E
- Ecko/Ekko (Provinzmeister)
- Emmerstedt (=Helmstedt, Komturei, Deutschland)
- England
- Erail, Gilbert (M)
- Ernoul (Chronist)
- Etoile, Isaac d'
- Evrard des Barres
Ecko/Ekko (Provinzmeister, Böhmen/Mähren/Österreich)
Erstmalig taucht ein „frater Ekko“ in einer Urkunde von 1247 auf (Narodni archiv Praha/RM 2692) - ob dieser mit dem späteren Provinzmeister identisch ist, kann nicht bewiesen werden. Handelt es sich um dieselbe Person, so wäre - nimmt man ein Alter von etwa 14 Jahren bei der Ordensaufnahme an- sein Geburtsdatum um 1233 anzusetzen.
Hruby (2011) reiht Ekko aufgrund seines Siegels mit Stufenschrägbalken an einer Urkunde vom 1. Oktober 1303 (Niederösterreichisches Landesarchiv, NOLA, Urk.39) der Familie Petipesti z Chyse a Egerberka (=Egerberger) ein. Die Familie gehörte zum böhmischen Uradel und besaß weit verstreute Besitzungen in Böhmen und Mähren - nicht zuletzt im Umland der Komturei Scheikwitz. Das Familienvermögen der Egerberger wurde vor allem durch Silberbergbau, dem Handel und wahrscheinlich einigen Vogteien erzielt. Jan (2011) hält die Schlussfolgerungen ohne Begründung für nicht überzeugend und postuliert eine Abstammung von den Grafen von Heiligenberg für möglich.
Vielleicht war er in Akkon bei den letzten Kämpfen anwesend, wie der damalige Provinzmeister von Deutschland, Bertram von Esbek. 1292 testiert Ekko „domus Templariorum de Schawiz Commendator“ - Komtur von Scheikwitz - als Schiedsrichter in einem Streit des Abtes von Welehrad mit Siegfried von Neudeck (ed. Pelzel, S. 224f). In Urkunden ab 1297 trug er den Titel „magister ordinis Templi per Bohemiam et Moraviam“ oder 1302 „comendator provincialis per Bohemiam, Moraviam et Austriam“, oder auf Deutsch 1303 „Lantcomitewer der Templer orden in Peheim, Maerhern unt in Oesterreich“. Gleichzeitig amtierte Ekko weiterhin als Komtur von Scheikwitz (und Aurschinewes). Obwohl der Orden nur wenige Besitzungen in der Region hatte, genoss Ekko offenbar großes Ansehen bei Adel und König. Das zeigen die Urkunde, die ihn als Schiedsrichter erwähnt, sowie der Bericht der Österreichischen Reimchronik, die den Provinzmeister als aktiven Unterstützer Friedrichs von Habsburg im Kampf um die böhmische Krone vorstellt.
Es ist unbekannt, was nach der Aufhebung des Templerordens aus ihm wurde. Laut Wolny (1836) starb Ekko um 1310. Sein Grabstein sei zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der Kirche von Resnowitz (Řeznovice) – in der Nähe von Tempelstein - aus dem Kirchenboden ausgehoben und außen an der Mauer eingefügt worden. Hruby (2011) beschreibt das Denkmal als Stein mit Tatzenkreuz, ohne Inschrift. 1947 wurde er wiederum ins Kircheninnere verlegt.
E. Hruby / A. Napp
Quellen
- Originalurkunden: Narodni archiv Praha/RM 2692, RM 1887
- Originalurkunde: Niederösterreichisches Landesarchiv, Urk. 39
- A. Boček u. A. (Hg.), Codex diplomaticus et epistorlaris Moraviae, Bd. 5: Ab annis 1294-1306, Brno 1850, Nr. 77, S. 79f: URL.
- M. Pelzel, Beiträge zur Geschichte der Tempelherren in Böhmen und Mähren, in: Neuere Abhandlungen der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, Prag 1798, S. 209-240, hier S. 222-236 (Urkunden).
Sekundärliteratur
- E. S. Hruby, Sie alle trugen das rote Tatzenkreuz. Tempelritter in Österreich, Böhmen und Mähren, Wien 2011, S. 153-171.
- L. Jan, Die Würdenträger der geistlichen Ritterorden am Hof der letzten Přemisliden, in: M. Mláhová / I. Hlaváček (Hgg.), Bömisch-österreichische Beziehungen im 13. Jahrhundert: Österreich (einschließlich Steiermark, Kärnten und Krain) im Großreichsprojekt König Ottokars II. Přemysl, König von Böhmen, Prag 1998, S. 285-300.
- L. Jan, Die Templer in Böhmen und Mähren, in: K. Borchardt / L. Jan (Hgg.), Die geistlichen Ritterorden in Mitteleuropa im Mittelalter, Brno 2011, S. 171–182.
- G. Wolny, Die Markgrafschaft Mähren: Topographisch, statistisch und historisch geschildert. 2,1, Brünner Kreis, 2. Abteilung, Brno 1836, S. 265: URL.
Emmerstedt (=Helmstedt, Komturei, Deutschland)
Emmerstedt liegt im Bundesland Niedersachsen an der Grenze zum Bundesland Sachsen-Anhalt, zwischen Braunschweig und Magdeburg und heute einer der vier Ortsteile Helmstedts.
Der Templerorden besaß am Ort eine größeren Hofstelle, die zunächst von der Komturei Süpplingenburg aus verwaltet wurde. Dabei handelte es sich um einen freien Hof mit eigener Schäferei-Gerechtigkeit (ein hoheitliches Reht, welches dem Besitzer gestattete, auf jedermanns Brachland seine Schafe weiden zu lassen), welcher von Steuern und Diensten befreit war. Laut der Süpplingenburger Dorfchronik mussten die Inhaber der dem Templerorden gehörenden dienstverpflichteten Kothöfe (auf einem Kothof wohnten Familien, die gleichermaßen Bauern und bei den Grundherren arbeitende Handwerker waren) der Komturei nur bei klarem und heitere Wetter dienen und wurde daher "Sonnenkieker" genannt. Erst aus dem Jahr 1304 ist ein Komtur von Emmerstedt bekannt: Johannes de Bornstede. Die Familie von Bornstede ist ein altes Adelsgeschlecht aus dem heutigen Ohrekreis und dem Mannsfelder Land.
In einer Urkunde aus dem Jahr 1304 berichtet der Komtur von Süpplingenburg, Herzog Otto von Braunschweig, dass der Streit der Templer von Süpplingenburg und Emmerstedt mit dem Kloster Marienthal über ein Waldstück unter Vermittlung der Brüder Friedrich von Alvensleben und Bertram von Feldheim (von Veitheim) gütlich beigelegt worden ist. Ursache des Güterstreits könnten laut Schüpferling (1915) Güter der Templer in Marienthal gewesen sein. Eine Urkunde vom 21. April 1303 erwähnt einen Vasallen des Ordens in Marienthal. Ob Emmerstedt tatsächlich Anfang des 14. Jahrhunderts eine eigenständige Komturei wurde, ist nicht geklärt.
Die Komturei Emmerstedt ging nach Auflösung des Templerordens an den Johanniterorden. Noch bis ins 19. Jahrhundert bestand dort ein Erbzinshof.
F. Sengstock / A. Napp
Quellen:
- O. Heinemann, Pommersches Urkundenbuch. Bd. 6. Abt. 2, Aalen 1907, Nr. 4067, S. 408f.
- S. W. Wohlbrück, Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlechte Alvensleben, Teil 1, Berlin 1829, S. 211f Anmerkung: URL.
Sekundärliteratur:
- M. Schüpferling, Der Tempelherren- Orden in Deutschland, Bamberg 1915, S. 92f.
England
Das mittelalterliche Königreich England erstreckte sich weitgehend auf dem heutigen Gebiet. Allerdings gehörten zur englischen Krone bis Anfang/Mitte des 13. Jahrhunderts umfangreiche Besitzungen im heutigen Frankreich: das Herzogtum Normandie und das Herzogtum Aquitanien, was zu wiederholten militärischen Auseinandersetzungen mit den französischen Königen und wechselnden Herrschaftsverhältnissen führte. Handelsrouten (insbesondere Wein) führten über La Rochelle (Aquitanien) nach Dover und Bristol (England). Irland und Wales wurden von England aus ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erobert.
Territorium
Nach dem Konzil von Troyes reiste Hugues de Payens durch die Normandie, wo ihn der englische König Henry II. empfing und ihn in seine übrigen Ländereien sandte. Das Gründungsdatum der englischen Templerprovinz ist nicht bekannt. Um 1140 findet man den Titel eines Provinzmeisters von England. Unabhängig von der politischen Gliederung umschloss die Templerprovinz England den Bereich des Königreiches England und Schottlands. Irland hatte einen eigenen Provinzmeister, der aber ebenfalls dem englischen unterstand. Sein Sitz war in London. Hier und ab dem 13. Jahrhundert in Temple Dinsley fanden auch die jährlichen Provinzialkapitel statt. In Wales hatte der Orden nur wenige Hofgüter und Landbesitz, der von der Komturei Garway aus verwaltet wurde.
Schenkungen und Privilegien
Die erste dokumentierte Schenkung an den Orden ist die von König Stephan II. Er gab den Templern im Jahr 1137 das Gebiet des künftigen Temple Cressing. Während der Jahre des Kampfes zwischen Stephan II. und Mathilde um die Krone beschenkten beide Parteien den Orden. Bei Stephans Sieg 1142 besaßen die Templer somit bereits beachtliche Güter im Süden der Insel, vor allem in Lincolnshire und Yorkshire. Auch der anglonormannische Adel, darunter die Familien Harcourt und Mombray, bedachte die Templer mit Landschenkungen und Rechten. Auch von geistlicher Seite gab es Schenkungen.
Zum größten Teil handelte es sich dabei um landwirtschaftliche Nutzflächen, Mühlen, aber auch um Einkünfte und Pachten und Pfarrrechte von Kirchen. Oft wurde den Templern auch bisher ungenutztes Land, zu rodende Waldgebiete und Moore überlassen, die im Auftrag des Ordens kultiviert und mit neuen Siedlern als Pächter besetzt wurden. Weideflächen für Schafzucht machten im Westen der Insel großen Teil der Besitzungen aus. 1308 waren schätzungsweise über 300.000 Schafe im Besitz des Ordens. An der Südküste gehörte die Salzgewinnung zu den Einkommenszweigen. Auch in den Städten war der Orden präsent: Mieteinkünfte und Erträge von Märkten brachten Gelder ein. Kapellen und Friedhöfe boten spirituelle Anlaufpunkte für die Bevölkerung. Die Templer gründeten auch neue Städte/Stadtteile, zum Beispiel in Witham, Baldock und Bristol. Die Privilegien des Ordens und insbesondere die Verleihung des Marktrechts zogen Bewohner und Händler an, doch gab es auch Fehlschläge, wie bei Gaddesby.
1154 bestätigte Stephan II. sämtliche Privilegien und Schenkungen, die von ihm selbst, Mathilde oder dem Adel ergangen waren. Ein großes Privileg mit mehreren jurisdiktionellen Freiheiten gewährte König Richard I. im Jahr 1189. Sein Bruder und Nachfolger John I. bestätigte es 1199. Neue Schenkungen kamen 1227 und 1253 unter Henry III. hinzu. Mehrere Monarchen stellten Zollbefreiungen für Templerschiffe aus, die aus Frankreich Wein nach England, und von England zum Beispiel Wolle zu den festländischen Ordensbesitzungen transportierten.
Auf englischem Gebiet wurden mehrere Grundbesitz-Erhebungen durchgeführt, die auch Liegenschaften der Templer einschlossen und Aufschluss über Schenkungen, Verpachtungen und Nutzung des Landes geben. Zwei Aktensammlungen sind von besonderer Bedeutung: Der Inquest of Lands von 1185 und die zwischen 1308 und 1312 im Zuge des Prozesses gegen den Orden entstandenen Inventare.
Beziehungen und Konflikte
Trotz wiederholter Bestätigung durch Könige und Päpste blieben die Privilegien nicht ohne Widerspruch. Urkunden und Chroniken erwähnen gewalttätige Übergriffe auf die Templer und ihre Vasallen, langwierige Prozesse mit Äbten, Bischöfen und Laien. 1274 beklagte ein Gericht in Yorkshire, dass die Templer sich Land ohne urkundlichen Beleg aneigneten, der Krone zustehende Einkünfte zurückhielten und ihre Privilegien ausnutzten. Ein häufiger Streitpunkt waren illegale Landeinzäumungen und Weiderechte, sowie die Nutzung von Wasserläufen, bzw. das Abgraben des Wassers, so dass für andere Anrainer nicht genügend blieb.
Mitte des 13. Jahrhunderts gerieten die Templer (und die Vertreter weiterer Orden) mit Robert Grosseteste, Bischof von Lincoln in Streit über ein päpstliches Privileg, das ihm Zugriff auf deren Einkünfte gab. Die exemten Orden – Templer, Johanniter und andere – appellierten an den Papst und beschwerten sich über die unerhörten Übergriffe: „[…] contra inaudita gravamina sua ad sedem apostolican appellaverant. […] Templarii, Hospitalarii, et multi alii“. Sie bekommen ihr zustehendes Recht, allerdings, wie Matthäus von Paris bissig bemerkt, mussten sie es sich erkaufen: „pecunia interveniente […] pacem redimerunt“, was dem geplagten Bischof zu dem Ausruf gebracht habe „O pecunia, pecunia, quantum potes, praecipue in curia Romana! (Oh Geld, was alles vermagst du, besonders an der Römischen Kurie!“ (ed. Luard V, S. 97f).
Die Chronisten Roger of Howden (Weltgeistlicher), Roger of Wendover, Matthäus Paris (beides Mönche der Benediktinerabtei St. Albans) und Walter Map (Archidiakon in Oxford) berichten in ihren Werken auch über die Templer im Orient und in England. Einer ihrer häufigen Kritikpunkte ist die Habgier der Templer.
Einzelne Streitfälle bedeuteten keinen Rückgang in den Zuwendungen an den Orden von anderer Seite. Es ergingen weiterhin Schenkungen. Die Templer wurden als Diplomaten geschätzt und ihre Niederlassungen galten als neutrales Terrain. 1209 trafen sich der päpstliche Legat Pandulf, der Verhandlungen mit dem damals exkommunizierten John I. führen sollte, in die Komturei von Dover; Ordensbrüder fungierten wohl als Überbringer der Antworten der Gesprächspartner. Der Erzbischof von Canterbury John Peckham, ein Franziskaner, berief 1281 und 1283 seine Amtskollegen in den New Temple in London zu Synoden ein.
Im Dienste des Königshauses
Viele Templer arbeiteten am Hof des Königs als Almosenier, Botschafter oder Vermittler. Provinzmeister Richard de Hastings war Berater von Henry II., Provinzmeister Aymeric de Saint-Maur Berater von John I.. Er war auch bei der Unterzeichnung der Magna Charta an der Seite des Königs und unterzeichnete die bedeutende Urkunde.
Einige Quellen (z.B. Chronique d'Ernoul und das Chronicon anglicanum) berichten, Richard I. Löwenherz habe auf einem Schiff der Templer die Rückreise aus dem Heiligen Land nach Europa angetreten und sei auch als Templer verkleidet gewesen. So habe er versucht, gefahrlos die Ländereien seines Feindes, des Erzherzogs von Österreich, durchqueren zu können – ein Versuch, der misslang. Ein Provinzmeister der Templer, Alan Martel, war es auch, der mit dem König von Frankreich und dem Erzherzog über die Hochzeit Richards mit der Tochter des Letzteren verhandelte. Schließlich legte Berengaria, Richards Witwe, die Verteidigung ihrer Interessen wiederum in die Hände einiger Ordensvertreter. 1252 bemühte sich Provinzmeister Roscelin de Fos, eine Lösung in der Frage der Aufstände in der Gascogne zu finden.
Große Bedeutung hatten die englischen Templer auf dem wirtschaftlichen Sektor. Im New Temple in London lagerten der Kronschatz und viele andere Wertstücke. Allerdings verwalteten die Templer den Kronschatz nicht, im Gegensatz zu ihren Ordensbrüdern in Frankreich. Der Orden war in der Lage, dem König oder anderen Personen beachtliche Summen zu leihen. Allerdings scheint er nicht immer willens: wie Matthäus von Paris berichtet, lehnten die Templer ebenso wie die Johanniter und Äbte reicher Kloster es ab, König Henry III. 1253 die 5000 Mark zu leihen, die er Richard of Clare versprochen hatte. Der Zorn des Königs war laut Bericht des Chronisten so groß, dass der als Almosenier am Hof tätige Templer die Flucht ergriff.
Unter Edward I. beschränkten sich die Beziehungen zwischen Orden und Krone beinahe nur noch auf finanzielle Transaktionen. 1263 griff Edward I., damals noch Prinz, den Londoner Temple an und plünderte die Schatzkammer. In späteren Jahren bemühte sich der König, die Unterstützung des Ordens im Krieg gegen Schottland zu sichern. Er ließ sich vom damaligen Provinzmeister Brian de Jay – entgegen der Bestimmungen der Ordensregel – den Gefolgschaftseid leisten.
Die von Papst Bonifatius VIII. 1296 veröffentlichte Bulle Clericis Laicos, die auch am französischen Königshof für Aufruhr sorgte, hatte auch im Königreich England Folgen. Da der Klerus im Einklang mit päpstlicher Bestimmung jegliche Besteuerung durch den König ablehnte, entzog Edward I. ihm sowohl den königlichen Schutz, als auch Mobilia und Immobilia. Einige Monate später war eine Einigung erzielt und die Templer wieder im Besitz ihrer Liegenschaften. Provinzmeister Guillaume de la More wurde später sogar sehr lobend bei Meister Jacques de Molay erwähnt. Bis 1306 hatten die Provinzmeister der Templer einen Sitz im Parlament als reguläre Abgeordnete inne. Noch zu Beginn des Prozesses in Frankreich im Jahr 1307 war die freundliche Haltung der Krone gegenüber dem Orden zu sehen, obwohl sich auch Edward II. 50.000 Livres aus der Kasse der Templer aneignete.
Die Architektur der Templer in England hält neben der Londoner Kirche mehrere interessante Überreste bereit, darunter einige Rundkirchen.
Nachleben und Populärkultur
Für das Nachleben des Ordens im kulturellen Gedächtnis und der Populärkultur hat England entscheidende Bedeutung. Die Romane von Walter Scott werden bis heute immer neu aufgelegt, übersetzt und adaptiert. In ihnen sind die Templer als intrigante religiöse Fanatiker und rücksichtslose arrogante Personen dargestellt.
In England und Schottland hat auch die Freimaurerei ihre Ursprünge, aus der sich die Hochgrade mit ihren Templersystemen und die Ritterliche Mauererei entwickelten. Sowohl die Freimaurer selbst, vor allem aber ihre Gegner in Staat und Kirche zogen Verbindungen zum mittelalterlichen Orden und postulier(t)en eine auf geheimer Überlieferung beruhende Traditionslinie zwischen den Gemeinschaften.
Im 20. Jahrhundert griffen die britischen Autoren Richard Leigh, Michael Baigent und Henry Lincoln die Motive des geheimen Weiterlebens des Ordens in der Freimaurerei auf und vermischten sie mit weiteren alternativhistorischen Thesen. Mit ihren Bestsellern The Temple and the Lodge und Holy Blood, Holy Grail begründeten sie den modernen Templermythos und beeinflussten weitere Werke in Literatur und Film.
Provinzmeister (nach Lord und Parker)
~ 1140 Hugues d’Argentein
~ 1150 Odo/Osto
~ 1155–1164 Richard de Hastings
~ 1180–1185 Geoffrey Fitz-Stephen
1185–1200 William Newham
1200–1218 Aymeric de Saint-Maur
1218–1228 Alan Martel
~ 1229–1248 Robert de Sanford
~ 1251–1253 Roscelin de Fos
~ 1259–1260 Amadeus de Morestello
~ 1264 Ambesard
1273–1274 Guy de Foresta
~ 1276–1290 Robert de Turville
~ 1291–1295 Guy de Foresta
~ 1296–1298 Brian de Jay
1298–1312 Guillaume de la More
Anke Napp
Quellen
- Fratris Joannis Peckham quodam archiepiscopi Cantuariensis Tractatus tres de paupertate, ed. C. L. Kingsford / A. G. Little / F. Toco, Aberdeen 1910, S. 173: URL.
- Great Britain Public Record Office / M. Lyte (Hg.), Calendar of the Close Rolls Preserved in the Public Record Office. Edward I, Bd. 4 (1296-1302), S. 16. (Rückerstattung des Templerbesitzes 1297); Bd. 5 (1302-1307), London 1908, S. 208 (Brief an Jacques de Molay): URL.
- Registrum epistolarum fratris Johannis Peckham, archiepiscopi Cantuariensis, ed. C.T. Martin (Rolls Series 77), 3 Bde., London 1882, hier Bd. I, S. 256f, Bd. II, S. 508 (Ladungen zu den Synoden)
- Matthew Paris, Historia Anglorum, ed. F. Madden, 3 Bde. (Rolls Series 44), London 1860–1869, Bd. II, S. 123, 134, 259, 386, 598.
- Matthew Paris, Chronica Maiora, ed. H. R. Luard, 7 Bde. (Rolls Series 57), London 1872–1883, Bd. II, S. 589-598 (Magna Charta); Bd. V, S. 96f (Streit mit Bischof Grosseteste), S. 364 (Geldverleih an Henry III.).
- B. A. Lees (Hg.), Records of the Templars in England in the 12th Century (British Academy Records of the Social and Economic History of England and Wales IX), Oxford 1935 (Inquest of Lands 1185).
Sekundärliteratur
- J. E. Burton, The Knights Templar in Yorkshire in the 12th Century, in: Northern History 27 (1991), S. 26–40.
- J. S. Lee, The Knights Templar in English Towns, in: Urban History 50/3 (2023), S. 366-386: DOI: https://doi.org/10.1017/S0963926821000870
- E. Lord, The Knights Templar in Britain, Abingdon 2002.
- J. McDonnell / G. E. Morris, Holdings of the Knights Templars in North Yorkshire, in: Ryedale Historian 17 for 1994–1995 (1995), S. 5–8.
- H. Nicholson, Relations between houses of the Order of the Temple in Britain and their local communities, as indicated during the trial of the Templars, 1307–12, in: N. Housley (Hg.), Knighthoods of Christ: Essays on the History of the Crusades and the Knights Templar, Presented to Malcolm Barber, Aldershot, 2007, S. 196–8
- T. W. Parker, The Knights Templars in England, Tucson 1963: URL.
- A. Sandys, The Financial and Administrative Importance of the London Temple in the 13th Century, in: A. G. Little / M. Powicke (Hgg.), Essays in Medieval History presented to Thomas Frederick Tout, Manchester 1925, S. 147–162.
Erail, Gilbert (M)
Erhaltene Urkunden geben seinen Namen mit „Eral“, „Herail“, „Arayl“ oder „Roral“ wieder. Er stammte vermutlich aus der Provence oder Katalonien. 1183 testierte er in einer Urkunde des Patriarchen Heraclius von Jerusalem, die einen Rechtsstreit zwischen der Abtei von Sancta Maria de Josaphat und dem Orden regelte. Ursache des Streites waren mehrere Hofstätten, die durch die Krone wohl zunächst der Abtei, Jahre später aber den Templern geschenkt worden waren, die wiederum den Zehnten nicht an die Abtei zahlten. Das Problem konnte mit einem Vergleich bereinigt werden: die Templer verpflichteten sich zur jährlichen Übergabe der Hälfte des Zehnten. Neben Gilbert Erail als „magnus preceptor“ unterzeichneten die Urkunde der damalige Meister Arnaud de Torroja und der Seneschall Gerard de Ridefort seitens der Templer (ed. Delaborde, S. 89f).
Die Amtsbezeichnung „magnus preceptor“ taucht sowohl bei Templern als auch bei Johannitern in dieser Zeit auf. In der Regel findet sich eine Titelentsprechung lediglich bei der Wahl des Ordensmeisters. Es handelt sich vermutlich um die Amtsbezeichnung des Komturs von Jerusalem. 1187 und 1188 amtierte ein Bruder Terricus als „magnus preceptor“, wobei eine Urkunde „magnus preceptor domus Templi Jerusalem“ verdeutlicht.
Von 1185 bis 1189 war Gilbert Erail Meister der provenzalisch-katalanischen Provinz („in Provincia et in partibus Hispanie“), wo er in mehreren Urkunden auftaucht. Von 1190 bis 1193 versah er das Amt des „magister cismarinus“ und war damit in den europäischen Provinzen der Stellvertreter des Ordensmeisters. 1193 wurde er zum Meister gewählt. 1197 war er noch einmal in der spanischen Ordensprovinz und ratifizierte unter anderem die Vereinigung mit dem Orden von Montjoy.
Wieder im Heiligen Land, befürwortete er gemeinsam mit dem Johanniter-Ordensmeister 1197 die Verehelichung der Königin Isabella von Jerusalem mit Amaury de Lusignan, König von Zypern. 1199 nahm er mit einem Kontingent von Templern an der Seite von Boemund IV. von Tripolis am Feldzug gegen den Sultan von Aleppo teil – und versäumte deshalb einen anberaumten Gerichtstermin gegen den Bischof von Sidon, der wegen eines Geldstreites den Orden exkommuniziert hatte. Papst Innozenz III., den der Meister per Brief und Boten um Beistand in der Angelegenheit gebeten hatte, informiert in einem Brief über den Fall. Der entrüstete Papst gab den Templern, die „doch ohnehin im Dienst für Christus schon so viele Mühen und Gefahren erduldeten (multis laboribus et periculis se opposant pro servitio Jesu Christi“) Recht und enthob den Bischof des Amtes. Die Geldangelegenheit sollte ordnungsgemäß untersucht werden (ed. Migne, Sp. 818).
Gilbert Erail starb im Dezember 1200.
Anke Napp
Quellen:
- H. F. Delaborde, Chartes de Terre Sainte provenant de l’Abbaye de Notre-Dame de Josaphat, Paris 1880, Nr. 42, S. 89f.
- Brief von Papst Innozenz III.: Patrologia Latina (PL), Bd. 214, Innocentii III Romani Pontificis Opera Omnia Bd. 1, ed. J.-P. Migne, Paris 1855, Nr. 257, Sp. 816–818: URL.
Sekundärliteratur:
- M. L. Bulst-Thiele: Sacrae Domus Militiae Templi Hierosolymitani Magistri, Göttingen 1974, S. 135–146.
- J. Burgtorf, The Central Convent of Hospitallers and Templars: History, Organization, and Personnel (1099/1120–1310), Leiden 2008, S. 272.
Ernoul (Chronist)
Die Geschichte des Königreichs Jerusalem, fokussiert auf seine tragischste Periode – Verlust der Stadt nach der Schlacht von Hattin und Verlust des Wahren Kreuzes -, wird einem Autor namens Ernoul zugeschrieben, weil der Name in einer Handschrift auftaucht. Der Inhalt zeigt, dass der Autor der Familie der Ibelins nahestand. Morgan (1973) identifiziert ihn mit einem am Hof der Ibelins lebenden Knappen aus der Gibelet-Familie.
Die Überlieferungsgeschichte ist sehr komplex und noch nicht vollständig aufgearbeitet. Der um 1190 auf Altfranzösisch verfasste Text des ‚Ernoul‘ ist nicht separat erhalten, sondern in Handschriften der Histoire d’Eracles eingefügt. Mehrere Redaktionen, verkürzte Versionen und Erweiterungen sind bekannt; eine einheitliche Edition existiert nicht. 1232 wurde der Text durch Bernard Le Trésorier in ein weiteres Geschichtswerk eingearbeitet.
In der Chronik mischen sich Anekdoten, biblische Referenzen und historische Ereignisse. Ernoul berichtet vom Anfang des Templerordens in der Obedienz des Priors der Heilig-Grab-Kanoniker. Das Kreuz auf dem Habit der Templer sei in Erinnerung an die Ordenstracht der Grabeskanoniker gewählt worden, und als sie aus deren Obedienz vorerst unter jene des Königs von Jerusalem wechselten, hätten die Templer nur einen Teil der alten Ordenstracht beibehalten: ein Ein-Balken-Kreuz anstelle des Zwei-Balken-Kreuzes der Kanoniker. Bekannt ist aber vor allem Ernouls Bericht zu den Ereignissen rings um die Schlacht von Hattin und der dabei gespielten Rolle von Meister Gerard de Ridefort.
Anke Napp
Quellen
- Chronique d'Ernoul et de Bernard le Trésorier, ed. L. de Mas Latrie. Société de l'histoire de France, Paris 1871: URL
- P. W. Edbury, The Conquest of Jerusalem and the Third Crusade: Sources in Translation, Ashgate, 1996.
- The Chronicle of Ernoul and the Continuations of William of Tyre, ed. M. R. Morgan, London 1973.
Estoire d’Eracles (=Roman d’Eracles, Chronik)
Der Titel Estoire d'Eracles bezeichnet die anonyme französische Übersetzung und Weiterführung der Historia rerum in partibus transmarinis gestarum des Wilhelm von Tyrus. “Eracles” bezieht sich auf den byzantinischen Kaiser Herakleios des 7. Jahrhunderts, der Jerusalem von den Persern zurück gewann und im Jahr 630 auch die Reliquie des Wahren Kreuzes nach Jerusalem zurück brachte – ein Ereignis, mit dem die Estoire beginnt. Die französische Übersetzung des ersten Teils wurde um 1220 im Norden Frankreichs angefertigt. Der Verfasser besaß jedoch Kenntnis von den Verhältnissen in den Kreuzfahrerstaaten, vermutlich sogar aus eigener Anschauung. Anders als die lateinische Urfassung, deren Zielpublikum der Klerus war, richtete sich die französische Übersetzung an ein adliges Laienpublikum. Im Text wurden daher Anpassungen vorgenommen. Auch der Übersetzer ist den Templern gegenüber negativ eingestellt.
Von weiteren Autoren sowohl in Frankreich als auch im Heiligen Land (vermutlich Akkon) wurde das Werk bis zum Ende des 13. Jahrhunderts ergänzt. Eracles und mit ihr das negative Bild der Templer wurde vom 13. bis ins 15. Jahrhundert immer wieder kopiert und erlangte weite Verbreitung. Bisher sind über 50 Handschriften bekannt. In einigen Handschriften ist auch die Chronik des Ernoul eingearbeitet.
Anke Napp
Quellen
- Handschriftenbeispiel: Paris, BNF, MS fr. 9084 (aus Akkon, um 1286): URL.
- Handschriftenbeispiel: Baltimore, Walters Art Collection MS 142 (aus Paris, 1. Hälfte 14. Jahrhundert): URL.
- Ph. D. Handyside (Hg.), The Old French William of Tyre, Leiden 2015.
- M. R. Morgan (Hg.), The Chronicle of Ernoul and the Continuations of William of Tyre, Oxford 1973.
Sekundärliteratur
- P. W. Edbury, The Old Frech Translation of William of Tyre and the Templars, in: Medievalista on-line 27 (2020): URL.
- Ph. Handyside, L’Estoire d’Eracles in Outremer, in: Laura K. Morreale / P. Nicholas (Hgg.), The French of Outremer. Communities and communications in the Crusading Mediterranean, New York 2018, S. 68–85.
Etoile, Isaac d'
Isaac, geboren um 1100, gestorben 1178, war ein Cisterciensermönch der Abtei von Stella auf der Insel Ré vor La Rochelle (damals in englischem Besitz). Entgegen der Meinung seines berühmten Mitbruders Bernhard von Clairvaux kritisierte er die Kreuzzüge und auch die Berufung der Templer und anderer Ritterorden, die er als "neuartiges Monster" bezeichnet. Er beschuldigte sie, einem 'fünften Evangelium' zu folgen - denn indem sie Waffen führten widersprachen sie ja den Vorschriften der anderen vier Evangelien - gewaltsam zu missionieren, zu rauben und jene die nicht an Christus glaubten im Namen Christi zu töten, sowie alle, die bei diesen Taten umkommen, als Märtyrer zu bezeichnen. Dies, so Isaac, gäbe letztlich dem Antichrist die beste Motivation, irgendwann gegen die Christen vorzugehen.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Raciti, G.: Isaac de l'Etoile et son siècle: Texte et commentaire historique du sermon XLVIII, in: Cîteaux. Commentarii Cisterciensi 12 (1961), S. 281-306.
Evrard des Barres
Siehe Barres, Evrard des