Open Space
Die Idee von Open Space
Die Open Space Methode wurde von Harrison Owen als Konzept für Konferenzen entwickelt. Owen musste nach einer kräftezehrenden Konferenzplanung feststellen, dass der beliebteste Tagesordnungspunkt vieler Teilnehmenden die Kaffeepause war (Owen 2011: 3ff.). Um “die Synergien und Begeisterungen einer guten Kaffeepause auf die eigentliche Aktivität und die Ergebnisse [...] übertragen” (ebd.) zu können, entwickelte Owen die Open Space Methode.
Kurz und knapp lässt sich die Methode so zusammenfassen, dass Teilnehmenden der Raum gegeben wird, sich selbstorganisiert einer Frage oder einem Problem zu widmen. Einen Einblick in die Methode mit ihren Grundzügen gibt es in diesem Video.
Obwohl die Methode für Konferenzen entwickelt wurde, sind die grundlegenden Prinzipien auch für andere Bildungskontexte gewinnbringend.
Wieso eignet sich ein Open Space für den Umgang mit heterogenen Lerngruppen?
Ein Open Space, bietet wie der Name schon sagt, Freiräume. Freiräume für die (Lern-)Bedürfnisse der Teilnehmenden als auch inhaltlich für die unterschiedlichen Perspektiven und Bearbeitungsvorlieben. Der*die Lehrende schafft einen Rahmen, sodass die Teilnehmenden Orientierung mit geichzeitiger Flexibilität erhalten.
Besonders hervorzuheben ist die Offenheit der Themenwahl und die Selbstorganisation in der Bearbeitung der Themen. Vor allem im universitären Kontext, in dem Studierende Inhalte nach ihren Interessen wählen und die Selbstorganisation gefördert werden soll, bietet diese Methode den geeigneten Rahmen. Doch auch in Schule kann diese Methode Anwendung finden. Je nachdem in welchem Alter und mit welcher Vorerfahrung, muss die Methode entsprechend eingeführt und ggfs. Material vorsortiert werden.
Was reflektieren Studierende die Arbeit in einem Open Space?
Im Sommersemester 2021 konnten Studierende der politischen Bildung in einem Open Space zum Thema Anerkennung arbeiten. Lesen Sie hier Ihre Erfahrungen:
"Insbesondere die anfängliche Fragen bezüglich des Modus des Seminars haben mich positiv überrascht, da es normalerweise ungewöhnlich ist, dass man ein Mitspracherecht hat. [...] Diese Möglichkeit der direkten Mitwirkung war ein Grund, warum man sich von Anfang an sehr gut eingebunden gefühlt hatte."
Der Open Space wird von den Aktivitäten, Inhalten und Interessensschwerpunkten der Teilnehmenden gefüllt. Die Lehrperson leitet die Aktivitäten und gibt je nach Bedarf Hilfestellungen und bietet Unterstützungsmaßnahmen, z.B. in Form von Konsultationen Literaturhinweisen und Diskussionsmoderationen, an.
"In den Seminaren, die ich sonst besuche, gibt es einerseits durch Texte und Seminardiskussionen deutlich mehr Input, was sich manchmal nach mehr „Ergebnis“ anfühlt. Andererseits waren die Vorteile dieses Formates klar die selbstständige Gestaltung. Im Seminarkonzept war von Beginn an Raum für eigenständiges Arbeiten gegeben. Für mich hat das dazu geführt, dass [...] ein Ergebnis [...] entstanden ist, dass sich sowohl als gutes Uni-Projekt als auch als spannendes eigenes Projekt anfühlt."
Hauptsache bestanden! Das Bestehen der Prüfungsleistung ist essentieller Teil des erfolgreichen Abschließens eines Studiums. Darüber hinaus sollte eine Prüfungsleistung aber auch einen Teil zur eigenen Professionalisierung beitragen. Eine Prüfungsleistung sollte nicht "abgearbeitet" werden, sondern für Studierende individuell sinnstiftend sein. Das Generieren individuellen Sinns kann im Open Space durch das Anknüpfen an die studierendenseitigen Interessensschwerpunkte, die selbstgesteuerte Arbeit sowie die Erstellung unterschiedlicher Produkte hervorgerufen werden.
"Die Open-Space-Methode lässt eine Vielzahl an Ideen zu, die in gewisser Hinsicht Verunsicherung stiften. Man hat das Gefühl, kein richtiges Thema finden zu können, da eine Vielzahl an guten Ideen vorhanden war. Für eine schnellere persönliche Weiterentwicklung hätte ich mir mehr Input gerade am Anfang des Seminares gewünscht. Als jedoch ein passendes Thema gefunden war, konnte ich mich persönlich weiterentwickeln. So konnte ich Problemstellungen im Verbund lösen und Aufgaben besser verteilen und annehmen. Diese Kompetenz hat sich im Laufe des Seminares weiterentwickelt."
So schön die Freiräume in einem Open Space sein können und von einigen auch genutzt werden, für andere ist die Freiheit auch mit Unsicherheit verbunden. Die Arbeit in einem Open Space braucht Führung. Wie engmaschig die Betreuung sein muss, hängt dabei von den Teilnehmenden ab. Vor allem das Finden einer Fragestellung oder eines Themas, das nicht zu breit formuliert ist, fällt Anfänger*innen meist schwer. Deshalb ist es wichtig mit den Teilnehmenden die Grundzüge von Open Space zu besprechen und kontinuierlich Orientierungshilfen, bspw. in Form von kurzen inhaltlichen Inputs oder Literaturempfehlungen, anzubieten.
"Gerade das Pad[let] hat dem Seminar eine Transparenz und Prozesshaftigkeit gegeben, die mich inspiriert hat, unser Projekt in einem langen Sammeldokument zu erarbeiten, in dem die vorangegangen Schritte des Arbeitsprozesses weiterhin sichtbar bleiben. Diese Prozesshaftigkeit war auch im Seminar und der Entwicklung unserer Projekte zu spüren. Die Struktur des Seminars hat uns durch das Projekt begleitet und die Aufgaben und damit zusammenhängenden “Deadlines” über das Semester verteilt, was nicht nur Aufschieben verhindert, sondern den Themen und den Projekten die Zeit gab, sich geradezu “natürlich” zu entwickeln. Auch die Tatsache, dass das Seminar zwischen individuellen Arbeitsphasen und gemeinsamer Seminararbeit gewechselt hat, hat diese Prozesshaftigkeit unterstützt."
Den eigenen Lernprozess aber auch gruppenbezogene Fortschritte nachzuvollziehen und später auch zu reflektieren, ist nicht einfach, wenn ein geeignetes Medium fehlt, um den Prozess sichtbar werden zu lassen. Die Arbeit mit einem Padlet oder Miro-Board kann dabei helfen. Darüber hinaus unterstützt es auch die Lehrperson, Struktur in der Freiarbeit zu schaffen, Kooperation anzubahnen und Einblicke in den Lernprozess zu erhalten.