Hauptseminar 2013: "Außensicht-unabhängiger Flug- und Rollbetrieb an einem Flugplatz"
Das Hauptseminar wurde durch den Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Hartmut Fricke sowie durch die Lehrstuhlmitarbeiter Kati Ahnert, Bernd Oreschko und Johannes Mund betreut. Beratend standen Lothar Meyer sowie Franziska Dieke-Meier für Fragen und Diskussionen zur Verfügung. Seitens der Praxis unterstützten Herr Dr. T. Bierwagen und Herr Dr. R. Leemüller von der Deutschen Flugsicherung (DFS) sowie Herr Löser und Herr Marek vom Flughafen Dresden (Vorfelskontrolle) das Projekt und unsere Studierenden. Für dieses Engegament möchten wir uns an dieser Stelle noch einmal herzlich bedanken!
Neben der Bearbeitung der fachlichen Fragestellungen hat das Hauptseminar das Ziel, die erforderlichen Fähigkeiten des Projektmanagements zu trainieren. So steht für die Studierenden die eigenständige Projektarbeit mit den Facetten des Zeitmanagements und der Meilensteinerfüllung, der Selbstorganisation und des Teamworks auch im Vordergrund bei der Bearbeitung der Aufgabenstellung. Die notwendigen Tätigkeiten des Projektmanagements sind von der Projektleitung zu überwachen, zu steuern und ggf. zu delegieren.
Die einzelnen Facetten der Thematik wurden in folgenden Planungsgruppen durch die Studierenden bearbeitet:
Projektleitung | Manuel Adam, Paul Bayer, Frederik Mädel |
Safety | Marvin Rybacki, Sabrina Groth, Andreas Gallmeister, Sebastian Engler |
Recht | Luisa Poweleit, Erik Schäfer, Michael Werner, Sebastian Ciesiolka |
Verfahrensplanung | Felix Barthel, Julian Bartsch, Philipp Latzel, Klemens Krys, Lydia Hennig |
Technik | Johannes Werner, Martin Görner, Robert Herrmann, Bach Hoang Nguyen |
Visionsentwicklung | Stefan Reitmann, Philipp Zeunert, Emanuel Quentin, Karl Bluhm |
Nach wie vor stützen sich der Flugbetrieb (An-/Abflug) und der Rollbetrieb an einem Flugplatz primär auf die Außensicht und das Prinzip see and be seen bzw. see and avoid. Zwar erfahren Lotsen Unterstützung u.a. durch das surface movement radar (SMR) oder auch durch Kamerasysteme, trotzdem schätzen sowohl Platz- und Rolllotsen - verantwortlich für den sicheren Verkehrsablauf beim An-/Abflug sowie auf dem Rollfeld - als auch Vorfeldlotsen die Verkehrs- und Sicherheitslage vorwiegend über die reale Sicht aus Towerkanzeln ein. Gleiches gilt für Luftfahrzeugführer, die durch die Markierung und Befeuerung von Rollleitlinien/Rollwegsrändern sowie die vorgehaltene Beschilderung am Flugplatz in der Orientierung optisch geführt und vom Lotsen durch Rollanweisungen und Verkehrsinformationen unterstützt werden. Dies entbindet sie aber nicht von der Aufgabe, mögliche Konfliktsituationen (bspw. durch kreuzenden Verkehr) und kritische Hindernissituationen zu erkennen, was derzeit hauptsächlich, da bisher kaum systemunterstützt (bspw. durch ein CDTI), durch die Sicht aus dem Cockpitfenster erfolgt. Hinderlich dabei sind die teils ungenügenden Sichtbedingungen aus dem Luftfahrzeugcockpit oder auch die schlechte Einsehbarkeit von bestimmten Vorfeldbereichen vom Vorfeldtower aus. Eine weitere, schwerwiegende Problematik der aktuellen Ausgestaltung des Rollbetriebes an Flugplätzen ist deren Abhängigkeit von wetterbedingten Sichtverhältnissen. Treten sogenannte low visibility conditions (LOVIS) auf, sind spezielle Betriebsverfahren (low visibility procedures - LVP) anzuwenden, die zwar einen sicheren Flugplatzbetrieb gewährleisten, die Kapazität des Flugplatzes aber massiv einschränken. Die Überwindung dieser Abhängigkeit mit der Etablierung eines Außensicht-unabhängigen Rollbetriebes am Flugplatz verspricht die Reduktion von andernfalls erheblichen wirtschaftlichen Einbußen für Flugplatzunternehmen, Luftverkehrsgesellschaften und Flugsicherung. Zudem ist eine Erhöhung der Sicherheit im Flugplatzbetrieb als positiver Effekt ebenso unter günstigen Sichtbedingungen zu erwarten. Speziell für die Aufgabenerfüllung der Flugverkehrskontrolle am Flugplatz stellen sich zunehmend Flugsicherungsdienstleister die Frage, ob hierfür die Außensicht zwingend von Nöten ist. Besonders für kleinere Flugplätze mit wenig Flugbewegungsaufkommen wird nach effizienten Verfahrens- und Organisationsstrukturen gesucht. So rücken virtuelle Tower-Konzepte verstärkt in den Fokus, die mittels Fernkontrolle (remote control) des Luftverkehrs von einem anderen Flugplatz oder gar die Fernkontrolle mehrerer Flugplätze von „der grünen Wiese“ aus signifikante Kosteneinsparungen erwarten lassen.
Ziel des Hauptseminars 2013 war es, die Thematik eines von der Außensicht unabhängigen Flug- und Rollbetriebes an einem Flugplatz in seinen wesentlichen Facetten zu diskutieren, um letztendlich ein schlüssiges Konzept abzuleiten und in schriftlicher Form vorzulegen. Hierzu war zwangsläufig auch auf bereits existente Bemühungen in Forschung, Entwicklung und praxisseitiger Implementierung in Bezug auf das Advanced Surface Movement Guidance and Control System (A-SMGCS) und den Remote Virtual Tower abzustellen. Auf Basis dieser Status Quo Analyse sollten vergleichend zum eigenen Konzept konzeptionelle, rechtliche und technische/technologische Lücken/Problematiken identifiziert und Lösungsvorschläge sowie Betriebskonzepte erarbeitet werden. Zudem waren die aktuelle Gefahrenlage des Flug- und Rollbetriebes an einem Flugplatz darzulegen sowie Chancen und Risiken für einen sicheren Betrieb bei Umsetzung des entworfenen Konzeptes abzuschätzen. Das entworfene Konzept visionär weiterentwickelnd, galt es im Rahmen des Hauptseminar zudem ein Flug- und Rollbetrieb an einem Flugplatz prinzipiell zu untersuchen, der entweder gänzlich ohne Lotsen oder gänzlich ohne Luftfahrzeugführer auskommt.
Hinweis
Alle Ausarbeitungen haben den Charakter eines studentischen Planungsprojektes. Die Technische Universität Dresden übernimmt keinerlei Gewährleistung für die wissenschaftliche Qualität und die Richtigkeit der Ergebnisse. Eine Veröffentlichung / Weitergabe / Verwendung der Ausarbeitungen ganz oder teilweise bedarf des Einvernehmens mit der TU Dresden. Bitte wenden Sie sich hierzu an das Sekretariat des Lehrstuhls.