Karlheinz Georgi – ein Meister des schnellen Strichs
Ausstellung und Publikation zum vielseitigen künstlerischen Werk des Architekturprofessors
Autor: Tanja Scheffler
Der Architekt, Maler und Grafiker Karlheinz Georgi (geboren 1934) prägte den späteren Berufsweg von mehreren Generationen von Architekturstudenten der TH/TU Dresden durch seinen Unterricht im Freihandzeichnen und der künstlerischen Darstellung. Dieser ging weit über die an anderen Hochschulen üblichen Natur- und Gebäudestudien hinaus. Denn er vermittelte den Studenten auch die Grundlagen des schnellen Skizzierens, betonte das dreidimensionale Darstellen von Räumen und Körpern und schärfte ihren Blick für architektonische Details und stadträumliche Situationen. Damit beeinflusste er sie so nachhaltig, dass aus seiner Schule neben vielen hervorragenden Entwurfsarchitekten und Architekturzeichnern wie Dieter Bankert (UJ 3/2018) auch hochkarätige Künstler wie Carsten Nicolai hervorgegangen sind. Neben seiner langjährigen Lehrtätigkeit hat Georgi aber auch ein eigenes sehr vielfältiges künstlerisches Werk geschaffen. Davon sind ausgewählte Arbeiten jetzt im Dresdner Haus der Architekten zu sehen.
Der in Oberhohndorf bei Zwickau geborene Karlheinz Georgi studierte bereits selber 1952–58 an der damals noch Technischen Hochschule Dresden Architektur: zu einer Zeit, als in der stark zerstörten Stadt große Bauprojekte anstanden und die meisten Neubauten auf dem Campus von den Professoren der Architekturfakultät geplant wurden. Damals verließen jedoch immer mehr der renommierten Entwurfsarchitekten wie Walter Henn und Karl Wilhelm Ochs (UJ 6/2018) genauso wie der Professor für Freihandzeichen Heinrich Röcke die Hochschule in Richtung Bundesrepublik. Dadurch wurde in vielen Bereichen der Weg frei für die nachrückende jüngere Generation.
Karlheinz Georgi war schon immer ein Meister des schnellen Strichs. Daher fiel sein großes Zeichentalent auch dem damaligen Professor für Malen und Graphik Georg Nerlich auf, so dass ihn dieser bereits während seines Studiums ab 1955 zuerst als Hilfs- und später dann als wissenschaftlichen Assistenten an seinen Lehrstuhl holte. Hier konnte sich Georgi zügig etablieren und unterrichtete ab 1964 als Oberassistent, Lehrbeauftragter und außerordentlicher Hochschuldozent jahrzehntelang die Fächer Freihandzeichnen und Elementares Gestalten, Malerei, Farbgestaltung und Architekturdarstellung. Da Georgi jedoch zu den Charakterköpfen gehört, die sich von Funktionären nicht dirigieren lassen und er den Studenten trotz der damals stark auf die DDR-Bauwirtschaft zugeschnittenen Ausbildung auch viele andere Architekturkonzepte vermittelte, wurde er erst nach der Wende ab 1990 zum außerordentlichen Professor für Freihandzeichnen, ab 1992 zum Professor für Darstellungslehre ernannt. Nach seiner Emeritierung im Jahre 2000 war er als freischaffender Maler und Grafiker tätig.
Während der DDR-Zeit hat Georgi aber auch baugebundene Kunstwerke und Orgelprospekte für Kirchen (u. a. in Zittau, Görlitz und Warschau) entworfen. Zu seinen bekanntesten angewandten Arbeiten gehört ein neunteiliges Tafelwerk in der Neuen Mensa in der Bergstraße. Seine Dissertation (1978) beschäftigte sich ebenfalls mit den »Wechselwirkungen zwischen Architektur und Bildender Kunst«.
Dank des Engagements von Prof. Niels-Christian Fritsche, einem seiner früheren Studenten und seinem späteren Nachfolger am Institut für Grundlagen der Gestaltung und Darstellung, ist nun eine facettenreiche Auswahl von Architekturzeichnungen, Druckgrafiken und Gemälden aus den verschiedenen Schaffensperioden von Karlheinz Georgi zu sehen, darunter auch einige Landschaften in der Tradition der Dresdner Romantik sowie verschiedene abstrakte Kompositionen. Diese Ausstellung wurde von Fritsche zusammen mit der Kunsthistorikerin Gwendolin Kremer, der kuratorischen Leiterin der Kustodie der TU Dresden, und der zur Architektenkammer gehörenden Stiftung Sächsischer Architekten organisiert. Dabei entstand auch ein umfangreich bebilderter Katalog.
Ausstellung »Karlheinz Georgi« in der Architektenkammer Sachsen, Haus der Architekten, Goetheallee 37, 01309 Dresden, bis zum 20. September 2018, Öffnungszeiten: Mo.–Fr., 8.30–16 Uhr. www.aksachsen.org Katalog »Karlheinz Georgi«, Herausgeber: Stiftung Sächsischer Architekten, Redaktion: Susann Buttolo, ISBN 978- 3-95498-425-1, Preis: 18 Euro. Diese Publikation erscheint als vierter Band in der stiftungseigenen Schriftenreihe »Beiträge zur Architektur«, ist in der Ausstellung erhältlich und kann per E-Mail: bestellt werden.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 13/2018 vom 04. September 2018 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.