02.02.2021
Uni-Gebäude und ihre Namen: Beyer-Bau
Dr. Jörg Zaun
Das Bauingenieurgebäude an der George-Bähr-Straße wurde 1913 eingeweiht. Es ist Teil des ersten Bauabschnitts eines von Martin Dülfer entworfenen monumentalen Gebäudekomplexes, der, ebenso wie sein Gesamtbebauungsplan für die TH Dresden, durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs nicht verwirklicht werden konnte. Von Zeitgenossen als »Kathedrale der Technik« gerühmt, gilt der Beyer-Bau mit seinem 40 Meter hohen Turm bis heute als weithin sichtbares Wahrzeichen der TU Dresden. Neben der Bauingenieurabteilung wurden hier das Geodätische Institut und das Wissenschaftlich-Photographische Institut mit der Hermann-Krone-Sammlung untergebracht sowie im Sockelgeschoss ein modernes Wasserbaulaboratorium, das 1939 nach Hubert Engels benannt wurde. Dülfer orientierte sich mit den strukturierten Klinkerfassaden, dem abgesetzten Sandstein und den Sichtbetonflächen an den Bauten Karl Weißbachs, blieb jedoch in Detailreichtum und Ornamentik dem Jugendstil verbunden.
Besonderen Wert legte Dülfer auf die hochwertige Ausgestaltung des Gebäudeinnenraums und auf ein einheitliches Farb- und Materialkonzept. Die Lampen wurden nach seinen eigenen Entwürfen umgesetzt, Türen und Einbauschränke sind in hochwertigem dunklem Holz gehalten, der Sichtbeton der Treppenhäuser wurde industriell vorgefertigt und plastisch gestaltet. Benannt nach dem ersten Vorsteher der Bildungsanstalt, befindet sich im »Lohrmann-Observatorium« im Turm das große Linsenfernrohr und die Sammlung astronomisch-geodätischer Instrumente. 1945 wurden Dachgeschoss und Turm zerstört, das Gebäude selbst blieb jedoch weitgehend intakt, sodass ab 1946 der Lehrbetrieb wiederaufgenommen werden konnte. 1953 erfolgte die Benennung nach Kurt Beyer.
Das Gebäude wird seit 2018 vollständig saniert und soll ab 2024 wieder die Fakultät Bauingenieurwesen sowie Teile des Instituts für Planetare Geodäsie beherbergen. Der Turm soll weitgehend in seiner ursprünglichen Form rekonstruiert werden. Geplant ist auch die Einrichtung eines modernen Zeiss-Planetariums. Das ehemals hier untergebrachte Wissenschaftlich-Photographische Institut (heute Dresden Integrated Center for Applied Physics and Photonic Materials) konnte 2017 mit dem Hermann-Krone-Bau ein eigenes Gebäude beziehen.
Kurt Beyer, (27. Dezember 1881 bis 9. Mai 1952)
Kurt Beyer studierte Bauingenieurwesen an der TH Dresden und promovierte 1907. Von 1908 bis 1913 war er als Bauingenieur in Siam (heute Thailand) tätig. 1914 legte er die zweite Staatsprüfung ab und wurde Regierungsbaumeister in der sächsischen Wasserbauverwaltung. Während des Ersten Weltkriegs meldete er sich als Freiwilliger und war zuletzt bei der deutschen Feldeisenbahn in der Türkei.
1919 berief die TH Dresden Beyer auf die Professur für Statik der Baukonstruktion und Technische Mechanik. Von 1923 bis 1927 entstand sein bedeutendstes Werk »Die Statik im Eisenbetonbau«. Um den Bezug zur Praxis zu halten, gründete Beyer 1927 ein Ingenieurbüro. Unter seiner Leitung entstanden Abraumförderbrücken sowie Stahl- und Stahlbetonbauten für die Braunkohleverarbeitung. Ebenso war er verantwortlich für verschiedene Brückenprojekte und beteiligte sich am Bau mehrerer Wasserkraftanlagen.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wirkte Beyer an der provisorischen Wiederherstellung der Brücken in Dresden mit. Schließlich wurde er mit der Leitung der Hauptabteilung Bauwesen des Landes Sachsen betraut. Nach der Wiedereröffnung der TH Dresden übernahm Beyer erneut seine Professur.
»Gebäude und Namen. Die Campusentwicklung der TU Dresden« lautet eine Publikation, die 2020 von der TUD-Kustodie herausgegeben wurde und auf der diese nun endende UJ-Serie basiert.
Die Publikation und eine englischsprachige Version sind für je 12 Euro in der TUD-Information (Mommsenstr. 9), der Kustodie oder im Buchhandel erhältlich. Siehe auch die Social-Media-Kanäle der TUD unter #tudhistory.