08.09.2020
Mehr Praxis in das Studium einfließen lassen
Die Orientierungsplattform Forschung & Praxis möchte zum Studienerfolg beitragen
Beate Diederichs
Die Orientierungsplattform Forschung & Praxis (OFP) hat ein zugleich einfaches und komplexes Ziel: Studenten zu zeigen, wofür sie studieren, ihnen zu demonstrieren, welche beruflichen Wege sie nach dem Studium wählen können und so ihre Studienmotivation zu steigern. Dazu bieten die Organisatoren der Plattform verschiedene Formate wie Workshops, Team Challenges oder Exkursionen an. »Seit die OFP 2016 entstand, hat sie sich gut etabliert«, sagt Dr. Christiane Einmahl, Koordinatorin des Projekts.
OFP – diese drei Buchstaben stehen für Hoffnung: Für Studenten, die sich über die Jahre im Klein-Klein des Studienalltags verfangen haben, nur noch von Lehrveranstaltung zu Lehrveranstaltung denken und sich Fragen stellen wie: Warum tue ich das hier überhaupt? Was kann ich damit mal konkret anfangen? »Viele Studierende haben irgendwann das Gefühl, ihr Studium sei zu theoretisch. Dann fragen sie sich, wofür sie sich das ganze Wissen eigentlich aneignen«, berichtet Christiane Einmahl. Die Projektkoordinatorin der Orientierungsplattform Forschung & Praxis (OFP) hat ihren Teil der Lösung für diese Studenten vor sich ausgebreitet: die grünen OFP-Flyer, mit denen sich die Zielgruppe zum Profil und den Angeboten der Plattform informieren kann, ergänzend zur Internetpräsenz der OFP. »Wir möchten die Praxis ins Studium bringen und berufliche Karrierewege zeigen, um so die Motivation der Studierenden zu steigern und die Studienabbrecherquote zu verringern«, fasst Christiane Einmahl zusammen, worum es bei der OFP geht. Dass die Berufserwartungen der Studenten auf eine realistische Basis gestellt werden, kann auch bedeuten: Fach- oder Hochschulwechsel – was keine Katastrophe ist, wenn es überlegt passiert. Formal ist die Plattform beim Zentrum für interdisziplinäres Lernen und Lehren (ZiLL) angesiedelt und gehört als sogenanntes Studienerfolgsprojekt zum Gesamtkonzept zur Steigerung des Studienerfolgs der TUD. Die ersten Teilbereiche der OFP – Mathematik und Naturwissenschaften sowie Ingenieurwissenschaften – begannen 2016 aktiv zu werden, 2019 kamen die Geistes- und Sozialwissenschaften, Bau und Umwelt und das Lehramt dazu. Nach einer dreijährigen Finanzierung über den Europäischen Sozialfonds (ESF) erhält die OFP nun ihre Mittel bis 2023 über den Hochschulpakt.
»Wir haben uns mittlerweile gut etabliert«, schätzt Christiane Einmahl ein. Seit Beginn hätten rund 1000 Studenten die Plattform intensiv genutzt, das heißt, Angebote in einem Umfang von mindestens acht Stunden besucht. Diese sind kostenlos und können über OPAL gebucht werden. »Die Anmeldung ist nötig, damit wir wissen, wie groß der Raum ist, den wir benötigen, oder auf welche speziellen fachlichen Hintergründe wir eingehen sollten«, sagt die Koordinatorin. Die Formate sind teilweise bereichsübergreifend, wie die Praxisprojektwoche BeING Inside, die in diesem Jahr Elektrotechnik und Wirtschaftswissenschaften verbindet. Meist jedoch lassen sie sich einem Teilbereich zuordnen und sind so thematisch auf die Bedürfnisse der jeweiligen Studentenschaft zugeschnitten. »Das ist eine Stärke des Projekts«, betont Christiane Einmahl. Einige Formate können sich die Teilnehmer auch in Credit Points umrechnen lassen. »Damit wollen wir die Teilnehmenden ermutigen, sich aktiv einzubringen – ein Ansatz, den wir ohnehin verfolgen«, begründet die Koordinatorin. So sollen sich die jungen Erwachsenen beispielsweise bei Exkursionen in Unternehmen nicht nur »berieseln« lassen, sondern vor Ort Praxisaufgaben lösen. Die OFP kooperiert mit einem großen Netzwerk an Forschungseinrichtungen und Firmen, auch und vor allem mit mittelständischen. »So machen wir diese gleichzeitig bei den potenziellen Absolventen bekannt – also eine Win-Win-Situation«, meint die Projektkoordinatorin.
Katja Wadewitz kennt die OFP aus verschiedenen Perspektiven: »Als Studentische Hilfskraft bei der Plattform bin ich vor allem dafür zuständig, für ihre Angebote bei den Studierenden zu werben und Veranstaltungen vor- und nachzubereiten«, berichtet die Studentin. Daneben gehört es auch zu ihrer Tätigkeit, an den meisten Veranstaltungen selbst teilzunehmen. »Da ich noch mitten in meinem Studium stecke, weiß ich, wie wichtig und hilfreich es ist, Schnittstellen mit der Praxis zu ermöglichen. Daher schätze ich die Arbeit der OFP sehr. Bei den Veranstaltungen sehe ich, wie gut der Austausch zwischen den Studierenden und den ›Experten‹ funktioniert und wie noch lange nach dem eigentlichen Veranstaltungsende rege Gespräche geführt werden«, erzählt Katja Wadewitz weiter. Sie selbst hat bei einer OFP-Veranstaltung ihre spätere Praktikumsbetreuerin kennen gelernt und weiß daher: die Teilnahme lohnt sich!
Projektkoordinatorin Christiane Einmahl arbeitet eng mit den OFP-Koordinatoren der jeweiligen Bereiche zusammen. Eine davon ist Christina Schulz, die für Mathematik und Naturwissenschaften zuständig ist. Sie entwickelte vor einigen Monaten ein neues Format, das die bestehenden ergänzt: »Ich habe zu Beginn des Lockdowns im März überlegt, was man jetzt überhaupt noch machen könnte. Gleichzeitig kam der Kontakt zu einem ehemaligen Studenten der TUD zustande, der jetzt bei der EU arbeitet. Ihn wollte ich eigentlich zu der Fragerunde ›All you can ask‹ einladen, bei der Studierende Absolventen zu ihrem beruflichen Werdegang und Arbeitsalltag befragen. Das lässt sich natürlich auch online realisieren. So begann ich in Zusammenarbeit mit dem Studienbüro einen Podcast zu entwickeln, ein Format, das es so hier noch nicht gab«, erzählt Christina Schulz. Sie führte bislang drei Gespräche mit Referenten aus der Praxis, die in den Podcast einfließen sollen. Außerdem ist eine Pilotfolge zum Podcast allgemein geplant. »Wir streben an, dass ab Herbst regelmäßig neue Folgen des Podcasts über die OFP-Homepage zu hören sind«, so Christina Schulz abschließend.
Weitere Informationen: www.tu-dresden.de/deinstudienerfolg/ofp
Fest geplant ist derzeit die Praxisprojektwoche »BeING Inside« vom 12. bis zum 16. Oktober 2020.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 13/2020 vom 8. September 2020 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.