Jun 01, 2021
Englischsprachige Lehre in Russland und Armenien fördern
TUD koordiniert das EU-geförderte Projekt »SMARTI«
Das EU-geförderte SMARTI-Projekt zielt darauf ab, Lehrende an mehreren russischen und armenischen Partnerhochschulen für die englischsprachige Lehre zu schulen. Die TU Dresden koordiniert das Projekt. Dafür laufen die Fäden bei Sven Riddell, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Erasmus+-Projekten an der TUD, zusammen. »Nach dem Projektstart im Januar ermitteln wir momentan, welche Unterstützung die Hochschulen von uns brauchen, und planen parallel bereits, wie wir die konkrete Schulung gestalten wollen«, so der wissenschaftliche Mitarbeiter.
Englisch ist die Sprache der internationalen Verständigung. Daher entwickeln Hochschulen, die international agieren und Studierende aus anderen Ländern anlocken wollen, oft neben den Studiengängen in der Landessprache weitere, bei denen auf Englisch unterrichtet wird. »EMI-HE« – »English as Medium of Instruction in Higher Education«, Englisch als Unterrichtssprache in der höheren Bildung, ist der Fachterminus dafür. »Internationalisierung wird durch Englisch als Unterrichtssprache gefördert«, sagt auch Sven Riddell. Das SMARTI-Projekt soll Lehrkräfte an fünf russischen und sechs armenischen Partnerhochschulen für die englischsprachige Lehre fit machen. Riddell assistiert bei dieser Koordination. »Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Erasmus+-Projekten am Lehrzentrum für Sprachen und Kulturen an der TUD« heißt seine Position. Sven Riddells Biografie hilft ihm sehr dabei, in puncto Internationalität tätig zu sein: Er ist in Schottland aufgewachsen, unterrichtete später in England Deutsch, die Sprache seiner Mutter, und in anderen Ländern Englisch, die Sprache seines Vaters. In den 90er-Jahren kam er in den Osten Deutschlands, um hier Englisch zu lehren. »Ich wusste ja, dass es dabei einen gewissen Nachholbedarf gibt«, begründet er diesen Schritt. An der TUD unterrichtete er früher am Fachsprachenzentrum und nun bei TUDIAS. Mit SMARTI, dessen Projektleiter Riddells irischer Kollege Gerald Cullen ist, leistet er nun wieder Anschubhilfe bei der englischen Sprache. SMARTI steht für »Support for Innovative Methodology, Approaches and Tools for Teaching through the Medium of English in order to improve Educational Yield, Sustainability and Internationalization.«
Das Projekt startete im Januar und hat eine dreijährige Laufzeit. Eine Million Euro hat die EU dafür über das Erasmus+- Programm zur Förderung von allgemeiner und beruflicher Bildung, Sport und Jugend in Europa bewilligt. Für die koordinierende Instanz TUD verwaltet das European Project Center (EPC) die Gelder und verteilt sie an die fünfzehn Partner des Projekts. Neben den russischen und armenischen Hochschulen, deren Lehrende geschult werden sollen, sind das unter anderem die Liverpool John Moores Universität im Vereinigten Königreich und die Technische Universität Riga in Lettland. Diese stellen Knowhow zur Verfügung, sollen aber auch von zukünftigen Erkenntnissen aus dem Projekt profitieren. Das Geld wird unter anderem für Reisekosten und Unterrichtsmaterialien ausgegeben. Auch Sven Riddells Projektstelle wird darüber finanziert. Bei ihm laufen innerhalb der TUD die Fäden zusammen, was die inhaltliche Arbeit angeht: Er organisiert Meetings, versorgt die Partner mit Informationen, führt Protokolle und wird in Zukunft auch Leistungsnachweise erstellen. »Derzeit ermitteln wir, welchen Bedarf an Schulungen unsere russischen und armenischen Partner haben. Dies wird etwa bis September dauern. Parallel beginnen wir schon gezielte Fördermöglichkeiten zu entwerfen, und zwar sowohl für Lehrkräfte, die bereits unterrichten, als auch für Lehrkräfte, die noch in der Ausbildung sind«, erzählt Riddell. Für die Auswahl der russischen und armenischen Partner, wie zum Beispiel die Ogarev Mordovia State University in Russland und die Staatliche Universität Goris in Armenien, griff man auf bereits bestehende Kontakte der TUD zurück. Da die dreijährige Projektphase nur ein Anschub sein kann und man aber den Begriff der Nachhaltigkeit, »sustainability «, im Projektnamen führt, möchte man langfristig ein Multiplikatorenmodell entwickeln. An jeder Hochschule soll ein EMI-Center für die englischsprachige Lehre entstehen. Für dieses schult man einige Lehrkräfte, die dort Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen sein und ihre Kenntnisse weitergeben sollen. Die Kosten für Räume und Ausstattung laufen über das Programm. Jedes EMICenter soll einen eigenen Lehrplan für die Schulung der Mitarbeiterschaft entwickeln. Dabei wird es von den erfahrenen Projektpartnern unterstützt. »Am Ende werden die einzelnen Hochschulen das gesammelte Fachwissen zum Thema englischsprachige Lehre in einem Handbuch erfassen«, kommentiert Sven Riddell. Er selbst kümmert sich darum, dass eine Homepage zu SMARTI entsteht und das Projekt vor allem durch die sozialen Medien bekannt wird.
An den russischen und armenischen Partneruniversitäten existieren natürlich schon konkrete Pläne, wie sie von dem Projekt profitieren können. Die promovierte Wissenschaftlerin Olga Safonkina von der Mordovia State University beschreibt diese für ihre Hochschule so: »Wir haben einen Masterstudiengang namens ›Management of energy flows of small-scale power objects‹, der einen Doppelabschluss für russische und chinesische Studenten umfasst. Diesen wollen wir ausbauen. Wir hoffen, mit SMARTI das Niveau der englischsprachigen Vermittlung der Inhalte entscheidend verbessern zu können. Dabei erwarten wir auch, dass sich die Forschungsmöglichkeiten für beide Gruppen erweitern.«
B. D.
Informationen zu Erasmus+ an der TU Dresden:
https://tu-dresden.de/kooperation/internationales/AcademicExchange/erasmus-plus
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 10/2021 vom 1. Juni 2021 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.