03.11.2020
Mehr Grün statt Grau
Geowissenschaftler der TUD arbeiten maßgeblich in Netzwerk für zukunftsorientiertes Land- und Ressourcenmanagement mit
Anke Hahn
Gerade in Zeiten des Klimawandels und der Ressourcenknappheit bietet jedes Grünelement einen wichtigen Mehrwert für die Gesellschaft: Es ist Nahrungsgrundlage, reinigt unser Wasser und hält es im Boden, bietet Schatten und mindert die Hitze an heißen Tagen, bietet Raum für Erholung, Gesundheit und Wohlbefinden. Nicht zuletzt ist es wertvoller Lebensraum und trägt zum Erhalt der Biodiversität bei.
Für eine zukunftsfähige Raum- und Regionalplanung in Europa gilt es, den multifunktionalen Ansatz der grünen Infrastruktur verstärkt in Gesetzen und Dokumenten zu verankern. Um das zu erreichen, erarbeiteten zehn Partner aus fünf Ländern Mitteleuropas im Interreg Central Europe-Projekt »MaGICLandscapes « wichtige Informationsgrundlagen für Politik und Planung. Die transnationale Projektkoordination und Kommunikation der Ergebnisse liegt bei der Professur für Fernerkundung am Fachbereich Geowissenschaften der TU Dresden. »Die stärkere Berücksichtigung des multisektoralen Ansatzes der grünen Infrastruktur durch Wissenschaft, Politik und Planung liefert einen enormen Beitrag für ein zukunftsorientiertes Land- und Ressourcenmanagement und für die Sicherung unserer Ressourcen und Lebensqualität«, meint Prof. Elmar Csaplovics, Inhaber der Professur.
Mehr Grün in der Stadt, mehr naturnahe Flüsse und Wälder
Ergänzend zu den durchgeführten Analysen diskutierten die Projektpartner im Rahmen von Workshops mit lokalen Akteuren Möglichkeiten und Bedarfe zur Aufwertung der grünen Infrastruktur vor Ort. Darauf aufbauend entwickelten sie lokale Strategien zur Erhaltung und Aufwertung des grünen Netzwerks vor Ort.
Zwei der Projektregionen sind das Dreiländereck um die Städte Zittau, Liberec und Bogatynia sowie der Naturpark Dübener Heide nördlich von Leipzig. Die vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) erstellte Grüne Infrastruktur-Strategie für das Dreiländereck nimmt die Schaffung und Aufwertung von urbanen Grünräumen in Zittau sowie die Renaturierung von Bachläufen, kleinen Flüssen und deren Einzugsgebieten in den Blick. Sogar die Integration des Begriffes in Planungskonzepte ist angedacht: »Im neuen städtischen Entwicklungskonzept Zittau soll ›grüne Infrastruktur‹ stehen. Ob es wirklich so kommt, darüber muss noch der Stadtrat entscheiden«, sagt Henriette John, Projektmitarbeiterin beim IÖR.
Wahrnehmung und Akzeptanz von grüner Infrastruktur in der Bevölkerung stärken
Die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt arbeitet eng mit den Akteuren im Naturpark Dübener Heide zusammen, um die zentralen Maßnahmen für die Grünraum-Strategie herauszufiltern. Hier soll vor allem die Wahrnehmung und Akzeptanz von grüner Infrastruktur in der Bevölkerung gestärkt werden. Das kann u.a. durch die Integration des Konzeptes in Maßnahmen zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) erreicht werden. Zusätzliche Elemente grüner Infrastruktur, z. B. in Form von Hecken oder Baumalleen, entlang von Landstraßen, Feld- und Fahrradwegen durch die Heide sind Teil des Aktionsplanes. Dieser beinhaltet auch die Schaffung von sogenannten Naturwaldzellen. Das sind Waldflächen, die ihrer natürlichen Entwicklung überlassen werden.
Die erarbeiteten Handbücher und Strategien dienen Landnutzern, Planern, Politikern und Gemeinden als Entscheidungshilfe zur Investition und Planung von grüner Infrastruktur. Die Publikationen enthalten wertvolle Informationen zur räumlichen Struktur, zum Natürlichkeits- und Vernetzungsgrad sowie zu den Ökosystemleistungen von einzelnen Grünelementen.
Der Ansatz der grünen Infrastruktur liefert einen wichtigen Beitrag für die Realisierung des European Green Deals, dem Maßnahmenpaket der Europäischen Union für die Wiederherstellung der Biodiversität und zur Bekämpfung der Umweltzerstörung und des Klimawandels.
Das Projekt MaGICLandscapes endete am 31. Oktober 2020.
Alle Ergebnisse können auf der englischsprachigen Webseite eingesehen und heruntergeladen werden:
www.interreg-central.eu/Content.Node/MaGICLandscapes.html
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 17/2020 vom 3. November 2020 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.