29.03.2022
Gemeinsam für nachhaltige Bildung
Ein TUD-Projekt zur Lehrerbildung bekommt den Zuschlag der EU und 1,5 Millionen Euro
Beate Diederichs
Viel harte Arbeit in wenig Zeit steckt im Projektantrag für »Teacher Academy Project – Teaching Sustainability (TAP-TS)«, der letztendlich sehr erfolgreich war. »Der komplette Antrag bei der EU-Kommission umfasste 86 Seiten. Die Ausschreibung war recht kurz gewesen, daher blieben uns nur wenige Wochen – von Anfang Juli 2021 bis zur Einreichung am 7. September – für die komplexe Antragstellung und die Koordination mit den Partnern. Am Ende hat die EU den Antrag mit 90 von 100 Punkten bewertet. Dies ist ein ausgezeichnetes Ergebnis«, berichtet Tina Czaja, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Lehrerbildung, Schul- und Berufsbildungsforschung (ZLSB). Sie hat gemeinsam mit Maria Richter-Babekoff und Laura Mitzscher den Antrag verfasst. Bei der finanziellen Planung konnten sie auf die Unterstützung des European Project Center (EPC) zurückgreifen. »Das tolle Ergebnis ist auf die fundierten Inhalte des Projekts und das starke Konsortium aus einer zweistelligen Zahl an Partnern zurückzuführen«, so Tina Czaja weiter. Nicht alle Antragsteller waren so erfolgreich: Für die neue Förderlinie »Erasmus+ Teacher Academies« hatten sich 56 Projekte aus 18 Ländern beworben. »TAP-TS« ist eins von elf europäischen Vorhaben, das eine Förderung erhält. Diese beträgt 1,5 Millionen Euro. Projektleiter am ZLSB ist Prof. Axel Gehrmann, Projektkoordinatorin die promovierte Wissenschaftlerin Rachel Bowden.
Das Projekt ist auf drei Jahre befristet und startet voraussichtlich am 1. Mai. Es führt auf innovative und ambitionierte Weise verschiedene Akteurinnen und Akteure zusammen, um Lehr- und Lernmaterialien zum Thema Nachhaltigkeit zu entwickeln, zu erproben, ihre Qualität zu prüfen und zu verbessern und sie am Ende interessierten Lehrkräften zur Verfügung zu stellen. Innerhalb des Oberthemas Nachhaltigkeit geht es dabei um verschiedene Aspekte, zum Beispiel Inklusion und Integration.
Die Partnereinrichtungen, von denen Tina Czaja spricht, sind folgende: drei Institutionen der Lehrerbildung in Deutschland, Österreich und Irland, unter ihnen die TUD, zwei Institutionen der Lehrerfortbildung und Lehrerweiterbildung in Zypern und Portugal, drei Erprobungsschulen in Deutschland, Irland und Österreich, ein Unternehmen, das unter anderem digitale Lernplattformen bereitstellt und in Belgien beheimatet ist, eine Non-Profit-Organisation in Leipzig, Deutschland, die Programme zur beruflichen Aus- und Weiterbildung anbietet, und ein Unternehmen der Qualitätssicherung aus Schweden. Tina Czaja erläutert, worin die Rolle der TU Dresden besteht und wie die Zusammenarbeit mit den Partnern abläuft: »Wir hier an der Uni werden unter dem Modultitel ›Ein nachhaltiges Europa‹ Materialien für die Lehrkräfte der Sekundarstufe entwickeln. Dabei stützen wir uns auf das Fachwissen des ZLSB und arbeiten eng mit Lehrkräften und der Schülerschaft unserer Partnerschule zusammen.«
Später folgen die nächsten Schritte, die sich so zusammenfassen lassen: Andere Partner, eine projektinterne pädagogische Arbeitsgruppe sowie externe Expertinnen und Experten für Lehrerbildung und nachhaltigen Wandel prüfen diese und stellen fest, ob sie den Erfordernissen entsprechen. Dann werden die Materialien in Online-, Hybrid- und Präsenzveranstaltungen mit Lehrkräften und denjenigen, die sie ausbilden, aus Partnerschulen und Hochschulen erprobt. Am Ende kann dieselbe Zielgruppe in ganz Europa die Materialien herunterladen und nutzen.
Kristian Raum, der Leiter der TUD-Partnerschule, des Friedrich-Schiller-Gymnasiums Pirna, freut sich darüber, dass ihm das Projekt ermöglicht, einen engen Bezug zu den wissenschaftlichen Partnern herzustellen und so Schule und Universität zu verknüpfen. »Darüber hinaus möchte das Vorhaben schulische Akteure international vernetzen. Davon verspreche ich mir viele neue Impulse für die Entwicklung unserer Schule, die einen deutsch-tschechischen binational-bilingualen Bildungsgang anbietet und dabei mit tschechischen Schulen kooperiert«, sagt der promovierte Gymnasiallehrer, der bis zum Sommer 2020 für fünf Jahre an die TU Dresden abgeordnet war und sich bereits in dieser Tätigkeit für eine gute Zusammenarbeit zwischen Universität und Schulen eingesetzt hat. Kristian Raum sieht auch beim Thema »Nachhaltigkeit« Schnittmengen mit der Arbeit seiner Schule. Perspektivisch möchte er dafür außerschulische Partner aus dem sächsisch-tschechischen Grenzraum für eine Kooperation gewinnen. Die ZLSB-Mitarbeiterin Tina Czaja fasst abschließend zusammen, wie viele Lehrkräfte und Ausbildende unmittelbar oder mittelbar von dem Projekt profitieren: »Die Materialien richten sich an Lehrkräfte der Primar- und Sekundarstufe in ganz Europa, die sich in der Ausbildung befinden oder schon im Dienst sind. Außerdem hält der Projektantrag eine dreistellige Zahl von Personen fest, die direkt am Projekt beteiligt sind: Sie nehmen an den Veranstaltungen für den Kapazitätsaufbau fürs Projektpersonal, an den Onlineworkshops, an den aktiven Lehrveranstaltungen oder an Frühjahrs- oder Sommerschulen des Projekts teil.« »TAP-TS« wird also eine große Reichweite erzielen.
Ansprechpartnerin am ZLSB ist Maria Richter-Babekoff,
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 6/2022 vom 29. März 2022 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden