15.12.2020
Bereits als SHK an der TUD in die Wissenschaft hineinschnuppern
Beate Diederichs
Mit einer Zahl von derzeit rund 950 Erstsemestern haben die Lehramts-Studiengänge innerhalb der TUD ein großes Gewicht. Das bietet auch zahlreichen Projekten und anderen Aktivitäten Raum, mit denen sich die Studentischen Hilfskräfte (SHK) am Zentrum für Lehrerbildung, Schul- und Berufsbildungsforschung (ZLSB) beschäftigen. »Die meisten motiviert, dass sie in die Wissenschaft hineinschnuppern und sich ausprobieren wollen«, sagt Martin Neumärker, Geschäftsführer des ZLSB. Ihn hat selbst einst die Tätigkeit als SHK an die Institution geführt, wo er jetzt arbeitet.
Die Zahl an Lehramtsstudierenden an der TU Dresden ist in den letzten Jahren ebenso wie das ZLSB stark gewachsen. Heute studieren 33 Prozent mehr junge Leute Lehramt an der TUD als noch vor zehn Jahren. Denn der Bedarf an neuen Lehrkräften in den Schulen ist hoch. Über 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind am ZLSB, dem Zentrum für Lehrerbildung, Schul- und Berufsbildungsforschung, tätig, das die Lehrerbildung an dieser Universität koordiniert. Bei ihrer Arbeit werden sie von einem Team aus Studentischen Hilfskräften unterstützt, die an einer Vielzahl von Projekten rund um Lehre und Forschung mitwirken. Die meisten davon sind Lehramtsstudierende, doch auch junge Männer und Frauen anderer Fachrichtungen sind darunter. »Vier Studentische Hilfskräfte sind bei uns an der Geschäftsstelle tätig. Sie arbeiten an verschiedenen Projekten, unterstützen beispielsweise unsere Lehrkräfte im Hochschuldienst. Dazu kommen rund 20, die unseren Teams im Studienbüro Lehramt sowie Forschung, Lehre und Entwicklung zugeordnet sind und beispielsweise als Tutoren für Studierende im ersten Semester tätig werden«, fasst Martin Neumärker zusammen.
Selbstverständlich wird die Arbeit als SHK bezahlt – wie es auch bei anderen Jobs für die angehende Akademikerschaft der Fall ist. Doch laut Martin Neumärker treibt die meisten derjenigen, die sich als SHK engagieren, ein immaterielles Motiv an: »Sie möchten in die Wissenschaft hineinschnuppern, erste Berufserfahrungen rund um die Lehrerbildung sammeln und sich inhaltlich ausprobieren.« Manche der SHK kommen von sich aus auf das Zentrum zu, andere werden gezielt durch Lehrkräfte angesprochen. Wenn sie beginnen, befinden sich die meisten mindestens in der Mitte des Studiums, haben also bereits einige Fachkenntnisse erworben. »Wir sind natürlich an einer gewissen Kontinuität interessiert: Obwohl die Verträge mit den SHK zunächst immer für ein Semester geschlossen werden, verlängern wir sie gern, wenn die Person sich bewährt. Denn jede Studentische Hilfskraft muss sich ja erst in den entsprechenden Projekten einarbeiten, was eine Weile dauert, und sie soll dann auch die Chance haben, länger darin tätig sein zu können«, sagt Martin Neumärker.
Projekte mitgestalten und Abläufe erkunden
Die vier SHK, die derzeit an der Geschäftsstelle eingesetzt sind, heißen Anne Sophie Neubert, Anja Weitzmann, Axel Götze und Nikita Uhde. Der Letztgenannte studiert Lehramt an Gymnasien für die Fächer Englisch und Informatik und bringt sein Wissen rund ums Digitale gemeinsam mit Axel Götze ein, der angehender Lehrer für Mathematik und Geografie an Gymnasien ist. Er betreut beispielsweise die Homepage des ZLSB. Anne Sophie Neubert studiert Lehramt für Deutsch, Französisch und Deutsch als Zweitsprache (DaZ) am Gymnasium im achten Semester, Anja Weitzmann Lehramt für Deutsch und Französisch am Gymnasium im zehnten Semester. »Ich finde es interessant, in die Abläufe hier hineinschauen zu können, sie durch Projekte mitzugestalten und einfach nützlich zu sein«, beschreibt Anne Sophie Neubert ihre Motivation. Anja Weitzmann ergänzt: »Ich probiere gern etwas aus, wofür man in den Praktika an der Schule keinen Raum hat, beispielsweise Dinge, die mit sozialem Lernen zu tun haben.« Die Studentin begann im Wintersemester 2018/19 als SHK hier zu arbeiten. Sie hatte von ihrem ERASMUS-Semester aus Frankreich die Idee eines Projekts namens »InterSozial« mitgebracht, die sie hier erfolgreich umsetzte: Darunter ist eine Gruppe von kleineren Projekten zusammengefasst, die soziales Engagement fördern sollen, zum Beispiel der Generationendialog, die »Poetischen Grüße« und »EduSozial«. Vor Kurzem fand das Auftakttreffen zu »InterSozial« für dieses Semester statt. »Wir wünschen uns, dass sich möglichst viele Studierende daran beteiligen, nicht nur diejenigen, die in den Lehramtsstudiengängen eingeschrieben sind, auch wenn diese sich die Teilnahme bei den Studienleistungen anrechnen lassen können«, sagt Anja Weitzmann.
»Poetische Grüße« für ältere Menschen
Anne Sophie Neubert engagiert sich seit letztem Semester als SHK am ZLSB und erläutert kurz, was es mit den drei Unterprojekten auf sich hat: Die »Poetischen Grüße« wurden an verschiedene Einrichtungen für ältere Menschen versandt, zum Beispiel an Heime der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und der Volkssolidarität, um deren Einsamkeit in der momentanen Situation zu lindern. Beim Generationendialog organisieren die SHK eine Kooperation zwischen dem Friedrich-Schiller-Gymnasium in Pirna und älteren Menschen, bei der die Teilnehmer telefonisch und digital Erfahrungen und Gedanken austauschen. »EduSozial« schließlich möchte Jugendliche unterstützen, die beim Lernen zuhause im letzten Frühling den Anschluss verloren und Lernrückstände aufgebaut haben: »Studierende übernehmen dabei Lernpatenschaften oder arbeiten in Tandems mit den Jugendlichen zusammen. Dafür wollen wir beispielsweise Kontakte zu Jugendclubs nutzen«, sagt Anne Sophie Neubert. Alle vier SHK eint ein weiteres größeres Projekt: Sie entwickeln den sogenannten Lehr-/Lernraum Inklusion weiter, einen Unterrichtsraum im Erdgeschoss des Seminargebäudes am Zelleschen Weg.
Dieser Raum bietet eine Umgebung, in der man vieles ausprobieren kann: Man kann die Beleuchtung verändern und erforschen, wie sich dies auf den Lernprozess auswirkt. Man kann gezielte Bewegungsangebote einbauen. Man kann einzelne Lernende aus dem Unterrichtsprozess herausnehmen und gesondert mit ihnen arbeiten. Digitale Technik ermöglicht es, Texte oder Tafelbilder als Hördatei zu präsentieren, um Sehbehinderte zu unterstützen. »Unser Inklusionsbegriff ist dabei weit gefasst: Wir möchten nicht nur Angebote für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen machen, sondern auch für solche mit Migrationshintergrund oder mit besonderem Förderbedarf, für transsexuelle Menschen, für Diverse ... für alle!«