"Lasst die Kinder mit diesem Mist in Ruhe!" oder umgekehrt: Warum politische Bildung gar nicht früh genug beginnen kann
Um was geht es in dieser Folge?
In dieser Folge blicken wir aus der Perspektive der politischen Bildung in die Kindheitsforschung und versuchen herauszufinden, wann der beste Zeitpunkt ist, mit Bildung in diesem Bereich zu beginnen. Oder sollte man vielleicht umgekehrt fragen: Wann sollten/müssen Kinder von politischen Fragen ferngehalten werden?
Das Stück ist als Ergänzungs- oder Partnerstück zu unserem Stück Politische Bildung in der Kita von Jens Hoffsommer entwickelt worden. Es fokussiert stärker auf die Frage, was wir gesichert über das Verständnis und den Umgang von Kinder mit politischen Fragen wissen, als darauf, wie die Arbeit konkret mit ihnen gelingen kann. Die Praxisfragen sind dafür in unserem Kitastück gebündelt. Wir empfehlen, die beiden Stücke zusammen anzusehen.
Bevor es losgeht:
Diese Folge ist etwas länger als die meisten Abendschulfolgen. Sie ist in Fragen gegliedert und blickt systematisch auf Befunde der politischen Sozialisations- und Jugendforschung.
Die zentrale Frage ist:
Wann verstehen Kinder eigentlich etwas von Politik? Wann wird ihr demokratischer Spürsinn geweckt? Wie viel Veranstwortung können sie in diesem Zusammenhang übernehmen und was bedeutet das für die Gestaltung angemessener Bildungsangebote?
Wer spricht?
Die Autorin und Sprecherin in dieser Folge ist Prof.in Dr.in Anja Besand, die Direktorin der John-Dewey-Forschungsstelle und Inhaberin der Professur für Didaktik der politischen Bildung an der Technischen Universität Dresden. Mehr zur Person erfahren Sie hier.
Literatur zur Vertiefung:
BMFSFJ (2020): 16. Kinder- und Jugendbericht. Förderung demokratischer Bildung im Kinder- und Jugendalter, Berlin.
Jugel, David /Hölzel, Tina /Besand, Anja : Inklusion und politische Bildung – mutig gemeinsam (weiter)denken und erproben! in: Meyer, Dorothee /Hilpert, Wolfram / Lindmeier, Bettina (Hrsg.): Grundlagen und Praxis inklusiver politischer Bildung, Bonn, S. 23-37.
Buhl, Monika (2006): Trajectories: Verläufe politischer Identität im Jugendalter, in: kursiv 1/2006, S. 14-21.
Henrich, Nicole (2012): Politisch-gesellschaftliches Bewusstsein am Übergang vom Kindergarten zur Grundschule, Münster.
Vollmar, Meike (2012): König, Bürgermeister, Bundeskanzler? Politisches Wissen von Grundschülern und die Relevanz familiärer und schulischer Ressourcen, Wiesbaden.
Online-Materialien zur Vertiefung:
Wissenschaftlicher Dienst des deutschen Bundestages – Dokumentation: Informationen zur Partizipation von Kindern und Jugendlichen Beiträge zum aktuellen Stand auf Bundesebene und im Bundesland Thüringen; online hier verfügbar.
Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung: Kinder sehen Krieg; online hier verfügbar.
Mayr, Lisa: Warum ein Mädchen die "Neger-Debatte" im Nu beenden könnte, in Der Standard vom 22.01.2013; online hier verfügbar.
Selbstüberpüfungsaufgaben:
Für die Nutzer:innen der Abendschule stellen wir zu jeder Lecture Selbstüberprüfungsaufgaben bereit. Diese Aufgaben können dazu dienen, den Beitrag noch einmal zu überdenken, gedanklich zu vertiefen oder – falls Sie ein Weiterbildungszertifikat erwerben wollen – sich auf die Klausur zum Kurs vorzubereiten.
Frage 1: Versuchen Sie sich einmal daran zu erinnern, wann Sie selbst sich die ersten politischen Fragen gestellt haben. Wann war das? Was war der Anlass? Wie haben Sie sich selbst den Zusammenhang erklärt und was lässt sich aus dieser Selbstbeobachtung im Hinblick auf die Gestaltung von Lernprozessen ableiten?
Frage 2: Die in diesem Stück vorgestellte Studie von Monika Buhl macht deutlich, dass die Weichen für die Entwicklung politischen Interesses im Regelfall vor dem elften Lebensjahr – das heißt während der Grundschulzeit – gestellt werden. Wie sähe aus Ihrer Sicht ein gutes Lernagebot aus, dass diese Befunde ernstnimmt? Und welchen Beitrag kann die außerschulische politische Kinder- und Jugendbildung dabei leisten?
Frage 3: In diesem Stück wird die Sequenzierungsdebatte angesprochen. In dieser Debatte geht es um die Frage, in welcher Reihenfolge (politische) Lerngegenstände am besten angesprochen oder präsentiert werden sollen. Oder – mit einfachen Worten – mit was fangen wir in der politischen Bildung an? Nehmen Sie Stellung zu der im Stück vorgestellten These, dass der Nahbereich dabei nicht grundsätzlich Vorrang haben sollte.
Frage 4: Wie sähen aus Ihrer Sicht angemessene Beteiligungsformat für Kinder unter 10 Jahren aus?
Die Selbstüberprüfungsaufgaben sind als Reflexionsangebote zu verstehen und prüfen im Regelfall keine Wissenbestände. Sie sind immer stark auf die entsprechende Lecture bezogen und unterscheiden sich deshalb in Form und Struktur deutlich.