04.05.2021
Die »alten Steine« faszinierten ihn schon immer
Dr. Mario Baumann ist Juniorprofessor für Kulturen der Antike
Zu Beginn dieses Sommersemesters begann Mario Baumann seine Tätigkeit als Juniorprofessor für Kulturen der Antike am Institut für Klassische Philologie der TU Dresden. Die erste Vorlesung, die der 41-Jährige an der Dresdner Universität hält, beschäftigt sich mit dem antiken Theater. »Diese Vorlesung ist für mich bereits programmatisch: Ich ziehe für meine Arbeit nicht nur Texte heran, sondern beleuchte gleichwertig auch den kulturellen Hintergrund dazu«, sagt der habilitierte Wissenschaftler.
Die »alten Steine« faszinierten Mario Baumann schon immer. »Ich habe meine Schulzeit auf einem humanistischen Gymnasium in Mannheim verbracht. Altgriechisch interessierte mich besonders, so dass ich einen Leistungskurs in diesem Fach absolvierte. Dabei habe ich viele schöne Texte in dieser Sprache gelesen. Exkursionen nach Griechenland haben wir damals leider noch keine unternommen. Das habe ich dann im Studium nachgeholt.« Mario Baumann studierte von 2001 bis 2003 griechische und lateinische Philologie in Heidelberg und danach bis 2006 diese beiden Fächer plus Germanistik in Gießen. Während dieser Zeit und danach besuchte er zahlreiche archäologisch interessante Orte im Mittelmeerraum. »Aus diesen Exkursionen habe ich unglaublich viel Wissen gezogen, egal, ob ich Teilnehmer oder Organisator war. Zusätzlich habe ich mir speziell zum Thema Archäologie viel angelesen «, berichtet der Wissenschaftler. Diese Kenntnisse, die über die reine Philologie hinausgehen, lässt der 41-Jährige natürlich auch in seine Lehre einfließen. Denn die neu geschaffene Juniorprofessur am Institut für Klassische Philologie der TU Dresden, die er seit Anfang April innehat, widmet sich den Kulturen der Antike und hat erst in zweiter Linie ein gräzistisches Profil, beschäftigt sich also mit der altgriechischen Sprache, Literatur und Kultur.
Einer der Forschungsschwerpunkte Mario Baumanns ist, wie Literatur andere Medien und überhaupt verschiedene Sinne ins Spiel bringt. Das bedeutet: Man befasst sich nicht nur mit den Texten selbst und am Rande beispielsweise mit den politischen Bedingungen, unter denen sie entstanden. Denn das tut die Philologie ohnehin. Sondern man stellt die Medien Text und Bild oder Sinne wie Sehen und Hören gleichberechtigt nebeneinander. »Man untersucht zum Beispiel, wie die Literatur Gerüche beschreibt. Dabei schaut man, welche Duftstoffe es zu der Zeit gab, als der Text entstand, und wo sie herkamen. In manchen Texten kommt beispielsweise Weihrauch aus Arabien vor. Betrachtet man dann noch das entsprechende Land, hat man auch eine geografische Komponente. Die spannende Frage ist dann: Was machen die Texte daraus? Wie lassen sie diese Sinneswelt für uns entstehen?«, erläutert Mario Baumann. Bei seiner ersten Vorlesung zum Thema »Das antike Theater« ist diese intermediale Herangehensweise, die die kulturellen Aspekte gut sichtbar macht, ebenfalls zu sehen. »Diese Lehrveranstaltung ist programmatisch für mich und zeigt meinen wissenschaftlichen Ansatz«, kommentiert der Juniorprofessor. Denn dabei liest Mario Baumann mit den Studierenden nicht nur antike Dramenausschnitte, sondern analysiert auch, wie die Theaterbauten selbst aussahen und welche Unterschiede es zwischen dem griechischen, dem römischen und dem modernen Theater gibt. Die Vorlesung, die zunächst digital stattfindet, ist für Studierende der antiken Philologien gedacht, aber auch für Frauen und Männer anderer Fachrichtungen offen. »Ich setze keine Kenntnisse der lateinischen und griechischen Sprache voraus und biete die antiken Texte daher in deutscher Übersetzung an«, so Mario Baumann dazu.
Die Juniorprofessur ist ein Novum am Institut. Mario Baumann konnte bei seiner Bewerbung unter anderem mit Erfahrungen als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem Sonderforschungsbereich und an einem Institut für Altertumswissenschaft, mit Promotion und Habilitation, einer eigenen Projektstelle und der Vertretung einer Professur für Klassische Philologie punkten. Nun ist er mit seiner wöchentlichen Vorlesung zum antiken Theater beschäftigt, plant aber schon für das kommende Wintersemester vor: Dann werden voraussichtlich drei Lehrveranstaltungen auf seinem Plan stehen. Thematisch hat er bereits Vorstellungen: »Ich würde gern etwas zu den Sieben Weltwundern anbieten.«
B. D.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 08/2021 vom 4. Mai 2021 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.