18.05.2021
Einst war er ein Küchengarten
Gartenkunst und -kultur am Rittergut in Reinhardtsgrimma sind das Thema einer neuen TUD-Publikation
Anja Gottschalk
Im Mai 2021 erscheint das nunmehr siebente Heft der Schriftenreihe »AHA! Miszellen zur Gartengeschichte und Gartendenkmalpflege«, die seit 2015 von der Professur für Geschichte der Landschaftsarchitektur und Gartendenkmalpflege unter Prof. Marcus Köhler herausgegeben wird. Im Mittelpunkt der aktuellen Ausgabe steht die gartenkulturelle und -künstlerische Entwicklung am Rittergut in Reinhardtsgrimma. Die Veröffentlichung versammelt Forschungsbeiträge von Studierenden und Lehrenden des Lehrstuhls, die im Rahmen eines einjährigen Masterprojektes entstanden. Anlass hierfür bot die Fertigstellung des barocken Lustgartens in Reinhardtsgrimma vor 250 Jahren.
Dank intensiver Archivrecherchen wurden erhellende Informationen aus dem umfangreichen Quellenmaterial des ehemaligen Gutsarchivs zutage gefördert und erstmals systematisch ausgewertet. Auch konnten zahlreiche, bislang teils unbekannte historische Pläne und Abbildungen geborgen werden, die die wechselvolle Gutsgeschichte anschaulich wiedergeben.
Die einzelnen Beiträge spannen ein weites Netz, das die Entwicklungen am Gut facettenreich dokumentiert und einordnet. Die Biografien der Gutsherren und Schlossbesitzer werden ebenso ausgeleuchtet wie die Entwicklung des einst barocken Gartens zu einem sentimentalen Landschaftsgarten, der auf das Wirken namhafter sächsischer Gartenkünstler und Baumeister zurückgeht und noch heute vom ambitionierten gärtnerischen Wirken in der Vergangenheit kündet. Die Genese des früheren Küchengartens zu einer effizienten Schlossgärtnerei und die Ausbildung niveauvoller Gewächshauskulturen (Ananas, Kamelien und Palmfarne) sind genauso Gegenstand der Publikation wie ab dem 19. Jahrhundert vorgenommene Landschaftsverschönerungen im Umland – Felsinschriften, künstliche Ruinen und Portale, Solitärbäume. Nähere Betrachtung finden überdies höchst spannende Thematiken wie das Wirken am Gut bediensteter Herrschaftsgärtner, der Obstanbau auf den Gutsländereien, historische landwirtschaftliche Entwicklungen und Techniken oder Elemente der Jagdkultur.
Verwiesen sei zudem auf die im Schloss Reinhardtsgrimma gezeigte Ausstellung »Kultivierte Landschaft – Neun Jahrhunderte herrschaftliches Wirken in Reinhardtsgrimma«, die im Rahmen des Masterprojektes und in Kooperation mit dem Bildungszentrum des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie sowie der Dresdner Kunsthistorikerin Ivonne Makowski entstand.
Reguläre Öffnungszeiten der Dauerausstellung:
montags bis donnerstags von 7.30 bis 16 Uhr, freitags 7.30 bis 14 Uhr sowie nach Vereinbarung (Schlossgasse 2, 01768 Glashütte/OT Reinhardtsgrimma). Derzeit ist die Ausstellung aufgrund der geltenden Corona-Bestimmungen leider geschlossen.
»AHA! Miszellen zur Gartengeschichte und Gartendenkmalpflege « Nr. 7 – 188 Seiten, ISSN 2364-0839, kann online über Qucosa (https://journals.qucosa.de/aha) eingesehen oder bei Interesse bei Jana Ryster (Sekretariat der Professur;) bezogen werden.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 09/2021 vom 18. Mai 2021 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.