02.02.2021
»Das Lehramtsstudium stellt besondere organisatorische Anforderungen«
Beate Diederichs
Wer für einen Lehramtsstudiengang an der TUD eingeschrieben ist, studiert in der Regel zwei Fächer plus Pädagogik und Psychologie und muss so Lehrveranstaltungen aus mehreren Fakultäten kombinieren. Dies stellt die Lehramtsstudierenden, die die zweitgrößte Studierendengruppe der Universität bilden, vor große organisatorische Herausforderungen. Das Studienerfolgsprojekt »Making Teachers Confident« (MTC), was sich frei mit »Zukünftigen Lehrkräften Selbstvertrauen geben« übersetzen lässt, möchte die Studierenden dabei unterstützen, diesen Anforderungen zu genügen, und so Studienabbrüchen entgegenwirken.
Angehende Lehrkräfte sind eine bedeutende Gruppe an der TU Dresden. Einerseits sind sie zahlenmäßig stärker als diejenigen, die jeweils in anderen großen Fachbereichen eingeschrieben sind. »Andererseits steigt der Bedarf an Lehrkräften im Freistaat Sachsen, deutschlandweit und global. Wir befinden uns in einer Phase, in der qualifizierte und motivierte Lehrkräfte fehlen. Deshalb ist es wichtig, besonders Lehramtsstudierende im Studium zu unterstützen«, erläutert Anja Schanze, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projekts. MTC startete 2017 als Studienerfolgsprojekt, gefördert zunächst über den Europäischen Sozialfonds (ESF) und momentan über Hochschulpaktmittel bis Ende November 2021. Das Projekt soll helfen, Lehramtsstudierende erfolgreich zum Abschluss zu bringen, indem es ihnen gezielte organisatorische Unterstützung anbietet. »Außerdem möchten wir so der steigenden Heterogenität der Studierenden Rechnung tragen, die Studierfähigkeit erhöhen und die Studierenden für ihr Studium und den Lehrerberuf motivieren«, fasst Anja Schanze zusammen. Sie koordiniert das Projekt, das am Zentrum für Lehrerbildung, Schul- und Berufsbildungsforschung (ZLSB), genauer im Studienbüro Lehramt, angesiedelt ist. Es ergänzt die Angebote, die bereits vorhanden sind: Informationsveranstaltungen und persönliche Beratung. Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Isabell Gall und Beatrice Schlegel und der wissenschaftliche Mitarbeiter Mathis Heinig unterstützen Anja Schanze, ebenso wie die studentische Hilfskraft Denise Bruch. Hinzu kommen noch elf qualifizierte Tutoren und Tutorinnen.
»Making Teachers Confident«, MTC, steht auf drei Säulen: Mentoring, Tutoring und Coaching. Mentoring bedeutet in diesem Fall: Erfahrene Expertinnen und Experten aus der Praxis und Wissenschaft innerhalb und außerhalb der Hochschule vermitteln im Rahmen einer Weiterbildung ihr Wissen an die Lehramtsstudierenden. Die Themen der diesjährigen »Summer School« waren fachübergreifend und reichten von Auslandsaufenthalten im Lehramt über Umgang mit Konflikten bis zu Pädagogik der Vielfalt. »Unsere ›Summer School‹ fand die letzten drei Jahre statt. Jedes Jahr wurden die Angebote sehr gut angenommen und viele Workshops waren ausgebucht. Vor allem der Austausch zum Referendariat ist beliebt«, berichtet Anja Schanze. Bei den Tutorien geht es mehr um Fragen, die konkret mit dem Lehramtsstudium selbst und seiner Organisation zu tun haben. Kurz vor Beginn des Wintersemesters starteten die dreiwöchigen Einführungstutorien. »Qualifizierte Tutoren und Tutorinnen, Lehramtsstudierende höherer Semester, beantworteten Fragen zum Stundenplan, aber auch zu Themen wie den Prüfungsmodalitäten, erläuterten, wie man zentrale universitäre Einrichtungen nutzen kann und wie man sich am besten im Studium und auf dem Campus orientiert. Dazu gaben sie Tipps aus der Praxis«, sagt die Projektkoordinatorin. Besonders die Unterstützung beim Stundenplanbau wird dankbar angenommen: Da Lehramtsstudierende in der Regel Lehrveranstaltungen ihrer zwei Fächer oder Fachbereiche, der Bildungswissenschaften und der Psychologie kombinieren müssen, ist es nicht ganz leicht, einen praktikablen Stundenplan zu konstruieren. Deshalb nutzten auch rund 80 Prozent der fast 1000 Erstsemesterstudierenden dieses Angebot. Zusätzlich zu den Angeboten zu Semesterbeginn existieren fachübergreifende Tutorien während des Semesters zu den Themen wissenschaftliches Arbeiten, Prüfungsvorbereitung und Berufsaspiration. »Alle Tutorien stoßen auf großen Zuspruch. Im Rahmen der Studienanfängerbefragung beschrieben die Studierenden die Tutorien zum Semesterstart als sehr hilfreich. Unsere OPAL-Kurse sind meist kurz nach dem Öffnen der Einschreibung ausgebucht, so dass wir oft noch Zusatztermine anbieten«, meint Isabell Gall, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin hauptsächlich für die Qualitätsentwicklung im Projekt verantwortlich ist. Das Coaching schließlich ist ein maßgeschneidertes Angebot für einzelne Studierende, bei denen externe Coaches auf deren individuelle Studiensituation eingehen. Dabei wendet sich der jeweilige Student oder die jeweilige Studentin per E-Mail oder mit einer Terminanfrage über die Homepage an das Projektteam. »Dann werden die Möglichkeiten und Grenzen des Coachings besprochen und man entscheidet gemeinsam, wie weiter verfahren wird oder welcher Coach infrage kommt«, erklärt Anja Schanze. Der oder die Ratsuchende lernt beispielsweise, wie man bewusst Entscheidungen zum Studienweg trifft, und kann dies dann selbstständig anwenden. Pro Semester kommen rund zwanzig Coachings zustande.
Auch das Projekt MTC musste zum Start des Wintersemesters anders agieren als in den letzten Jahren, da unter anderem keine regulären Präsenzveranstaltungen stattfinden durften. »Die Orientierungstutorien in diesem Wintersemester nutzten die Studierenden auch, um Kontakte zu knüpfen und diejenigen kennen zu lernen, mit denen sie studieren werden. Das ist in einem Lehramtsstudium besonders wichtig, da es an so vielen unterschiedlichen Fakultäten stattfindet und man sich danach nicht immer regelmäßig sieht. So war dieser Studienstart für die Betroffenen besonders schwierig«, betont der wissenschaftliche Mitarbeiter Mathis Heinig. Um die Anfänger und Anfängerinnen aufzufangen, bot MTC die Unterstützung beim Stundenplanbau digital an, mit schriftlicher Anleitung und einem Video-Tutorial zum Stundenplanbau. Danach konnten die Studierenden bei Bedarf ihren Plan per Mail einsenden und überprüfen lassen. Zudem standen die Tutoren und Tutorinnen ihnen beim Aufbau eines Netzwerks zur Seite. Dazu konnten sie unter anderem die Orientierungstutorien in Präsenz im Freien nutzen, bei denen sie geführt von diesen und nach Fachgruppen getrennt den Campus erkundeten. Für Fragen gab es unter anderem eine Telefonsprechstunde, einen E-Mail-Kontakt und einen OPAL-Kurs.
Marie Marx ist eine Tutorin im Projekt. Sie steht im direkten Kontakt mit den Studierenden, berät sie bei Fragen und Problemen und sieht eine positive Wirkung für beide Seiten: »Wer an unseren Tutorien teilnimmt, ist dankbar dafür, eigene Erfahrungen einbringen zu können, freut sich aber auch über unsere Tipps. Diese jungen Männer und Frauen loben besonders die offene, entspannte Atmosphäre und den Austausch auf Augenhöhe. Aber auch wir Tutoren und Tutorinnen vertiefen bei den Tutorien ständig unser Wissen, indem wir die Studierenden beraten oder indem wir uns neue Methoden aneignen. Dies bringt einen Gewinn für unsere eigene persönliche und fachliche Entwicklung.«