19.01.2021
Uni-Gebäude und ihre Namen: Barkhausen-Bau
Der Physiker Heinrich Barkhausen ist einer der berühmtesten Wissenschaftler in der Geschichte der TU Dresden
Dr. Jörg Zaun
Karl Wilhelm Ochs (1896–1988) schuf mit dem Barkhausen-Bau den Prototyp, dessen Gestaltungselemente charakteristisch für den Campusausbau der 1950er-Jahre werden sollten. Der zur Helmholtzstraße leicht verdrehte zweigeschossige Flügel mit schlichter Lochfassade und blauem Schiefersatteldach wird durchbrochen von einer asymmetrisch angeordneten gläsernen Eingangsachse. Die Fenster sind dreigeteilt mit breitem Mittelteil und mittigem Kämpfer. Der Fensterrahmen wurde akzentuiert durch schmale farbige Leisten. Dieser Fenstertyp wurde, mit unterschiedlicher Farbfassung der Leisten, zum wiederkehrenden Merkmal der Bauten von Ochs auf dem Campus.
Das 1950/51 errichtete Gebäude war speziell für die Bedürfnisse des von Heinrich Barkhausen geleiteten Instituts für Schwachstromtechnik geplant. Im linken Teil des Frontflügels waren zwei Hörsäle untergebracht, im rechten Teil Praktikumsräume. Das mit einem Geländer versehene Flachdach der Eingangsachse war für die Antennenanlage vorgesehen. Als zweiter Bauabschnitt folgte ein Verbindungsflügel mit Büros in der Verlängerung der Eingangsachse, an den eine U-förmige Dreiflügelanlage als dritter Bauabschnitt, von nun an unter Leitung von Heinrich Rettig, angeschlossen wurde. In einem vierten Bauabschnitt wurde nach 15 Jahren Bauzeit das Projekt mit einem neuen Antennenturm am Westflügel, einem schmalen Südflügel sowie dem großen Hörsaalbau, der 1994 nach dem Elektrotechniker Heinz Schönfeld (1908–1957) benannt wurde, vollendet. Der Vorplatz des Barkhausen-Baus zur Helmholtzstraße wird durch den Brunnen mit der Plastik »Jüngling mit Fisch« (1953) von August Schreitmüller geprägt. Bereits zur Inbetriebnahme des ersten Bauabschnitts 1951 wurde der Bau nach Barkhausen benannt, dem damit wohl als einzigem Gelehrten diese Ehre bereits zu seiner aktiven Amtszeit zuteil wurde.
Für das Exzellenzcluster »Center for Advancing Electronics Dresden« wurde von 2015 bis 2019 der Südflügel um zwei Etagen und in Richtung der Nöthnitzer Straße um eine Haushälfte erweitert. Im Innenhof entstand ein komplett neues, absolut schwingungsfrei gelagertes Labor für Elektronenmikroskopie.
Heinrich Barkhausen (2. Dezember 1881 bis 20. Februar 1956)
Nach dem Physikstudium promovierte Heinrich Barkhausen 1906 in Göttingen mit einer Arbeit über elektrische Schwingungen. Anschließend war er bei der Siemens & Halske AG tätig und habilitierte sich 1910 an der TH Charlottenburg. 1911 wurde Barkhausen auf eine Professur an die TH Dresden berufen um ein Institut für Schwachstromtechnik aufzubauen.
Während des Ersten Weltkriegs wurde Barkhausen, nach kurzem Fronteinsatz, 1915 zur Torpedo-Inspektion in Kiel versetzt. Hier entdeckt er 1917 die Ummagnetisierungssprünge des Eisens, den Barkhausen-Effekt. Im selben Jahr gelang ihm mit seinem Mitarbeiter Karl Kurz die Erzeugung kurzer elektrischer Schwingungen mithilfe einer Röhre, die Barkhausen-Kurz-Schwingung.
1918 kehrte Barkhausen an die TH Dresden zurück. Sein vierbändiges »Lehrbuch der Elektronenröhre« wurde als Standardwerk in zahlreiche Sprachen übersetzt. Seine japanischen Studenten organisierten für ihren akademischen Lehrer 1938 eine ausgedehnte Vortragsreise durch Japan. Trotz der weitgehenden Zerstörung des Instituts im Februar 1945 nahm Barkhausen bereits 1946 die Lehrtätigkeit wieder auf.
»Gebäude und Namen. Die Campusentwicklung der TU Dresden« lautet eine Publikation, die 2020 von der TUD-Kustodie herausgegeben wurde und auf der diese UJ-Serie basiert.
Die Publikation und eine englischsprachige Version sind für je 12 Euro in der TUD-Information (Mommsenstr. 9), der Kustodie oder im Buchhandel erhältlich. Siehe auch die Social-Media-Kanäle der TUD unter #tudhistory.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 01/2021 vom 19. Januar 2021 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.