Online verabreden, offline spielen: Wenn reale Würfel fallen
www.flinkest.com bietet Liebhabern von Brettspiel und Co. eine Begegnungsplattform
Claudia Trache
Seit April dieses Jahres ist die Plattform www.flinkest.com online und hat bereits mehr als 200 Nutzer, die sich in Dresden zu Brett-, Karten- und anderen Gesellschaftsspielen verabreden. Ganz nach dem Motto »online verabreden, offline treffen« entwickelten Kai Krannich und Martin Gäumann diese Onlineplattform. Wer sich zu Spieleabenden treffen möchte, findet entweder Spieletreffen in Dresden, die bereits von anderen organisiert werden oder findet neue Mitspieler für den eigenen Spieletreff, um gemeinsam Gesellschaftsspiele zu spielen. Und das alles kostenlos.
Die beiden Plattformgründer absolvierten von 2013 bis 2015 ihr Masterstudium in Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Dresden. Während ihrer Studentenzeit haben sie regelmäßig mit Freunden verschiedene Gesellschaftsspiele gespielt. Nach Ende des Studiums gingen die flexible Zeitplanung und einige Kontakte verloren und damit auch die regelmäßigen Spieletreffs. »Das fanden wir sehr schade und so entwickelten wir eine Onlineplattform, auf der sich Interessenten in Dresden zu Spieleabenden verabreden können«, erzählt Kai Krannich.
Ganz so einfach war es dann doch nicht. Während des Masterstudiums wollten sie zunächst eine andere Projektidee umsetzen, die zum Inhalt hatte, privat oder gewerblich ungenutzte Raum- und Flächenkapazitäten, wie Büro-, Keller- oder Parkflächen, durch die Vermittlung an Dritte besser auszulasten. »Wir entschlossen uns dafür, eine geförderte Gründungsberatung in Anspruch zu nehmen. Bereits bei unserem ersten Gespräch mussten allerdings viele Ideen verworfen werden und das Projekt zur Vermittlung freier Ressourcen wurde infolge dessen zurückgestellt«, erzählt Martin Gäumann. So haben sie die wichtige Erfahrung gesammelt, eine Projektidee zunächst zu einem Geschäftsmodell zu verfeinern und hierbei frühzeitig die Annahmen insbesondere zum Markt und Kundengruppen kritisch zu prüfen, bevor die eigentliche Umsetzung des Projektes angegangen werden sollte. Durch eine kleine Marktanalyse erkannten sie, dass ihre Idee so einmalig gar nicht ist und ein relativ hoher Wettbewerbsdruck herrscht. Dann erinnerten sie sich an ihre Spieleabende aus der Studentenzeit und das Problem, spontan ausreichend Mitspieler zusammenzubringen. »Die finanziellen Mittel und auch das Risiko sollten für unser Projekt möglichst gering sein«, so Martin Gäumann weiter.
Die Kernkompetenzen, die für die Entwicklung einer Onlineplattform notwendig sind, bringen beide selbst mit und müssen dafür keine extra Personalkosten veranschlagen. Kai Krannich übernahm in erster Linie die Programmierungsarbeiten, Martin Gäumann ist eher im kaufmännischen und rechtlichen Bereich zu Hause. Für beide ist es im Moment ein Hobby, das derzeit keinen Gewinn abwirft. Während Martin Gäumann als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für BWL, insbesondere Wirtschaftsprüfung und Steuerlehre, an der TU Dresden tätig ist, ging Kai Krannich nach dem Studium zunächst in die freie Wirtschaft, entschied sich jedoch, für das gemeinsame Projekt ein halbes Jahr aus dem Berufsleben auszusteigen. Begünstigt hat diese Entscheidung, dass er zu diesem Zeitpunkt mit seinem Sohn die Elternzeit genoss.
Obwohl die Basisfunktionen der Webapp bereits verfügbar sind, wird die Plattform laufend weiterentwickelt. Tipps und Anregungen sowohl von Nutzern als auch von Partnern wie Spieleläden, Spielebars und Spielevereine nehmen die Initiatoren daher dankbar auf und optimieren die Plattform weiter. Ihr Ziel ist es, dass noch mehr Menschen Freude an Gesellschaftsspielen entdecken, die nicht online gespielt werden, sondern bei denen sich die Menschen gegenüber sitzen, sich in die Augen schauen und miteinander reden können. So nutzen sie auch Aktionstage wie Ende August im Rahmen des Projekts »Orte des Miteinanders«, das im Zuge der Kulturhauptstadtbewerbung 2025 entstand, um Menschen für Gesellschaftsspiele zu begeistern und auf ihre Plattform aufmerksam zu machen. Regelmäßig nahmen sie auch an Netzwerkveranstaltungen teil und waren auf der Spielemesse in Dresden vertreten.
Zum Tag des Gesellschaftsspiels (8. September 2018, 14–18 Uhr) sind sie im Bishop Café im Hechtviertel mit ihrem Angebot dabei. »Auf diese Weise kommen wir mit immer mehr Leuten in Kontakt. Dafür ist kaum Geld nötig. Wir investieren fast nur Zeit«, so Martin Gäumann. Er ist gespannt, wie sich das Projekt weiterentwickelt. Einen kleinen Lernprozess haben sie bereits durchlaufen. Viel Wissen aus dem Studium konnten sie dabei anwenden. Aber auch durch die Gründungsberatung konnten sie wertvolles Know-how mitnehmen. Vom Aufstellen der Annahmen zum Markt und den Kundengruppen, der Überprüfung durch Befragungen und Produkttests, bis hin zum Erstellen eines Marketing- und Vertriebskonzepts war alles dabei. Als Webseitenbetreiber ist die Beschäftigung mit rechtlichen Fragen, unter anderem mit den neuen Datenschutzbestimmungen, aktuell.
Ihr Beispiel zeigt, dass man auch als Student erste erfolgsversprechende Projekte in Angriff nehmen kann, die wenig finanzielle Mittel und geringes Risiko erfordern.
Nähere Informationen: www.flinkest.com
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 13/2018 vom 04. September 2018 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.