13.07.2021
Klimabilanz verbessern, Blühwiese ausbauen, und Scanner statt Kopierer
Die SLUB ist auf dem Weg zur nachhaltigen Bibliothek – noch ist aber viel zu tun
Gemeinsam und abgestimmt mit der TU Dresden macht sich die SLUB auf den Weg, eine nachhaltige Bibliothek zu werden. Dr. Julia Meyer, stellvertretende Generaldirektorin, und Henriette Mehn, wissenschaftliche Volontärin, treiben das Projekt »SLUBnachhaltig« maßgeblich voran und erläutern im Interview, was hinter der Initiative steckt.
Was ist der Kern der neuen Nachhaltigkeitsstrategie, worum geht es?
Dr. Meyer: Es gab in den vergangenen Jahren bereits einige Ideen und Ansätze. Neu ist, dass wir Nachhaltigkeit nun strategisch auch durch die Leitung zum Thema gemacht und in unseren Jahreszielen fest verankert haben. Eine nachhaltigere SLUB beginnt bereits bei ganz einfachen Dingen. Das zeigt sich zum Beispiel beim ökologischen Aspekt: Wir haben keine konsequente Mülltrennung in den Büroräumen. Hier haben wir großen Aufholbedarf. Besser aufgestellt sind wir hingegen beim Bildungs-aspekt, da wir Offenheit und Teilhabe schon lange ermöglichen, als Kernaufgabe der Bibliothek. Das ist auch eine Form von Nachhaltigkeit, die wir allerdings bislang nicht offensiv als solche benannt haben.
Mehn: Wir müssen ökologisch und ökonomisch nachhaltiger werden und wir müssen mehr darüber reden.
Wie nachhaltig ist die SLUB momentan auf einer Skala von eins bis zehn?
Dr. Meyer: Eins.
Mehn: Ich wäre vielleicht zu einer Drei gegangen. Im Bereich ökologische Nachhaltigkeit gehen wir bereits einige Projekte an. Da fehlt vor allem die Vernetzung. Beispielsweise ist der Gemeinschaftsgarten am SLUB TextLab angesiedelt. Es gibt jedoch wenig Kommunikation, was das eigentlich für den Lernraum der ganzen Bibliothek bedeutet.
Es gibt gute Ansätze und auch viele Mitarbeitende, denen das Thema wichtig ist.
Welche Projekte sind schon angelaufen? Was gibt es bereits?
Dr. Meyer: Unseren Grünen Schreib-raum im SLUB TextLab, ein großes Unternehmen mit viel kommunikativem Abstimmungsbedarf. Die Kolleginnen aus dem SLUB TextLab, von der Referatsleiterin bis zur FSJlerin, haben das zusammen mit dem Verein Stadtgärten e.V. mit viel Liebe und Engagement auf die Beine gestellt und suchen jetzt Interessenten für den Gemeinschaftsgarten. Es ist der Gedanke des Embodiments, dass das Lernen und Schreiben nachhaltiger funktionieren kann, wenn zwischendurch ein wenig Gartenarbeit geleistet wird, die nicht nur Bewegung und frische Luft verspricht, sondern auch eine Form der Achtsamkeit ist. Eine andere Alternative sind die Yogamatten und -kissen im TextLab, die allen Nutzenden zur freien Verfügung stehen.
Mehn: Außerdem haben wir die Blühwiese.
Dr. Meyer: Das Projekt hat größere Ausmaße angenommen als ursprünglich geplant. Zunächst wird, dringend nötig, das Gründach der Zentralbibliothek erneuert. Dann wird die Trockenblühwiese, die perspektivisch ohne zusätzliche Wasserversorgung auskommen soll, Schritt für Schritt aufgebaut. Das ist komplex und erfordert speziell dafür gemischtes, hochwertiges Saatgut, ein ausgeklügeltes Mahdregime und zusätzliche Bewässerung für den Anwuchs.
Mehn: Es ist dann auch wichtig, ein Miteinander zu gestalten. Die Blühwiese soll nicht nur Insekten, sondern auch Menschen anlocken. In dieser grünen Oase wollen wir allen gute Aufenthaltsmöglichkeiten bieten. Für die Nutzenden bringt es ja durchaus einen mikroklimatischen Vorteil, bessere Luft.
Dr. Meyer: Ein weiteres Projekt, das wir gerade vorbereiten, ist die Umstellung unserer öffentlichen Kopiergeräte auf kostenfreie Scanner ab August dieses Jahres. Das ist ein großer Schritt. »Papier wird PDF« lautet das Motto. An allen SLUB-Standorten stehen dann kostenfrei moderne Buchscanner und Scanzelte zur Verfügung. Sie sparen jede Menge Papier und erleichtern die Arbeit enorm.
Mehn: Auch der SLUB Makerspace hat sich das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben – dort laden wir regelmäßig zu passenden Ausstellungen und Veranstaltungen ein. Aktuell ist zum Beispiel eine Ausstellung zu Cra-dle-to-Cradle-Kreisläufen zu sehen. Es geht um Materialien und um perfekte Kreisläufe, die ganz ohne Müll auskommen.
Was gibt es denn darüber hinaus für Ideen? Wo schlummert das größte Potenzial, um die SLUB noch nachhaltiger zu machen?
Mehn: Das größte Potenzial schlummert, glaube ich, bei der Klimabilanz. Auch die TU Dresden und andere Institutionen machen sich darüber Gedanken. Wo kommt der Strom her, den wir verbrauchen? Und wir verbrauchen viel Strom. Wenn wir in einer großen Gruppe gemeinsam dafür eintreten, dass wir nachhaltig produzierten Strom beziehen, dann können wir viel bewirken. Wir haben schon erste Kontakte zur Klima-AG der TUD geknüpft und auch in die Stadt.
Dr. Meyer: Da ist ein großes Potenzial mit den vielen dauerhaft beleuchteten und klimatisierten Räumen, wenn wir Strom aus erneuerbaren Energien hätten. Auch durch das Umstellen von Kopieren auf Scannen werden wir unsere Klimabilanz verbessern. Aber es ist gut, so etwas mit der TUD gemeinsam zu entwickeln, mit den Wissen-schaftler:innen, die zur Klimabilanz forschen.
Ein weiteres Vorhaben: Wir wollen unseren Standort Tharandt zu einem nachhaltigen Lernzentrum entwickeln, die Zweigbibliothek, in deren Umfeld der Begriff »Nachhaltigkeit« entstanden ist. Das steckt gerade noch in den Kinderschuhen. Wir veranstalten dort erste gemeinsame Workshops mit der TUD-Umweltinitiative.
In der besten aller Welten – Wie würde die ideale nachhaltige SLUB 2025 aussehen?
Dr. Meyer: Ich fände es schön, wenn es uns gelingen würde, die Ideen der Mitarbeitenden und Nutzenden in unsere Planungen aufzunehmen und gemeinsam zur Umsetzung zu bringen.
Mehn: Ich fände es schön, wenn wir an allen Standorten verschiedenste Arbeitszusammenhänge ermöglichen könnten – also entweder drinnen allein oder draußen in einem wie auch immer gearteten Grünen Schreibraum, in der Gruppe. Meine Hoffnung wäre, dass wir dadurch auch zu einem engeren Verhältnis von Mitarbeitenden und Nutzenden kommen, dass mehr Miteinander entsteht.
Dr. Meyer: Wir wollen dadurch unseren Service für die Bibliotheks-besucher-:innen verstärken, drinnen und draußen, nachhaltige Lernräume und Berührungspunkte schaffen.
Mehn: Das ist die Vision, da wollen wir hin: partizipativ und auf Augenhöhe, miteinander unterwegs, voneinander lernen.
Die Fragen stellte Annemarie Grohmann.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 13/2021 vom 13. Juli 2021 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.