1811, woraus Wilcke schließt, dass sie gegen Ende des 18. Jahrhunderts entstanden (Wilcke 1860, II, S. 370). Vermutlich wurden die Dokumente von einem gewissen Ledru gefälscht, einem Arzt der Familie Cossé-Brissac. Die Wurzeln der Neutempler sind wahrscheinlich bei den Freimaurern der Hochgradsysteme zu suchen. Eine kleine Gruppe unter der Führung des Malteserritters Bonneville verließ die Freimaurerei um 1750 und gründete das sogenannte „Kapitel von Clermont“. Zunächst katholisch, schwenkte diese Gruppe Ende des 18. Jahrhunderts auf einen antipäpstlichen Kurs um. Sie tauchten erstmals Anfang des 19. Jahrhunderts in der Öffentlichkeit auf; ihr 1804 amtierender Großmeister Raymond Fabré-Palaprat wirkte als Arzt am Hof Napoleons, der die Templer sehr schätzte.
In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts kam es sowohl zu Streitigkeiten zwischen dem Großmeister und seinen Vikariaten, sowie zu Unstimmigkeiten zwischen englischen und französischen Mitgliedern, die in die großpolitischen Entwicklungen der Jahre involviert waren. Kirchlicherseits betrachtete man die Neutempler mit Argwohn, da ihre Lehre nicht der katholischen Lehrmeinung entsprach, jedoch quasi-katholisches Zeremoniell verwendet wurde. 1833 forderte der Papst die „Unterdrückung der Sekte“. Einige Ordensmitglieder nahmen am griechischen Freiheitskampf gegen die Türken teil und suchten damit Anschluss an die mittelalterlichen Ideale. Ungeachtet voriger Differenzen bat 1850 der damalige Großmeister den nach Frankreich geflüchteten Papst Pius IX. um offizielle Anerkennung des Ordens und sagte ihm dafür Schutz und Hilfe zu. Das Anerbieten blieb folgenlos, um 1860 waren die Pariser Neutempler laut Wilcke zu einem „harmlosen und zurückgezogenen Verein“ geworden (Wilcke 1860, II).
Sie verfügten über eine ausgefeilte Organisation, Rituale und Insignien, und behaupteten, die Asche Jacques de Molays im Besitz zu haben. Zum Ort des Martyriums des letzten Meisters wurden 'Pilgerfahrten' organisiert. Großveranstaltungen in Paris wurden mit Pomp inszeniert, so etwa 1808 der Gedenktag Molays in der Kirche Saint-Paul & Saint-Antoine. Die Ordensführung grenzte sich scharf von den Freimaurern und den dort zum Teil geübten Templergraden ab, erlaubte aber in ihren Reihen nicht nur Katholiken, sondern auch Protestanten und Deisten. Mitglieder konnten über neun Grade vom „Leviten“ bis zum „Bischof“ aufsteigen. Glaubensgrundlage der Initiierten war das sogenannte „Levitikon“, in dem sich pantheistisches Gottesverständnis zeigt, das von den ägyptischen Mysterien über Moses als eingeweihten Ägypter eine Linie bis zu Jesus und dem Christentum zieht. Jesus habe dem Evangelisten Johannes, nicht Petrus, die Leitung seiner Kirche übertragen.
s. OMCT , OSMTH, OSMTJ, Templari Cattolici d'Italia
Anke Napp
Sekundärliteratur
- J. Burnes, Sketch oft he History oft he Knights Templars, 2. Aufl., Edinburgh 1840, pp. 39-53. Online
- H. Grégoire, Histoire des sectes religieuses: qui sont nées, se sont modifiées, se sont éteintes dans les différentes contrées du globe, depuis le commencement du siècle dernier jusqu'à l'époque actuelle, vol. II, Paris 1828, pp. 392-428.
- P. Partner, The Murdered Magicians. The Templars and their Myth, Oxford 1982.
- W. F. Wilcke, Geschichte des Ordens der Tempelherren, 2. umgearbeitete und verbesserte Auflage, Halle 1860, Bd. II, S. 363-402.
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Patenschaften
Es war den Brüdern des Templerordens untersagt, Kinder zu taufen oder Taufpate zu werden laut Artikel 70 der Regel. Dieses Verbot war einer der Anklagepunkte, die in der Chronique de Saint Denis als Beweis für die Häresie der Templer aufgeführt werden. Aber es handelt sich um eine ganz normales Verbot im monastischen Leben. Man findet es bereits in der Mönchsregel des Heiligen Cassian aus dem 5. Jahrhundert, und später bei den Cisterciensern, Franziskanern und dem Deutschen Orden. Trotz des Verbotes sind jedoch einige Templer bekannt, die Taufpaten wurden, so zum Beispiel der Meister Renaud Vichier für den Sohn des französischen Königs Louis IX. 1250. Dort wo der Orden Pfarreien bediente, hatten die dort tätigen Pfarrer selbstverständlich das Recht, Kinder zu taufen.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Hardick, L., Grau, E.: Die Schriften des Heiligen Franziskus, Werl 1980.
- Holst, L.:Codex Regularum monasticarum et canonicarum II, Augsburg 1759.
- Perlbach, M.: Die Statuten des Deutschen Ordens, Halle 1890.
- Rotger y Capllonch, M.: Historia de Pollensa, Pollensa 1995.
- Weiss, A.: Organizacja diecezji lubuskiej w. sredniowieczu, dans: Studia Kosscielne II, Lublin 1977.
Paulhac (Komturei, Frankreich)
Die Komturei von Paulhac wird 1189 im Kartular des Prioräts von St. Barthelemy erwähnt. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurden hier mehrere Provinzialkapitel abgehalten. Paulhac hatte Besitzungen in Fursac, Bourget, Mas, Coutures, und verfügte auch über drei Mühlen. Während des Prozesses wurden mehrere Brüder aus Paulhac verhört, darunter der letzte Komtur Humbert de Comborn. 1312 kam die Niederlassung an die Johanniter.
Im 15. Jahrhundert fanden einige Umbauten im Ensemble der Komturei statt; auch die Kapelle war davon betroffen. In ihr finden sich Reste der ursprünglichen Ausmalung: Kreuze, Lilien aus dem 12. Jahrhundert, zu denen in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts die Apostelmartyrien und eine Madonna traten.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Aubarbier, J.-L., Binet, M.: Les Sites Templiers de France, Rennes 1995, S. 84.
- Krüger, A.: Schuld oder Präjudizierung. Die Protokolle des Templerprozesses im Textvergleich, in: Hjb 117 (1997), 340-377.
- Voyer, C.: Orner la maison de Dieu. Les décors de quelques églises Templières et Hospitalières de Saint-Jean de Jérusalem au XIIIe siècle, in: Carraz, Damien / Dehoux, Esther (Hrsg.): Images et ornements autour des ordres militaires au Moyen Âge, Toulouse 2016, S. 85-101, bes. S. 88 u. 95.
Pavia (Komturei, Italien)
In Pavia besaß der Orden mehrere Liegenschaften, darunter das Hospital Sant'Eustachio, die Kirche San Guglielmo und die Kirche San Damiano in Linarolo. Das älteste Dokument, das möglicherweise eine Anwesenheit der Templer in der Stadt bestätigt, stammt jedoch erst aus dem Jahr 1181. Einen sicheren Nachweis gibt es erst 1201, mit der Übereignung des Hospitals Sant-Eustachio durch Bischof Bernardo. Die Templer vertrat hierbei Provinzmeister Barozio. Interessanterweise bezahlten der Orden dem Bischof eine jährliche Pacht für das Hospital. Casei war eine Dependance von Pavia. Das Haus erhielt offenbar gegen 1270 des 13. Jh. einen eigenen Komtur, wurde aber in späteren Jahren wieder in Personalunion mit Pavia verwaltet.
Während des Prozesses gegen den Orden wurden die Besitzungen von Pavia zunächst durch den Inquisitor Filippo de Cumis verwaltet, ab 1309 von den Vikaren der Erzbischöfe von Ravenna und Pisa. Schließlich wurde ein Kleriker aus Pavia, Rogerio da Milano, Rektor von Sa. Maria della Scaletta, mit der schwierigen Aufgabe betraut. Zum einen hatte er den Plünderungen und Zerstörungen von Templereigentum Einhalt zu gebieten, zum anderen sich den Forderungen der Kommunen von Pavia und Tortona zur Freilassung der Ordensbrüder zu stellen. Dieser Einsatz der städtischen Autoritäten zeigt einmal mehr das gute Einvernehmen zwischen diesen und dem Templerorden. In den Prozessunterlagen tauchen vier Ordensbrüder aus Pavia auf, darunter ein Kaplan.
Sant'Eustachio befand sich außerhalb der Stadtmauern, im Osten, an der Straße nach Cremona und in der Nähe der Kirche San Guglielmo, die 1201 bereits den Templern gehörte. Die Straße wurde stark von Pilgern frequentiert. Die Inventare aus der Inquisitionsverwaltung geben ein genaues Bild von den Besitzungen und Einkünften der Komturei. Das zugehörige Haus S. Damiano, gelegen an der Straße nach Casalpusterlengo, ungefähr 10 km von Pavia entfernt, war Sammelpunkt für die Produkte aus den Landgütern (Getreide, Wein, Heu). Außerdem gab es eine Schweinezucht. Die Haupteinkunftsquelle waren aber die Mieten und Pachten, die für die etwa 100 (!) im Besitz des Ordens befindlichen Häuser gezahlt wurden. Auch in Monticello und Castagneto hatten die Templer Landbesitz.
Nach dem Ende des Prozesses kam der Besitz an die Johanniter. Die Kirche S. Guglielmo wurde während der Belagerung der Stadt 1525 stark beschädigt und nicht erneut repariert.
Komture (nach Bellomo):
~1228 Bonifacio
~1252 Enrico di Ponzone
~1268 - 1271 Niccolò Barachino
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Bellomo, Elena: The Templar Order in North-West Italy, 2007, S. 294ff.
Payens, Hugues de (M)
Er war der Gründer des Templerordens und sein erster Meister. Um 1070 geboren - ein Datum, das man aus den Nennungen in Urkunden am Hof des Grafen Hugues de Champagne errechnen kann - wurde er um 1085/90 vermutlich zum Ritter geschlagen, denn in einer Urkunde taucht er als Herr von Montigny auf. Zwischen 1108 und 1114 heiratete er Elisabeth de Chappes. Das Paar hatte vermutlich drei Kinder: Gibuin, Isabelle und Thibaud. Letzterer wurde Abt von Saint-Colombe. Möglicherweise war Hugues verwandt mit dem Grafen der Champagne. Mit ihm kam er jedenfalls ins Heilige Land, zum ersten Mal vermutlich im Jahre 1104. 1113 wird er in der Urkunde einer Schenkung Hugues de Champagne an die Abtei von Montiéramey zum ersten und einzigen Mal als 'Herr von Payens' bezeichnet. Im selben Jahr aufs Neue in Palästina, begann er einige Gefährten um sich zu sammeln, um die durch moslemische Überfälle immer noch bedrohten Pilger zu beschützen und legte so den Grundstein für den späteren Templerorden. Laut der Chronik von Ernoul lebten er und seine Gefährten unter der Obödienz der Kanoniker vom Heiligen Grab. 1119 legten Hugues und seine Gefährten die monastischen Gelübde des Gehorsams, der Keuschheit und der Armut in die Hände des Patriarchen von Jerusalem ab und verpflichteten sich mit einem vierten Gelübde, die Pilger und die Heiligen Stätten zu schützen. Dass er und seine Gefährten geschätzte Personen waren, zeigt sich in ihrem Auftauchen als Zeugen in Urkunden König Balduins II. von Jerusalem. Iin einer von ihnen wird er 1125 "magister militum templi" genannt. Hugues arbeitete selbst die wichtigsten Punkte der Regel aus, die er auf dem Konzil zu Troyes 1129 erläuterte. Er kümmerte sich sowohl um das spirituelle Wachstum seiner Gemeinschaft (durch seinen Kontakt zu Bernhard von Clairvaux, der in der Schrift De laude novae militia' gipfelte), als auch um das materielle, und reiste mehrere Monate durch Frankreich, England und Schottland, um für Nachwuchs und Schenkungen zu werben. Um 1129 kehrte er ins Heilige Land zurück und im selben Jahr führte er seine Brüder in die erste Schlacht, in welcher fast alle umkamen. Hugues starb 1136 oder 1137.
Urkunden, in denen Hugues de Payens genannt wird (pdf-Liste, auf Französisch. Quelle: Leroy)
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Bulst-Thiele, M. L.: Sacrae Domus Militiae Templi Hierosolymitani Magistri, Göttingen 1974, S.19-29.
- Leroy, T.: Hugues de Payns, chevalier Champenois, Fondateur de l'Ordre des Templiers, Troyes 2001.
- Leroy, T.: Les fondateurs de l'Ordre du Temple, in: Templiers. De Jérusalem aux commanderies de Champagne (Ausstellungskatalog), Paris 2012, S. 35-39.
- Phillips, J.: Hugh of Payns and the 1129 Damascus crusade, dans: The Military Orders, 141-147.
- www.huguesdepayns.fr = das Museum in Payns
Payns (=Payens, Komturei, Frankreich)
Das Dorf Payns, nachdem der Gründer des Ordens benannt wird, liegt heute etwa 12 km von Troyes entfernt im sumpfigen Seinetal. Etwa 27 verschiedene Schreibweisen können über das gesamte Mittelalter für „Payns“ festgestellt werden. Dass der Ortsname aber auf antikes Heidentum (=“paganis“) zurück geht, ist erst eine spätere mündliche Tradition.
Bauliche und territoriale Entwicklung
Die Grundsteinlegung des Besitzes der Komturei erfolgte sehr wahrscheinlich durch eine Schenkung von Hugues de Payens selbst. Eine Urkunde diesbezüglich ist leider nicht mehr vorhanden, doch kann man annehmen, dass die Übereignung von Gütern während des Aufenthaltes des Ordensgründers anlässlich des Konzils von Troyes 1129 erfolgte. Bis in das 14. Jahrhundert hinein erfolgten weitere Schenkungen durch den lokalen Adel: 1153 schenkt Humbert de Caie die Hälfte seines Großen Zehnten bezüglich Savières. 1181 übereignet Maria, Witwe des damaligen Grafen der Champagne, zur Erlangung ihres Seelenheils und des ihres verstorbenen Gemahls, einen festgesetzten Teil der jährlichen Ernte ihrer Besitzungen in Payns dem Orden. Auch via Kauf vermehrte sich der Besitz: 1209 verkaufte der Prior der Heilig-Grab-Niederlassung von La Charité-sur-Loire den Templern von Payns die Mühlen von Espincey, sowie die Rechte des Priorats in Trouan, Chapelle-Vallon, Belleville und anderen Lokalitäten außerhalb der Diözese von Troyes, alles für 8000 Livres. 1213 verkauft Ritter Henri de Saint-Mesmin zwei Weidewiesen gegen 14 Livres. 1265 übereignen zwei Einwohner des Dorfes Payns der Niederlassung den Teil eines Weinberges und ein kleines Stück Land, Arbeitstiere, sowie Bettzeug und Federbetten, um später auf dem Friedhof der Komturei bestattet zu werden. Ausgefertigt wird die Urkunde vor dem Bischof von Troyes.
Nicht nur Güter, sondern auch Menschen wechselten den Besitzer. So schenkte 1225 Pierre de Précy der Komturei einen Mann namens Etienne le Roux, seine zwei Söhne, und deren Güter. Die Templer zahlten 20 livres als 'Anerkennung'. 1234 gingen Güter und Rechte der Abtei Saint-Benoît-sur-Loire in das Eigentum der Komturei von Payns über, gegen die jährliche Zahlung von 15 Sester Getreide und 30 Sous, die am Allerheiligen-Vorabend zu leisten war.
Eine Urkunde gibt auch Auskunft über die Bankiers-Tätigkeit der Templer und die mittelalterlichen Geldverleihungs-Gepflogenheiten: Um auf Kreuzzug in den Orient gehen zu können, lieh sich Henri de Saint-Mesmin 200 Livres von den Templern in Payns. Sozusagen als Zinszahlung autorisierte Henri die Ordensbrüder, die Einkünfte aus den Gütern von Fontaine und Saint-Mesmin zu behalten, bis die 200 Livres zurück gezahlt seien. Auch nach Abgeltung der Schuld sollten die Templer die Einkünfte weiter erhalten, diesmal jedoch, um sie für den Tag der Rückkehr Henris vom Kreuzzug sicher zu stellen. Diese Übereinkunft wurde 1218 von der Witwe des Grafen Thibaud III. ratifiziert.
Den Höhepunkt ihrer territorialen Expansion erlebte die Komturei im 13. Jh. Am Ende stand eine bedeutende landwirtschaftliche Niederlassung, die in der gesamten Region Besitzungen und Rechte besaß, sowie eine abhängige Komturei in Belleville. Am 13. Oktober 1307, kurz nach der Verhaftung der Ordensbrüder in den französischen Kronlanden, stellte ein königlicher Beamter das Inventar der in Payns gefundenen beweglichen Güter auf. Es sind Dinge des täglichen Bedarfs, wie Schüsseln und Kessel in der Küche und Bettzeug. Im Zimmer des Komturs befand sich eine Truhe mit den Pretiosen der Kapelle des Ordenshauses: zum Beispiel ein Kelch aus vergoldetem Silber, Wasserkännchen aus Kupfer, Kerzenständer aus Eisen und zwei emaillierte Kreuze, liturgische Bücher: ein Missale, ein Ordinarium, ein Brevier und einen Psalter, sowie ein Antiphonar. Zur Komturei gehörten neben den Ordensbrüdern (zur Zeit des Prozesses vielleicht 6 - 10) auch bezahlte Knechte, insgesamt 27 Personen. Im Bedarfsfall (zur Erntezeit beispielsweise, oder wenn ein Gebäude errichtet werden musste) wurden die entsprechenden zusätzlichen Fachkräfte angeheuert. In einem Jahr beliefen sich die Einkünfte der Komturei auf 250 Livres und die Ausgaben - zumeist Abgaben für die Verteidigungsaufgaben im Orient - auf 189 Livres. Die Komturei ging nach dem Ende des Ordens an die Johanniter, die Teile der Güter bis in das 17. Jh. behielten.
Architektonische Überreste
Bauliche Überreste sind bis auf die bei einer archäologischen Sondierung 1998 freigelegten Grundmauern der Kapelle, die der Hl. Maria Magdalena geweiht war, heute keine mehr vorhanden. Die Kapelle war ein einfaches Gebäude auf rechteckigem Grundriss (wie man sie auch in Avalleur und Fresnoy findet), mit drei Jochen, insgesamt mit einer Länge von 20, 60 Metern und 9 Metern Breite.
Komture:
~1262 André de Joigny
~1307 Ponsard de Gizy
Anke Napp
Sekundärliteratur
- Th. Leroy, Les fondateurs de l’ordre du Temple, in: A. Baudin / G. Brunel / N. Dohrmann, (eds.), Les Templiers. De Jérusalem aux commanderies de Champagne, Paris 2012, pp. 35-39.
- Th. Leroy, 1127-1143. L’organisation du réseau templier en Champagne, in: A. Baudin / G. Brunel / N. Dohrmann, (eds.), Les Templiers. De Jérusalem aux commanderies de Champagne, Paris 2012, pp. 117-122.
- Th. Leroy, Hugues de Payns, chevalier Champenois, Fondateur de l'Ordre des Templiers, Troyes 2001.
- http://www.huguesdepayns.fr/page4.html (Mehr Photos von der archäologischen Sondierung u. a., auch auf Englisch)
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Peñíscola (Komturei und Burg, Spanien)
Der Ort wurde erst im Jahre 1294 zusammen mit Tortosa von König Jayme II. dem Orden übertragen, der den Ausbau der Burganlage auf der Felseninsel in Angriff nahm. Über dem Eingang zur Kapelle findet sich noch das Wappen des damaligen Provinzmeisters, Berengar de Cardona. Bekannt ist die Burganlage weniger durch das kurze Intermezzo der Templer, als die Tatsache, dass sie im 15. Jahrhundert Residenz des abgesetzten Papstes Pedro de Luna wurde, für den auch einige der alten Gemächer umgebaut wurden.
Trotz späterer Beschädigungen und baulicher Veränderungen ist die Burg weitgehend in ihrem Zustand vom Ende des 13. Jahrhunderts erhalten: mehrere tonnengewölbte Hallen umgeben den polygonalen Hof. Zwei der vier Türme sind allerdings nur noch im Unterbau zu erahnen. Auch ein rippengewölbter Saal an der Ostseite ist zerstört. Die Kapelle (rechteckig ummantelter Saalbau mit halbrunder Apsis)- sehr wahrscheinlich aus dem Ursprungsbau, also älter als die Übereignung an den Orden -, Loggia, Küchenbereich und Refektorium sind erhalten. Inventare des liturgischen Geräts, der Reliquien und Bücher zeigen, dass die Kapelle sehr reich ausgestattet war.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Plaza Arqué, Carme: Dos castillos templarios en el norte del reino de Valencia: Xivert y Peñíscola, in: Castelos das ordens militares, Lissabon 2014, S. 45-62.
- Salvadó, Sebastián: Icons, Crosses and the Liturgical Objects of Templar Chapels in the Crown of Aragon, in: Nicholson, H., Crawford, Paul F., Burgtorf, J. (Hrsg.): The Debate on the Trial of the Templars (1307-1314), Aldershot 2010, S. 183-189 (mit Archivangaben zu allen bisher gefundenen Inventaren der Ordenshäuser!)
Perchois (Komturei, Frankreich)
Die Niederlassung befand sich in der heutigen Gemeinde Saint-Phal. Ihre Existenz ist seit 1254 bezeugt. Perchois verfügte über eine Ziegelei, einen Weiher, Waldparzellen, eine eigene Kapelle und ein abhängiges Haus und weiteren Landbesitz in Bouilly. Heute sind nur noch die Grundmauern zu sehen.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Leroy, Thierry: Hugues de Payns, chevalier Champenois, Fondateur de l'Ordre des Templiers, Troyes 2001.
Périgord/Pierregort, Armand/Hermant de (M)
Die Familie und das Heimatland dieses Meisters sind nicht bekannt. 1229 urkundete er als Provinzmeister von Sizilien und Kalabrien. 1232 wurde Armand de Périgord zum Meister gewählt, möglicherweise, weil man einen Mann an der Spitze haben wollte, der das Wohlwollen Friedrichs II. genoss. Wohl noch im Jahr seiner Wahl kam er in die Kreuzfahrerstaaten, wo er mit seinen Templern, den Johannitern und den einheimischen Franken an Kämpfen in Syrien teilnahm.
1233 begleitete Armand de Périgord Bohemond V. von Antiochia in dessen Feldzug gegen den Konnetabel von Armenien Konstantin de Lampron, der die Templer angegriffen hatte. Die Auseinandersetzung wurde noch vor einer Schlacht auf vertraglichem Weg geregelt. In diesem Fall standen die Johanniter auf Seiten Konstantins, zwei Jahre später hatten sich Templer und Johanniter mit den Assassinen gegen Bohemond V. verbündet. Papst Gregor IX. sah sich zu einem Mahnschreiben an die Bischöfe der Kreuzfahrerstaaten veranlasst, sie mögen dringlich auf den Meister der Templer einwirken, um diese Allianz mit den „Feinden Gottes und des Christentums“ zu beenden. Sollten die Templer sich weigern, konnten die Prälaten Kirchenstrafen einsetzen (ed. Auvray, Sp. 464). Ein gleichlautendes Schreiben betraf die Johanniter.
Nach einem Vertrag mit Sultan as-Salih Ismail von Damaskus 1240, der zu einem gemeinsamen Kriegszug der Christen und ihrer muslimischen Bündnispartner gegen Ägypten führen sollte, erhielten die Templer die Burg Safed zurück. Unter großem finanziellem Aufwand wurde die Anlage wieder aufgebaut. Der geplante Kriegszug gegen Kairo fand indessen nicht statt.
In der Auseinandersetzung mit den Statthaltern des Römisch-Deutschen Kaiserreiches in Akkon um die Herrschaft im (Rest-)königreich Jerusalem unterstützten die Templer die Partei des einheimischen Adels und der Stadtkommunen zugunsten der Königin Alice. 1243 schloss Armand de Périgord in Übereinstimmung mit Vertretern der Kirche und den mächtigsten Baronen des Heiligen Landes einen weiteren Vertrag mit Ismail, dem Herrscher von Damaskus gegen dessen Neffen as-Salih Ayyub. Die Vereinbarung restituierte den Christen Jerusalem, Bethlehem und einige andere Städte. Erst 1244 kam es jedoch wohl zur Rückgabe des Tempelberges und damit des alten Hauptsitzes des Ordens. Matthäus Paris gibt in seiner Chronica Maiora einen Brief wieder, in dem „Hermannus Petragoricensis […] Militiae Templi minister humilis“ dem Provinzmeister von England über die Ereignisse berichtet. „Engel und Menschen freuen sich,“ so der Ordensmeister in seinem Brief laut der Chronica, „dass die Heilige Stadt Jerusalem nunmehr nur noch von Christen bewohnt werde, und alle Sarazenen vertrieben. Alle heiligen Stätten, in denen seit 56 Jahren der Name Gottes nicht angerufen worden war, sind durch die Prälaten gereinigt und neu geweiht worden; die Heiligen Geheimnisse werden dort wieder gefeiert. Jeder kann diese Orte wieder frei und sicher besuchen.“ (ed. Luard 4, S. 290).
Der in diesem Brief ausgedrückte Wunsch, dieser Zustand möge lange anhalten, erfüllte sich nicht. Bereits ein Jahr später wurde Jerusalem von den Choresmiern erobert, die Einwohner massakriert und die Stadt schwer zerstört. Muslimische Quellen, darunter Ibn al-Furat, berichten von einem Plan der „Franken“ und ihrer muslimischen Verbündeten aus Syrien, in Ägypten einzufallen. Die noch verbleibenden militärischen Kräfte sammelten sich mit ihren moslemischen Alliierten bei La Forbie. Während der für die Christen katastrophalen Schlacht fiel Armand de Périgord oder wurde gefangengenommen.
Anke Napp
Quellen
- L. Auvray (Hg.), Les Registres de Grégoire IX, Bd. II, Paris 1907, Nr. 3294, Sp. 464f.
- Matthew Paris, Chronica Maiora, ed. H. R. Luard, 7 Bde., Rolls Series 57, London 1872–1883, hier Bd. IV, S. 288-291: URL.
Sekundärliteratur
- I. Berkovich, Templars, Franks, Syrians and the Double Pact of 1244, in: P. Edbury (Hg.), The Military Orders 5: Politics and Power, Aldershot 2012, S. 83-94.
- M. L. Bulst-Thiele: Sacrae Domus Militiae Templi Hierosolymitani Magistri, Göttingen 1974, S. 189-210.
Perpinyà/Perpignan (Komturei, Spanien)
Architektonische und territoriale Entwicklung
Perpignan/Perpinyà, Hauptstadt des Roussillon, war Teil der Ordensprovinz Aragon/Katalonien und gehörte zunächst im Königreich Aragon, ab dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts bis Mitte des 14. Jahrhunderts im Königreich Mallorca. In den folgenden Jahrhunderten wechselte die Stadt häufig zwischen spanischer und französischer Herrschaft. Erst seit Mitte des 17. Jahrhunderts gehört sie zu Frankreich.
Bereits 1139 werden erstmalig Templer in Perpignan erwähnt. Erst 1204 ist jedoch ein Komtur urkundlich belegt. Die Komturei blieb in einem engen administrativen Verbund mit Mas-Dieu/Masdéu. Sie befand sich zunächst außerhalb der Stadtmauern, nach neueren Forschungen zwischen den heutigen Straßen Mailly, Angel und Campana d'Or und nahm etwa eine Fläche von 7500 m² ein. Zur Niederlassung gehörte eine der Heiligen Maria geweihte Kirche.
Ab etwa 1230 erschlossen die Templer außerdem ein Areal vor den Stadtmauern für die Urbanisierung, das heutige Viertel Saint-Mathieu. Die dortigen Häuser und Werkstätten wurden vermietet und sorgten für stetige Einnahmen.
Kurioserweise gibt der 1642 gezeichnete Stadtplan Perpignans den „Temple des Chevaliers de Melthe (=Malthe)“ als Zentralbau wieder, dessen Aussehen an zeitgenössische Darstellungen des Jerusalemer Felsendoms erinnert. Es handelt sich um eine Fiktion, die von den übrigen Dokumenten nicht bestätigt wird. Aus Beschreibungen bei Visitationen der Johanniter aus dem 16. bis 18. Jahrhundert kann die imposante Anlage, die einer kleinen Festung glich, rekonstruiert werden. Allerdings hatten seit der Templerzeit mit Sicherheit einige bauliche Veränderungen stattgefunden.
Die Komturei war eng mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt verbunden. Die Grafen von Roussillon unterstützten den Orden: mehrfach sind Schenkungen dokumentiert, aber auch Verkäufe. Darunter 1146 auch die ersten zwei Mühlen und Landbesitz im Umland der Stadt. In den Mühlen wurde nicht nur das auf dem eigenen Land produzierte Getreide gemahlen – entsprechende Privilegien verpflichteten die Einwohner, ihr Getreide an den jeweiligen Mühlen gegen Gebühr mahlen zu lassen.
1172 erhielt die Niederlassung von Perpignan mit dem Testament von Graf Girard II. das Backhausprivileg und das Recht auf Verwendung des Getreidemaßes, das benutzt werden musste, ehe Getreide auf den Markt kommen durfte.
Die Mühlen und das für ihren Betrieb notwendige begrenzte Wasser stellten immer wieder Konfliktgründe dar: zwischen den Templern und Bürgern der Stadt, sowie der Stadt und außerstädtischen Herrschaftsträgern. Bereits 1149 wurde ein Vergleich geschlossen, der Stadt und Templer zu einem Beitrag zum Unterhalt des Wasserkanals und der Schleuse verpflichtet. Der Kauf von fünf Mühlen durch die Johanniter 1167 in einem Mühlenbezirk, in dem die Templer schon drei hatten, führte ebenfalls zu langwierigen Auseinandersetzungen. Noch im Jahr 1300 muss geregelt werden, wer sich mit wie viel am Bau einer Brücke zu den Mühlen beteiligt. Nach einem königlichen Privileg 1262, das die Templer zur Nutzung von Wasser aus einem Kanal ermächtigte, gab es Streit mit dessen Besitzer und seinen Erben, die dort ebenfalls Mühlen betrieben.
Auch das Backhausprivileg führte zu Konflikten, zum Beispiel mit der Zisterzienserabtei von Fontfroide, die laut gräflicher Urkunde von 1166 von den Backhäusern in Perpignan eine Naturalienabgabe in Form von Brot erhalten sollte. Die Templer argumentierten Anfang des 13. Jahrhunderts, dass die unterdessen sehr große Zahl von Mönchen in der Abtei und die resultierende umfangreiche Abgabe ihre Privilegien erodiere. Der Streit ging vor den Bischof von Elne und den König und endete 1205 mit einem Verzicht der Zisterzienser auf das Brot. Stattdessen sollten die Templer ihnen eine jährliche Summe Geldes zahlen.
1287 wurde die Größe der verwendeten Maße in Perpignan in einer Übereinkunft von Vertretern der Universität, Templern und Konsuln der Stadt 1287 verbindlich geregelt. Auch an der baulichen Einrichtung des 1293 durch König Jayme II. begründeten Getreidemarktes war die Komturei finanziell beteiligt – als Dank erhielten die Templer auch dort das Maßrecht. Betrugsversuche konnten die Templer dem Bürgermeister oder Vertretern des Königs mitteilen.
1241 gaben die Templer den Franziskanern Land zur Einrichtung ihres Konvents. Zur Zeit des Königsreichs von Mallorca war in der Komturei von Perpignan der Kronschatz und das königliche Archiv untergebracht. Der Komtur fungierte als königlicher Prokurator, eine Art Finanzminister. Nach der Aufhebung des Templerordens gelangte die Komturei an die Johanniter.
Architektonische Überreste
Kriege, Belagerungen und der Ausbau Perpignans zur Festung haben alle Überreste der Komturei selbst vernichtet. Vorhanden ist noch die Kirche Saint-Marie-des-Anges im „Templerviertel“ Saint-Mathieu, ein einschiffiger Bau mit planem Chorschluss.
Komture (nach Tretón, Bd. 5):
~1209-1213 Balaguer
~1214- 222 Pere Guillem
~1229 Cabot
~1230 Pere
~1232 Guillem de Gavaudan
~1233-1234 Cabot
~1235-1238 Guillem Garsó
~1239-1240 Guillem de Sant Esteve
~ 1241 Joan de Sacirera
~1243-1244 Pere de Sant Romà
~1244-1245Guillem de Castellnou
~1245-Januar 1246 Bernat de Montsó
Juli-Nov. 1246 Pere d'Aspà
~1247-Sept. 1248 Bernat de Montsó
Okt. 1248-Febr. 1249 Cabot
Mai 1249 Guillem de Castellnou
Dez. 1249 Joan de Sacirera
~1252 Guillem de Sant Esteve
~1255 Bernat de Montsó
~1255 Pere de Cànoes
Nov. 1255-März 1257 Ramon de Vilanova
August 1257 Pere Sabater
Januar 1258 Pere de Palafrugell
~1258-1259 Pere Sabater
1260-1262 Jaume de Vallcarca
1262-Mai 1273 Pere Sabater
Mai 1273 Joan Grony
Juni 1273 Pere Sabater
Sept. 1273-1275 Joan Grony
1275-März 1288 Pere de Camprodon
Dez. 1289-1307 Jaume d'Ollers (gleichzeitig Komtur von Masdéu)
Quelle
- R. Tretón: Diplomatari del Masdéu, 5 Bde., Barcelona 2010.
Sekundärliteratur
- J. Fuguet Sans: El patrimonio monumental y artístico de los Templarios en la corona de Aragón, in: Arte y patrimonio de las órdenes militares de Jerusalén en Espana: hacia un estado de la cuestión, Saragossa/Madrid 2010, S. 22f.
- J. Fuguet Sans: L’Arquitectura dels Templers a Catalunya, Barcelona 1995, S. 346-355.
- R. Tretón: Diplomatari del Masdéu, 5 Bde., Barcelona 2010, Bd. 1, S. 101–142.
- P. Vidal: Histoire de la ville de Perpignan depuis les origines jusqu'au traité des Pyrénées, Paris 1897, S. 33: URL.
- R. Vinas: Coup d’oeil sur l’histoire de l’Ordre du Temple dans les pays catalans au nord des pyrénées, in: R. Vinas / L. Verdon (Hg.), Les Templiers en pays catalan, Canet 1998, S. 17–37, hier S. 23f.
Pfarreien
Der Templerorden bekam Pfarreien mit Pfarrkirchen durch Schenkungen übereignet, gründete aber auch selbst welche. Die dort generierten Einkünfte (Zahlungen bei Eheschließungen, Taufen und Begräbnissen, Spenden) gingen der Ortskirche verloren. Die Ernennung der zuständigen Pfarrer - die nicht dem Orden angehören mussten - führte des öfteren zu Streitigkeiten mit den Ortsbischöfen, da diese ein Mitspracherecht verlangten, der Orden jedoch auf seine Exemtion pochte. Auch Kirchen wurden zum Teil ohne Zustimmung des Ortsbischofs geweiht, da die Templer hierfür auch an auswärtige Bischöfe herantreten durften - wiederum ein Streitpunkt. Oft wurden detaillierte Regelungen von Fall zu Fall geschlossen, die auch Treueeide eines Templerkomturs an einen Abt oder Bischof beinhalten konnten. Dies widersprach jedoch ebenfalls der Ordensregel und den päpstlichen Verfügungen seit Omne Datum Optimum 1139. Andere Übereinkünfte regelten, zu welchen Festtagen auch die Gemeinde der Templerpfarrkirche an Prozessionen (bei denen Spenden anfielen) der anderen Kirchen der Diözese teilzunehmen hatten. Im Hinblick auf die späteren Anklagepunkte und den Prozess sei angemerkt, dass in den Streitigkeiten der Templer mit der Ortsgeistlichkeit Häresie keine Rolle spielte.
s. auch Patenschaften, Friedhöfe und Kritik
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Allard, Jean-Marie: Le contrôle des paroisses, un enjeu entre les ordres militaires et l'épiscopat: Le cas aquitain, in: Bucheit, Nicholas (Hg.): Les ordres religieux militaires dans le Midi (XIIe-XIVe siècle), Cahiers des Fanjeaux 41, Toulouse 2006, S. 21-52.
- Carraz, Damien: Eglises et cimitières des ordres militaires: Contrôle des lieux sacrés et dominium ecclésiastique en Provence (XII-XIIIe siècle), in: Théry, Julien (Hg.): Lieux sacrés et espace ecclésial (IXe-XVe siècle), Cahiers de Fanjeaux 46, Toulouse 2011, S. 277-312.
- Salvadó, Sebastián: Templar liturgy and devotion in the Crown of Aragon, in: Nicholson, Helen J.: On the margins of Crusading: The Military Orders, the Papacy and the Christian World, Farnham 2011, S. 31-44.
- Schenk, Jochen: Aspects and problems of the Templars' religious presence in medieval Europe from the 12th to the early 14th century, in: Traditio 71 (2016), S. 273-302.
Pferde
Pferde hatten sowohl als Schlachtrösser der Ritter, als auch Pack- und Arbeitstiere große Bedeutung im Orden. Die Regel legt genau fest, auf wie viele Pferde ein Ordensbruder bestimmten Ranges ein Anrecht hatte: so durfte der Meister über vier Reitpferde und zwei bis vier Packtiere verfügen, die Mitglieder seines Stabes insgesamt über nochmals fünf Pferde. Ein Ritterbruder hatte Anrecht auf drei Pferde, ein bewaffneter Servient auf ein Pferd.
Die Regel enthält auch zahlreiche Anordnungen für den Umgang mit den wertvollen Pferden. Nach ihnen zu sehen, war eine der ersten Aufgaben des Tages. Nachlässigkeiten und Verfehlungen, die eine Verletzung oder gar den Tod eines Pferdes zur Folge hatten, wurden streng geahndet und konnten den Verlust des Ordensgewandes nach sich ziehen. Das angebliche Geheimalphabet, das einige Templer-Esoteriker in der Handschrift der Ordensregel aus der Bibliothèque Nationale gefunden haben wollten, konnte durch die Historikerin Simonetta Cerrini als Heil-Zauber für Pferde entziffert werden.
Pferde und Maultiere wurden ebenso wie Getreide aus Europa (insbesondere Spanien) in den Orient importiert (zu einem Hauptumschlagsplatz wurden Sizilien und Apulien unter den Anjou) und befanden sich zunächst in der Obhut des Marschalls, bis der Meister weitere Verfügungen traf.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Hill, Paul: The Knights Templar at War. 1120-1314, Barnsley 2017.
Philipp du Plessis
Siehe Plessis, Philipp du
Piacenza (Komturei, Italien)
Bauliche und territoriale Entwicklung
Santa Maria de Tempio, gelegen an der Pilgerstraße nach Rom Via Francigena, sowie der alten Handelsstraße Via Emilia und dem Wasserweg des Po, war die bedeutendste Komturei im norditalienischen Raum. Nachrichten über hier gehaltene Provinzialkapitel des Ordens sind aus den Jahren 1244, 1268 und 1271 erhalten.
Die Niederlassung mit Kirche und Kreuzgang befand sich bei der heutigen Kirche San Giovanni in Canale, an der Via Croce. Die früheste urkundliche Erwähnung datiert erst aus dem Jahr 1172 und hat eine Regelung über Reparaturarbeiten an der nahegelegenen Brücke zum Inhalt. Die früher (Nasalli Rocca) als Beleg angeführte Urkunde von 1154 betrifft wohl eine Hospitalbruderschaft, noch nicht die Templer. 1179 wird die Kirche erstmalig erwähnt. Spätestens Anfang des 13. Jahrhunderts hatte sie den Rang einer Komturei. 1279 erhielt die Kirche einen imposanten Glockenturm. Ein innerstädtisches Hospital taucht 1195 auf und scheint zumindest einige Zeit zum Orden gehört zu haben.
In Dokumenten des 13. Jahrhunderts taucht ein „comitatus“ auf, also Land und Güter mit entsprechenden Freiheiten, was dem Orden unterstand. Ebenfalls zur Komturei von Piacenza gehörten spätestens ab 1210 Haus und Margheritenkirche in Fiorenzuola, sowie ein Landgut in Cotrebbia, das im Inquisitionsinventar von 1308 auftaucht. Im Jahr 1280 übergab der Bischof von Turin der Komturei die Kirche Sant‘ Egidio mit ihrem zugehörigen Hospital, gelegen vor dem Santa Brigida-Stadttor.
Die Übergabe von einem Hospital (in Piacenza und anderen oberitalienischen Städten), bedeutete übrigens nicht automatisch, dass dort Templerbrüder Gast- und Pflegedienste leisteten. Dort können Hospitalbruderschaften oder Donati tätig gewesen sein. In vielen Fällen musste eine jährliche Zahlung für das Hospital an den Übereigner (zumeist der lokale Bischof) geleistet werden. Die Wahl von Raimondo Fontana als „Rector“ von S. Egidio wurde vom Bischof bestätigt.
Für einen oft angenommen Besitz der Elenakirche gibt es keine Nachweise.
1304 schenkten die Templer den Komplex von Santa Maria de Tempio mit Garten, Mühle, Wasserlauf und zugehörigen Rechten an die benachbarten Dominikaner von San Giovanni. Über die Gründe kann nur spekuliert werden. Zumindest war der damalige Papst Benedikt XI. Dominikaner und auch der Dominikanergeneral stammte damals aus Piacenza. Von da an übernahm die Niederlassung von Sant‘ Egidio mit ihrem Hospital die Funktionen der Templerkomturei und des regionalen Zentrums. 1305 fand dort ein Provinzkapitel statt.
Beziehungen und Konflikte
Die Niederlassungen waren in das städtische Leben gut integriert. Schon Ende des 12. Jahrhunderts gibt es ein „consorcium Templi“, dem wohl Donaten und Wohltäter angehörten. Schenkungen durch die Stadtbevölkerung und Ordenseintritte von Bürgern sind belegt. Die Familien der Fontana und Pigazzano stellen mehrfach Ordensmitglieder, auch in hohen Funktionen. Giovanni Fontana tritt 1304 als Prokurator von Jacques de Molay auf, Bianco da Pigazzano ist 1267 und 1271 als Provinzmeister der Lombardei vermerkt. Während des Prozesses tauchen vier Mitglieder der Pigazzano-Familie als Templer in den Protokollen auf.
Einige Male finden wichtige stadtpolitische Ereignisse im Ordenshaus bzw. seiner Kirche statt: so zum Beispiel 1187 eine Sitzung zur Wahl des Gremiums, das später den Podestà bestimmen sollte. Die personelle Verzahnung mit den wichtigen Familien der Stadt hatte allerdings auch eine Einbindung in die Wechselfälle innerstädtischer Politik und Konflikte zur Folge. Streitigkeiten gab es zum Beispiel 1253 mit den benachbarten Dominikanern über Wasserrechte. Ende des 13. Jahrhunderts scheint es erneut Konflikte gegeben zu haben, die die Templer involvierten – Genaueres ist nicht bekannt. Doch ermahnte der Papst den Bischof von Piacenza, Rechte und Eigentum der Templer zu schützen.
Im Zuge des Prozesses wurde das Ordenseigentum im August 1308 auch in Piacenza konfisziert. Einige Brüder wurden in Sant’Egidio inhaftiert, darunter Raimondo Fontana und Giacomo Fontana. 1311 wurden sieben Templer aus Piacenz dem Erzbischof von Ravenna, Rainaldo da Concorezzo vorgeführt (darunter Giovanni Fontana). Sie wurden für unschuldig befunden und leisteten bei ihrer Rückkehr in Piacenza noch den Reinigungseid mit Bürgen.
Nachleben
Der Glockenturm von S. Maria stürzte im 16. Jahrhundert ein. Eine Zeichnung Antonio da Sangallos – heute in den Uffizien in Florenz – ist das einzige Zeugnis seines Aussehens in dieser Periode. Die Kirche wich im 18. Jahrhundert einem Neubau, der im 19. Jahrhundert teilweise abgerissen und überbaut wurde. Letzte Spuren aus mittelalterlicher Zeit gingen bei der Bombardierung im II. Weltkrieg verloren. Fotos von Giulio Milani vom Ende des 19. Jahrhunderts dokumentieren als letzte den Zustand.
Das Haus und Hospital von Sant‘ Egidio kam an Johanniter. Es wurde im 15. Jahrhundert umgebaut und im späten 16. Jahrhundert dem Neubau der noch heute dort befindlichen Kirche San Giuseppe geopfert. Heute sind dort die „Templari di San Bernardo“, eine katholischen Laienorganisation aktiv. Auch der Neutemplerorden „Templari Cattolici“ nutzte die Kulisse von Piacenza bereits für eine Zusammenkunft. Obwohl es keine sichtbaren architektonischen Reste mehr gibt, werben touristische Webseiten mit den Spuren des „esoterico ordine monastico cavalleresco custode del Santo Graal“.
Komture (nach Bramato/Bellomo)
1172 – Ottone “minister” von Piacenza
1172/1176 – Rainerio “minister” von Piacenza
1214 – Ottone Barba Scovata
1244 – Nicola da Celari/Celori (aus Piacenza)
1271 - Bianco da Pigazzano (auch Komtur von Mailand / Provinzmeister Lombardei
1271 – Guglielmo de Bicocha
1286 – Alberico
1304 - Tommasino
1307 – Raimondo Fontana
Anke Napp
Sekundärliteratur
- E. Bellomo, The Templar Order in North‐West Italy, 2007, S. 24, 127, 162-276.
- E. Nasalli Rocca, Della introduzione dei Templari a Piacenza, in: Bollettino Storico Piacentino XXVI (1941), S. 97-102 und XXVII (1942), S. 16-20.
- F. Bramato, Storia dell‘Ordine Templari in Italia. Le fondazioni, Rom 1991, S. 60, 90ff.
- G. Cattivelli (Hg.): Giulio Milani, fotografo in Piacenza, Piacenza 1984.
- P. M. Campi, Historia ecclesiastica di Piacenza, Piacenza 1615, 3. Bde.
- P. Schenoni Visconti, I beni della commenda giovannita di Sant'Egidio di Piacenza in età moderna, 2013.
- 5. März 1922, Artikel und Fotostrecke in der Zeitschrift Libertà: “Un centinaio di templari tra le vie del centro di Piacenza. ‘Portiamo messaggi di pace’”, URL.
- N. de Stefano, Blog Piacenza Antica, URL.
Pierre de Montaigu
Siehe Montaigu, Pierre de
Pierrevillers (Komturei, Frankreich)
Pierrevillers (auch Pierevillers) liegt im Département Moselle in Lothringen. Der Ort wurde im Jahre 960 erstmalig als Petraevillare erwähnt. Die Templerniederlassung wurde wahrscheinlich von Thibaut, Graf von Bar und Luxemburg, gestiftet, der im November 1213 fast seine gesamten Güter in Pierrevillersdem Orden vermachte. Allerdings unter dem Vorbehalt der Gerichtshoheit, des Waldes, sowie der Güter, die der Zuständigkeit von Maranges unterstanden. 1214 erfolgte die Bestätigung der Schenkung durch den Sohn des Grafen. Möglicherweise ist die Präsenz des Templerordens in Pierrevillers sogar noch älter, da die Wiesen in Bouzonville, die 1341 als ehemaliges Eigentum der Komturei von Pierrevillers vermerkt werden, aus dem Vermächtnis der Brüder Gérard und Guarin von Bouzonville aus dem Jahr 1146/7 herrühren sollen. Im Bezirksarchiv Lothringen befindet sich ein vom ehemaligen Johanniterarchiv in Metz übernommenes Schriftstück, laut welchem die oben genannten Brüder ihre Güter zu Bouzonville während ihrer Teilnahme am II. Kreuzzug dem Schutz des Templerordens unterstellten. Im Falle daß sie von diesem Kriegszug n icht zurückkehrten, sollten die Güter als Schenkung dem Orden zufallen (Hammerstein, S. 9, Nr. 6). Die Authentizität der Urkunde ist allerdings umstritten. Insgesamt sind 16 Urkunden erhalten, die jüngste aus dem Jahre 1303, die über Bestand und Besitzentwicklung der Komturei informieren. Im Jahre 1222 nahm Papst Honorius III. die Besitzungen der Tempelherren, welche dem Orden von dem Herzog Thiebaut von Lothringen, den Grafen Thiebaut von Bar und H. v. Vaudèmont sowie dem Herrn G. d`Aspremont geschenkt worden waren, unter Schutz (Hammerstein Seite 22 Punkt 60 Metzer Bezirksarchiv, Malteserfonds, Band A). In den "Inventaire de titres de la Commanderie…" sind für den Zeitraum 1243 bis 1303 diverse Eintragungen über Finanzgeschäfte der Ordensniederlassung bzw. über Schenkungen an die Templer von Pierrevillers vermerkt (Hammerstein Seite 23 - 24, Punkt 61 - 71). Der erste Komtur von Pierrevillers findet 1275 Erwähnung. Nach der Aufhebung des Ordens wurde die Niederlassung von Pierrevillers mit ihren Gütern den Johannitern übereignet. 1314 ließ der Johanniterkomtur ein Güterverzeichnis des ehemaligen Templerhauses von Pierrevillers aufstellen. Laut diesem "Inventaire" erwarb der Johanniterorden sogar weiteres Eigentum in Pierrevillers.
Die Bausubstanz der Komturei wurde während des Hundertjährigen Krieges fast komplett zerstört. Lediglich Teile der Kirche überdauerten bis heute.
Artikel von F. Sengstock, Bearbeitung von A. Napp
Komture von Pierrevillers (nach den Urkunden bei Hammerstein):
1275, 1283, 1295, 1296 Renaud (die selbe Person?)
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Inventaire de titres de la Commanderie magistrale du petit St-Jean de Metz, qui se trouvent dèposès dans les archives du Grand-Prieurè de Champagne au Chàteau de Voulaine en l`annèe 1736, Handschrift des Bezirksarchivs Metz (Quelle)
- Hammerstein, Freiherr von: Der Besitz der Tempelherren in Lothringen, in: Jahrbuch der Gesellschaft für Lothringische Geschichte und Altertumskunde, VII. Jahrgang Band I. Teil 1895.
- Hirschmann, ?: Die Tempelherren in Deutschland" in Historisch- politische Blätter für das katholische Deutschland hrsg. von Georg Jochner - Band 159, München 1917, Seite 131 - 135.
- Kirch: St. Bernhard in Lothringen, in: Historisches Jahrbuch 19. Band, München 1908.
- Schüpferling, M.: Der Tempelherren- Orden in Deutschland, Bamberg 1915.
Pigazzano, Bianco da (Provinzmeister)
Bianco da Pigazzano stammte vermutlich aus dem Gebiet von Piacenza. 1244 amtierte er als Komtur von Asti und nahm an einem in Piacenza abgehaltenen Provinzialkapitel der Provinz Italien-Zentrum/Nord teil. 1267 taucht er in Urkunden als Komtur von Piacenza und Provinzmeister der Unterprovinz Lombardei/Norditalien auf (preceptor mansionis Placentie et rector et minister pro Templo in Lombardia). 1268 wurde er auf einem Provinzialkapitel zum Syndikus und Prokurator des Ordens ernannt. In dieser Eigenschaft entsandte er den Komtur von Modena, Guglielmo di Allessandria, als Unterhändler im Streit mit der Stadt Modena um das Hospital Sant'Ambrogio. Die bei den Verhandlungen erreichte Übereinkunft des Ordens mit der Kommuni wurde 1271 durch das Provinzialkapitel ratifiziert. Im gleichen Jahr amtiert Bianco da Pigazzano als Komtur von Piacenza und Mailand und Stellvertreter des Provinzmeisters der Lombardei. 1276 und 1278 erscheint er in den Quellen als Provinzmeister von (Nord)Italien (domorum milicie Temply in Ytalia generalis preceptor), ein Amt, das er bis in die 80er Jahre innehatte. Er starb vermutlich 1284/5.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Bellomo, Elena: The Templar Order in North-West Italy, 2007, S. 98-100.
Plessis, Philipp du (M)
Er wurde 1201 zum Meister gewählt. Im Juni 1202 schrieb er einen noch erhaltenen Brief an den Abt von Cîteaux, damals Arnaud Amaury, später päpstlicher Legat während der Albigenserkreuzzüge und Erzbischof von Narbonne. Hierin beklagt er die verzweifelte Situation der christlichen Staaten im Orient, die Verwüstung weiter Gebiete durch Krieg und das Problem der Flüchtlinge. Zudem habe man mit einer Trockenperiode und daraus folgenden Ernteeinbußen zu kämpfen, und ein Erdbeben habe Tyrus, Tripolis und Akkon heimgesucht und schwere Zerstörungen hervorgerufen - wenigstens aber sei die Niederlassung des Ordens unbeschädigt geblieben. Philipp du Plessis bittet den Abt von Cîteaux innigst um seine Gebete und betont, daß der Orden der Templer seine Wurzeln in den Cisterciensern habe und daß eine besondere Zuneigung beide verbinde.
Wie sein Amtsvorgänger war er im Konflikt mit dem armenischen König Leon II. wegen der Nachfolge im Fürstentum Antiochia und der Burg Gaston. Der angebliche "Krieg zwischen Johannitern und Templern" zu dieser Zeit fand niemals statt. Philipp de Plessis starb 1209, vermutlich während des Feldzuges gegen Al-Adil.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Bulst-Thiele, M-L.:Sacrae Domus Militiae Templi Hierosolymitani Magistri, Göttingen 1974, der Brief an den Abt von Cîteaux findet sich hier im Anhang unter Nr. 2.
Poitiers (Komturei, Frankreich)
Bauliche und territoriale Entwicklung
Die Niederlassung in Poitiers fungierte als Haupthaus der Templerprovinz Aquitanien-Poitou. Der älteste Beleg für Templer in Poitiers findet sich in einer durch den englischen König 1199 ausgestellten Urkunde. Noch vor 1215 verfügte der Orden über ein Haus (oder sogar ein zweites Haus) innerhalb der Stadtmauern, das von Augier Soronet, dem Prévot und späteren Bürgermeister der Stadt geschenkt worden war.
1228 wird in einer Urkunde ein Haus „in Via Fabrorum“ vor der Kirche Saint-Etienne erwähnt. Eine 1258 angefertigte Bestandsaufnahme der Güter unter Alphonse de Poitiers nennt eine Templerniederlassung „prope ecclesiam Sancti Leodegarii“ in Poitiers. Möglicherweise gehörte dem Orden das gesamte Areal zwischen der Rue Scévolle de Saint-Marthe und Montgautier. Die Existenz großer Lagerhäuser für die Aufbewahrung der Produkte aus den umliegenden Häusern ist anzunehmen. In einem Kellergewölbe in der Rue Sainte-Marthe wurde vielleicht Wein gelagert und für die Reise nach La Rochelle und dann England vorbereitet.
Zur Komturei gehörte auch Landbesitz außerhalb der Stadt, Landgüter – zum Beispiel in Saint-Georges – und Dörfer.
Beziehungen und Konflikte
Die Komturei erhielt Privilegien durch die Grafen von Poitou/Herzöge von Aquitanien/englischen Könige, darunter die Befreiung vom Minagium / droit de minage, einer Abgabe auf geerntetes Getreide. Diese Abgabe – eine bedeutende Einnahmequelle – führte 1228 zum Konflikt der Niederlassung Saint-Gemme mit der nahen Zisterzienserabteil von Pin. Richard ‚Löwenherz‘ hatte nämlich der Abtei das Recht zur Erhebung des Minagiums in Gänze übereignet, dabei aber nicht bedacht, dass er selbst die Templer, insbesondere die Komturei von Poiters, von dieser Abgabe in seinem Herrschaftsgebiet befreit hatte! Beide Prozessparteien konnten die entsprechenden schriftlichen Privilegien vorweisen.
Der Streit ging bis vor den Papst, der zwei Schiedsrichter und Kommissare nach Poitiers entsandte. Weitere geistliche Zeugen und der damalige Komtur von Auzon und Stellvertreter des Provinzmeisters, Guillaume de Sonay, trafen ein, um das Problem zu lösen. Letztlich beschieden die päpstlichen Richter, dass die Templer an die Abtei zu zahlen hatten, mit Ausnahme der Niederlassung von Poitiers „in Via Fabrorum“. Es sei denn, fügt der Entscheid hinzu, die Brüder dieses Hauses hätten das Getreide selbst gekauft und wollten es weiterverkaufen – dann müssten sie auch zahlen.
Während des Prozesses gegen den Orden residierte Papst Clemens längere Zeit in Poitiers. Die Stadt wurde zum Schauplatz eines der Verfahren im Sommer 1308, für das 72 Templer nach Poitiers gebracht wurden, damit sie dort ihre Aussagen wiederholten und somit den Papst zu entschiedenerem Vorgehen überzeugen sollten.
Architektonische Überreste
Die der Heiligen Martha geweihte Kapelle und Reste des Kreuzganges standen noch bis 1769. Die letzten Überreste mussten um 1900 einem Neubau weichen. 1907 existierte auch noch ein ‚Puits du Temple‘ genannter Brunnen.
Quellen
- E. Audouin: Recueil de documents concernant la commune et la ville de Poitiers, Teil I, De 1063 à 1327 (Archives historiques du Poitou XLIV (, S. 76-79 (Urkunde mit dem Schiedspruch von 1228), URL.
Sekundärliteratur
- R. Brothier de Rollière: Nouveau guide du voyageur à Poitiers, et histoire des rues de Poitiers du Ier au XXe siècle, Poitiers 1907, S. 378-380, URL.
- R. Ducluzeau / J.-F. Lavrard: Templiers et maisons templières en Poitou, 2013, S. 43-49.
Polen
Auf dem Gebiet des heutigen Polen befanden sich im Mittelalter mehrere unabhängige und einander zum Teil feindlich gesinnte Herrschaftsgebilde: Pommern, Schlesien (unter deutscher Oberhoheit), das Land Lebus, Großpolen, Masowien und das Fürstentum Sandomir. Die Kreuzzugsidee wurde in Polen nur schwach rezipiert. Die Rivalitäten der lokalen Mächte begünstigten die Ansiedlung der Templer im Sinne einer Landkultivierung und Kolonisation, aber auch als 'geistliche Pufferzone' gegen den jeweiligen politischen Gegner. Im 13. Jahrhundert gingen so Schenkungen durch die Herzöge von Großpolen, Schlesien und Pommern sowie die Markgrafen von Brandenburg an die Templer. Da die Besitzverhältnisse nicht in allen Teilen geklärt sind, ist in manchen Fällen auch der ursprüngliche Schenker strittig.
Schenkungen und Privilegien
Die älteste Niederlassung entstand in Klein-Öls. 1229 wurde Lietzen im Lebuser Land gegründet, mit Unterstützung von Herzog Heinrich I. Brodaty von Schlesien und dem Bischof von Lebus. Der Fürst von Großpolen, Ladislaus Odoniz, war ebenfalls einer der ersten Wohltäter des Ordens. Für beide Niederlassungen kamen die Ordensbrüder vermutlich aus Tempelhof-Berlin. 1232 übereignete Odoniz den Templern ein Hospital in Gniezno (von dem der Orden sich allerdings bald wieder trennte; 1243 wurde das Hospital den Rittern vom Heiligen Grab übergeben), einige Dörfer und Güter rings um Quartschen (Chwarszcany) und Krotoszyn. 1233 folgte eine weitere Schenkung von Odoniz im Netze-Land; das Gebiet umfasste bis zu 3000 Hufen. 1234 verlieh der Herzog von Pommern dem Orden das Land Bahn. 1257 bestätigte eine päpstliche Bulle die Übereignung der Burg Luckow durch Herzog Boleslaw V. von Krakau an den Orden. Dort sollte ein neues Bistum eingerichtet werden. Bis zum Ende des 13. Jahrhunderts hatten die Häuser keine eigenen Siegel. Das Haupthaus befand sich ab etwa 1288 in Lietzen, ab 1291 in Quartschen. Ende des 13. Jahrhunderts war die Unterprovinz Polen dabei, eine eigene Provinz zu formen - die Auflösung des Ordens kam der Entwicklung dazwischen.
Beziehungen und Konflikte
Das Netz der Ordenshäuser war nicht stabil, meist waren nicht mehr als 3-4 Brüder anwesend. Erst Anfang des 14. Jahrhunderts sind 8 Brüder in Klein-Öls belegt. Die Mehrzahl der in den Quellen genannten Brüder sind Ritter; pro Haus gab es auch wenigstens einen Kaplan. Für das gesamte polnische Gebiet kann man mit nur etwa 40 bis 50 Ordensbrüdern rechnen. Die meisten Templer (soweit dies anhand der wenigen erhaltenen Namen zu rekonstruieren ist) stammten aus Familien des nordöstlichen Deutschlands oder aus deutschen Familien, die nach Schlesien ausgewandert waren. Ab und zu taucht auch ein polnischer Name auf.
Im Austausch gegen diese Schenkungen erwarteten die polnischen Magnaten die Hilfe der Templer gegen die Markgrafen von Brandenburg und gegen die Pruzzen. Letztere Erwartungen erfüllten die Templer nicht, da sie sich nicht an einer weiteren Heidenkampf-Front engagieren wollten. Auch in der Lokalpolitik wurde nicht eindeutige Stellung bezogen, sondern laviert, und so die eigene Unabhängigkeit gestärkt. 1261 verzichtete der Orden in einem Vertrag mit den Markgrafen von Brandenburg auf einen Teil seiner Güter zugunsten des Letzteren, darunter die Dörfer Cloesnitz, Warnick, Tamsel und Soldin. Der Grund der Abtretung, bzw. eventuelle Gegenleistungen sind der Forschung derzeit noch unbekannt.
In Polen ebenso wie in Ostdeutschland gründeten die Templer neue Dörfer, die sie mit deutschen Kolonisten besiedelten. 1286 wurde die Komturei Tempelburg, heute Czaplinek, nahe der Salzstraße gegründet. Dort entstand eine kleine Stadt mit Burg und Kirche. 1241 beteiligten sich die Templer an der großen Schlacht gegen die Mongolen bei Liegnitz, wohl aber nur mit wenigen Vertretern. Ein Brief des französischen Provinzmeisters Pons d'Albon berichtet, in den Auseinandersetzungen seien 6 Brüder gefallen, darunter 3 Ritter und zwei Servienten.
Die Heilige Hedwig von Schlesien schätzte die Templer sehr, wie aus ihrer Vita hervorgeht, und auch der Bischof Hermann von Kamin lobte in einem Brief von 1261 den Orden enthusiastisch. Generell war die Zusammenarbeit zwischen Ordensbrüdern und lokalem Adel gut, wenn auch die Kreuzzugsidee auf polnischem Gebiet nicht wirklich Fuß gefasst hatte und die Templer wiederum nur zögernd an den Einsätzen gegen die heidnischen Pruzzen teilnahmen. Die Entscheidung, keine weiteren Kräfte von den Kreuzzügen im Heiligen abzuziehen, führte letztlich sogar zu einer Aufgabe von Besitzungen im Fürstentum Sandomir und in Masowien. Doch es gab auch schwere Auseinandersetzungen mit dem lokalen Adel. Im Jahre 1291 griff der Fürst von Pommern die Templer an und plünderte deren Güter, eine Tat, für die ihn die Exkommunikation traf.
Das Ende des Ordens verlief in Polen unblutig. Die meisten Güter wie auch die Ordensbrüder wurden von den Johannitern übernommen. Streitigkeiten gab es lediglich im Land Lebus, weil dort die Markgrafen von Brandenburg Anspruch auf die Besitzungen anmeldeten. Ehemalige Templer befanden sich zum Teil nach Ende des Ordens noch weiterhin in geistlichen oder weltlichen Diensten oder traten in andere Orden über.
Anke Napp
Quellen
- W. Irgang, Urkunden und Regesten zur Geschichte des Templerordens im Bereich des Bistums Cammin und der Kirchenprovinz Gnesen, Köln 1988.
Sekundärliteratur
- G. J. Brzustowicz, Die Aufhebung des Templerordens in der Neumark und in Pommern, in: Chr. Gahlbeck / H.-D. Heimann / D. Schumann (eds.), Regionalität und Transfergeschichte. Ritterordenskommenden der Templer und Johanniter im nordöstlichen Deutschland und in Polen, 2014, pp. 155-170.
- M. Golinski, Templariusze a bitwa pod Legnica, proba rewizji pogladow, in: Kwartalnik Historiyczny 98, 3 (1991), pp. 3-15.
- M. Golinski, Uposazenie i organizacja zakonu templariuszy w Polsce do 1241 roku, in: Kwartalnik Historyczny 98, 1 (1991), 3-20.
- H. Lüpke, Die Wüstung Grossdorf und Giemeln im Lande Sterneberg, in: Die Neumark 9 (1932), pp. 53-71.
- H. Lüpke, Das Land Tempelburg. Eine historisch-geographische Untersuchung, in: Baltische Studien, neue Folge 35 (1933), pp. 42-97.
- M. Przybyt, Die Herzöge von Großpolen und Schlesien und die Templer im Raum an der mittleren Oder und unteren Warthe, in: Chr. Gahlbeck / H.-D. Heimann / D. Schumann (eds.), Regionalität und Transfergeschichte. Ritterordenskommenden der Templer und Johanniter im nordöstlichen Deutschland und in Polen, 2014, pp. 140-154.
- J. Spors, Poczatki i stan poziadanica templariuszy w ziemi Kostrzynskiej w latach 1232-1261, in: Studia i Materialy do Dziejow Wielkopolski i Pomorza 16, 2, 32 (1987), pp. 111-128.
- M. Starnawska, Zur Geschichte der Templer in Polen, in: Chr. Gahlbeck / H.-D. Heimann / D. Schumann (eds.), Regionalität und Transfergeschichte. Ritterordenskommenden der Templer und Johanniter im nordöstlichen Deutschland und in Polen, 2014, pp. 47-62.
- M. Starnawska, The Commanderies of the Templars in the Polish Lands and Their History after the End of the Order, in: H. Nicholson / Paul F. Crawford / J. Burgtorf (eds.), The Debate on the Trial of the Templars (1307-1314), Aldershot 2010, pp. 301-316.
- M. Starnawska, Mnisirycerzs-szlachta. Templariusze i Joannici an pograniczu wielkopolsko-brandenbursko, pomorskim, in: Kwartalnik Historyczny 99, 1 (1992), pp. 3-31.
- B. Zientara, Henryk Brodaty i jego czasy, Warschau 1975.
(Update in Progress)
Ponferrada (Komturei, Spanien)
Ponferrada liegt sich im Norden Spaniens, an der Pilgerstraße nach Santiago de Compostela, auf einem Hochplateau am Fluss Sil. In Mittelalter gehörte die Region zum Königreich Kastilien-Léon.
Bauliche und territoriale Entwicklung
Urkundliche Quellen für die Gründung der Niederlassung sind nicht bekannt. Im Februar 1178 war Ponferrada jedenfalls im Besitz des Templerordens, wie eine Verkaufsurkunde des Klosters San Pedro de Montes beweist, in der als Zeugen der Provinzmeister Gui de Guarda und sein Amtswalter in Ponferrada als Zeugen genannt sind: „magistro Guidone tenente Pontem Ferratum, de sua manu Fratre Helia“ (ed. Quintana Prieto, S. 319f). Zur Befestigungsanlage gehörte eine kleine Siedlung; beides war von einer äußeren Mauer umschlossen. Ponferrada wurde zum Teil mit den Niederlassungen von Rabanal und Pieros zusammen verwaltet, wie Amtsbezeichnungen des Komturs zeigen.
Beziehungen und Konflikte
1204 scheint es einen Konflikt mit König Alfonso IX. gegeben zu haben und der Orden verlor seine Besitzungen in Léon. Ponferrada ist daraufhin einige Jahre in säkularer Hand dokumentiert. Vom 29. April 1211 datiert eine Urkunde König Alfonsos IX., mit der er den Templern neben weiterem umfangreichen Landbesitz Ponferrada mit seinen zughörigen Ländereien und Rechten restituiert: „do eis Pontem ferratum integre cum omnibus suis alfozes, et cum omni suo portatico, et cum omnibus directuris et pertinencis“. Im Gegenzug verspricht Provinzmeister Gomez Ramirez für den Orden, von der Geltendmachung von Anrechten auf die Burgen von Portozolo und Mascora, sowie weiteren Streitfragen und Forderungen („questionibus sive demandis“) abzusehen. Der König verspricht, den Vertrag immer einzuhalten und die Ordensbrüder mit allen jetzt restituierten Besitzungen zu verteidigen. Sollte jemals ein Provinzmeister von Léon gegen den Vertrag verstoßen, sollen dem Orden die Besitzungen wieder entzogen werden. Bricht ein König den Vertrag, sollen die Templer neben ihren Besitzungen auch wieder die Anrechte auf die strittigen Burgen erhalten. Darüber hinaus soll der Orden noch zwei weitere Burgen (St. Petro de Taraze und Alva de Aliste) übernehmen, falls sie erobert werden können (ed. González, S. 370-372).
1218 kam es zu einem Streit mit San Pedro de Montes über einen größeren Landbesitz, der von beiden Parteien aufgrund königlicher Schenkung beansprucht wurde. Die Kontrahenten ernannten Anwälte, Richter wurden eingesetzt und vom König bestätigt. San Pedro de Montes konnte seine auf König Ordoño aus dem 10. Jahrhundert zurück reichenden Ansprüche mit einer Urkunde belegen, woraufhin Alfonso IX. seine eigene Schenkung an die Templer für nichtig erklärte und dem Kloster die strittige Immobilie zusprach (ed. Quintana Prieto, S. 385f).
Laut der in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstandenen Crónica de Fernando IV stellte der damalige Provinzmeister von Kastilien-Léon während des Prozesses 1308 die Besitzungen des Ordens inklusive Ponferradas unter den Schutz des Infanten Don Felipe. Nach Aufhebung des Templerordens 1312 befand sich Ponferrada zunächst im Besitz der Adelsfamilie der Osorio, um schließlich endgültig an die Krone zu fallen.
Architektonische Überreste
Im 15. Jahrhundert wurden weitgreifende Um- und Neubauten wurden vorgenommen, die aus der ursprünglich moderaten Anlage das große Ensemble formten, das man heute - inklusiver mehrfacher Restaurierungen - zu sehen bekommt. 1879 wurde Ponferrada zum Monumento Nacional erklärt. Aller touristischer Vermarktung der „Templerburg“ zum Trotz stammt nur ein kleiner Teil der alten Ringmauer noch aus Templerzeit. Die zwei innerhalb befindlichen Burgen inklusive des fotogenen turmbewehrten Portals sind jüngeren Datums.
Populärkultur
El señor de Bembibre
Die Renaissance Ponferradas als Templerburg begann im 19. Jahrhundert. Enrique Gil y Carrasco ließ seinen 1844 erschienenen Roman El señor de Bembibre zum Teil in Ponferrada spielen, wo in der Geschichte der Provinzmeister der Templer residiert. Der vielfach neu aufgelegte und adaptierte Klassiker erzählt ein höfisches Liebesdrama vor dem Hintergrund des Templerprozesses. Anders als bei Walter Scott haben die Templer bei Carrasco jedoch eine positive Rolle.
Virgen de la Encina
Als Patronin von Stadt und Umland gilt eine hölzerne Madonnenstatue, die „Virgen de la Encina“, die laut der Legende im 5. Jahrhundert aus Jerusalem nach Spanien gebracht worden war. Während der muslimischen Eroberung sei sie im Inneren einer Eiche (=Encina) versteckt worden – wo sie Anfang des 13. Jahrhunderts ein Templer entdeckt habe, der Bauholz für die Errichtung der Burg von Ponferrada suchte. Vollplastische Figuren waren – aufgrund ihrer Nähe zu heidnischen Statuen - in der Kirche jedoch bis ins 9./10. Jahrhundert nicht üblich. Überdies zeigt die fragliche Madonnenstatue bereits auf den ersten Blick ihre Entstehungszeit mit dem 16. Jahrhundert an. Die überlieferten Wunder der Statue trugen sich im 17. und 18. Jahrhundert zu. Die Legende der „Virgen de la Encina“ scheint relativ spät entstanden zu sein. 1850 wurde die Legende erstmalig schriftlich festgehalten. Der heutige Kirchenbau der Basílica de la Encina ersetzte im 16. und 17. Jahrhundert eine aus dem 12. Jahrhundert stammende Kirche. An den Wänden befinden sich Tafeln, die die Hauptpunkte der Legende widergeben, so zum Beispiel „13. Jahrhundert: Auffindung [der Statue] durch die Templer im Stamm einer Eiche“. Der Kult der Regionalpatronin ist sehr lebendig und wird jährlich im September mit Prozessionen und großem Festprogramm begangen. Mit dabei ist stets die Folkloregruppe „Templarios del Oza“. 2003 schuf der Bildhauer Venancio Blanco die heute vor der Kirche befindliche Statue, die die Auffindung der Marienstatue durch einen Templer verbildlicht.
Noche Templaria
Seit 1999 werden in Ponferrada außerdem die Noche Templaria gefeiert, ein großes Mittelalter-Fantasyspektakel, das mit allen Templerklischees der Populärkultur aufwartet. Inszeniert wird die Ankunft des Templer-Provinzmeisters Gui de Guarda, der mit der Stadt einen ewigen Pakt schließt, und in ihr die Bundeslade und den Gral in Sicherheit bringt. Die „Templer“ ziehen in weißer Gewandung durch die Stadt, wobei Gral und Bundeslade in Prozession getragen werden. Neumitglieder werden mit Ritterschlag in die „Bruderschaft“ aufgenommen.
Komture von Ponferrada (nach Luengo y Martinez):
~ 1178 Helias
~ 1185 Fr. Terrenjor ?
~ 1198 Pedro
~ 1202 Fernande Tagaio
~ 1210 Rodrigo Fernández
~ 1211 / 1218 Diego Manso
~ 1225 Martinez Fernández
~ 1226 Diego Manso
~ 1230 Rodrigo Fernández
~ 1232 Diego Manso
~ 1240 / 1246 Juan
~ 1249 Juan Fernández, el Viejo
~ 1251 Pedro Ares Gómez
~ 1252 Didacos Moreno
~ 1254 Arias Gomez
~ 1259 Pedro Rodriguez
~ 1260 Lope Sánchez
~ 1266 Rodrigo Yánez / Ibán Sagerado
~ 1271 Lorenzo Martinez
~ 1272 Gil Gato
~ 1275 Juan Galván
~ 1280 Ruy Garcia
~ 1293 Fernande Themes
~ 1294 Diego Perez
~ 1307 Ferrand Moniz
Komture (nach Quintana Prieto)
~ 1224 Domingo Fernández (“Pieros”)
~ 1225 Martin Fernández
~ 1230 Rodrigo Fernández
~ 1232 Diego Manso
~ 1235 Miguel („Rabanal, el Bierzo“)
~ 1240 / 1246 / 1249 Juan Fernández („Ponferrada, Rabanal, Pieros”)
~ 1254 Arias Eanes
~ 1257 Juan Galván
~ 1259 Pedro Rodríguez
~ 1260 Lope Sánchez
~ 1261 Pedro Ares Gómez
~ 1271 Lorenzo Martínez
~ 1272 Gil Gato
~ 1280 Ruy García
~ 1307 Fernando Muniz
Anke Napp
Quellen
- C. Bénitez Guerrero (Hg.), Crónica de Fernando IV, Sevilla 2017.
- J. Gonzalez (Hg.), Alfonso IX, Bd. II, Madrid 1944, Nr. 274, S. 370-372.
- M. González del Valle, Historia de la milagrosa imagen Ntra. Sra. de la Encina, Ponferrada 1850: URL.
- Quintana Prieto, Tumbo Viejo de San Pedro de Montes, Leon 1971, S. 319f., 385f.
Sekundärliteratur
- Th. Biller, Templerburgen, Mainz 2014, S. 137f.
- F. Cobos Guerra / J. J. de Castro Fernández, Castillo de Ponferrada, Leon 2002 (Archäologische Untersuchungen)
- González Díaz / A. Balado Pachón, u.a. (Hgg.), Fortificationes de los siglos XII y XIII en las fronteras del reino de León, Léon 2012, S. 227-233.
- G. Martinez Diez, Los Templarios en la Corona de Castilla, Burgos 1993, S. 85-89.
- J. M. Luengo y Martínez, El Castillo de Ponferrada y los Templarios, Léon 1929.
Populärkultur
- C. Cárcamo Villar, Ponferrada / La Noche Templaria, Bericht auf espanafascinante.com vom 19. Juni 2023: URL.
- E. Gil y Carrasco, El señor de Bembibre, Madrid 1844: URL.
- La Noche Templaria, Bericht auf castillodelostemplarios.com: URL.
Pombal (Burg, Portugal)
Eine auf einem Hügel über der gleichnamigen Stadt gelegene Befestigung wurde den Templern um 1128 übereignet. Wann die heute noch sichtbare Burg mit ihrer von acht Türmen flankierten Mauer entstand, ist in der Forschung allerdings umstritten. Die Meinungen schwanken zwischen 1156 und 1171. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Außenmauern restauriert. Die Reste der Innenbebauung stammt laut Biller wohl größtenteils aus dem 15. und 16. Jahrhundert, ebenso wie Vorburg und Zwinger. Unter dem Innenhof befindet sich eine gewölbte Zisterne.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Biller, T.: Templerburgen, Darmstadt 2014, S. 126f.
Portugal
Schenkungen und Privilegien
Noch im gleichen Jahr, in dem das Konzil von Troyes den neuen Templerorden bestätigt hatte, reiste ein Bruder namens Raimond Bernard über die iberische Halbinsel und knüpfte erste Beziehungen. Die damalige Regentin von Portugal, Teresa, übereignete ihm eine kleine städtische Siedlung namens Fonte Arcada, und wenig später die Burg von Soura und die umliegenden Ländereien. Im Gegenzug versprachen die Templer, bei der Reconquista des Landes von den Mauren zu helfen. 1147, nachdem die Templer bei der Eroberung von Santarem Unterstützung geleistet hatten, gewährte der König dem Orden kirchliche Immunität im gesamten von den Mauren zurückgewonnenen Land. 1169 reagierte der Orden auf ein vom König ausgesprochenes entsprechendes Siedlungsangebot südlich des Tejo eher zurückhaltend.
1160 begann unter Provinzmeister Gualdim Pais der Bau der großen Festung Tomar und weiterer Befestigungsanlagen. In den folgenden Jahren wurde von den Templern eine regelrechte Verteidigungslinie errichtet, die die Burgen von Almourol, Tomar und Cardiga einschloss. 1190 versuchte der König von Marokko, Tomar zu erobern und sich so ein Einfallstor in das christliche Portugal zu eröffnen. Der Versuch scheiterte und trug weiter zum hervorragenden Ruf der Templer bei. Es gelang ihnen, um Tomar und Coimbra ein Territorium zu sichern, in dem sie alle Patrimonialrechte innehatten.
Beziehungen und Konflikte
Auf dem Engagement bei der Reconquista wuchs eine gute Zusammenarbeit zwischen Krone und Orden, weitere Schenkungen folgten in den nächsten Jahren. Die Verbindung zwischen Monarchie und Templern war allerdings nicht so eng und staatstragend wie später nach der Gründung des Christusordens, eine Verbindung, die viele Historiker rückwirkend das gleiche Verhältnis zwischen Templern und Krone postulieren ließ. Im Licht neuerer Urkundenstudien ist dies nicht haltbar. Erst unter König Alfonso III. in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts verringerte sich das Wohlwollen der portugiesischen Könige gegenüber dem Orden.
Nach dem päpstlichen Erlaß zur Verhaftung der Templer in ganz Europa 1308 erwies sich König Dinis I. jedoch als Helfer des Ordens und sorgte für die Sicherheit seiner Mitglieder in portugiesischem Territorium. Hinzu kam, dass das Konzil von Salamanca 1310 nach Beschluss der Diözesankommissionen die spanischen Templer für unschuldig erklärte. Im Jahre 1318 gründete Dinis einen neuen Orden, den sogenannten Christus-Ritter-Orden, der Mitglieder und Güter des aufgelösten Templerordens übernahm. Die Archive des portugiesischen Zweiges gingen zum Teil ebenfalls in den Besitz des Christusordens über; einige Dokumente gelangten jedoch in das Kronarchiv. Nach der Auflösung des Christusordens 1833 kamen auch die dort gelagerten Archivalien in das Kronarchiv von Torre do Tombo.
Im 15. Jahrhundert nannte der Verfasser der Ordenações Afonsinas, die „Sodomie“ als Grund des Vorgehens gegen die Templer und meinte, der Orden sei zu Recht vernichtet worden. Die Ansicht blieb allerdings in der portugiesischen Geschichtsschreibung die Ausnahme. Generell war man den Templern gegenüber neutral eingestellt bis wohlgesonnen.
Siehe auch: Almourol, Pombal, Tomar.
Provinzmeister:
~1128-1139 Guilherme Ricardo
1139-1156 Hugo Martins
1156-1159 Pedro Arnaldo
1159-1195 Gualdim Pais
1195-1199 Lopo Fernandez
1199-1206 Fernando Dias
1206-1212 Gomes Ramirez
1212-1221 Pedro Alvares
1221-1224 Pedro Annes
1224-1234 Martin Sanches
1234-1237 Estevao de Belmonte
1237-1240 Pedro Nunes
1240-1243 Guilherme Fulcon
1243-1246 Martin Martins
1246-1251 Pedro Gomes
1251-1253 Paio Gomes
1253-1265 Martin Nunes
1265-1272 Gonzalo Martins
1272-1280 Beltrao de Valverde
1280-1283 Joao Escriptor
1283-1291 Afonso Gomes
1291-1293 Lourenzo Martins
1293-1311 Vasco Fernandes
Anke Napp
Quellen
- B. de Brito, Monarquia Lusitana. Parte Primeira, Lissabon 1973 (Edition des Werkes von 1597ff!)
- M. Fiúza (ed.), Santa Rosa de Viterbo, J. de: Elucidário das palavras, termos e frases que em Portugal...1789-99, Porto-Lissabon 1865, vol.II, S. 582-602 (Urkunden zu den Templern aus den kgl. Archiven).
Sekundärliteratur
- J. P. M. Barata, A herdade templária da Acafa. Seus limites a Sul do Tejo, in: Anuario de Estudios Medievales 11 (1981), pp. 675-678 (Architektur).
- M. J. Barocca, Os castelos templários em Portugal e a organizacao da defesa do reino no séc. XII, in: Acta Historica et Archaeologica Mediaevalia, 22/2 (1999-2001), pp. 213-227.
- J. M. Capelo, Portugal templario, Lissabon 2003.
- A. Ferreira, Supplemento historico ou memorias, e noticias da celebre Ordem dos Templarios, para a Historia da admiravel Ordem de Nosso Senhor Jesu Christo, Lissabon 1735.
- J. Fuguet / C. Plaza, Los templarios en la Península Ibérica, Barcelona 2005.
- A. Paraschi, Historia dos Templarios em Portugal. A fundacao et os mestres da Ordem, Lissabon 1990.
- C. Porro, Reassessing in the Dissolution of the Templars: King Dinis and their supression in Portugal, in: H. Nicholson / Paul F. Crawford / J. Burgtorf (eds.), The Debate on the Trial of the Templars (1307-1314), Aldershot 2010, pp. 171-182.
- N. V. Oliveira, Castelos Templários em Portugal (1120-1314), Lissabon 2010.
- J. A. dos Santos, Monumentos das Ordens Militares do Templo e de Christo em Thomar, Lissabon 1879.
- K. Toomaspoeg, Historiographie de l'Ordre du Temple au Portugal: status quaestionis, in: I Colóquio Internacional. Cister, os Templários e a Ordem de Cristo, Actas, Tomar 2012, pp. 171-191.
- J. M. Valente, The New Frontier. The Role of the Knights Templar in the Establishment of Portugal as an Independent Kingdom, in: Mediterranean Studies 7 (1998), pp. 49-65.
(Update in Progress)
Prag (=Praha, Komturei, Tschechien)
Bauliche und territoriale Entwicklung
Die Prager Templerkomturei bei St. Laurentius wurde wahrscheinlich zwischen 1230 und 1238 gegründet. Erwähnt wird sie in mehreren Urkunden, sowie im Dresdener Manuskript der Zweiten Fortsetzung der Chronik des Kosmas von 1340 und der Chronik Neplachov's von 1371. Laut der 1718 erschienenen Böhmischen Chronik Wenceslaus Hájeks war es König Wenzel I. selbst, der 1249 dem Orden die St. Laurentiuskirche schenkte. Das vorhandene Gotteshaus (übrigens der Legende nach eine vom Hl. Wenzel errichtete Rotunde) wurde umgebaut, damit es den neuen Erfordernissen gerecht wurde, und außerdem eine Klosteranlage für die Ordensbrüder errichtet. Diese Arbeiten dauerten bis in das Jahr 1253. Die Böhmische Chronik nennt als Verantwortlichen für die Bauarbeiten einen 'Obersten Meister des Ordens' namens Peter Ostrew. Möglicherweise handelt es sich um den Komtur der Prager Niederlassung. Unter dem folgenden Provinzmeister Peter Berka seien die Klostergebäude errichtet und der Komplex „Jerusalemkloster“ genannt worden.
Erst auf das 18. Jh. (Jaroslaus Schaller) geht die Annahme zurück, dass sich weitere Besitzungen in der Langen Straße befunden haben könnten, wo sich „kapellenähnliche Kellerstrukturen“ befanden. Ein „Zum Templ“ genanntes Haus in der Templerstraße, in dessen Keller sich die Templer nach Auflösung des Ordensversammelt haben sollen, wird in der Geschichte Prags von E. Ruth (1922) erwähnt. Die Bezeichnung „in templo“ taucht bereits 1363 in einer Urkunde auf. Anfang des 18. Jahrhunderts vermutete man hier die erste Prager Niederlassung mit Kirche St. Paul und einem Krankenhaus - gesicherte Nachweise über Ordensbesitz gibt es jedoch nicht. Einer angeblichen Niederlassung am Altstädter Ring, zugeschrieben aufgrund eines „Templergemäldes“, ist jegliches historische Fundament abzusprechen.
Am 07. September 1294 gab König Wenzel seine Einwilligung zum Verkauf des Gutes Wodochot (=Odolena Voda), der durch Provinzmeister Ekko und die Brüder von St. Laurentius mit dem Prager Erzbischof Tobias abgeschlossen worden war. Über den Erhalt der Kaufsumme wurde dem Erzbischof eine Quittung ausgehändigt, die der Provinzmeister für -> Deutschland, Slavien, Böhmen und Mähren, zu dieser Zeit Betram von Esbek, am 25. Mai 1295 ausstellte. In ihr wird Bruder Ekko, amtierender Komtur von -> Scheikwitz und -> Aurschinewes , als durchführender Verkäufer und Geldempfänger benannt. Zur Niederlassung in Prag gehörte ein Hof im damaligen Dorf Rudgerslag ( = Riegerschlag, tsch. Lodherov), der den Templern von Ritter Ulrich II. von Neuhaus 1297 geschenkt wurde.
Architektonische Überreste
Nach der Aufhebung des Templerordens fiel auch die Prager Komturei an die Johanniter, wo der Besitz jedoch nur kurz verblieb. Bereits am 09.05.1313 verkaufte der Johannitermeister Berthold den Templerhof an die Dominikanerinnen, die bisher bei St. Anna gewohnt hatten. Anfang 1321 begannen die Dominikaner mit dem Umbau der Templerkirche, den sie nach 1339 vollendet haben. Die Templerkirche St. Laurenz wurde abgerissen und an ihrer Stelle die große gotische Kathedrale St. Anna erbaut. Von den Vorgängerbauten legen nur archäologische Funde aus den Jahren 1956/7 noch Zeugnis ab. Um die Restaurierung der St. Annakirche kümmert sich heute eine ökumenische Stiftung.
Populärkultur
1867 gab Prokop Chocholoušek in seinem Templerroman eine fantasievolle Beschreibung des längst nicht mehr existierenden Prager Templersitzes: ,,Es war ein großes Haus, quadratisch, auf den ersten Blick ein wunderschöner Palast, aber wer sein Äußeres genau betrachtet, wird bald erkannt haben, dass es eine extrem starke Festung ist, eine fast uneinnehmbare. Alles, was als Dekoration diente, war in der Hauptsache zum besseren Schutz des Palastes; zahlreichen Türmchen, sehr schön gebaut, waren Aufenthaltsorte für Bewaffnete, von dort aus könnten sie mit Waffen den Feind bekämpfen; selbst der große Turm mit der großen goldenen Kuppel hatte den Zweck, dass von der Höhe die Umgebung beobachtet werden konnte, und wenn erforderlich, könnten militärische Mittel zum Einsatz mit zusätzlichem Vorteil kommen. Das Dach war flach, mit einem hohen festen Geländer, hinter ihm patrouillierten Wachen, die nur vom Kopf bis zur Brust gesehen werden konnten. ... Über dem Tor schmückte eine Reihe von Marmorsäulen, in ein Wandschild waren zwei Ritter auf einem Pferd reitend eingeschnitzt, und oben auf dem Hauptturm wogten im Winde schwarz-weiße Banner, auf denen in der Sonne die goldene Inschrift funkelte: „Nicht uns, oh Herr! Nicht uns, sondern zur Ehre Deines Namens!" Das war Jerusalem, der Haupthof der Templer, der Sitz des Böhmisch-Mährischen Großmeisters.... Das Burgtor führte auf einen großen quadratischen Vorhof, von dort begann ein niedriger gewölbter Durchgang, der in einem kleineren Hof endete. An allen Seiten des großen Vorhofs waren breite Steintreppen, die in die große Halle mündeten, rund um das Haus verliefen, sich auf den Vorhof öffneten und mit niedrigem Gitterwerk mit Spalten in römischem Stil ausgestattet waren, auf ihnen ruhte ein zweiter Himmel, von da führte eine Tür in die Haupthalle und zu den Kammern des Großmeisters."
Die angeblichen Templer/Freimaurergemälde mit geheimen Symbolen, die im 19. und 20. Jahrhundert für einige Aufregung sorgten, waren übrigens um 1810 nach den Entwürfen des letzten Besitzers des Gebäudes angefertigt worden, der dieses dadurch touristisch aufzuwerten gedachte.
Artikel unter Mitwirkung von F. Sengstock und H. Paulus
Komture:
1249-53 Peter Ostrew (?)
~1267 Sulizlaus (?)
~1294 Ekko
Quellen
- V. Hájek z Libočan,) Wenceslai Hagecii von Libotschan, Böhmische Chronik, vom Ursprung der Böhmen, von ihrer Hertzogen und Könige, Grafen und Adels Ankunfft, ed. J. Sandel, Leipzig 1718, S. 422 (Digitalisat)
Sekundärliteratur
- J. E. Horky, Die Tempelherren in Mähren. Sagen, Untersuchungen, Geschichte, Znaim 1845.
- J. Melichar, Templáří v zemích českých králů (Die Templer in den Ländern der tschechischen Könige), 2009.
- M. Schüpferling, Der Tempelherren-Orden in Deutschland, Bamberg 1915.
- G. W. J. Widmer, Über die Verbreitung und den Untergang des Templerordens in Deutschland und Österreich, in: XXXVI. – Jahresbericht der k.k. II. deutschen Staats-Realschule in Prag-Kleinseite, Prag 1909.
(Update in Progress)
Profess
Siehe Ordensaufnahme.
Prokuratoren
Ein Prokurator (actor, sindicus, nuntius) war ein eigens bestellter Rechtsvertreter, der die Anliegen eines Ordenshauses oder einer Provinz gegenüber einer anderen Instanz vor Gericht vertrat. Ein Prokurator wurde mit einem schriftlichen Mandat (cum litteris procuratoris), durch den Provinzmeister oder den Visitator ernannt. Es gab Ordensbrüder, die zu Prokuratoren ernannt wurden, aber auch externe Personen. Besondere Berühmtheit erlangten die während des Prozesses bestellten Prokuratoren.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Die Ausführungen beziehen sich auf einen Vortrag, gehalten von Christian Vogel "Prokuratoren der Templer: Diplomatische und rechtliche Aspekte ihrer Einstzung und ihrer Aufgaben", am 26. 2. 2014 auf der Internationalen Konferenz "Die Templer (1119-1314). Bilanz und Perspektiven der Forschung.
Provinzen
In den ersten Jahren der Existenz des Ordens gab es keine Provinzen in Europa. Erste Schenkungen in den europäischen Königreichen zeigten aber sehr bald die Notwendigkeit einer administrativen Gliederung abseits der Hierarchie in den Kreuzfahrerstaaten.
Urkunden zeigen, dass es bereits in den 1130er Jahren gab es eine spanische Provinz der „drei Königreiche“ (=Léon, Kastilien und Portugal) und eine weitere in Westspanien/Südfrankreich (Aragon, Katalonien, Provence), wenig später auch eine Provinz in England.
Die Retrais der Regel, redigiert um 1165, zählen bereits sieben Provinzen des Ordens auf: Frankreich, England, Poitou, Aragon, Portugal, Apulien und Ungarn („France, Engleterre, Peito, Aragon, Portegal, Puille, Hongrie“, ed. Curzon § 87, S. 80). Gemäß der politischen Teilung der 60er Jahre des 12. Jahrhunderts umfassten diese Provinzen folgende Regionen: Frankreich: Ile de France, Champagne, Burgund. Poitou: Poitou und Aquitanien. England: England, Schottland, Normandie. Apulien: Apulien und Sizilien.
Änderungen in der politischen Landschaft – wie die Errichtung des Königreiches Portugal oder die Neuordnung im französischen Süden infolge des Albigenserkreuzzuges - und die Ausweitung der Niederlassungen des Ordens machten die Ordensprovinzen zu fluiden Einheiten. Bestehende Provinzen konnten geteilt, und neue Provinzen oder Unterprovinzen geschaffen werden, wie die „Provence“ 1239 oder „Böhmen und Mähren“ Ende des 13. Jahrhunderts. Es wurden auch gänzlich neue Ordensprovinzen eingerichtet, wie „Romania“ (auf dem Gebiet des heutigen Griechenlands und der Türkei) nach der Gründung des Lateinischen Kaiserreiches von Byzanz.
Urkunden und die Akten aus dem Prozess gegen den Orden, in denen Provinzmeister namentlich genannt werden, zeigen den Stand in den letzten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts bis ins 14. Jahrhundert. Damals existierten demnach folgende Provinzen: Frankreich, Provence, Aquitanien und Poitou (unter einem Provinzmeister ab 1301), Normandie, Auvergne, Aragon/Katalonien einschließlich Mallorcas, Kastilien/Léon, Portugal, England mit der Unterprovinz Irland, Deutschland mit der (Unter-)Provinz Böhmen und Mähren und der (Unter-)Provinz Polen, Norditalien mit Rom, Apulien und Sizilien, Ungarn (einschließlich Kroatien), Romania, Armenia.
Die Insel Zypern war der Hauptsitz des Ordens nach dem Verlust des Heiligen Landes und besaß keinen eigenen Provinzmeister. Welche Niederlassungen als Zentrum einer Provinz angesehen wurden, blieb nicht immer konstant. Insbesondere auf der iberischen Halbinsel änderte sich dies im Zuge politischer Neuordnungen. Gewöhnlich fanden in den Provinzhaupthäusern die jährlichen Provinzialkapitel statt, zu denen die Komture der einzelnen Häuser zu erscheinen hatten. Die Haupthäuser dienten aufgrund ihrer Lage und Befestigung in vielen Fällen auch als Sammelort für Steuern des Landesfürsten oder sicherer Verwahrort für den Kronschatz, wie in London und Paris.
Laut der Ordensregel, § 87, sollten die Provinzmeister durch den Meister und das Generalkapitel ernannt werden. Anfang des 14. Jahrhunderts scheinen auch die Visitatoren als Stellvertreter des Meisters im Westen diesbezügliche Autorität gewonnen zu haben. Gewöhnlich wurden Provinzmeister aller vier Jahre zur Rechenschaftslegung vor das Generalkapitel beordert. Die in den Quellen für die Provinzmeister auftauchenden Bezeichnungen variieren. Man findet magister, preceptor, magister et procurator, aber auch eher überraschende rector et minister oder prior. Eine seiner Aufgaben war die Sammlung der schuldigen Responsiones, der Gelder, die jedes Ordenshaus für den Unterhalt der Brüder und Häuser im Orient zu leisten hatte.
Provinzmeister hatten oft eine bedeutende Stellung am Hof det Landesfürsten, fungierten als Berater, Diplomaten in Gesandtschaften und unterstützten die Finanzverwaltung der Königreiche. Versuchte oder tatsächliche Einflussnahmen der Kronen auf die Ernennung ihr genehmer Provinzmeister sind zu Beispiel aus Aragon, Kastilien und Frankreich bekannt.
Anke Napp
Quellen:
- H. de Curzon, La règle du Temple, Paris 1886. S. 80: URL.
Sekundärliteratur:
- E. Bellomo, The Templar Order in North-West Italy, Leiden 2007, S. 107.
- Ch. Vogel, Das Recht der Templer: ausgewählte Aspekte des Templerrechts unter besonderer Berücksichtigung der Statutenhandschriften aus Paris, Rom, Baltimore und Barcelona, Münster 2007, S. 240-245.
Prozess
Erste Verfahren in Frankreich
Erstes Verfahren
Der Prozess gegen die Templer nahm seinen Anfang im Königreich Frankreich. Philipp IV. hatte die Verhaftung der Templer in seinem Reich in Übereinstimmung mit seinem Rat am 14. September 1307 beschlossen. Briefe wurden zu allen Vasallen und Beamten des Königreichs gesandt, die genaue Anordnungen für die am 13. Oktober geplante Polizeiaktion enthielten. In seinem Arrestationsbefehl stützt sich König Philipp IV. auf Gerüchte und Denunziationen, durch die er sich gezwungen gesehen habe zu reagieren. Das Schreiben spricht von einem „vehementen Verdacht der Häresie“ und präzisiert die vier ersten Anklagepunkte. Die Erklärung des vehementen Verdachtes und die damit ausgesprochene Infamie rechtfertigte seit dem 13. Jahrhundert die Eröffnung eines kanonischen Verfahrens. Das so veröffentlichte Faktum der Infamie beinhaltete gleichzeitig die Exkommunikation des Beschuldigten. Damit schuf der König ein Präjudiz noch vor der eigentlichen Prozesseröffnung. Gegen die Privilegien des Ordens und auch gegen das Kirchenrecht verstoßend, fanden die ersten Verhöre der Ordensbruder vor Beamten des Königs statt. Die Anwendung der Folter bis zum Bekenntnis wenigstens der Hauptanklagepunkte war ausdrücklich angeraten. Nur einige Protokolle dieses ersten Verfahrens sind erhalten: aus Beaucaire, Bigorre, Caen, Cahors, Carcassonne und Nîmes.
Zweites Verfahren
In einem zweiten Verfahrensgang wurde ab dem 19. Oktober 1307 die Inquisition hinzugezogen. Einige Fragmente der in Chaumont, Troyes und Renneville aufgenommen Protokolle sind überliefert. Die 138 Gefangenen im Temple von Paris, deren Protokolle ebenfalls noch existieren, gestanden alle außer fünf Brüdern die ihnen vorgeworfenen Verbrechen. Am 24. Oktober fand das erste Verhör des Meisters Jacques de Molay durch den dominikanischen Inquisitor Guillaume Imbert ebenfalls in Paris statt.
Während dieser ersten beiden Verfahren wandte man einen Verfahrensmodus an, der noch nicht genau definiert war und der später „summarisches Verfahren“ genannt werden sollte, und in dem die Rechte der Angeklagten im Vergleich zu traditionellen Prozessformen starken Einschränkungen unterworfen wurden. Die noch existierenden Protokolle weisen starke Parallelen zwischen den einzelnen Geständnissen auf, jedoch nur im lokalen Rahmen einer Protokollserie. Ursache dieser Parallelen ist die Praxis der Verhörführung und die Formalisierung der Protokolle.
Am 27. Oktober 1307 protestierte Papst Clemens gegen die Verhaftung der Templer, die angewandte Folter und die Einziehung der Güter. Am 28. Oktober ließ König Philipp IV. Jacques de Molay und einige andere Brüder vor einer Versammlung von Prälaten und Doktoren der Universität auftreten. Der Meister anerkannte öffentlich sämtliche dem Orden vorgeworfenen Verbrechen und siegelte sogar ein Schreiben, mit dem er alle Templer aufforderte zu gestehen. Die Gründe dieser Handlung sind unbekannt. Möglicherweise wollte Molay seine Mitbrüder vor weiterer Folter schützen, darauf vertrauend, dass der Papst das unrechtmäßige Verfahren ohnehin für null und nichtig erklären würde.
Die folgenden Wochen vergingen mit geheimen Verhandlungen von Clemens V. und König Philipp. Sie endeten am 22. November mit der Bulle Pastoralis Praeeminentiae die die Verhaftung der Templer nunmehr in allen Ländern, aber auch deren Überstellung an die Kirche, anordnete. Papst Clemens sandte zwei Kardinäle nach Paris, damit sie das Verfahren neu aufrollten. Vor ihnen widerriefen sowohl Jacques de Molay, als auch die übrigen Großwürdenträger - Hugues de Pairaud, Visitator von Frankreich; Godefrois de Charny, Provinzmeister der Normandie und Godefrois de Gonneville, Provinzmeister des Poitou - ihre vorigen Geständnisse. Zu Beginn des Jahres 1308 suspendierte Papst Clemens die Gewalt der Inquisitoren in der Templerangelegenheit mit der Begründung ihres nicht autorisierten und voreiligen Eingreifens. König Philipp versuchte daraufhin, sich von den Doktoren der Universität die theoretische Grundlage seines Eingreifens zu beschaffen. Darüber hinaus berief er die Generalstände nach Tours ein, auf die Unterstützung des Bürgertums bauend. Durch die Propaganda des Königs quasi selbst mit einer Anklage wegen Unterstützung der Häresie bedroht, stimmte der Papst am 29. Mai 1308 einer Verhandlung mit Philipp IV. zu.
Drittes Verfahren (Poitiers)
Vom 28. 6. bis zum 1. 7. 1308 fand das dritte Verfahren des Templerprozesses statt. Hierbei wurden 72 durch die Agenten des Königs ausgewählte Templer aus dem ganzen Königreich dem Papst und einer Kardinalskommission vorgeführt. Die Mitglieder dieser Kommission - Pierre, Bischof von Penestrina, Bérengar Frédol, Bischof von Beziers, sowie Thomas de Sainte Sabine, Etienne de Suisy, Landulph und Pietro Colonna - saßen den Verhören getrennt vor.
33 Protokolle sind überliefert. Sie enthalten die Geständnisse von 19 Servienten, unter ihnen drei Komture, 10 Rittern, unter ihnen 7 Komture und 4 bereits aus dem Orden ausgestoßenen ehemaligen Templern, unter ihnen ein Priester. Im Textvergleich bieten die Geständnisse kein homogenes Bild, da sich die Zeugen an ihren früheren, vor den Beamten des Königs oder der Inquisition abgelegten Geständnissen orientierten oder doch zu orientieren versuchten (in den Fällen, wo jene noch erhalten sind, sind mit diesen Übereinstimmungen festzustellen). Denn nur wenn die Zeugen ihre früheren Geständnisse wiederholten, hob man die auf ihnen lastende Exkommunikation auf. Der Meister und die Würdenträger wurden in der Burg von Chinon eingekerkert und im August desselben Jahres ebenfalls durch die Kardinäle befragt.
Nach dieser Farce scheint der Papst von den Verbrechen des Ordens überzeugt gewesen zu sein. Jedenfalls hob er die Suspension der Inquisition auf und befahl den kanonischen Prozess gegen die Templer und ihren Orden mit der Bulle Subit assidue. Von da an oblag es den Bischofen und Erzbischöfen der einzelnen Kirchenprovinzen, auf Diözesankonzilien gegen die Personen des Ordens vorzugehen. Die Untersuchung gegen den Orden als Organisation wurde einer anderen päpstlichen Kommission übergeben. Die Bulle Faciens misericordiam, veröffentlicht am 12. August 1308, enthielt eine detaillierte Liste mit neuen Anklageartikeln und exakte Anweisungen für die Arbeit der Diözesankommissionen. Am selben Tag berief Clemens V. mit der Bulle Regnans in Caelis für das Jahr 1310 ein allgemeines Konzil nach Vienne ein.
Generalkommission gegen den Orden in Paris
Die päpstliche Kommission zur Untersuchung gegen den Orden konstituierte sich in Paris. Ihre Mitglieder waren Gilles Aycelin, Erzbischof von Narbonne, Guillaume Durant, Bischof von Mende, Raynald de Laporte, Bischof von Limoges, Guillaume de Trie, Bischof von Bayeux, Matthäus von Neapel, Apostolischer Notar, Johannes von Mantua, Erzdiakon von Trient, Jean de Montlaur, Erzdiakon von Maguelonne und Guillaume Agarni, Probst des Domkapitels von Aix-en-Provence. Nicht allein die Templer, sondern alle Personen, die eine Aussage machen wollten, wurden diesmal durch öffentliche Zitation vor die päpstliche Kommission geladen. Zum ersten Mal war auch eine Verteidigung eingefordert. Die Einberufungsbullen werden jedoch erst im Frühjahr 1309 versandt. Aufgrund von Kompetenzstreitigkeiten und der verspäteten Bekanntmachung der Vorladung an die Templer selbst begann die Kommission erst im November 1309 mit ihrer Arbeit. Am 26. November fand das erste Verhör von Jacques de Molay vor der Kommission statt. Er erklärte sich bereit, den Orden zu verteidigen und bat um die notwendigen Mittel für diese Verteidigung. Zwei Tage später fand das zweite Verhör des Meisters statt. Diesmal bat er die Kommissare, ihn mit dem Papst selbst sprechen zu lassen, was ihm jedoch nicht gestattet wurde.
Ab Februar 1310 präsentierten sich eine große Zahl Templer in Paris, die den Orden verteidigen wollten. Schließlich erreichte ihre Zahl 560. In einer zweiten Sitzung von April bis März 1310 befragte die päpstliche Kommission die Zeugen nach einer neuen Liste von 128 Anklagepunkten. Am 2. März wurde der Meister zum dritten Mal vor das Tribunal geführt. Am 28. März erklärten sich die im Garten des bischöflichen Palais in Paris versammelten Verteidiger erneut bereit, auszusagen. Die Kommission entschied aufgrund ihrer großen Zahl, dass sie Vertreter wählen sollten. Sie ernannten Pietro di Bologna, früher Prokurator des Templerordens beim Heiligen Stuhl, Rainald de Provins, Komtur von Orleans, sowie die Ritterbrüder Guillaume de Chambonnet und Bertrand de Sartiges. Diese Brüder erhielten die Freiheit, die Verteidigung zu organisieren, die Gefangenen zu besuchen und sie vor der päpstlichen Kommission zu vertreten. Doch am 12. Mai 1310 verurteilte der Erzbischof von Sens Philipp de Marigny - Vorsitzender der Diözesankommission, unter deren Jurisdiktion auch das Bistum Paris und damit die dort weilenden Templer fielen - 54 Ordensbrüder, die ihre früheren Geständnisse widerrufen und erklärt hatten, den Orden vor der päpstlichen Kommission verteidigen zu wollen, zum Scheiterhaufen.
Daraufhin stellte die päpstliche Kommission am 30. Mai ihre Arbeit ein. Im Dezember des gleichen Jahres nahm sie sie wieder auf, doch war sie auf verlorenem Posten: Am 18. März 1311 befahl Papst Clemens allen kirchlichen und weltlichen Fürsten eine strengere Anwendung der Folter um die noch nicht geständigen Templer zum Geständnis zu bewegen. Viele von denen, die früher den Orden entlastet hatten, machten nun zumindest teilweise Geständnisse.
Der Großteil der durch die päpstliche Kommission aufgenommenen Protokolle datiert aus dieser letzten Sitzungsperiode bis Mai 1311, als die Arbeit auf den Befehl des französischen Königs definitiv eingestellt wurde. Die Protokolle sind sehr kurz, enthalten selten mehr als die Antwort zu den Hauptanklageartikeln anstatt des kompletten Fragekatalogs mit 128 Punkten. Die Parallelen, die man bei der Prüfung der Protokolle zwischen den Aussagen entdecken kann, resultieren daraus, dass die gemeinsam nach Paris überführten und gefangengehaltenen Zeugen sich an früheren Aussagen vor ihren jeweiligen Diözesankommissionen orientierten. So kann man Ähnlichkeiten zwischen im Limousin verhörten Templern entdecken, auch wenn jene von ganz verschiedenen Persönlichkeiten in den Orden aufgenommen wurden, wohingegen die Prüfung der Ordensaufnahmen durch eine bestimmte Person - die natürlich nicht nur im Limousin stattfanden - eine große Bandbreite aufweisen. Ein vereinheitlichender Faktor war weiterhin die Formalisierung der Protokolle. Heute existieren noch 193 von ihnen. Es sind die Aussagen von 177 Servienten, unter ihnen eine große Anzahl Komture, 16 Rittern und 20 Priestern.
Diözesankommissionen in Europa
Flandern
Der Prozess in der zum größten Teil unter französischer Lehnshoheit stehenden Grafschaft Flandern wurde durch die von Philipp IV. und den französischen Inquisitor Guillaume Imbert im September 1307 abgesandten Briefe eingeleitet. Zuständig für die flandrischen Gebiete war der königliche Bailli von Amiens. Zunächst scheint Graf Robert de Béthune etwas Widerstand geleistet zu haben, denn am 13. November 1307 folgte ein weiterer Brief des Königs von Frankreich, die Templer der Grafschaft der Jurisdiktion des Bailli von Amiens zu überstellen. Wie auch in anderen Ländern wurden die Güter beschlagnahmt. Während der Generalstände in Tours sprachen sich der Graf von Flandern und sein ältester Sohn, Graf von Nevers und Rethel, für entschiedene Maßnahmen gegen die Templer aus (unter politischem Druck? Denn die Beziehungen der Templer zur Grafenfamilie waren stets eng gewesen). Über die Arbeit der Diözesankommissionen in Flandern ist noch nichts bekannt. Einige flämische Ordensbrüder wurden vor die Generalkommission in Paris gesandt, darunter der damalige Provinzmeister Goswin de Brugis (von Brügge). Sie erklärten, den Orden verteidigen zu wollen.
Italien
Man kennt drei Kommissionen, die das Verfahren sowohl gegen den Orden als Institution, als auch gegen die einzelnen Ordensbrüder führten: die Kommission für die Lombardei und die Toskana unter dem Vorsitz des Erzbischofs von Pisa, des Bischofs von Florenz und eines Kanonikers aus Verona; die Kommission für die Romagna unter dem Vorsitz des Erzbischofs von Ravenna; die Kommission für das Patrimonium Petri - den Kirchenstaat - und das Herzogtum Spoleto unter dem Vorsitz des Erzbischofs von Sutri. Die Kommissionen fanden in Verbindung mit einer Synode statt. Ein Brief der lombardisch/toskanischen Kommission aus dem Jahr 1311 erwähnt nur 13 in der gesamten Region inhaftierte Templer.
Der erste Verfahrensgang fand 1310 in Florenz statt und erbrachte keinerlei Resultate. Nach dem Befehl des Papstes, die Folter strenger anzuwenden, fand 1311 das zweite Verfahren statt. Aber auch jetzt noch machten lediglich sechs der Templer teilweise belastende Geständnisse, die im noch existierenden Protokoll niedergelegt sind. Allein diese sechs Geständnisse wurden zur Synode gesandt, nicht die entlastenden Aussagen! Im November 1310 befragte Erzbischof Rinaldo da Concorezzo zwei Templer in. Januar 1311 wurde in Ravenna die Diözesankommission eröffnet. Mitte Juni 1311 vernahm Erzbischof Da Concorezzo sieben Templer aus Piacenza, unter ihnen ein Komtur, fünf aus Bologna, unter ihnen ein Provinzmeister, einen aus Faenza sowie 19 nicht dem Orden angehörige Zeugen. Alle Templer verneinten die vorgeworfenen Verbrechen. Der Erzbischof fragte bei der Synode nach, ob man die Templer foltern solle, um Geständnisse zu erlangen. Man sprach sich dagegen aus und für die Unschuld der Templer -- mit Ausnahme der anwesenden Dominikaner. Die Templer, meinten die Konzilsteilnehmer, sollten sich vielmehr von den Anklagen mittels einer „Purgatio Canonica“ reinigen. Die unschuldigen Brüder sollten absolviert werden und die schuldigen gemäß dem kanonischen Recht bestraft.
Einzigartig für den gesamten Prozessverlauf: die Kommission von Ravenna betrachteten jene, die aus Furcht vor der Folter gestanden und anschließend ihre Geständnisse zurückgenommen hatten als unschuldig, ebenso jene, bei denen offensichtlich war, dass sie nur aus Furcht vor erneuter Folter nicht ebenfalls widerriefen. Die Protokolle der Kommission von Ravenna wurden zum Papst gesandt, der Erzbischof Da Concorezzo sofort die Anwendung der Folter befahl, die jener wohl „aus Nachlässigkeit unterlassen habe“. Dennoch führte Rinaldo da Concorezzo keine neue Untersuchung durch. Aus diesem Grund wurde er später von der den Templerorden betreffenden Kommission auf dem Konzil von Vienne ausgeschlossen. Die Protokolle der Kommission von Venedig sind verloren, aber es scheint, dass auch sie für die Templer günstig ausgefallen waren.
Das Verfahren der Kommission für das Patrimonium Petri und Spoleto begann Oktober 1309 in Rom im Kloster S. Bonifacio ed Alessio. Im Dezember 1309 sandte man zwei Boten in das päpstliche Gefängnis von Viterbo, wo 5 Templer einsaßen (ein Priester und vier Servienten). Die Gefangenen lehnten jedwede Aussage vor der Kommission ab. Im Laufe des April 1310 transferierte die Kommissionsleitung ihren Sitz nach Aquila. Dort verhörte sie 11 Nicht-Ordensangehörige. Ende April befragte man einen alten Templer in Penna. Daraufhin kehrte die Kommission nach Rom zurück. Aber im Mai 1310 wurden erneut Boten nach Viterbo gesandt. Nun erklärten sich die vier noch lebenden Zeugen zur Aussage bereit. Sie bekannten verschiedene Verbrechen. Vielleicht nach Anwendung der Folter bekräftigten sie ihre Geständnisse einige Tage später. Ende Juli wurde noch ein anderer alter Templer in Palombara vernommen. Die Protokolle der Verhöre dieser Zeugen existieren noch und geben erwartungsgemäß ein sehr variables Bild. Einige externe Zeugen sagten vor der Kommission in Segni und Velletri aus, wie es scheint, zugunsten des Ordens.
Die Templer im Königreich Neapel und in der Grafschaft Provence, Territorien von Charles II. d'Anjou, wurden im Frühjahr 1308 nach dem französischen Beispiel arrestiert. Im Königreich Neapel wurden die ersten Verhöre durch den Erzbischof von Brindisi durchgeführt, ohne dass man irgendwelche Geständnisse erhielt. 1310 sandte der Papst drei Inquisitoren, um das Verfahren fortzuführen. Möglicherweise war die Vorladung nicht richtig veröffentlicht worden. Denn nur zwei Servienten sagten vor der Kommission aus. Man kann jedoch auch annehmen, dass die entlastenden Aussagen der Templer nicht niedergelegt wurden, wie dies leider fast überall der Fall war. Die Kommission beendete ihre Arbeit im Grunde ohne Ergebnis. Doch noch Papst Johannes XXII. musste sich mit den in Neapel inhaftierten Templern beschäftigen. Die Prozessakten der Grafschaft Provence sind unauffindbar. Man weiß nur, dass 1308 siebenundzwanzig Templer aus Aix und Grasse in Mayronicis eingekerkert waren, und 32 weitere aus Arles, Marseille, Avignon und Nizza in Pertuis.
Iberische Halbinsel
Im August 1308 wurden auch die Mitglieder der Kommissionen von Leon, Kastilien und Portugal ernannt. Vorsitzende waren die Erzbischöfe von Toledo, Santiago de Compostela, Palencia und Lissabon. Man weiß, dass der Erzbischof von Compostela 30 Templer und drei externe Zeugen in Medina del Campo befragte, ohne belastende Geständnisse zu erhalten. Keine Ergebnisse im Sinne der Anklage gab es auch im Verfahren des Erzbischofs von Lissabon gegen vier externe Zeugen in Medina del Campo. Er befragte schließlich weitere 28 Templer und sechs Nicht-Ordensangehörige, die ebenfalls alle Anklagepunkte leugneten. Einzig in einem Fragment eines Protokolls, das die Aussagen von fünf Nicht-Templern enthält, finden sich einige ungünstige Dinge über den Orden, jedoch keine Bestätigung der ihm vorgeworfenen Verbrechen. Im Juli 1310 berief der Erzbischof von Toledo ein Konzil ein, um über die Templerfrage zu entscheiden, jedoch sind keine Dokumente hierzu überliefert. Oktober 1310 sprach sich ein Konzil in Salamanca für die Unschuld des Ordens aus und rehabilitierte seine Mitglieder.
In Navarra, mit der französischen Krone seit 1284 vereinigt und von einem Sohn Philipps IV. regiert, wurden die Templer 1307 nach dem französischen Beispiel inhaftiert. Auf die Bitte des Provinzmeisters von Aragon/Katalonien gelang es dem König von Aragon Jayme II., zumindest die Freilassung der aragonesischen Templer zu erwirken. Die weitere Entwicklung der Angelegenheit und das Schicksal der Brüder in Navarra sind unbekannt.
Im Königreich Aragon (Valencia, Katalonien, Aragon) begannen die Templer ihre Burgen in den Verteidigungszustand zu versetzen, nachdem König Jayme II. sich nicht deutlich genug für einen Schutz des Ordens ausgesprochen hatte. Am 1. Dezember 1307 befahl Jayme II. seinerseits die Verhaftung der Ordensbrüder und die Einziehung ihrer Güter in Aragon, Katalonien und Valencia. Die Vorladung der Templer vor das Inquisitionstribunal blieb ohne Ergebnis. Jayme ordnete daraufhin die Belagerung der Festungen des Ordens an. Die erste die fiel, war Peniscola, danach Burriana, Coves und einige andere kleine Burgen in Aragon und Katalonien. Provinzmeister Ximèn de Lenda wurde bei der Eroberung von Valencia festgesetzt. Die Korrespondenz des Königs zeigt, dass er von der Gelegenheit profitieren wollte, um sich der Burgen des Ordens zu bemächtigen.
Die Belagerten in den verbleibenden Festungen, in erster Linie der Stellvertreter des Provinzmeisters, Raimon de Guardia, versuchten zu Gunsten der Gefangenen zu verhandeln, scheiterten jedoch. Ende Oktober 1308 ergab sich Miravet, im Mai 1309 Monzón und Chalamera, und im August Cantavieja. Damit waren alle Festungen in der Hand des Königs. Die Ordensbrüder wurden in Gardeny, Bellver und anderen ihrer eigenen Häuser inhaftiert. Der Prozess begann im Frühjahr 1310 vor den Diözesankommissaren. Man weiß von einer Kommission, der die Bischöfe von Valencia und Saragossa vorstanden, von der Februar bis März 1310 mehr als 30 Templer in Lerida vernommen wurden. 34 Protokolle (von 19 Servienten, 9 Rittern und 4 Kaplänen) sind noch erhalten. Alle fallen günstig für den Orden aus. Einige Tage später gaben die externen Zeugen - alles Kleriker - einige amüsante Anekdoten zu Protokoll. Die Franziskaner sprachen sich für die Unschuld der Templer aus. Weitere Verfahren fanden in Oleto und Stella statt. Alle Aussagen entlasteten den Orden.
Januar 1310 führte der Bischof von Elne in Troilas ein Verfahren gegen 25 Templer der Komturei von Mas-Dieu und ihren abhängigen Niederlassungen (18 Servienten, 3 Ritter, unter ihnen Raimon de Guardia, und 4 Kapläne). Auch er erhielt nur günstige Zeugnisse. Bereits im März 1311 hatten die Kommissionen in Aragon und Katalonien ihre Arbeit beendet und die Protokolle dem Papst geschickt. Die Anordnung desselben, die Folter anzuwenden, traf einige Tage später ein. Die Abschlusssentenz des Konzils von Vienne 1312 war letztlich schon gesprochen, als ein Provinzialkonzil in Tarragona erneut über die Schuld der Templer verhandelte. Acht Brüder wurden vor das Tribunal gesandt, ein letztes Mal unter Folter befragt, doch sie gestanden nichts. Die Konzilsväter fanden kein einziges der dem Orden vorgeworfenen häretischen Verbrechen bei ihnen und sprachen sie alle frei. Wegen der unterdessen vom Papst verfügten Aufhebung des Ordens, gewährten die Konzilsväter den Templern eine Pension aus den Einkünften der ehemaligen Ordensgüter, die die Johanniter ihnen zu zahlen hatten. 1331 gestattete ihnen Papst Johannes XXII., in andere monastische Orden einzutreten.
Im Königreich Aragon gelangten die Güter der Templer auch nicht, wie es ursprünglich der Wille des Papstes gewesen war, an die Johanniter. Nach langen Verhandlungen zwischen König Jayme und Papst wurde dem König zugestanden, auf seinem Herrschaftsgebiet einen neuen Orden gründen zu dürfen, dem in der Provinz Valencia ein Großteil der ehemaligen Templergüter zugesprochen wurde: der Orden von Montesa. In Katalonien erhielten die Johanniter die alten Templerbesitzungen. Das liturgische Gerät, was in den Templerhäusern gefunden und sofort sicher gestellt wurde, verteilte man nach dem Prozess an die Niederlassungen anderer Orden - auch dies ein Zeichen dafür, dass man die Templer nicht als häretisch und damit ihre liturgischen Gerätschaften als bedenklich einstufte.
England
Nach der Verhaftung der Templer in Frankreich befahl König Philipp IV. sie auch König Edward II. von England. Dieser zeigte sich jedoch zunächst ungläubig und wartete ab. Er schrieb sogar an die Könige von Kastilien, Aragon und Portugal über die große Reputation, die der Orden in England genoss und seine geleisteten religiösen Dienste. Er bat, den Verleumdern des Ordens nicht zu glauben und schützte die Templer. Aber schon zu Beginn des nächsten Jahres befahl er seinerseits die Gefangennahme der Templer, allerdings nicht, präzisierte er, unter den Bedingungen, die in Frankreich angewendet worden seien.
Ungefähr 150 Templer wurden in England festgenommen, unter ihnen der Provinzmeister der Auvergne, Himbert Blanc, und der Provinzmeister von England, William de la More, in London. Beide blieben bis zu ihrem Tode fest bei dem Bekenntnis der Unschuld. Die Behandlung der Gefangenen war nicht so streng wie in Frankreich, und die Folter wurde nicht angewandt. Der Erzbischof von Canterbury verkündete allerdings die feierliche Exkommunikation gegen alle, die Templern auf der Flucht halfen oder sie beherbergten - offenbar also ein häufig vorkommender Fall. Oktober 1309 wurden die Verfahren der Kommissionen gegen die Personen einerseits und den Orden als Institution in London, Lincoln und York eröffnet. Aus dem ganzen Königreich sandte man die Gefangenen dorthin. Die bestimmenden Personen innerhalb dieser Tribunale waren, außer dem Erzbischof von York, zwei französische Kapläne, die in drei Diözesen das Inquisitionsverfahren in Übereinstimmung mit den Prälaten führten.
Ab Oktober bis November 1309 wurden in London 43 Templer befragt, die jedoch nichts gestanden. Im Dezember 1309 gestattete der König auf Nachfragen der Inquisitoren die Anwendung der Folter, doch blieb die Anwendung in England aus Rechtsgründen problematisch. Von Januar bis März 1310 wurden 34 weitere Templer in London examiniert, noch ohne Folter und demzufolge auch ohne belastende Geständnisse zu erhalten. Diese ersten Verfahren wurden gemäß den Anklageartikeln der Bulle Faciens misericordiam geführt. Im selben Jahr fand ein Konzil in York statt, dem der Erzbischof vorstand, um die Templerfrage zu entscheiden. Auf die Vorladung meldete sich jedoch keiner der Ordensbrüder, die Konzilsväter betrachteten sie also als „verstockte Häretiker“ und reservierten sich die Urteilsfällung für eine spätere Sitzung. Im Sommer 1310 beklagten sich die französischen Inquisitoren, dass der Prozess nicht vorankäme. Papst Clemens beschuldigte den englischen König der Nachlässigkeit und drohte schwere Strafen an, falls die Arbeit der Inquisitoren weiterhin behindert würde und keine Folter angewendet werden dürfe (Schreiben Carissimo in Christo filio).
Das Provinzialkonzil von Canterbury, das im September des gleichen Jahres stattfand, entschied, die Verfahren zu wiederholen, diesmal unter Anwendung der Folter. Also wurden die in London inhaftierten Templer den Sheriffs übergeben. Der König ordnete auch an, alle in seinem Reich inhaftierten Templer nach London zu bringen, in Vorbereitung auf eine geplante Synode. Man weiß von keinen Geständnissen während dieser Periode des englischen Prozesses. Im Frühjahr 1311 jedenfalls entschieden die Kommissionen ein erneutes Vorgehen, bei dem neue Anklageartikel zum Einsatz kommen sollten, die zum Beispiel die Leugnung der Ewigen Seligkeit enthielten und die Leugnung der Transsubstantation. Aber die Aussagen von 11 befragten externen Zeugen erbrachten nichts als einen allgemeinen Verdacht - und dieser war ja schon im Verlauf des Prozesses geschürt worden und konnte daher nicht als Beweis gewertet werden. Im April 1311 nahm die Kommission in London die Aussagen von einer großen Anzahl Laien und Mitgliedern der Bettelorden auf. Während dieser Sitzung wurden die Protokolle redigiert, die uns heute einige farbige Templer-Legenden zeigen. Die Kommissare gaben den Angeklagten die Möglichkeit der Verteidigung. Der Provinzmeister von England und seine Gefährten, die in London inhaftiert waren, bekannten ihren katholischen Glauben.
1311 wurde eine zweite Synode in York einberufen, während der die befragten Templer den allgemeinen Häresieverdacht gegen ihren Orden bestätigten - natürlich bestand ein solcher nach 5 Jahren diverser Verfahren in ganz Europa. Die Angeklagten erhielten die Absolution und man verteilte sie auf verschiedene Klöster, damit sie dort Buße täten. Im Juni und im Juli fand eine weitere Synode in London statt, auf dem man drei belastende Geständnisse erzielte. Die Bekennenden waren zwei ehemalige Templer und der Schatzmeister des Temple von London. Dies sind die vermutlich einzigen Geständnisse des gesamten Prozesses in England. Auf ihrer Grundlage wurde der Orden in England verurteilt. Der Großteil der Templer wurde nach dem letzten Urteilsspruch in Klöster gesandt, nur die beiden Provinzmeister von England und der Auvergne blieben in Haft. William de la More starb 1312, Himbert Blanc nach 1313.
Irland gehörte zwar zu dieser Zeit zur englischen Krone, doch war die lokale Regierung relativ unabhängig. König Edward II. sandte im Dezember 1307 den Befehl zur Inhaftierung der Templer an seinen Justiziar in Irland. Sie sollten allerdings nicht in „strengem Gewahrsam“ gehalten werden. Erst fast vier Wochen später erreichte das Schreiben seinen Adressaten, und die Templer wurden erst am 3. Februar 1308 verhaftet. Die Güter wurden konfisziert und Inventare erstellt. Wie es scheint, wurden alle Ordensbrüder in Dublin festgehalten, wo die Provinzialsynode tagte. Die vom Papst entsandten Inquisitoren kamen im Herbst 1309 in England an, reisten aber nicht selbst nach Irland weiter, sondern hatten Stellvertreter benannt. Sehr viel Elan legten die Gesandten der Inquisition jedoch nicht an den Tag: Die Verhöre begannen erst im Januar 1310 in der Kathedrale Sankt Patrick und dauerten bis Juni desselben Jahres. 15 Aussagen sind die einzigen Protokolle, die erhalten sind. Es ist jedoch bekannt, dass zumindest 19 Templer eine Pension bezahlt bekamen (Abrechnung des Royal Exchequer 1308), einige wurden also nicht verhört, die Aussagen nicht festgehalten, oder die Protokolle sind verloren. Unter diesen Templern war auch William de Warenne, Provinzmeister 1302-1308. Warenne war 1312 noch am Leben - hätte also als Zeuge gehört werden können. Möglicherweise hatte ihn die Verwandtschaft zum stellvertretenden Justitiar vor der entwürdigenden Prozedur bewahrt (Nicholson, 229) Ebenfalls nicht befragt wurden in Irland befindliche Flüchtlinge aus England.
Die 15 vernommenen Templer, unter ihnen der Provinzmeister Henry Tanet und sein Kaplan, stritten die Anklagepunkte ab (obwohl Tanet zumindest die Ordensbrüder im Orient beschuldigt). Hinweise, dass in Irland die Folter angewandt wurde, gibt es nicht. Anschließend befragte die Kommission noch 42 externe Zeugen, von denen 39 Angehörige anderer Orden, hauptsächlich Franziskaner, waren. Sie erzählten zum Großteil allgemeine Gerüchte und Legenden vom Hörensagen. Zwei Zeugen erklärten, sie hätten Templer gesehen, die die Hostie bei der Elevation nicht angesehen hätten.
Die weitere Versorgung der Gefangenen gestaltete sich äußerst schwierig, trotz des königlichen Befehls, dass sie aus Einkünften ihrer Güter zu unterhalten seien - doch jene befanden sich unterdessen oft längst in zweifelhaften dritten und vierten Händen. 1311 bat der irische Provinzmeister um seine Freilassung gegen Kaution, um den Unterhalt seiner Brüder sicherzustellen. Der König gab der Bitte nicht statt, sondern betraute den Justiziar von Irland mit der Führung der ehemaligen Templergüter und der Versorgung der Inhaftierten. Nach der Aufhebung des Ordens durch die Bulle Vox in excelso wurden die in Dublin inhaftierten Templer entlassen, der Provinzmeister gegen Kaution.
In Schottland gelang es lediglich, zwei Templer festzunehmen, und diese beiden gestanden nichts. Auch 41 externe Zeugen machten keinerlei belastende Aussagen. Die moderne Alternativhistorik berichtet, dass die Ordensbrüder in Schottland offiziellen Schutz unter Robert Bruce genossen hätten. Hierfür wie für eine Teilnahme der Templer an der Schlacht von Bannockburn im Juni 1314 gibt es keinerlei Hinweise; sämtliche zeitgenössische Quellen sprechen dagegen, zumal Bruce sich gerade bemühte, seinen Thronanspruch mithilfe des schottischen Klerus zu untermauern, also als rechtgläubiger Christ und nicht Unterstützer von vorgeblichen Häretikern da zustehen. Die Legenden von einer Flucht nach Schottland und einem Weiterleben unter dem Deckmantel der Freimaurer tauchten erst im 18. Jahrhundert auf.
In Deutschland leistete König Albrecht I. den Forderungen, die der französische König an ihn richtete, keine Folge. Er ließ die Templer nicht verhaften. Die deutschen Prälaten waren dem Orden auch nicht feindlich gesonnen, mit Ausnahme des Erzbischofs von Magdeburg. Dennoch begann auch hier das angeordnete Verfahren. Den Vorsitz über die einzelnen Diözesankommissionen sollten die Erzbischöfe von Mainz, Köln, Trier, Magdeburg, Prag, Riga und die Bischöfe von Basel, Konstanz, Breslau und Uppsala innehaben. Der Erzbischof von Magdeburg Burchard III. ließ bereits im Mai 1308, also noch vor Faciens Misericordiam vom 12.08.1308 die Templer seines aber auch des Sprengels von Halberstadt verhaften. Die Templer der Komturei Gehofen besetzten die Burg Beyernaumburg und verschanzten sich dort. Burchard III. von Magdeburg leitete sofort die Belagerung ein und ließ eine nahegelegene Kirche befestigen. Die Zweckentfremdung der Kirche sowie die Weigerung der Herausgabe der Templergüter in der Diözese Halberstadt hatten schwerwiegende Folgen für den Erzbischof von Magdeburg. Bischof Albrecht I. von Halberstadt belegte Burchard III. mit dem. Am 19.11.1308 wurde ein Vertrag zwischen den Templern und dem Erzbischof von Magdeburg ausgehandelt. Der Vertrag gewährleistete den Templern ihre volle Sicherheit. Der Erzbischof versprach jegliches Vorgehen zu unterlassen, bis der Papst dies erneut befehlen sollte. Der stellvertretende Provinzmeister, Günther von Köthen und die Komture der vier Niederlassungen des Erzstiftes, Bertram von Greifenberg, Heinrich von Bardeleben, Nicolaus von Andersleben und Thielecke von Warmsdorf, mussten mit fünf Bürgen das schriftliche Versprechen abgeben, weder den Erzbischof noch seine Freunde zu schädigen. Dieser Vertrag kam maßgeblich auf das Wirken von Friedrich von Alvensleben als zustande. Nachdem selbst die Ritterschaft des eigenen Erzstiftes, und sogar Peter Aspelt, der Primas des Deutschen Reiches und Erzbischof von Mainz, für den Templerorden eingetreten waren, konnte Burchard III. nicht mehr anders, als die Templer zu entlassen.
Die Prozessakten des deutschen Verfahrens sind verloren. Man weiß nichtsdestoweniger, dass der Orden hier viele Freunde besaß, denn im September 1309 spricht der Erzbischof von Mainz in einem Brief von einem begonnenen Inquisitionsverfahren gegen die Begünstiger der Templer. Am 11.05.1311 tagte im Kapitalsaal des Mainzer Domes eine Synode, auf dem man unter vielen anderen Tagesordnungspunkten auch die Templerfrage beriet. Die anwesenden Suffragane der Mainzer Kirche zeigten aber ebenso wenig Neigung wie der Erzbischof Peter von Aspelt, gegen die Templer einzuschreiten. Während einer Sitzung fanden sich etwa 20 bewaffnete Ordensbrüder unter der Führung Wildgraf Hugos (von Grumbach) überraschend ein, protestierten gegen die ungerechten Verfahren in Frankreich und appellierten an den Papst. Der Erzbischof versprach, in dieser Sache tätig zu werden und entließ sie ohne jeden Versuch, sie festzusetzen. Vermutlich wurden im Laufe dieses Konzils noch weitere 49 Zeugen, unter ihnen 37 Templer, vernommen, die zugunsten des Ordens aussagten. Das Konzil von Mainz entschied letztlich die Unschuld dieser Personen und - gegen den Befehl des Papstes - auch die Unschuld des gesamten Ordens. Aus diesem Grunde annullierte Clemens V. die Mainzer Sentenz. Über das weitere Schicksal der deutschen Templer ist nichts bekannt. Nach dem Konzil von Vienne wurden sie gezwungen, ihre Güter zu verlassen.
Auch in der östlich der Oder gelegenen Neumark sind keine Verfolgungen der dortigen Templer bekannt, und der Prozess selbst hat in hier nur sehr wenige Spuren in der Geschichtsschreibung hinterlassen. Ehemalige Templer waren weiterhin in geistlichen Diensten (wie der Pfarrer von Königsberg Notar und Kaplan des Brandenburger Markgrafen oder Busso von Greiffenberg in Diensten des Bischofs von Kammin). Die Güterübertragung an die Johanniter ging allerdings nicht reibungslos vonstatten, da Markgraf Woldemar von Brandenburg versuchte, die Güter um Tempelburg und Zielenzig seinen Besitzungen einzuverleiben. Bereits 1308 hatten die Templer einen Teil ihrer Güter selbst an den Markgrafen veräußert, womit sie der Übergabe an die Johanniter zuvor kamen. Erst im Vertrag von Kremmen konnten die Probleme gelöst werden - allerdings wurde Woldemar hiermit Schutzherr der Johanniter auf besagten Gütern, womit sie de facto doch in seinen Besitz gelangten.
Zypern
Im März 1308 erhielt der Bischof von Limassol und Administrator der Kirche von Nicosia auf Zypern den päpstlichen Befehl, den Prozess gegen die Templer zu eröffnen. Als er bemerkte, dass die Brüder entschlossen waren, sich zu verteidigen, und sei es mit Waffengewalt, wandte sich der Bischof an Amaury von Tyrus, Regent der Insel. Einen Monat später war es Amaury gelungen, die Templer zu entwaffnen, weniger mit Gewalt als mit Geschick und Versprechungen vermutlich, denn der Orden war sein alter Verbündeter im Kampf um die Krone. Amaury konfiszierte die Güter und lies die Kirchen der Templer schließen. Doch der abgesetzte König Henri II. protestierte und erlangte so die Wiedereröffnung der Kirchen und die Möglichkeit für die Brüder, Messe zu feiern. Die Proteste Amaurys an den Papst blieben ohne Wirkung.
Clemens V. sandte seinen Legaten, um gegen die zypriotischen Templer das Verfahren einzuleiten. Dennoch begann dieses erst im Mai 1310, und zwar unter dem Vorsitz der Bischöfe von Famagusta und Limassol. Bis zum 5. Mai nahm man die Aussagen von 21 externen Zeugen auf, unter ihnen Verwandte des abgesetzten Königs Henri II. - den Templern feindlich gesonnen, wie man annahm. Ab dem 5. Mai bis zum 31. Mai wurden 76 Ordensbrüder befragt (47 Ritterbrüder, unter ihnen der Marschall des Ordens Ayme d'Oiselier und der Provinzmeister von Apulien Odo de Villarote; 26 Servienten und 3 Kapläne aus allen Provinzen des Ordens). Vom 1. bis zum 19. Juni wurden weitere externe Zeugen aus allen sozialen Schichten vernommen. Sämtliche Templer verneinten die Anklagepunkte und verteidigten den Orden. Und auch die externen Zeugen, einschließlich der Verwandten Henri II., machten keine belastenden Aussagen. Sie erinnerten an die große Verehrung der Templer für das Heilige Kreuz, ihre heroische Verteidigung des Heiligen Landes und unterstrichen, dass die Gerüchte erst nach der Veröffentlichung der Anklagepunkte begannen. Einer der Zeugen berichtete sogar ein Hostienwunder, um den katholischen Glauben der Ordensbrüder zu bekräftigen.
Die Diözesankommissionen führten ihre Arbeit gegen die Personen des Ordens auch noch nach dessen offizieller Aufhebung fort, die auf dem Generalkonzil von Vienne mit der Bulle Vox in excelso am 22. 3. 1312 ausgesprochen wurde. Die Bulle Ad providendam vom Mai des selben Jahres sprach beinahe alle Güter des Templerordens den Johannitern zu. Das Verfahren gegen den Meister und die anderen obersten in Frankreich inhaftierten Würdenträger wurde im Dezember 1312 einer Kardinalskommission übertragen. Sie fällte ihr Urteil, das auf lebenslänglichen Kerker lautete, am 18. 3. 1314. Jacques de Molay und der Provinzmeister der Normandie, Godefrois de Charny, widerriefen daraufhin öffentlich all ihre früheren Geständnisse und erklärten die Unschuld des Ordens. König Philipp IV. ließ sie noch am selben Abend auf einer Seine-Insel verbrennen.
Gründe für den Prozess
Die Frage, warum König Philipp IV. von Frankreich mittels seiner Infamierungskampagne zum großen Schlag gegen den Templerorden ausholte, muss vor dem Hintergrund seiner gesamtpolitischen Situation und vor allem seiner staatsbildenden Maßnahmen betrachtet werden. Beinahe seit Beginn seiner Regierungszeit steuerte Philipp IV. einen autokratisch-absolutistischen Kurs, der auf die Unabhängigkeit des Staates von der Kirche zielte, bzw. auf eine Unterordnung letzterer unter den Staat und damit den König. 1287 schloss Philipp die Geistlichkeit aus der Gerichtsadministration aus, 1291 reorganisierte er das Parlament. Die durchgesetzte Besteuerung des Klerus sorgte für Aufruhr und 1296 für die zornige Publizierung der Bulle Clericis Laicos durch Papst Bonifatius VIII., in der er jeden Laien, der kirchlichen Besitz beansprucht, exkommunizierte. Das Generalkapitel der Zisterzienser protestierte feierlich auf einer Sitzung in Paris gegen die Besteuerung.
Der Streit eskalierte sehr rasch. Unter anderem fiel ihm der Bischof des neu gegründeten Bistums Pamiers, Bernard de Saisset, der sich offen gegen die Politik des Königs aussprach, 1301 zum Opfer. Er wurde eingekerkert und gefoltert, in einer dem Papst vorgelegten Klageschrift warf man Saisset neben Majestätsbeleidigung auch Blasphemie, Unzucht und häretisches Gedankengut vor. Papst Bonifatius VIII. plädierte nach Begutachtung der Angelegenheit für die Unschuld des inhaftierten Bischofs, widerrief das Privileg, nach dem französische Könige nicht exkommuniziert werden durften und berief ein Konzil nach Rom ein. Dem Generalabt der Zisterzienser, Johann III., der dem päpstlichen Aufruf folgend nach Rom reisen wollte, antwortete der König mit dem Befehl, „sämtliche Güter ungehorsamer Prälaten einzuziehen“ - eine Anordnung, die hauptsächlich die Zisterzienser betraf. Auch die scharf formulierte Bulle Bonifatius VIII. Ausculta fili, mit der er noch einmal die Fronten zwischen geistlicher und weltlicher Gewalt klären wollte, blieb ungehört. Saisset blieb in Haft, das Ausreiseverbot für französische Kleriker zum einberufenen Konzil und das Ausfuhrverbot von Edelmetallen aus Frankreich wurde nicht aufgehoben.
1302 bekräftigte der Papst die Exkommunikation Philipps IV., falls die Prälaten nicht umgehend ausreisen dürften. Interessanterweise tat sich der Templerorden nicht als sonderlicher Gegner der königlichen Bestrebungen in dieser Zeit hervor – wohl auch, weil er noch von Unternehmungen im Orient absorbiert war. Zumindest die französischen Templer, einschließlich Hugues de Pairauds, standen jedoch auf Seiten des Königs. Pairaud unterzeichnete wie andere Kleriker des Königreiches auch die Resolution Philipps gegen Bonifatius VIII. (Frale, Roma dei Templari) Jacques de Molay stand auf Seiten des Papstes. Die königlichen Rechtsberater Guillaume de Plaisians und Guillaume de Nogaret antworten ihrerseits mit der Einberufung der sogenannten Generalstände (einer aus Klerus, Adel und Vertretern der Städte bestehenden Nationalversammlung).
Unter anderem der Zisterzienser-Generalabt Johann III. protestiert gegen dieses Vorgehen, worauf hin er als Gefangener ins Châtelet abtransportiert wird. Am 13. November 1302 veröffentlicht Papst Bonifatius VIII. die Bulle Unam sanctam, der in der Kirchengeschichte am deutlichsten formulierte Anspruch auf Suprematie der geistlichen über die weltliche Gewalt. Von Philipp verlangte der Papst einen sofortigen Bußgang nach Rom, um die drohende Exkommunikation abzuwenden. Die Reaktion Philipps IV. ist legendär: er ließ nicht nur eine Anklageschrift gegen den Papst verfassen und veröffentlichen, in der jener der Usurpation des Amtes, des Teufelspaktes, der Unzucht und Häresie angeklagt wird. Sondern er ließ Bonifatius VIII. schließlich sogar am 7. September 1303 in Anagni, wohin sich der Papst geglaubt hatte, in Sicherheit bringen zu können, überfallen und festsetzen. Kurz nach seiner Befreiung durch eine Volksaufruhr starb der Papst. Johann III. von Cîteaux kam 1304 wieder auf freien Fuß, dankte aber ab, um seinen Orden vor Verfolgungen zu bewahren.
Neben diesen kirchenpolitischen Gründen spielten die finanziellen Probleme der französischen Krone eine große Rolle. Der Staatsumbau, wie Philipp IV. ihn praktizierte, war sehr kostenintensiv. Hinzu kamen mehrere Kriege: gegen Aragon (1286-1288), gegen England (1294) und vor allem gegen Flandern (1297-1305), für die schlichtweg die finanziellen Mittel fehlten. 1291 ließ der König die ansässigen lombardischen Geldverleiher verhaften und erst gegen erhebliche Lösegelder wieder frei. 1306 vertrieb Philipp IV. die Juden aus Frankreich und konfiszierte ihre Güter, nachdem er sie bereits 1292, 1295, 1299, 1302 einer Sondersteuer unterworfen bzw. wichtige Vertreter eingekerkert und Lösegeld erpresst hatte. Der Versuch, auch die Kirche zu besteuern, wurde bereits oben erwähnt. Neben diesen griff der König auch noch zu anderen Maßnahmen, um Geld zu sparen bzw. zu beschaffen: Einführung neuer Steuern, Verminderung des Gold- und Silbergehalts der Münzen – beides führte zu mehreren Aufruhren unter dem Volk und vor allem den Händlern.
Vor seinem Schlag gegen den Templerorden verfügte die französische Krone über zwei Staatskassen: eine im Louvre und eine im Temple von Paris, wo sich auch der Rechnungshof befand. Das Ordenshaus war damit nicht nur ein als sicher betrachteter Verwahrort für den Staatsschatz, sondern ein regelrechtes finanzielles Zentrum, von dem aus im Namen der Krone Transaktionen stattfanden, das als ‚Bank’ genutzt wurde, in das Einkünfte des Königreichs geschickt wurden und dessen Schatzmeister, ein Templer, dreimal jährlich einen Rechenschaftsbericht an den König ablieferte. Philipp IV. scheint sich von der Abhängigkeit gegenüber dem Orden befreien gewollt zu haben. In dem er einen bereits früher angewandten Mechanismus der Häresieanklage gegen die Templer in Bewegung setzte, glaubte er offenbar die Lösung für mehrere Probleme anzugehen: zum einen die finanzielle Notlage (Anspruch auf Besitztümer überführter Häretiker), zum anderen die von staatlicher Gewalt ausgenommene, dem Papst unterstellte Autarkie diverser Orden und letztlich die Unabhängigkeit der römisch-katholischen Kirche selbst. Ob Philipp IV. zu irgendeinem Zeitpunkt des Prozesses tatsächlich glaubte, der Orden sei von häretischem Gedankengut durchsetzt, darf aber stark bezweifelt werden, denn er bemühte sich nach Kräften, jedwede Möglichkeit einer Verteidigung von vorn herein auszuschalten, bzw. sie im Nachhinein zu diskreditieren, und er erpresste Papst Clemens V. mehrmals, um genehme Entscheidungen hinsichtlich der Verurteilung der Templer zu erhalten.
Warum traf es die Templer? Hierfür gibt es mehrere Gründe, von denen einige oben bereits angeführt wurden: der Orden war König Philipp IV. bei seinen staatspolitischen Absichten im Wege oder er meinte zumindest, er könne ihm unter gewissen Umständen im Wege stehen. Der Orden hatte zudem das Pech, seiner eigentliche Daseinsberechtigung, der Verteidigung der Christen und der Heiligen Stätten in Palästina, nicht mehr nachkommen zu können. Der letzte Rückeroberungsversuch mit Beteiligung des Ordensmeisters Jacques de Molay war 1302 kläglich gescheitert; neue Kreuzzüge blieben in der Planungsphase. Während es den Johannitern gelang, sich auf der Insel Rhodos eine neue Operationsbasis mit Blickpunkt Orient zu erobern, verlegten die Templer unglücklicherweise den Ordenssitz nach Paris. Auch die beiden anderen Ritterorden gerieten Anfang des 14. Jahrhunderts in die Kritik. Den Johannitern wurde insbesondere nach Übernahme der Templergüter vorgeworfen, ihren Reichtum nicht wirklich zum Kampf gegen die Ungläubigen zu verwenden. Der Deutsche Orden in Kurland wurde von den dortigen Bischöfen und Stadtregierungen beim Papst des Machtmissbrauchs, Mordes, Verschleuderung von Kirchengut und Vernachlässigung der geistlichen Pflichten (und damit Begünstigung des Heidentums der Region) verklagt. Da die Deutschordensritter jedoch weder verhaftet noch unter der Folter verhört wurden, sondern einen ordnungsgemäßen Prozess anstrengen konnten und sie zudem zu wichtig für die Region waren, entging der Orden drastischen Maßnahmen.
Ein Rückgang der Attraktivität des Ordens bei Schenkungen und Eintritten ist nur insofern festzustellen, als alle ‚traditionellen’ Orden in dieser Zeit Einbußen erlitten vor den ‚modernen’ Ordensformen der Bettelorden. Eine zunehmende Verarmung des Adels hatte hier ebenfalls Einfluss. Dennoch gibt es Eintritte in den Templerorden bis zum Jahr 1307, ebenso Schenkungen und Privilegien von kirchlicher und weltlicher Seite – auffällig großen Schaden scheint der Ruf also VOR der inszenierten Infamierung durch König Philipp nicht erlitten zu haben. Fest steht, dass sowohl die einfachen Brüder als auch die Ordensführung von dem gegen sie in die Wege geleiteten Prozess mit seiner neuen, noch nicht einmal approbierten Form, völlig überfordert waren. Bereits mit der ersten Anklageschrift und dem ersten, widerrechtlich vor den Beamten des Königs geführten Verfahren, war dem Prozess eine Zielrichtung gegeben worden, aus dem der Einzelne schwerlich entkommen konnte.
Zeitgenössische Chronisten sehen in der Mehrzahl keine Abkehr von den ursprünglichen Idealen des Ordens und zeigen sich schockiert von der Verhaftung der Ordensbrüder und dem folgenden Prozess, einige - zum Beispiel der Dominikaner (!) Franziskus Pipin - verneinen komplett, dass die Anklagepunkte einen Sitz in der Realität hätten. Chronisten in Deutschland, Aragon und Italien beschreiben die Aufhebung des Ordens als ungerechten Akt, der der Gier des französischen Königs zuzuschreiben sei. Die deutsche Magdeburger Bischofschronik lobt den Opfermut der Templer im Kampf und lehnt auf dieser Grundlage die Anklagen ab. Der Chronist von Pistoia sieht in der Zerschlagung des Ordens gar einen der Gründe für die Pestepedemien als Strafe für die Christenheit. Villani, Dante und Boccaccio sprechen ein ähnlich hartes Urteil gegen Papst und König, während die Templer immer mehr in den Stand der Märtyrer rücken, auch wenn Untugenden wie Hochmut und Machtentfaltung gegeißelt werden. Die Diffamierungskampagne Philipps IV. hatte lediglich in Frankreich Wirkung - und in moderner Zeit in den Fantasien der Populärkultur.
Ob König Philipp letztlich 'Erfolg' hatte, muss zwiespältig beantwortet werden. Was die finanzielle Seite betraf, so kann nur von einem Teilerfolg die Rede sein, denn die Immobilien des Templerordens überschrieb der Papst zum Hauptteil den Johannitern (Bulle Ad providendam 1312). Ersatzweise 200.000 Livres für die Güter und 60.000 Livres als ‚Unkostenentschädigung’ für die Haft und Verfahren wurden dem König zugeschrieben; eine eher magere Ausbeute. Beträchtlich war der Schaden auf kirchenpolitischer und spiritueller Ebene. Nicht von ungefähr leitet der Templerprozess in die Epoche des Avignonesischen Papsttums und schließlich des Großen Schismas und der Reformation über. Bis dahin als Grundlage der Weltordnung aufgefasste Werte waren unwiderruflich zerstört worden.
Anke Napp
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