Handwerkszeug für knifflige Momente im Studium vermitteln
Vorbereitungskurs bietet Wissen und Fertigkeiten, die in der Schule nicht erworben wurden
Autor: Beate Diederichs
Im Vorbereitungskurs für die Ingenieurwissenschaften beschäftigen sich zukünftige Studenten mit anwendungsorientierter Mathematik, Lernmethodik und ausgewählten Teilbereichen von Physik, Chemie und Informatik. Damit möchte das Dozententeam um Organisator Daniel Knöfel die Teilnehmer für das Lernen an der Uni fit machen und Problemen vorbeugen, die gerade bei Studienanfängern häufig auftreten. Das Angebot ist kostenpflichtig, zahlt sich aber aus, wie Evaluationen und persönliche Rückmeldungen zeigen.
Daniel Knöfel, Projektleiter, Organisator und Mathematikdozent beim Vorbereitungskurs für die Ingenieurwissenschaften, ist ein Zahlenmensch. So weiß er genau, was die jährlichen Evaluationsbögen zeigen: Fast 100 Prozent der Teilnehmer würden den Kurs weiterempfehlen. »Doch viel wertvoller für uns ist es, wenn uns spontan jemand schreibt, dass es ihm sehr geholfen hat, was wir ihm vermittelt haben«, berichtet der TUDMitarbeiter. Oft war der Vorbereitungskurs für die Teilnehmer der erste Schritt auf dem Weg zu einer erfolgreichen Laufbahn in den Ingenieur- und Naturwissenschaften. Vom Handwerkszeug für knifflige Momente, das die Dozenten gelehrt haben, profitieren die Betreffenden auch dann noch, wenn sie mittlerweile selbst lehren oder forschen.
Die Vorbereitungskurse stehen allen Interessenten offen, die die Teilnahmegebühr bezahlen. Doch entstanden sind sie vor rund zehn Jahren als »Kind der Elektrotechnik« und Teil des »Geführten Studienbeginns« in dieser Fachrichtung. »Wir kehrten damals zum Seminargruppenprinzip mit einem wissenschaftlichen Mitarbeiter als Mentor zurück, um den Studienanfängern den Einstieg zu erleichtern. Gleichzeitig bemerkten wir, dass die Studieninteressierten mit zunehmend heterogenen Vorkenntnissen zu uns kamen und gezielter Vorbereitung darauf bedurften, wie man im Studium lernt«, erzählt Daniel Knöfel. Der Studiendekan für Elektrotechnik Professor Gerald Gerlach, und der damalige Studienfachberater Dr. Hellmut Leuterer entwickelten Idee und Konzept des Kurses und gewannen ein kleines Team an Dozenten dafür. Diese Mannschaft zählt heute sechs Leute. Darunter sind nicht nur TUD-Mitarbeiter, sondern auch Lehrer und Pensionäre. Fast alle arbeiten auf Honorarbasis. Nur Organisator Daniel Knöfel, der an der TUD Wirtschaftsinformatik studiert hat, hat eine feste Stelle an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik inne. Die Kurse laufen über TUDIAS und finanzieren sich durch die Teilnahmegebühren. Seit 2013 ist der Kurs modular: Interessenten buchen einzelne Komponenten und bezahlen diese als Paket.
Obwohl das Angebot grundsätzlich auch als Fernstudium belegbar ist, wählt die überwiegende Mehrheit die Präsenzvariante. »Viele Teilnehmer beginnen mit dem verpflichtenden Hauptteil, der Mathematik, Lernberatung und Praxisworkshops umfasst, und schließen dann das zulassungsbeschränkte Physik-Modul an«, sagt Daniel Knöfel. Denjenigen Interessenten, deren Schulabschluss schon länger zurückliegt oder die aus der Praxis zum Studium wechseln wollen, empfiehlt er, das Grundlagenmodul vorzuschalten. Je nachdem, was man studieren will und welche Fächer man in der Schule abgewählt hat, sollte man sich nach der Meinung des Organisators zusätzlich zur Physik für Informatik, Chemie oder Elektrotechnik einschreiben. »Oft werden wir gefragt, warum Studieninteressierte trotz guten Abischnitts unseren Kurs brauchen. Die Antwort ist: Sie benötigen fürs Studium Wissen und Fertigkeiten, die sie in der Schule nicht erwerben. So bringen wir ihnen bei, ohne Taschenrechner methodisch durchdachte mathematische Lösungen zu finden, oder befassen uns gemeinsam mit ihnen mit Inhalten, die sich im Lehrplan der Gymnasien im Wahlpflichtbereich befinden oder mittlerweile nicht mehr gelehrt werden, die sie im Studium aber beherrschen müssen, wie der partiellen Integration, den komplexen Zahlen oder bestimmten Gebieten der Analysis«, fasst Daniel Knöfel zusammen. Die Module führen die zukünftigen Studenten schrittweise zum selbstständigen Lernen: Zunächst vermittelt der Dozent das Basiswissen in einer Vorlesung. Dann wird es in Repetitorien angewendet, wiederholt und mit Lösungsalgorithmen unterlegt. Danach üben und vertiefen es die Teilnehmer, angeleitet von Tutoren. Am Ende arbeiten sie die Inhalte selbstständig im sogenannten Lernraum oder per Lernplattform zu Hause auf. Taucht ein Problem auf, können sie beim Tutor nachfragen. Als neuestes Angebot gibt es seit 2018 für die gezielte Wiederholung vor der ersten Prüfungsphase noch ein studienbegleitendes Repetitorium.
Über die fachliche Vorbereitung hinaus können die Teilnehmer im Praxisworkshop »Rookie trifft Ingenieur« Kontakt zu Praxispartnern aufnehmen und spannende Berufsfelder kennen lernen. Dort lernen sie, welche Kompetenzen von ihnen erwartet werden und wie sie diese erreichen. Ein weiterer Workshop ist 2018 neu: »Ein Chip lernt sehen« verknüpft anschaulich die Fächer Mathematik, Elektrotechnik und Informatik. »Grundsätzlich könnte ich mir vorstellen, dass wir all diese Angebote in Zukunft zu einem Orientierungssemester zusammenfassen und erweitern«, kommentiert Daniel Knöfel. Der Bedarf ist da: So nahmen 2017 rund hundert Studienanfänger am Vorbereitungskurs teil. Katharina Schulz, heute Mitarbeiterin am Institut für Grundlagen der Elektrotechnik der TUD, erlebte den Vorbereitungskurs, als er noch »Sommerkurs Elektrotechnik« hieß. »Ich hatte nach dem Abitur eine Ausbildung absolviert und wollte einige Jahre später Elektrotechnik studieren, weil mich technische Abläufe schon immer fasziniert hatten. Doch ich wusste: Durch den zeitlichen Abstand zum Schulabschluss würde der Einstieg nicht leicht werden. Ich besuchte den Vorstellungsvortrag zum Sommerkurs, war sofort überzeugt, schrieb mich ein und bin im Nachhinein sehr dankbar für dieses Angebot. Es machte mich fit für die ersten Semester und brachte mich in Kontakt mit Leuten, die genauso ernsthaft studieren wollten wie ich. So hat es mir die erste große Tür zur Elektrotechnik geöffnet.« Christoph Scale, der vor dem Wintersemester 2017/18 am Kurs teilgenommen hat, berichtet: »Ich habe kein Abitur, kam direkt aus dem Beruf zum Studium – so fehlten mir viele Kenntnisse, von denen ich wusste, dass ich sie brauchen würde. Der Kurs hat mir vor allem in der Mathematik den Einstieg unglaublich erleichtert, weil wir dort die meisten Themen schon ansprachen, die in den ersten Semestern wichtig waren.«
So viel positive Resonanz schlägt sich natürlich auch in Form von Preisen nieder: 2016 erhielt der Kurs beim Lehrpreis der Gesellschaft von Freunden und Förderern der TUD eine Anerkennung. 2017 würdigten die Freunde und Förderer der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik Daniel Knöfel mit einem Preis, den sie jedes Jahr denjenigen Mitarbeitern verleihen, die sich in der Lehre an der Fakultät besonders engagieren.
Der Vorbereitungskurs für die Ingenieurwissenschaften findet dieses Jahr seit dem 23. Juli und bis zum 28. September statt. Näheres unter www.tu-dresden.de/studium/im-studium/studienstart/vorbereitungskurse oder www.vorbereitungskurs-ing.de.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 13/2018 vom 04. September 2018 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.