Blaues Band Geberbach
Masterarbeit dient als Grundlage für Dresdner Stadtteilentwicklung
Claudia Trache
Ende 2017 wurde die Landeshauptstadt Dresden mit dem Projekt »Dresden – Südost« in das Förderprogramm »Zukunft Stadtgrün« aufgenommen. Mitte März dieses Jahres stimmte der Stadtrat einstimmig der Fördergebietskulisse sowie dem Gebietsentwicklungskonzept zu. Eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung dieses Projektes bildete die Masterarbeit von Mariela Weiß »Blaues Band Geberbach – Machbarkeitsstudie zur Offenlegung der Verrohrung des Prohliser Landgrabens in Dresden- Reick und -Dobritz«. Sie schrieb ihre Abschlussarbeit im Wintersemester 2015/16 am Institut für Landschaftsarchitektur der TUD-Fakultät Architektur.
Zunächst absolvierte Mariela Weiß 2013 ihr Praktikumssemester beim Umweltamt Dresden. Parallel zum Studium war sie im Wintersemester 2014/15 und Sommersemester 2015 als Werksstudentin ebenfalls beim Umweltamt tätig, bearbeitete hydrologische Themen und arbeitete an einem Gewässerführer zum Geberbach bzw. Prohliser Landgraben mit. »Ich wollte die Amtsstrukturen und den Amtsalltag kennenlernen«, so Mariela Weiß.
Thema mit realistischem Bezug gesucht
Bei der Suche nach einem Thema für ihre Masterarbeit war ihr Wunsch, etwas mit einem möglichst realistischen Bezug zu bearbeiten. Da kam die Idee von Katja Schumann, Sachbearbeiterin Oberflächengewässer zweiter Ordnung beim Umweltamt, gerade recht. »Wir haben schon viele Jahre mit verschiedenen Problemen im Bereich des Prohliser Landgrabens zu kämpfen«, erläutert Katja Schumann. »Zum einen möchten wir gern den Hochwasserschutz verbessern, da bei Hochwasser regelmäßig der Einlauf der Verrohrung einstaut und Überflutungen verursacht. Wir möchten aber auch den chemischen und ökologischen Gewässerzustand nach Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) verbessern, der durch die Verrohrung derzeit durchgehend als schlecht bewertet wird. Künftig soll der Prohliser Landgraben für die Menschen erlebbarer werden, auch im Bereich Mügelner Straße, wo dieser unterirdisch verläuft.« Mariela Weiß kannte das Gebiet bereits durch ihre Tätigkeit beim Umweltamt. In ihrer Arbeit legte sie eine Grünraumanalyse vor, stellte erstmals den verbindenden Grünzug zwischen Prohlis und Dobritz dar und erkannte Potenziale für die Stadtteilentwicklung. »Mariela Weiß hat hervorragende Ergebnisse geliefert in einem relativ kurzen Zeitraum. Als Stadt haben wir kaum Kapazitäten für solche Analysen. Diese Masterarbeit ist Ausgangspunkt für weitere Synergieeffekte verschiedener Fachbereiche der Stadt. Das Thema Klimawandel spielt dabei ebenso hinein wie Verkehrsnetz- und Radwegplanung«, lobt auch Thomas Pieper, Sachgebietsleiter Stadterneuerung, die Masterarbeit.
Das Landschaftsbüro Rehwaldt baute auf der Masterarbeit auf und erstellte entsprechende Planungsunterlagen. In den kommenden etwa zehn Jahren sollen vorhandene Bachläufe des Niedersedlitzer Flutgrabens im Alt-Elbarm teilweise offengelegt bzw. renaturiert werden. Begleitet wird dies durch einen Grünzug von Prohlis bis zur Elbe mit integriertem Radund Fußweg.
Zusammenarbeit zwischen Landeshauptstadt und TUD
Dabei möchte die Landeshauptstadt Dresden auch weiterhin enger mit der TUD zusammenarbeiten. So gibt es derzeit bereits konkrete Planungen mit den Hydrobiologen und Wasserbauern. »Wir wollen gemeinsam mit dem Umweltamt der Landeshauptstadt Dresden ein neues Projekt entwickeln und eine Förderung beantragen. Dabei geht es um ein Langzeitmonitoring von biologischen und hydromorphologischen Daten am Geberbach, auch unter Einbeziehung Studierender, die so die interdisziplinäre Arbeitsweise kennenlernen können«, erläutert Nadine Müller, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Wasserbau. »Außerdem wollen wir eine Habitatmodellierung für den Geberbach durchführen. Das ist eine numerische Methode, mit der Planungsvarianten verglichen werden können hinsichtlich der Verbesserung der Habitatverfügbarkeit. Damit können wir also vorhersagen, ob die Umgestaltungen tatsächlich die Anzahl der Lebensräume für kleine Lebewesen im Gewässer erhöhen. « In den kommenden Jahren sind weitere Kooperationen geplant, unter anderem auch mit Soziologen. »Das Projekt ›Dresden-Südost‹ bietet künftig verschiedene Möglichkeiten für Master- und Forschungsarbeiten«, ist sich Katja Schumann sicher.
Mariela Weiß verfolgt das Projekt mit Interesse
Seit September 2016 arbeitet Mariela Weiß in der Abteilung Gewässerrenaturierung der Pöyry Deutschland GmbH, Niederlassung Schwerin. Der Wunsch, eine Masterarbeit mit einem realistischen Bezug zu schreiben, hat sich erfüllt. »Ich verfolge mit Interesse, wie sich das Projekt in Dresden weiterentwickelt «, sagt sie. Für ihre Masterarbeit erhielt sie 2016 eine Anerkennung durch die Architektenkammer Sachsen, die zu ihrem 25-jährigen Jubiläum Abschlussarbeiten der Fakultät Architektur der TU Dresden ausstellte. Von 24 Abschlussarbeiten des Wintersemesters 2015/16 wählte eine Jury drei Preisträger aus und vergab vier Anerkennungen.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 18/2018 vom 13. November 2018 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.