T
- Tartus (=Tortosa, Komturei, Syrien)
- Taxil, Léo (= Gabriel Jogand-Pagès, Autor und Journalist)
- Teising (Besitz, zu Moritzbrunn)
- Tempelachim (Komturei, Deutschland)
- Tempelburg (=Czaplinek, Komturei, Polen)
- Tempelhof b. Berlin (Komturei?, Deutschland)
- Tempelstein (=Templštejn, Burg und Komturei, Tschechien)
- Templari Cattolici d'Italia (Neutemplergemeinschaft)
- Templecombe, Templecombe-Kopf
- Templerinnen
- "Templer aus Tyrus" (Chronist)
- Thevet, André (Schriftsteller, Kosmograph, 1502-1590)
- Thomas Archidiaconus (=Thomas von Split, Chronist)
- Thors (Komturei, Frankreich)
- Tirol
- Tomar (Burg, Zentrum der Ordensprovinz Protugal)
- Topfstedt
- Toron des Chevaliers (=Latrun, Burg, Israel)
- Torricella Verzate (Komturei, Italien)
- Torroja, Arnaud de (M)
- Tortona (Komturei, Italien)
- Tortosa (Komturei, Spanien)
- Toulouse (Komturei, Frankreich)
- Trani (Komturei, Italien)
- Training
- Trapessac (= Darbsak, Burg, Türkei)
- Tremelay, Bernard de (M)
- Trier (Komturei, Deutschland)
- Trefols (Komturei, Frankreich)
- Troyes (Komturei, Frankreich)
- Tschechische Republik
- Turin (Komturei, Italien)
- Tyrus, Wilhem von (Chronist)
Tartus (=Tortosa, Komturei, Syrien)
Tartus wurde 1102 während des Ersten Kreuzzuges durch Raimond de Toulouse, den späteren Grafen von Tripolis, mit Hilfe der genuesischen Flotte erobert. 1152 wurde die Stadt von Nuredin erobert, bereits drei Jahre darauf jedoch durch König Baudoin III. von Jerusalem wieder zurückgewonnen. 1157 übereignete der Bischof von Tartus dem Templerorden die Stadt, und es wurde mit dem Ausbau der Befestigungen begonnen. Die direkt an der Küste liegende Festung bestand aus einem Bergfried mit quadratischem Grundriß (Westfassade mit Seitenlänge von 40 Metern), einer Kapelle, Wirtschaftsgebäuden und ein 44 Meter langer Rittersaal. Ein doppelter Mauerring mit mehreren Türmen, zwischen denen sich ein mit Meerwasser gefüllter Graben entlangzog, umschloß die Zitadelle. Die unterhalb der Burg liegende Stadt war mit einer eigenen Mauer befestigt. Im Juli 1188 gelang es Saladin, die Stadtmauern zu überwinden und in Stadt und Kathedrale schwere Zerstörungen anzurichten. Die von den Verteidigern in der Templer-Zitadelle installierten Steinschleudern brachten die Belagerer aber schließlich zur Aufgabe. Mitte des 13. Jahrhunderts war das strategisch und ökonomisch bestens gelegene Tartus mit seinen umliegenden Ländereien eine der bedeutendsten Besitzungen des Ordens in der Region. Die in der Stadt gelegene Marienkathedrale, der Legende nach der erste noch durch den Apostel Petrus der Heiligen Jungfrau geweihte Kirchenbau, war im Besitz eines wundertätigen Marienbildes und das Ziel zahlreicher Pilger. 1253 begab sich unter anderem der Kreuzritter und Chronist Jean de Joinville in die Kathedrale von Tartus.
Im August 1291 wurde Tartus von muslimischen Truppen endgültig zurückerobert. Um 1300 machten die Templer einen letzten Versuch, über die Tartus vorgelagerte Insel Ruad wieder im Orient Fuß zu fassen, bestärkt durch die Kreuzzugsbemühungen des aragonesischen Königs, der sich eine Allianz mit den Mongolen erhoffte. Im April 1300 traf der aragonesische Provinzmeister Berengar der Cardona Vorbereitungen für einen Transfer größerer Kontingente des Ordens Richtung Syrien. Im November des Jahres machten der Bruder des Königs von Zypern, die Johanniter unter ihrem Meister Guillaume de Villaret und die Templer unter Jacques de Molay einen ersten Vorstoß, installierten sich auf der dem syrischen Festland vorgelagerten Insel Ruad und wagten einige kleinere Aktionen auf dem Festland. Das kleine Kreuzfahrerheer überwinterte auf Ruad. Im Frühjahr 1301 erreichte sie allerdings die Nachricht, daß die geplante Hilfe des Mongolenkhans Ghazan nicht zustande kommen könne. Daraufhin zogen sich bis auf eine Templergarnison alle von der Insel zurück. November 1301 berichtet Jacques de Molay in einem Brief an den König von Aragon von neuerlichen Anstrengungen der syrischen Christen, allen voran König Hethoums von Armenien, ein militärisches Bündnis mit den Mongolen gegen die Muslime zu schmieden. Beeindruckt von dem Eifer der Templer schenkte ihnen Papst Bonifatius VIII. die der Kirche von Tortosa gehörigen Besitzungen auf Ruad. Trotz aller hier errichteten Befestigungsanlagen war die Insel letztlich nicht zu halten, nachdem die konzertierte Aktion mit den Mongolen nicht realisiert werden konnte. Im September 1303 wurde Ruad nach heftigen Abwehrkämpfen durch ein mamelukisches Kontingent erobert. Unter anderem der Marschall des Ordens Barthelemy de Chinsi fand hierbei den Tod. Ein Ordensritter namens Hugues d'Empurias übernahm das Kommando und handelte mit den Siegern schließlich freien Abzug aus. Entgegen des Versprechens wurden die syrischen Hilfstruppen der Templer hingerichtet, die überlebenden Ordensbrüder selbst nach Ägypten gebracht und dort eingekerkert. Alle Nichtkombattanten fanden sich auf den Sklavenmärkten wieder. Die letzten inhaftierten Templer kamen nach langen Anstrengungen ihrer Familien und Freunde, die sich um den Loskauf bemüht hatten, erst frei, als der Orden bereits aufgelöst war.
Reste der Burganlage sind heute noch zu finden, allerdings überbaut und in anderen Gebäuden verbaut. Der alte Torbau wurde zum Beispiel in eine Moschee umfunktioniert. Die Ruine der Burgkapelle zeigt schöne gotische Rippen.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Biller, T.: Templerburgen, Darmstadt 2014, S. 73-77.
- Claverie, Pierre-Vincent: "La cristiandat en mayor peril" ou la perception de la question d'Orient dans la Catalogne de la fin du XIIIe siècle, in: Les Templiers en pays catalan, hrsg. v. Vinas, R., Verdon, L. u.a., Perpignan 1998, 81-123.
- Deschamps, P.: Romanik im Heiligen Land. Burgen und Kirchen der Kreuzfahrer, Würzburg 1992.
- Nicole, D.: Crusader Castles in the Holy Land 1192-1302, New York 2005.
(Update in Progress)
Taxil, Léo (= Gabriel Jogand-Pagès, Autor und Journalist)
Der französische Schriftsteller mit dem Pseudonym Taxil (1854-1907) erlangte Berühmtheit durch schlüpfrige antiklerikale Schriften – die ihm die Exkommunikation einbrachten -, sowie den sogenannten „Taxil-Schwindel“: angebliche auf Augenzeugenberichten beruhende Enthüllungen über die Freimaurerei. 1885 veröffentlichte er nach angeblicher Reue und Rückkehr zur Katholischen Kirche Les frères Trois-Points. Unterstützt wurde das Publikationsunternehmen durch Papst Leo XIII. selbst, der 1884 seine antifreimaurerische Enzyklika veröffentlicht hatte und in Taxil offenbar einen willkommenen Helfer gegen befürchtete freimaurerische Umtriebe sah. 1891 folgtedie Veröffentlichung von Les Sœurs Maçonnes. In beiden Büchern wird den Freimaurern unterstellt, in „palladistischen Logen“ schwarze Messen und Orgien zu feiern. Bei der Initiation in den 29. Hochgrad werde auch eine Baphometstatue verehrt. Das Vorbild der zahlreichen Götzenbilder stehe heute in Charleston (einem Zentrum des Alten und Angenommenen Schottischen Ritus der Maurerei) und sei während des Templerprozesses gerettet worden. Das androgyne Teufelswesen zierte werbewirksam Werbeplakate für die Veröffentlichungen.
Poster mit Baphomet, gedruckt bei Edw. Ancourt & Cie (Paris) (Bildquelle / Copyright: Gallica Digital Library and is available under the digital ID btv1b9014879z, Gemeinfrei)
1896 wurde der Schwindel entlarvt und ein Jahr darauf von Taxil selbst zugegeben. Die Katholische Kirche war als Vereinigung leichtgläubiger Fanatiker vorgeführt worden. „Rom hätte den Schwindel eigentlich durchschauen müssen“, meinte Taxil auf der von ihm inszenierten Pressekonferenz.
Anke Napp
Quellen
- G. Jogand-Pagès, Vollständige Enthüllungen über die Freimaurerei von Leo Taxil. Die Drei-Punkte-Brüder. Ausbreitung und Verzweigung, Organisation und Verfassung, Ritual, geheime Zeichen und Thätigkeit der Frei-Maurerei. Autorisirte Übersetzung aus dem Französischen, 2 vols., Fribourg 1886-1887.
- L. Taxil, Mémoires d’une ex-palladiste parfaite, initée, indépendante / Miss Diana Vaughan (Jeanne-Marie-Raphaelle), Paris 1895.
Sekundärliteratur
- E. Hieronimus, Ein Beitrag zur Geschichte der Antifreimaurerei, 1976.
- P. Mayer, Schwindler aus Leidenschaft. Eine Lange Nacht über den Publizisten Léo Taxil, Sendung des Deutschlandfunks am 29.9.2018, online
- R. Rossi, Léo Taxil (1854-1907). Du journalisme anticlérical à la mystification transcendante, Marseille 2015.
(Update in Progress)
Teising (Besitz, zu Moritzbrunn)
Teising liegt zwischen Altötting und Mühldorf am Inn in Bayern.
Das Hofgut in Teising (Tauzssingen) taucht erstmalig in einer Urkunde vom 6. Oktober 1295 auf, mit der Ulrich von Stein und die Komturei von Moritzbrunn/Moosbrunn einen Vergleich schließen. Der Hof mit zugehörigem Grund und Rechten war von Ulrichs Vater und seinem Onkel – Otto und Ulrich von Stein – den Templern als Schadensersatz übereignet worden. Um welche Schäden genau es sich handelte, wird nicht weiter ausgeführt. Die Immobilie blieb allerdings ein Streitfall, wie aus der Urkunde von 1295 deutlich wird. Um den Unfrieden endgültig aus der Welt zu schaffen, wird nunmehr festgelegt, dass die Templer von Moritzbrunn Ulrich eine gewisse Summe („quadam pecunie quantitate“) zahlen und er dafür dauerhaft auf jedwede Ansprüche und Rechtsmittel bezüglich des Hofes verzichtet und von allen Belästigungen und Abstand nehme, sondern die Templer im Gegenteil verteidige und beschütze (ed. Schüpferling, S. 248). Bereits am 11. November 1303 verkaufte „Johannes von Lovfenstein […] Chumptwer daz Mosprunne“ und der Konvent seiner Komturei den Hof in Teising an die Johanniter in Regensburg für 26 Regensburger Pfennige und eine jährliche Naturalienabgabe bestehend aus Getreide, Gänsen und Hühnern
In der Urkunde erklären die Templer, den Hof nicht etwa aus finanzieller Not verkauft zu haben, sondern wegen seiner Lage: „niht durch vnser nötichait wan daz er vns niht
gelegen waz“ (ed. Schüpferling, S. 250). Die Entfernung zum Mutterhaus in Moritzbrunn betrug etwa 150 km.
Anke Napp
Sekundärliteratur
- M. Schüpferling, Der Tempelherren- Orden in Deutschland, Bamberg 1915, S. 59 – 61, sowie 248f und 250f)
Tempelachim (Komturei, Deutschland)
Der Ort Tempelachim ist nicht identisch mit dem heutigen Ort Achim in Niedersachsen (im Mittelalter geläufig unter der Bezeichnung 'Osterachem'), sondern mit dem heutigen Ortsteil 'Tempelhof' des nahegelegenen Hornburg. Eine Niederlassung der Templer bestand hier seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, wie sich aus dem Urkundenbestand des Staatsarchivs Wolfenbüttel ergibt: So ist in einer Urkunde aus dem Jahr 1231 nachzulesen, dass Probst Walter und der Konvent des Klosters Dorstadt die Villa Ricmiderode im Steinfelde (jetzt Tempelhof genannt, bei Achim südlich von Böhrsum) mit Genehmigung des Bischofs Hartbert von Hildesheim, des Grafen Heinrich von Schladen und des Voigts Dietrich von Vlote in Heiningen vor dem Konvent des dortigen Klosters an die Brüder vom Templerorden verkauften. Durch eine Urkunde aus dem Jahr 1257 wird bekannt, dass Burggraf Burchard zu Querfurt dem Haus der Templer eine Hufe zu Tempelachim und eine halbe Hufe zu Osterachem (jetzt Achim) übergibt. Für das Jahr 1261 ist die Übereignung von zwei weiteren Hufen in Osterachem durch Bischof Volrad von Halberstadt belegt. 1263 schenkt Bischof Volrad von Halberstadt mit Zustimmung des Kapitels schließlich den Templern den gesamten Zenten zu Osterachem.
Komture:
~ 1303 Friedrich von Meyendorf
Artikel v. F. Sengstock
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Hoogeweg, Hermann: Verzeichnis der Stifter und Klöster Niedersachsens vor der Reformation umfassend die Provinz Hannover, die Herzogtümer Braunschweig und Oldenburg, die Fürstentümer Lippe-Detmold und Schaumburg-Lippe, die freien Städte Bremen und Hamburg und Hessisch-Schaumburg, Hannover und Leipzig 1908, unveränderter Nachdruck 1986.
- Niedersächsisches Staatsarchiv, Wolfenbütteler Urk. 33/2.
- Regesten und Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertum; XXIII. Jahrgang 1890, S. 251
- Urkundenburch der Stadt Braunschweig II, n. 515 Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt, hrsg. von G. Schmidt Bd. II, S. 247 und folgende sowie S. 276
- Heutger, N.: Die Templer in Niedersachsen, in: Die Ritterorden im Mittelalter, Greifswald 1996, 97-109.
Tempelburg (=Czaplinek, Komturei, Polen)
Tempelburg (auch: Czaplin, Czaplinko, Czaplinek) befindet sich in Westpommern, heute Polen, zwischen dem Fluss Drage und Kuddow.
Bauliche und territoriale Entwicklung
Die Niederlassung entstand nach einer umfangreichen Landschenkung inklusive alle zugehörigen Rechte und Gerichtsbarkeiten („cum omni iure et iurisdictione“) durch den Herzog von Polen und Krakau Przemyslaw III. im Jahr 1286. In der Urkunde ist ausdrücklich erwähnt, dass der Orden die Erlaubnis erhält, auf diesem bis dahin „wüsten“ Gebiet Befestigungen, Dörfer und Burgen zu errichten, wie es ihm zu Nutzen ist („damus […] licenciam […] construendi […] municiones, castra, civitates pro eorum commodo, posse et utilitate“).
Auf diesem Grundbesitz am Dratzigsee errichtete der Orden eine hölzerne Wehranlage, die später unter dem Namen „Tempelborch“ erwähnt wurde. Nach Rörchen (=Rurka) entwickelte sich Tempelburg zur zweiten Komturei in Pommern. Die Niederlassung gehörte zur Ordensprovinz Alemannien und Slavien. In einer Urkunde von 1291 erhielt der damalige Provinzmeister Bernhard von Eberstein vom Bischof von Posen die Erlaubnis, auf dem Tempelburger Land Kolonisten aus Deutschland anzusiedeln. Eine Stadt entwickelte sich rasch.
Beziehungen und Konflikte
Über den Prozess gegen den Orden gibt es in Tempelburg und der Region es keine Nachrichten. Die am 2. Mail 1312 erlassene päpstliche Bulle Ad providendam, die die Übergabe der Templergüter an die Johanniter festlegte, fand auch hier Anwendung. Der Erzbischof von Gnesen und die Bischöfe von Kammin und Posen wurden mit der Angelegenheit betraut. Zu einem reibungslosen Übergang kam es allerdings nicht, da Markgraf Woldemar von Brandenburg die Templerimmobilien in seinem Herrschaftsbereich beanspruchte. Der Vertrag von Kremmen 1318 sollte die Verhältnisse zwischen dem Johanniterorden und den Markgrafen regeln, indem der Orden für die Immobilien zahlte. Andere Liegenschaften gelangten auch in die Hände des Bischofs von Kammin, wie Schreiben Papst Johannes XXII. von 1319 und 1320 beweisen. 1320 ist erstmalig ein Johanniterkomtur von Tempelburg erwähnt – ob er tatsächlich dort residierte, ist damit jedoch nicht gesagt.
Doch hatten die Johanniter offenbar nicht den vollständigen Besitz erhalten, oder veräußerten ihn bald. Denn in den 1330er Jahren wechselten die Hälfte von Stadt und Land Tempelburg, sowie die Hälfte der Burg über private Hand, beziehungsweise den Bischof von Cammin den Besitzer. 1345 wird den Johannitern Tempelburg durch Markgraf Ludwig von Brandenburg – gemäß dem Vertrag von Kremmen – erneut übertragen. 1366 wurde Tempelburg von den Johannitern zwecks Tilgung der Schulden aus dem Vertrag von Kremmen verkauft.
Architektonische Überreste
1965-66 fanden archäologische Untersuchungen in Tempelburg statt, bei der Steinfundamente in der Umgebung der heutigen Dreifaltigkeitskirche entdeckt wurden. Ihre Einordnung als Gebäudereste der Templerkomturei ist jedoch nicht gesichert.
Komture (nach Lüpke/Irgang):
~1303 Nicolaus („magister in Tempelborch“)
Anke Napp
Quellen
- O. Heinemann (Hg.), Pommersches Urkundenbuch, Bd. VI/2, Stettin 1907, Nr. 4006, S. 371f (Urkunde von 1286).
- H. Lüpke / W. Irgang (Hg.), Urkunden und Regesten zur Geschichte des Templerordens im Bereich des Bistums Cammin und der Kirchenprovinz Gnesen, Köln 1988, Nr. 70, S. 67f (Urkunde von 1291)
Sekundärliteratur
- G. J. Brzustowicz, Die Aufhebung des Templerordens in der Neumark und in Pommern, in: Chr. Gahlbeck / H.-D. Heimann / D. Schumann (Hg.), Regionalität und Transfergeschichte. Ritterordenskommenden der Templer und Johanniter im nordöstlichen Deutschland und in Polen, Berlin 2014, S. 155–170.
- H. Janocha / F. Lachowicz, Zamki Pomorza Srodkowego, Koszalin 1990, S. 37.
- H. Lüpke, Das Land Tempelburg. Eine historisch-geographische Untersuchung, in: Baltische Studien, neue Folge 35 (1933), S. 42–97: URL.
- R. Radacki, Sredoniowieczne zamki Pomorza Zachodniego, Warschau 1976, S. 122.
- M. Schüpferling, Der Tempelherren-Orden in Deutschland, Bamberg 1915, S. 134, S. 150-152.
Tempelhof b. Berlin (Komturei?, Deutschland)
Bauliche und territoriale Entwicklung
Name und Ort sind uns heute vor allem wegen des Flughafens und der Luftbrücke im Gedächtnis. Keine Urkunde aus Templerzeit zeigt das Dorf Tempelhof und die umliegenden weiteren Dörfer Mariendorf und Marienfelde im Besitz des Ordens. Erst im 14. Jahrhundert sind sie als Niederlassungen und Güter der Johanniter verzeichnet; 1344 Tempelhof als Komturei der Johanniter. Dies und der Name des Dorfes führten zum Rückschluss, dass es sich um alten Besitz der Templer handele. Geologischen Untersuchungen zufolge war der Bereich um Tempelhof vor 1200 nicht besiedelt. Erst Mitte des 13. Jahrhunderts lassen sich deutsche Siedlungsspuren finden. Die Anwesenheit der Templer kann also frühestens auf Anfang des 13. Jahrhunderts datiert werden.
Ein päpstliches Privileg von 1247 erwähnt Tempelhof allerdings noch nicht, wohl aber die östlich in der Nähe gelegenen Komtureien Lietzen und Quartschen. Einen ersten möglichen Hinweis für die Existenz des Ordenshofes der Templer in Tempelhof findet sich in einer Walkenrieder Urkunde vom 29.04.1247. In dieser überträgt der Bischof Routger von Brandenburg dem Kloster Walkenried die Abgabe des Zehnten von 100 Hufen in der Uckermark. Als Zeugen für diese Schenkung wird nach den Äbten der Klöster Zinna und Lehnin auch ein "Magister Hermannus de Templo" genannt. Es könnte sich dabei aber auch um die Herkunftsbezeichnung aus 'Templow' handeln. 1288 erhielt der Orden vermutlich durch eine Schenkung der Markgrafen von Brandenburg, Otto V. und Albert, das Patronatsrecht über eine Kirche in Berlin. Ein urkundlicher Nachweis darüber existiert leider nicht mehr und somit kann die „Berliner Kirche“ nicht näher definiert werden.
Die erste überlieferte namentliche Erwähnung des Ortes Tempelhof, immer noch ohne Bezug zu den Templern, stammt erst aus dem Jahre 1290: es handelt sich um eine Wandinschrift im Franziskanerkonvent zu Berlin. Die Forschung ging lange Zeit davon aus, dass es sich bei Tempelhof um eine Gründung des Fürstengeschlechts der Askanier gehandelt habe, mit der Absicht der Grenzsicherung des Teltower Raums gegen die Wettiner. Allerdings lassen sich keine Bindungen der Askanier an den Templerorden nachweisen, wohl aber bei den Wettinern und den Grafen von Brehna. Man wird also eher davon ausgehen können, dass Tempelhof durch eine Schenkung von dieser Seite ins Leben gerufen wurde. Die Niederlassung lag in der Nähe der Straße nach Teltow, aber zu weit entfernt, um etwa effektive Kontrolle ausüben zu können.
Der Umfang des Tempelhofer Ordensbesitzes betrug rund 175 Hufen Land. Dazu
gehörten die Orte Tempelhof, Marienfelde, Mariendorf und Rixdorf. Nach einem kurzen Interim im Besitz des Markgrafen Woldemar gingen die ehemaligen Templergüter von Brandenburg, darunter wohl auch Tempelhof, 1318 an die Johanniter über.
Architektonisch glich die Komturei vermutlich einer kleinen Wasserburganlage, die von Osten über eine Brücke mit Torhaus zu erreichen war. Die ursprünglich spätromanisch-frühgotische Kirche von Tempelhof wurde im 18. und 19. Jahrhundert stark verändert (u. a. durch den Einbruch neuer Fenster). Archäologische Grabungen konnten den Beweis für einen mit Westturm ausgestatteten Vorgängerbau, entstanden vielleicht gegen 1220, erbringen, der einen ersten hölzernen Kirchenbau ersetzte. Um 1235 begann man mit einem Neubau, der zwischen 1239 und 1245 kurz vor seiner Fertigstellung abbrannte. Ab Mitte des 13. Jahrhunderts fand der Wiederaufbau - diesmal ohne Turm - statt.
Architektonische Überreste
Schwere Zerstörungen im II. Weltkrieg sorgten dafür, dass heute nur noch Reste der Außenmauern aus mittelalterlicher Zeit erhalten sind, die übrige Kirche ist eine Rekonstruktion aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Innerhalb der Kirche (Westteil und Apsisraum) wurden ältere Grablegen entdeckt, datierbar in das 13. bis in das 17. Jahrhundert. Keine von ihnen konnte als eindeutige Templerbestattung identifiziert werden. Möglicherweise handelt es sich bei den mittelalterlichen Bestattungen, unter ihnen das Skelett einer älteren Frau, um Wohltäter der Niederlassung.
Populärkultur
Wie fast mit jeder den Templern gehörigen oder ihnen nur zugeschriebenen Niederlassung knüpfen sich auch an Tempelhof Sagen. Die angebliche Templergruft unter der Kirche entpuppte sich bei Untersuchungen allerdings als Kellergewölbe aus dem 18. Jahrhundert.
Artikel v. F. Sengstock u. A. Napp
Sekundärliteratur
- J. Feustel, Mit dem Kreuz auf der Rüstung. Ordensritter in Brandenburg, Berlin 2005.
- Gebuhr, R.: Templer und Machtpolitik. Bemerkungen zur Kommende Tempelhof im Süden Berlins, in: Gahlbeck, Chr., Heimann, H.-D., Schumann, D. (Hrsg.): Regionalität und Transfergeschichte. Ritterordenskommenden der Templer und Johanniter im nordöstlichen Deutschland und in Polen, 2014, S. 121-139.
- H. D. Heimann / K. Neitmann (eds.), Brandenburgisches Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, 2 vols., Berlin 2007, vol. II, pp. 1275 - 1287. (mit ausgiebigen Quellenangaben)
- M. Hoppe, Die Dorfkirche Alt-Tempelhof, Berlin 2012 .
- H. Metz, Hermannus de Templo und Tempelhof: eine Untersuchung zur Ersterwähnung des gleichnamigen Dorfes auf dem Teltow, in: Mitteilungsblatt der Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg 102 ( 2001 ) pp. 73 – 87
- A. F. Riedel (ed.), Geschichte der geistlichen Stiftungen, der adligen Familien, so wie der Städte und Burgen der Mark Brandenburg = Codex diplomaticus Brandenburgensis - Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Geschichtsquellen für die Geschichte der Mark Brandenburg und ihrer Regenten, I. Hauptteil 13. Band Berlin 1857, p. 316.
(Update in Progress)
Tempelstein (=Templštejn, Burg und Komturei, Tschechien)
Bauliche und territoriale Entwicklung
Die Burgruine Tempelstein befindet sich über dem Tal der Jihlava in der heutigen Tschechischen Republik. Für die gleichnamige Ruine über dem Oslavatal kann kein Nachweis als Templerbesitz erbracht werden.
Seit wann sich die Burg über dem Jihlavatal im Besitz der Templer befand, ist unbekannt. Erwähnt wird sie als „Tempilsten“ erstmalig im Jahre 1298 in einer Besitzbestätigung. Nach neueren Forschungen handelte es sich um eine Mantelmauerburg.
Ein Teil der aufgezählten Immobilien war der Komturei laut der Urkunde anlässlich des Ordenseintritts zweier Brüder – Abel und Wyzemilas von Stendorf – geschenkt, andere Güter durch einen weiteren Bruder der Familie Stendorf verkauft worden (ed. Emler, S. 776). Vermutlich war die Niederlassung aus dem nahegelegenen Gemoliz (=Jamolice), wo die Templer noch 1281 bezeugt sind, auf die Burg verlegt worden.
Zu Tempelstein gehörten mehrere Dörfer, Land und Weinberge in Dobrzinsko, Petrowitz und Popowitz, sowie ein Teil von Swatoslau, außerdem die Patronatsrechte über Kirchen in Ober-Dubnian, Dobrzinsko, Dukowan und Gemoliz. Horky (1845) erwähnt auch ein allerdings „längst verwüstetes“ Dorf unterhalb der Burg, sowie auf die Templer verweisende Flurnamen. Tempelstein als Komturei des Templerordens wird letztmalig in einer Urkunde aus dem Jahr1303 erwähnt. Dass die Güter an den Johanniterorden gingen, ist wahrscheinlich, jedoch urkundlich nicht belegbar. Ab 1318 war die Burg im den Besitz lokaler weltlicher Herren, die den Titel „von Tempelstein“ führen.
Architektonische Überreste
Der Bau wurde mehrfach verändert und erweitert. Nach einem Brand im 16. Jahrhundert verkam die Burg zur Ruine. Die Überreste stehen seit 1958 unter Denkmalschutz.
Populärkultur
Schirmer (1882) überliefert eine Sage, nach der die Burg und ihr besonders tiefer Brunnen von einem jungen Ritter im Auftrag eines Zauberers errichtet worden sei. Einer seiner Nachkommen sei in den Templerorden eingetreten und habe ihm schließlich die Burg vererbt, so dass sie von da an „Tempelstein“ genannt worden sei.
Anke Napp
Quellen
- J. Emler (Hg.), Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae et Moraviae, Teil II, 1253–1319, Prag 1882, Nr. 1806, S. 776: URL.
Sekundärliteratur
- P. Bolina, Hrad Templštejn, k. ú. Jamolice, okr. Znojmo a jeho vztah k chronologii hradu s pláštovou zdí na Morave, in: Archaeologia historica 5 (1980), S. 267-276: URL..
- J. E. Horky, Die Tempelherren in Mähren. Sagen, Untersuchungen, Geschichte, Znaim 1845, S. 145, 173–181.
- L. Jan, Die Templer in Böhmen und Mähren, in: K. Borchardt / L. Jan (Hgg.), Die geistlichen Ritterorden in Mitteleuropa im Mittelalter, Brno 2011, S. 171–182.
- W. Schirmer, Einige Sagen aus verschiedenen Ländern Oesterreichs, Troppau 1882, S. 69f.
- M. Schüpferling, Der Tempelherren-Orden in Deutschland, Bamberg 1915, S. 169f.
- Eintrag auf der Webseite des tschechischen Denkmalschutzes Národní Památkový Ústav: URL.
Templari Cattolici d'Italia (Neutemplergemeinschaft)
Die heutigen Templari Cattolici spalteten sich 1815 von den Pariser Neutemplern ab, da sie jene als vom katholischen Glauben abgewichen betrachteten. Seither betrachten sie die Großmeisterwürde als vakant und werden von einem Regenten geleitet. Im Gegensatz zu den übrigen Nachfolgeorganisationen (OSMTH, OSMTH etc.), die weit ökumenisch orientiert sind, nehmen die Templari Cattolici lediglich Mitglieder römisch-katholischen Glaubens auf. Die Gemeinschaft teilt sich nach dem Vorbild moderner Ritterorden in Justizritter (höchste Befugnisse), Gnadenritter, Knappen und Novizen. Seit 1934 werden auch Frauen als Justiz- bzw. Gnadendamen zugelassen.
Die Gemeinschaft betätigt sich im Denkmalschutz (Restaurierung und Wiederinbetriebnahme verlassener Kirchen).
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Webseite: https://www.templarioggi.it
Templecombe, Templecombe-Kopf
In Templecombe, einem Dorf im englischen Somerset, befand sich seit 1185 eine Niederlassung des Templerordens, hervorgegangen aus der Schenkung eines Serlo Fitz Odo. Die Konventkirche der Templer diente gleichzeitig als Pfarrkirche für die Dorfbewohner.
Aus dem Jahr 1256 ist ein Streitfall der Templer mit einem gewissen William de Stures of Worle überliefert, in dem William die Templer von Combe anklagt, ihn zur Besiegelung einer großen Schenkung an den Orden gezwungen zuu haben. Der Rechtsspruch erging in diesem Fall zugunsten der Templer, die das strittige Land behalten durften (Somerset Rec. Soc. XI, 400).
Anfang 1308 wurden die Mitglieder der Komturei wie die übrigen Brüder im Herrschaftsbereich des englischen Königs verhaftet und nach London gebracht. Der letzte Komtur von Templecombe, William de Burton, und zwei Ritter der Komturei wurden wurden nach Aufhebung des Ordens zu lebenslänglicher Einkerkerung im Tower verurteilt.
1332 ging Templecombe mit seinen Besitzungen an die Johanniter und verblieb dort bis zur Säkularisierung unter Heinrich VIII. im 16. Jahrhundert.
Berühmtheit erlangte Templecombe wegen des gegen Ende des II. Weltkrieges dort in einem Schuppen gefundene 'Templecombe-Portrait', eine Kopfdarstellung auf einem Holzpanel, in welchem einige Forscher das Abbild des Grabtuchs von Turin zu erkennen glaubten. Unter anderem Baima Bollone (1985) und Frale (2009) behaupteten, dass der Fundort der hölzernen Tafel zur ehemaligen Komturei, bzw. der Kirche der Templer gehört habe. In Wahrheit lag die Templerniederlassung jedoch - archäologisch nachgewiesen - an einem anderen Platz etwa 300 Meter entfernt. Der Schuppen mit dem Bild lag außerhalb der Umfassungsmauer der Komturei und mit Sicherheit außerhalb der Kirche, die übrigens noch im 18. Jh. stand.
Ob das Templecombe-Portrait in irgendeiner Beziehung zu den Templern oder ihren Rechtsnachfolgern, den Johannitern, stand, kann anhand der Örtlichkeit nicht geklärt werden. Das Holz des Panels zumindest wurde mit der
Radiocarbonmethode auf einen Intervall zwischen 1280 und 1440 datiert, wobei das Gemälde noch später angebracht worden sein kann. Ikonographisch gesehen gibt es keine Anhaltspunkte, den Templecombe-Kopf als Darstellung Christi oder noch genauer des Grabtuchs von Turin zu interpretieren.
Templecombe, Vereinigtes Königreich
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- 'House of Knights Templar: The preceptory of Templecombe', in: A history of the county of Somerset, Vol. II (1911), S. 146f.
- Napp, A.: Templermythen - und was dahinter steckt, München 2010, S. 88ff.
- Nicolotti, A.: I Templari e la Sindone, storia di un falso, Rom 2011, S. 78-85.
- Wilkins, D.: Concilia Magnae Britanniae et Hiberniae, ab anno 1268-1349, Bd. II, London 1737, 329-348.
Templerinnen
Die Assoziierung von Frauen als Mitschwestern untersagte bereits die lateinische Fassung der Regel. Dort heißt es in Paragraph 54 (70 der französischen Übersetzung): „Sorores quidem amplius periculosum est coadunare, quia antiquus hostis faemineo consortio complures expulit ex recto tramite Paradisi. Itaque Fratres charissimi, ut integritatis flos inter vos semper appareat, hac consuetudine amodo uti non liceat. (Sich weiterhin Schwestern beizugesellen betrachten wir als gefährlich, denn der alte Feind hat über die Gesellschaft der Frauen schon Viele vom rechten Weg ins Paradies abgebracht. Daher, geliebte Brüder, soll dieser Brauch von jetzt an nicht mehr erlaubt sein, damit die Blume der Reinheit vollkommen unter euch blühe“, ed. Schnürer, S. 148). Dies bedeutet aber auch, dass es wohl vor 1129, der Institutionalisierung des Ordens, zumindest einzelne Schwestern gab. Aus dem Grunde, weibliche Gesellschaft zu meiden erklärt sich auch der Passus der Regel über Patenschaften, der in dieser Form aber auch in anderen Mönchsorden geübt wurde.
Alleinstehende Frauen und Ehefrauen durften jedoch Donaten des Ordens werden und als solche gegebenenfalls auch bei den Ordenshäusern wohnen. Die in den Urkunden verwendeten Begriffe („confratrissa/conversa“) und Formeln („offero et dono corpus meam et animan meam = meinen Körper und meine Seele gebe und schenke ich“) verleiten zum Teil zur Annahme, dass es sich auch hier um Vollmitglieder des Ordens handeln könnte. Auch die weiblichen Donaten leisten ein Gehorsamsversprechen in die Hände des Komturs, zum Teil versprachen sie auch, „nach der Regel“ zu leben. Doch die Donatenübergabe unterscheidet sich in einem klaren Punkt deutlich: es handelt sich um einen gegenseitigen Rechtsakt. Die künftigen Donaten schenken Land oder eine wiederkehrende Naturalienabgabe – die Templer der betreffenden Komturei geben als Gegenleistung die Aufnahme in die Gebetsgemeinschaft, je nach Anlass die Aussicht auf die Bestattung auf dem Templerfriedhof, das Versprechen auf Schutz und Hilfe und gegebenenfalls auch Sachleistungen.
Aber es gab auch einige wirkliche Ordensschwestern, die die monastischen Gelübde ablegten. Die Templerkomturei von Rourell in Katalonien beispielsweise wurde von einer Schwester geleitet: Ermengard d'Oluja - ein vermutlich einzigartiger Fall in der Geschichte des Ordens, zumal Rourell kein unbedeutendes Haus war. Darüber hinaus gab es auch Frauenklöster, die sich den Templern angeschlossen hatten: in San Bevignate - Perugia (Norditalien) und in Mühlen (Deutschland). Die Schwestern von Mühlen wurden 1272 aus dem Zisterzienserorden gelöst und den Templern unterstellt. Wie das Gewand aussah, das sie trugen, ist unbekannt.
Ein Schreiben des Komturs von Payns aus dem Prozess, das jedoch vom Verfasser (einem der Verteidiger des Ordens) als wütendes Pamphlet anlässlich eines Streites mit dem Schatzmeister bezeichnet wird, erwähnt die Zulassung von Schwestern, die die Gelübde leisten: „Li maistres qui fesoient freres et suers du Temple, aus dites suers fesoient promestre obedience, chastee, vivre sans propre […]“. Anschließend würden diese „Schwestern“ allerdings sexuell missbraucht, und falls sie schwanger würden, kämen die Kinder in den Orden als Brüder: „li dit maistre de leur enfans fesoient freres de la religion“, (ed. Michelet I, S. 37f). Solche Missbrauchsfälle kamen vermutlich vor, wie auch in anderen monastischen und klerikalen Kreisen. Die Inquisitoren interessierten sich dafür jedoch nicht.
Die Grundidee fand aber in die fantasievoll ausgestaltete Version der Anklagepunkte Aufnahme, die die Chronik von Saint-Denis wiedergibt. Dort findet sich unter Punkt sechs der Vorwurf, die Templer hätten sexuelle Beziehungen zu Frauen unterhalten und die aus diesen Verbindungen stammenden Kinder geopfert, und mit deren Fett die Götzenbilder gesalbt.
Populärkultur
1831 erklärt der den Pariser Neutemplern verbundene Latapie in der Encyclopédie Moderne, auch der weibliche Zweig des Ordens habe die Jahrhunderte überdauert. Templerinnen seien zum Beispiel Elisabeth I. von England und Katharina II. von Russland gewesen.
In der Buchreihe Die Templerin von Wolfgang Hohlbein (1999 - 2017) wird die Geschichte des Friesenmädchens Robin, das sich den Templern anschließt, dort kämpfen lernt und mit in den Orient zieht und in diverse Geheimnisse verstrickt wird, fantasiereich in bewährter Manier des Autors ausgestaltet.
Die heutigen Neotemplervereinigungen stehen Männern und Frauen offen, nach dem Vorbild der modernen Organisation zum Beispiel des Deutschen Ordens oder der Grabesritter. In zahlreichen historischen Spektakeln, die heute die Templer feiern, sind ganz selbstverständlich Frauen als „Ordensdamen“ im weißen Gewand dabei. Die Fantasykunst greift ebenfalls auf das Motiv der „Templerin“ zurück, inszeniert im Spannungsfeld zwischen weiblicher Erotik, Magie und männlich-mittelalterlicher Kampfmetaphorik.
Quellen
- H. de Curzon, La règle du Temple, Paris 1886.
- J. Michelet, Le procès des Templiers, 2 Bde., Paris 1841: URL (Bd. 1).
- L. Pagarolas i Sabaté, Els Templers de les terres de l’Ebre (Tortosa). De Jaume I fins a l’abolició de l’Orde (1213-1312), Bd. 2, Tarragona 1999, Nr. 27, S. 33f, Nr. 47, S. 58f, Nr. 72, S. 87f (Beispiele für Donatenurkunden).
- G. Schnürer, Die ursprüngliche Templerregel, Freiburg 1908.
Sekundärliteratur
- S. Cerrini, Le sorores Templi, in: G. Pelliccia / G. Rocca (Hgg.), Dizionario degli Istituti di Perfezione, Bd. 7, Rom 1997, Sp. 896–898.
- Encyclopédie moderne, ou dictionnaire abrégé des sciences, des lettres, des arts avec l'indication des ouvrages ou les divers sujets sont développés et approfondis , Bd. 15, Paris 1831, Eintrag "Templiers" (der Artikel behandelt die Pariser Neutempler und ihre Doktrin), S.182, URL.
- A. J. Forey, Women and the Military Orders in the twelfth and thirteenth centuries, in: Studia monastica XXIX (1987), S. 63–92.
- J. M. Sans y Travé, El Rourel, una preceptoria del Temple, in: Boletín Arqueologico 4 (1976/77), S. 133–201.
- F. Tommasi, Il monastero femminile di San Bevignate, in: M. Roncetti (ed.), Templari e Ospitalieri in Italia. La chiesa di San Bevignate a Perugia, Milano 1987, S. 53–78.
- F. Tommasi, F.: Uomini e donne negli ordini militari di Terra Santa. Per il problema delle case doppie e miste negli ordine Giovannita, Templare e Teutonico, in: K. Elm (Hg.), Doppelklöster und andere Formen der Symbiose männlicher und weiblicher Religiosen im Mittelalter, Berlin 1992, S. 177–202.
"Templer aus Tyrus" (Chronist)
Mit diesem Namen bezeichnet man den anonymen Autor einer Chronik, die die letzten Jahrzehnte der Lateiner im Heiligen Land beschreibt. Sein Bericht setzt um 1240 ein, aber aus eigener Erfahrung spricht er erst ab dem Jahr 1269. 1273 befand er sich in Akkon und erzählt die Wahl Guillaumes de Beaujeu zum Meister des Templerordens. 1285 spätestens ist der Autor Sekretär dieses Meisters geworden und damit Mitglied seines persönlichen Gefolges. Wahrscheinlich ist er selbst ein Servient des Ordens, aber es ist auch möglich, daß es sich um einen Affiliierten oder einen auf Zeit Dienenden handelt. Auf jeden Fall ist der "Templer aus Tyrus" voller Lob für Guillaume de Beaujeu. Er beschreibt die Einnahme von Tripolis und die letzten Anstrengungen der Templer 1291, Akkon gegen die Truppen von Sultan Baibars zu halten. Mit bewegenden Worten schildert er den Tod von Guillaume de Beaujeu und den Fall von Akkon.
Danach suchte der Autor Zuflucht in Zypern. Er berichtet noch den Feldzug gegen Ägypten im Jahre 1300 und die Eroberung der Insel Rouad durch die Templer. Nichts Konkretes sagt der Chronist über den Prozess gegen den Orden: nichts über die Anklagepunkte, nichts über irgendein Verfahren auf Zypern oder in Frankreich. Nichtsdestoweniger nennt er das nackte Datum, an dem der Orden aufgehoben wurde und die Tatsache, daß man 37 Brüder und den Meister Jacques de Molay, sowie den 'Komtur der Gascogne' in Paris verbrannt habe. Er endet mit den Worten, daß der Allmächtige Gott wisse, daß sie unschuldig und Martyrer seien. Hatte der Chronist zu diesem Zeitpunkt den Orden bereits verlassen und konnte daher nichts genaueres zu den Ereignissen sagen? Oder schwieg er aus Vorsicht? Man weiß nicht, wo und unter welchen Umständen sein Leben endete.
Vollständige Textquelle auf Altfranzösisch
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Les Gestes des Chiprois. Recueil de Chroniques françaises écrites en Orient, ed. Raynaud, G., Paris 1887, 141-334 (Edition).
- Crawford, Paul: The "Templar of Tyre" : part III of the "Deeds of the Cypriots", Aldershot 2012.
Thevet, André (Schriftsteller, Kosmograph, 1502-1590)
Thevet war Franziskaner, Reisender, Kosmograph und Kartograph in Diensten der französischen Krone. In seinen Vrais pourtraits et vies des hommes illustres grecz, latins et payens, recueilliz de leurs tableaux, livres, médalles antiques et modernes, erschienen 1584, widmet er ein Kapitel dem Templerorden und dessen letzten Meister. Dessen korrekten Namen kennt er nicht – er nennt ihn Jacques Bourguignon, Jacques der Burgunder.
Nach einem kurzen historischen Abriss der Bedeutung der Ritterorden zum Schutz der Pilger und zur Verteidigung er Kirche verweist er auf die Ruinen der Templerfestung in Akkon (die er auf einer Reise selbst sah) und eine dort befindliche Inschrift, die er Jacques de Molay zuschrieb. Nur dank der Templer, so Thevet, wurde die „secte maudite“ der Sarazenen einige Zeit in Schach gehalten. Seit der Vernichtung des Ordens seien die Völker der Levante umso mehr geplagt.
Thevets Bericht über das Ende des Ordens lässt keinen Zweifel an seiner Meinung über die Schuldfrage. Die Templer seien tapfere, treue Christen gewesen und bösartig verleumdet worden. Papst Clemens habe sich vom König beeinflussen lassen, und beide hätten eine „terrible vanie Moresque“ (ein abscheuliches Schaustück) inszeniert, um die Templer zu Fall zu bringen. Die Inquisition habe Aussagen erbracht, dass die Templer „sorciers, atheistes, idolatres“ seien, Menschenopfer durchführten und Sodomie trieben. Hier orientierte er sich offenbar an der späteren Version der Anklagepunkte aus der Chronik von St. Denis um 1400. Thevet stellte fest, dass ähnliche Vorwürfe auch im antiken Rom gegen die ersten Christen erhoben worden waren, wie bei Tertullian nachzulesen sei. Jacques de Molays und seiner Gefährten Tod auf dem Scheiterhaufen wird in den Pourtraits als Martyrium dargestellt. Die Menschen hätten die Asche der „valerueux champions et martirs“ gesammelt und als Reliquien verehrt.
In den Pourtraits findet sich auch die erste bildliche Darstellung Jacques de Molays. Der Autor behauptet, dabei einem Bild gefolgt zu sein, dass ein ihm bekannter Johanniter nach dem Verlust von Rhodos (1522) mitgebracht habe. Der Holzsschnitt zeigt Molay als gefesselten Märtyrer. Auf seinem Ordensgewand ist ein achtspitziges Johanniterkreuz zu sehen.
Quelle
- A. Thevet, Les Vrais pourtraits et vies des hommes illustres grecz, latins et payens, recueilliz de leurs tableaux, livres, médalles antiques et modernes. Paris 1584, S. 256f, URL
Sekundärliteratur
- A. Thevet, Portraits from the French Renaissance and the Wars of Religion, engl. Übers. von E. Benson, hg. von R. Schlesinger, Pennsylvania 2010, S. XIII – XXXII[AN1] .
Thomas Archidiaconus (=Thomas von Split, Chronist)
Thomas wirkte im von etwa 1200 bis 1268 in Split und ist mit seiner Historia Salonitana einer der wichtigsten Chronisten der mittelalterlichen kroatischen Geschichte. Er studierte in Bologna und wurde 1243 zum Erzbischof von Split gewählt, eine Würde, die er allerdings aufgrund von Widerstand im Volk nicht antreten konnte.
Er berichtet über die Aktionen der Templer beim Feldzug König Belas IV. von Ungarn gegen die Mongolen 1241 und lobt ihre Einsatzbereitschaft und ihren Heldenmut, der sie - obwohl erheblich in der Minderzahl - den Feind angreifen ließ. Bei der Schlacht von Mohi habe der "Templermeister Jacques de Montreal und alle Lateiner (=römisch-katholische Kämpfer)" den Tod gefunden.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Thomas archidiaconus. Historia Salonitana, ed. Franjo Rački, Zagreb 1894 (=Monumenta spectantia historiam Slavorum meridionalium 26)
- Thomae archidiaconis Spalatensis Historia Salonitanorum atque Spalatinorum pontificum. Archdeacon Thomas of Split. History of the bishops of Salona and Split, ed., transl. and annotated by Damir Karbić, Mirjana Matijević Sokol and James Ross Sweeney, Budapest – New York 2006 (=Central European Medieval Texts 4)
Thors (Komturei, Frankreich)
Urkundlich belegt ist der Orden hier seit 1178. Zu den Donatoren gehört auch Gottfried IV von Joinville, der die Templer 1189 bedachte. Die große Komturei hatte Besitzungen in Beurville, Fresnay, Lévigny, Arrentières, Bar-sur-Aube und Ville-sur-Terre sowie Wassy. Die Gebäude wurden ab dem 16. Jh. zerstört.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Leroy, Thierry: Hugues de Payns, chevalier Champenois, Fondateur de l'Ordre des Templiers, Troyes 2001.
Tirol
s. Italien, Nord und Österreich
Tomar (Burg und Komturei, Portugal)
Bauliche und territoriale Entwicklung
Im 12. Jahrhundert lag die Region an der Grenze zum muslimischen Territorium in Portugal, und die häufigen militärischen Expeditionen beider Seiten hatten zu Verwüstungen und weitgehender Entvölkerung geführt. Zur rechtlichen Grundlage der Gründung der Komturei Tomar wurde der mit dem Bischof von Lissabon über die Rechte an den Kirchen von Santarém geschlossene Vergleich. Der Orden trat die Rechte an den Bischof ab, der ihm im Einvernehmen mit dem König dafür das Gebiet von Ceras mit der dort befindlichen Burg übereignet habe. In der Forschung ist allerdings strittig, ob es Mitte des 12. Jahrhunderts dort wirklich eine signifikante Befestigungsanlage gab. Eine förmliche königliche Schenkung, die die Ländereien und Burgen von Zêzere, Cardiga und Tomar beinhaltete, folgte einige Jahre darauf. Tomar wurde zum Sitz des Provinzmeisters von Portugal.
Die Grundsteinlegung für die Burg erfolgte laut Inschrift am Bergfried am 1. März 1160 unter Provinzmeister Gualdim Pais. Der Bergfried, ältester Teil der Befestigungsanlage, erhebt sich auf rechteckigem Grundriss, ist 15 Meter hoch und hat drei drei Geschosse. Wann genau die Fertigstellung der Burg erfolgte, ist unbekannt. 1190 war der Bau verteidigungsbereit, da ein angreifendes almohadisches Heer abgewehrt werden konnte.
Mit dem Bau der sogenannten Charola, einer Rundkirche, wurde sicher bald nach dem Bergfried begonnen. Sie war 1190 jedoch noch nicht fertig gestellt. Die durch den Angriff der Almohaden und seine Folgen verursachte Bauunterbrechung ist noch heute am Außenbau gut sichtbar. Innerhalb der Burg befand sich ein zweites Kirchengebäude auf rechteckigem Grundriss: Santa Maria do Castelo.
Unterhalb der Burg in der kleinen Siedlung wurde eine weitere Kirche - Santa Maria do Olival – auf den Resten eines alten Benediktinerklosters errichtet. Die Beschreibung der Bauten, ihre Geschichte, und die ihnen zugrunde liegenden Schenkungen und Privilegien wurden 1542 im Livro dos bens versammelt.
In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde der Flusslauf reguliert, um einerseits Gebiete zu entwässern – die dann besiedelt werden konnten -, und andererseits Mühlen mit dem notwendigen Wasser zu versorgen.
Beziehungen und Konflikte
Die Schenkung der Region um Tomar war Teil der königlichen Reconquistapolitik, die zum einen eine militärische Sicherung der wiedergewonnenen Landstriche, aber auch ihre Revitalisierung mit Bevölkerungszuzug und Ausbau der Wirtschaft beinhaltete.
Eine kleine Ansiedlung befand sich bereits unterhalb des Bauplatzes der Burg. Sie war wie einige andere im übereigneten Gebiet auch der Gerichtsbarkeit des Ordens unterstellt. 1162 stellte Gualdim Pais als Provinzmeister ein erstes Foral für die wachsende Stadt aus. Dieser Gesetzestext regelte die Rechten und Pflichte der Bewohner (unterschieden nach Ritterbürgern und Bauern), aber auch des Ordens. Ritterbürger waren beide verpflichtet, bei der Grenzverteidigung mit zu wirken. Dafür waren sie rechtlich begünstigt: ihr Land inklusive der Weinberge durfte nicht besteuert werden. Darüber hinaus waren sie auch an der Kriegsbeute beteiligt, falls Züge ins feindliche Gebiet unternommen wurden. 1174 erließ Gualdim Pais ein zweites Foral, dass Rechtsfragen abdeckte, die im ersten nicht betrachtet worden waren. Die Stadt prosperierte und war bald dicht bebaut. Schon in den 1170er Jahren wurden die ersten Häuser außerhalb der Stadtmauern errichtet.
1190 konnte von der Burg aus der Angriff des Almohadenkönigs Yakub Al-Mansur abgewehrt werden die Stadt erlitt jedoch große Schäden. Auch hieran erinnert eine Inschrift, die vermutlich die Truppenstärke stark übertreibt.
ERA DE 1228 (=westgotischer Kalender): AOS TRESE DIAS DE JULHO VEIO ELREI
DE MARROCOS TRAZENDO 400 000 CAVALEIROS E 500
000 PEÕES E CERCOU ESTE CASTELO POR 6 DIAS: E DESTRUIU
QUANTO ACHOU FORA DE MUROS; E AO CASTELO E
AO DITO MESTRE COM SEUS SOLDADOS LIVROU DEUS DE
SUAS MÃOS; O MESMO REI VOLTOU PARA A SUA PÁTRIA
COM INUMERAVEL PERDA DE HOMENS E ANIMAIS
Erst im 12. Jahrhundert erholte sich das städtische Leben von den kriegerischen Auseinandersetzungen. Im 13. Jahrhundert etablierte sich auch eine jüdische Gemeinde in der Stadt.
Architektonische Überreste
Die ursprüngliche Kernburg mit Wehrturm auf rechteckigem Grundriss und Ringmauer ist noch in Teilen erhalten. Die – wie die Kapellen in Paris und London - nach dem Vorbild der Heiliggrabkirche in Jerusalem errichtete „Charola“, die im Inneren einen oktogonalen Kernbau mit sechzehnseitigem Umgang beherbergt, ist ebenfalls erhalten. Der Freskenschmuck stammt jedoch aus dem 16. Jahrhundert. Unter den Christus-Rittern, die 1357 den Ordenssitz in die Burg verlegten, wurde Tomar weiträumig ausgebaut. Der Convento de Cristo besitzt allein neun Kreuzgänge. Heute fällt vor allem der bombastische Bauschmuck aus manuelinischer Zeit mit seinen zahlreichen Seefahrtsbezügen ins Auge.
Im 19. Jahrhundert kam es infolge der Säkularisation zu Verlusten an Bausubstanz und Einrichtungsgegenständen. Später dienten Teile als Militärhospital, andere waren in Privatbesitz. 1939 erwarb der Staat die in privater Hand befindlichen Gebäudeteile, aber erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Anlage vollständig in Staatsbesitz und konnte touristisch erschlossen werden. Das Ensemble gehört seit 1982 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Restaurierung der Charola dauerte bis 2013.
Populärkultur
Im Roman Das Foucaultsche Pendel von Umberto Eco (1988) besuchen die Protagonisten auf der Jagd nach der ultimativen Wahrheit eines chiffrierten Dokuments auch Tomar. In einem Raum des Klosters finden sie den ‚Baphomet‘ in Form eines dreigesichtigen Schlußsteines, und in der Krypta Schlußsteine in Rosenform – was in ihnen sofort die ‚Rosencreutzer‘-Assoziation wachruft. Sie sichten Handschriften in hebräischer Schrift und verlassen Tomar „mit entflammtem Geist“. Infolge stellt sich heraus, dass Tomar als einer der der Fokalpunkte der Templernachfolgeorganisationen gedient hat, die ebenfalls auf der Jagd nach der Chiffre sind.
Quellen
- Arquivos Nacionais Torre do Tombo, Ordem de Cristo, liv. 232, Livro dos bens, rendas, direitos e escrituras da mesa mestral da Ordem de Cristo: URL
Sekundärliteratur
- T. Biller, Templerburgen, Darmstadt 2014, S. 120f.
- M. S. Alves Conde, Tomar e as lógicas territoriais no Médio Tejo (séculos XII -XV), in: Monumentos 37 (2019), S. 6-13.
- M. S. Alves Conde, Os forais tomarenses de 1162 e 1174, in: M. S. Alves Conde (Hg.), Horizontes do Portugal medieval: estudos históricos, Cascais 1999, S. 85-128.
- R. Nobre, Tomar e a Ordem do Templo no período da Reconquista (Seminararbeit Universität Coimra, zugänglich über academia.edu: URL)
- L. M. Pedrosa dos Santos Graca, Convento de Cristo, Lissabon 1991.
- A. Rosa, Anais do Município de Tomar – “Crónica dos acontecimentos no termo de Tomar desde 1137 até ao final do século passado. Vol. VIII (1137 – 1453), Tomar 1972
Topfstedt
Topfstedt (=Topstädt, Topfstete, Topheste bzw. Topstede) ist heute unter dem Namen Obertopfstedt eine Gemeinde im heutigen Bundesland Thüringen.
Topfstedt ist als Niederlassung des Templerordens erst aus der Zeit nach dem Prozess belegt. Am 2. August 1312 gibt Helferich, Prior der deutschen Johanniter- Ordensprovinz, bekannt, dass Erzbischof Peter von Mainz dem Johanniterorden den Templerhof zu Topstedt samt allen dazu gehörigen Gütern übertragen habe. Dies jedoch nur unter dem Versprechen, den Hof an den Erzbischof wieder zurückzuführen, sollte der Papst eine andere Verfügung über diese Güter treffen (ed. Vogt, S. 265).
In einer im Dezember 1317 ausgefertigten Urkunde amtiert Paul von Mutina als (Johanniter-)Komtur in Topfstädt. Wahrscheinlich war Topfstedt auch zu Templerzeiten eine Komturei. Noch bis in das Jahr 1747 gehörte dem Johanniterordenshof zu Weissensee das Vorwerk in Obertopfstedt.
1982 wurden im Bereich des Vorwerkes Fragmente einer Grabplatte gefunden wurden, die Noa (1992) als Grabplatte des Templers „Bertholdus von Topffstete“ identifizierte. Auf Grund des Zustandes der Grabplatte lassen sich jedoch nur Vermutungen über deren Schriftzüge und Abbildung anstellen. Berthold von Topfstedt war außerdem Amtsträger des Deutschen Ordens.
Anke Napp
Quellen
- E. Vogt (Bearb.), Regesten der Erzbischöfe von Mainz 1289 - 1396, Bd. 1, Abt. 1, Leipzig 1913, Nr. 1504, S. 265).
Sekundärliteratur
- K. Borchardt, Die Johanniter und ihre Balleien in Deutschland während des Mittelalters, in: Ch. Gahlbeck /H.-D. Heimann / D. Schumann (Hgg.): Regionalität und Transfergeschichte Ritterordenskommenden der Templer und Johanniter im nordöstlichen Deutschland und in Polen, Berlin 2014, S. 63–76, hier S. 74.
- M. Schüpferling, Der Tempelherren-Orden in Deutschland, Bamberg 1915, S. 110 – 111.
- F. B. von Hagke, Urkundliche Nachrichten über die Städte, Dörfer und Güter des Kreises Weißensee, Weißensee 1867, S. 474 u. 506: URL.
- H. Noa, Topfstedt. Vergangenheit und Gegenwart, Gotha 1992, S. 30f.
Toron des Chevaliers (=Latrun, Burg, Israel)
Bauliche und Territoriale Entwicklung
Die Burg wurde an der Kreuzung der Straßen von Jaffa, bzw. Askalon nach Jerusalem, etwa 15 km westlich der Heiligen Stadt errichtet. Wann genau der Bau begonnen wurde, ist nicht überliefert.
Erstmalig erwähnt wird eine kleine Stadt „Toron des Chevaliers“ möglicherweise um 1170 im Bericht des jüdischen Reisenden Rabbi Benjamin bar Yonah aus Tudela. Die Passage befindet sich allerdings nur in zwei der Handschriften, und die Örtlichkeit wird unterschiedlich beschrieben, so dass die Referenz strittig bleibt. Laut der kastilischen Chronica Adefonsi Imperatoris, entstanden Mitte des 13. Jahrhunderts, wurde die Burg auf Anordnung des Grafen Rodrigo Gónzalez de Lara errichtet, der sie dann den Templern übergeben habe.
Der älteste Teil der Burg bestand aus einem nahezu quadratischen Wehrturm mit je 14 m Seitenlänge und 3 m starken Mauern und einem tonnengewölbten Untergeschoss. Den Turm umgab ein Hof von 55 x 72 m mit ebenfalls tonnengewölbten Laubengängen, die vermutlich ein zweites Geschoss trugen. Die Kernburg war von einer äußeren Ringmauer mit Türmen umgeben.
Beziehungen und Konflikte
Die strategisch wichtige Burg befand sich unter den Lösegeldforderungen für die Freilassung des Ordensmeisters Gerard de Ridefort, der nach der Schlacht von Hattin von Saladin gefangen genommen worden war. 1191 räumen die muslimischen Truppen die Burg vor dem heran nahenden Kampfverband Richard Löwenherz', zerstören diese aber vorher weitgehend. Während der folgenden Jahre wechselte der Burghügel mehrfach den Besitzer. Erst nach dem zwischen Friedrich II. und Sultan Al-Kamil 1229 geschlossenen Vertrag wurde der Platz den Templern zurück gegeben, unter der Bedingung, dass keine erneute Befestigung vorgenommen werde.
Matthäus Paris gibt in der Chronica Maiora allerdings einen Brief des Meisters Armand de Périgord wieder, der 1243 von dem Plan spricht, hier wieder starke Befestigungen zu errichten, um das christliche Land zu verteidigen. Allein sei dies jedoch nicht zu bewerkstelligen, sondern man brauche Hilfe weiterer tatkräftiger Männer: „Ad praesidium […] et defensionem terrae nostrae, quoddam castrum fortissmum, prope Jerusalem, supra Toronum, si proborum hominum auxilium habere poterimus, proponimus aedificare […]“ (ed. Luard IV, S. 290). Die Niederlage der Christen bei La Forbie machte diesen Überlegungen jedoch ein Ende. 1244 ging der Ort und seine Befestigungsanlagen endgültig in muslimische Hand über.
Die Ruinen blieben auch nach Ende der Kreuzfahrerstaaten ein Ziel von Pilgern aus Europa, da hier einerseits Zeugnisse der Makkabäer vermutet wurden, sowie der Platz als „Castrum Boni Latronis“ – als Platz des mit Jesus gekreuzigten „Guten Schächers“ galt.
Architektonische Überreste
och bis ins 19. Jahrhundert gibt es Berichte über die Ruinen einer großen Kirche im Bereich der Burg. Da der Ort bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts weiterhin Schauplatz militärischer Auseinandersetzungen war (Unabhängigkeitskrieg, Sechstagekrieg), fanden weitgreifend Störungen und Zerstörungen des archäologischen Zustandes statt. Heute noch vorhanden sind die Ruinen des Bergfrieds, einer kreuzgratgewölbten Halle und weitere gewölbte Gebäudeteile innerhalb der ummauerten Kernburg. Die Kapelle befand sich vermutlich im Obergeschoss einer dieser Hallen oder in einem der Türme.
Anke Napp
Quellen
- Matthew Paris, Chronica Maiora, ed. H. R. Luard, 7 Bde., Rolls Series 57, London 1872-1883, hier Bd. IV, S. 288-291: URL.
- The Chronicle of Alfonso the Emperor: A Translation of the Chronica Adefonsi imperatoris, with study and notes, Lib. I, Cap. 48, ed. G. E. Lipskey, Chicago 1972, S. 78: URL.
Sekundärliteratur
- T. Biller, Templerburgen, Darmstadt 2014, S. 78f.
- C. Enlart, Les monuments des croisés dans le Royaume de Jérusalem: architecture religieuse et civile. Texte et Planches, 4 Bde., Bd. II, Paris 1928, S. 271f und Atlas Bd. II, Tafel 120 (Fotografien zweier Kapitelle).
- M. Freedman, The Transmission and Reception of Bejanmin of Tudela’s Book of Travels from the 12th century to 1633 (Dissertation Universität Manchester), Manchester 2016, S. 53f.
- D. Pringle, The Churches of the Crusader Kingdom of Jerusalem, A Corpus, 2. Bde., hier Bd. II, L – Z, Cambridge 1993, S. 6-9.
- H. W. Kessler / K. Kessler, Ritter im Heiligen Land. Kreuzfahrerstätten in Israel, Mainz, 2013, S. 104-106.
Torricella Verzate (Komturei, Italien)
Die Niederlassung befand sich auf der Straße nach Rom, zwischen Voghera und Stradella. 1227 sandte die Komturei ihr Oberhaupt zum Provinzialkapitel nach Cabriolo - dies ist die erste urkundliche Erwähnung der Niederlassung.
Die Kirche der Komturei - später im Besitz der Johanniter, war der Hl. Maria geweiht und hatte noch Ende des 18. Jh.s ein einzelnes Schiff und eine flache Holzdecke.
Komture (nach Bellomo):
~1227 Guido di Parma
~1268-1271 Oviliero
~1281 Bianco da Pigazzano
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Bellomo, Elena: The Templar Order in North-West Italy, 2007, S. 327ff.
Torroja, Arnaud de (M)
Arnaud de Torroja entstammte dem katalanischen Adel, war mit den Grafen von Barcelona verwandt und seine Familie unterhielt schon vor seiner Ordenskarriere enge Beziehungen zum katalanischen Herrscherhaus. 1163 trat er in den Templerorden ein, begleitet von reichhaltigen Schenkungen. Vor seiner Wahl zum Ordensmeister 1180 hatte er bereits 13 Jahre lang Erfahrung als Provinzmeister der Provence und Kataloniens gesammelt. Seine Amtsführung ist in einem großen Kartular überliefert und zeugt von diplomatischen wie administrativem Geschick wie von der Finanzkraft des Ordens, der als Geldgeber für Alfons II. (Graf von Katalonien und König von Aragon seit 1164) auftrat. Er wurde in Abwesenheit zum Meister gewählt, ein Verfahren, daß durch die schweren Verluste des Ordens in den Einsätzen gegen Saladin 1179 und 1180 notwendig geworden war: Im Orient fand sich kein geeigneter Mann mehr für dieses Amt. Der vorige Meister Odo de Saint-Amand war in Saladins Gefangenschaft gestorbenund die vorhergehenden militärischen Kampagnen hatten dem Orden gewaltige personelle und finanzielle Verluste zugefügt. Die erworbenen administrativen und diplomatischen Verdienste Arnauds legen nahe, dass - vermutlich auch unter Einflussnahme des Papstes, dem er bekannt war - ein Mann gewählt werden sollte, der in den zerstrittenen Kreuzfahrerstaaten für Frieden und Ordnung sorgen sollte. Erst 1181 kam Arnaud de Torroja ins Heilige Land, aber schon 1184 wurde er gemeinsam mit dem Meister der Johanniter und und dem Patriarchen von Jerusalem nach Europa gesandt, um Hilfe für die bedrohten Kreuzfahrerstaaten anzuwerben. Er starb jedoch bereits wenig später in Verona, ohne mit seiner Gesandtschaft zum Zuge gekommen zu sein.
Bestattet wurde er in der dem Orden gehörenden Kirche San Vitale. 1782 wurden der Hochwasser wegen die Ausstattung und Reliquien der unterdessen dem Johanniterorden eigenen Kirche in andere Gotteshäuser überführt, darunter San Fermo Maggiore (aber auch ein solcher Sarkophag?). Dort vermuten jüngste Forschungen von Giampiero Bagni in einem imposanten, mit Tatzenkreuz verzierten Sarkophag die letzte Ruhestätte Arnaud de Torrojas. Eine genetische Untersuchung hat einen Teil der im Sarkophag befindlichen Gebeine als katalanisch identifiziert, letzte Sicherheit kann jedoch ert ein Vergleich mit den Gebeinen des Bruders des vermeintlichen Meisters bringen. Diese sind in der Kathedrale von Tarragona bestattet.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Bagni, Giampiero: La sepoltura del maestro generale Arnau de Torroja: fonti e analisi scientifiche, in: Atti XXXV Convegno di Ricerche Templari, Rom 2017, S. 135-146.
- Artikel zum Grabfund (englisch, vom 24.4.2018)
- Bulst-Thiele, M. L.: Sacrae Domus Militiae Templi Hierosolymitani Magistri, Göttingen 1974, S. 99-105.
- Jaspert, N.: Transmediterrane Wechselwirkungen im 12. Jahrhundert. Der Ritterorden von Montjoie und der Templerorden , in:Czaja, Roman (Hrsg.): Die Ritterorden als Träger der Herrschaft. Territorien, Grundbesitz und Kirche. Wydawn. Uniw. Mikołaja Kopernika, Toruń 2007, S. 257-278 (Ordines militares - Colloquia Torunensia Historica 14) - Online über die Universitätsbibliothek Heidelberg
Tortona (Komturei, Italien)
Bereits im 12. Jh. gibt es Hinweise auf die Anwesenheit von Templern in der Region. Die Niederlassung von Tortona wurde jedoch erst im Jahr 1252 gestiftet, als der Ortsbischof ein Hospital und eine Kirche unter dem Titel des Hl. Jakobus außerhalb der Stadtmauern, dem Komtur von Pavia, Enrico di Ponzone, übereignete. Im Gegenzug hatten die Templer eine jährliche Pacht zu bezahlen, sowie im Falle von in der Stadt verhängten Kirchenstrafen dem Bischof Gehorsam zu leisten - eine Ausnahmeregelung innerhalb der Exemtion des Ordens.
Eine delikate Situation ergab sich zur Zeit des Prozesses, als die Komturei unter inquisitorische Verwaltung gelangte, denn der beauftragte Steuereintreiber war ausgerechnet der Komtur der Johanniterniederlassung von Tortona. Die Stadtbevölkerung stand auf Seiten der Templer und schützte den Komtur. Der Inquisitor beschwerte sich, welche Probleme man ihm bei der Erfüllung seiner Pflicht bereitete, und dass er sogar mit dem Tode bedroht worden sei.
Die Niederlassung wurde zum Teil zusammen mit den Häusern von Pavia und Casei Gerola verwaltet. Das während der Inquisitionsverwaltung aufgestellte Inventar zeigt, dass die Niederlassung ungefähr 40 Häuser in der näheren Umgebung besaß, und auch Pachtgelder für Gemüsefelder und Weinberge empfing. Weitere Einkünfte kamen aus dem Verkauf von Getreide, Heu und Wein. Leider geben die Dokumente aus der Zeit des Prozesses keinen Hinweis darauf, ob das Hospital noch existierte. Nach dem Prozess kamen sämtliche Besitzungen der Templer in Tortona an die lokale Johanniterkomturei.
Komture (nach Bellomo):
~1268 Giacomino di Tortona
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Bellomo, Elena: The Templar Order in North-West Italy, 2007, S. 338ff.
Tortosa (Komturei, Spanien)
Bauliche und territoriale Entwicklung
1148 wurde die Stadt von den Christen zurückerobert und schon wenig später erhielten die Templer hier erste Schenkungen, die 1175 von königlicher Seite weiter ausgebaut wurden. 1182 übereignete der König dem Provinzmeister von Aragon-Katalonien schließlich die gesamte Stadt Tortosa, inklusive aller Rechte und Einnahmen und der Festung über der Stadt - mit Ausnahme der Rechte, die sich die Krone reservierte, und jener, die der Familie Moncada gehörten. Zunächst aber behielt die Königinmutter Sancha Tortosa auf Lebenszeit, denn die Stadt war ihr als Teil der Mitgift zugesprochen worden, über die sie nach ihrer Witwenschaft verfügen konnte. Auch nach ihrem Tod 1208 erhielt der Orden die Stadt nicht zurück, denn König Pere I. 1208 gab sie seinem Gefolgsmann Guillem de Cervera, was infolge zu Konflikten führte.
Die Komturei von Tortosa, zu der im 13. Jhd. eine der Heiligen Maria geweihte Kapelle hinzukam, entwickelte sich zu einer der Bedeutendsten in Katalonien. Zur Hochzeit der Komturei befanden sich ungefähr 20 Brüder in Tortosa, davon etwa 10 Ritter. Donaten, unter ihnen auch einige Frauen, gehörten ebenfalls zur Gemeinschaft.
Beziehungen und Konflikte
Die Konflikte mit Guillem de Cervera wurden 1210 dahingehend gelöst, dass Cervera den Templern den Lehenseid leistete und überdies die Herrschaft nach Aussterben seines Hauses wieder dem Orden zufalle. Auch die Co-Herrschaft der Familie Moncada wandelte sich im Laufe des 13. Jahrhunderts eher in ein lehensrechtliches Verhältnis zu den Templern.
1294 sahen sich die Templer durch wachsende Eingriffe seitens des Königshauses und den Emanzipationswillen der Städter veranlasst, ihre Herrschaft über Stadt und Gebiet an Jayme II. abzutreten. In der zu diesem Anlass ausgefertigten Urkunde erklärt der Provinzmeister Berengar de Cardona, dass keine Herrschaft einer beständig weiter ausgehöhlten vorzuziehen sei. Die Entscheidung blieb innerhalb des Ordens nicht unumstritten und Berengar de Cardona holte sich schließlich die ausdrückliche Erlaubnis des Meisters Jacques de Molay ein, so dass die Transaktion stattfinden konnte. Im Austausch erhielten die Templer unter anderem Peniscola.
Auch nach der Aufgabe der Herrschaftsrechte über die Stadt blieb die Komturei bestehen, verlor allerdings an Bedeutung und Mitgliederzahl. Im Dezember 1307 wurden die Brüder von Tortosa auf königlichen Befehl in ihrem Haus festgesetzt, und in den folgenden Wochen einige weitere Templer ebenfalls hier untergebracht. Nach dem Prozess und der Aufhebung des Ordens lebten ebenfalls einige Brüder im Ordenshaus, versorgt durch eine Pension der Johanniter.
Architektonische Überreste
Die heute touristisch gut erschlossene Burganlage von Tortosa ist NICHT der alte Templersitz - dieser wurde im Krieg von 1649 zerstört und die Kirche zum Pulverlager umfunktioniert. Die letzten Reste der Komturei verschwanden Anfang des 20. Jahrhunderts bei der Stadterweiterung. Lediglich eine Zeichnung aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts überliefert einen Blick auf die Anlagen. Bei Bauarbeiten in den 1970er Jahren wurden die Fundamente der rechteckigen Kirche entdeckt.
Siegel: (erhalten vom Ende des 13. Jh.s) zeigte ein Kreuz mit der Legende d: SIGILLUM MILICIE TEMPLI IN DERTOSA (Quelle: Forey, Templars in the Corona de Aragon, App. Seals)
Komture von Tortosa:
~1216 Pere Aldabert
~1216-1219 Ramon d'Avinyo
~1219-1225 Rastany de Coms
~1226 Guillem de Sant Pastor
~1227-1228 Ponç der Cervera
~1228-1229 Dalmai de Fonollar
~1230-1234 Arnau de Curçavell
~1234 Ramon de Llunell
~1234 Pere de Molina
~1235-1236 Ramon de Serra
~1237 Guillem d'Aguiló
~1238-1239 Bernat de Llunell
~1239-1240 Rastany de Coms
~1240-1242 Ponç de Voltrera
~1242 Gascó
~1243 Ponç de Voltrera
~1243 Pere de Montpalau
~1244-1245 Bernat d'Altariba
~1245 Ramon de Serra
~1246 Ponç de Voltrera
~1248-1249 Pere de Montpalau
~1250-1258 Guillem de Montgrí
~1258 Ramon de Villalba
~1259-1260 Bernat d'Altariba
~1260-1264 Dalmai de Fonollar
~1265 Bernat d'Altariba
~1268-1272 Dalmai de Seró
~1272-1274 Gallard de Josa
~1275 Dalmai de Seró
~1276-1277 Guillem de Benages
~1278 Bernat de Rocamora
~1279-1281 Guillem d'Abellars
~1285 Bernat de Montoliu
~1286-1287 Ramon Oliver
~1289 Bernat de Rocamora
~1290-1292 Ramon Oliver
~1292-1295 Ramon de Belloc
~1295-1298 Berengar Guamir
~1304 Berengar de Gelida
Anke Napp
Sekundärliteratur
- A. J. Forey, The Templars in the Corona of Aragon, London 1973.
- J. Fuguet Sans, El patrimonio monumental y artístico de los Templarios en la corona de Aragón, in: A. López-Yarto / W. Rincón (eds.), Arte y patrimonio de las órdenes militares de Jerusalén en Espana: hacia un estado de la cuestión, Saragossa/Madrid 2010, p. 371-402.
s. auch: Aragon
(Update in Progress)
Toulouse ( Komturei, Frankreich)
Das mittelalterliche Toulouse war eine in mehrere Herrschaftsbereiche geteilte Stadt, deren Instanzen eifersüchtig auf den Erhalt ihrer jeweiligen Rechte achteten. Dies waren in erster Linie der Bischof und das Kathedralkapitel von Saint Etienne, die Kanoniker der prestigeträchtigen Abtei Saint Sernin (die die Reliquien des Stadtheiligen beherbergte), die Grafenfamilie von Toulouse, deren Sitz im Château Narbonnais lag, und schließlich die Konsuln der sich zwischen den und gegen die älteren Mächte behauptenden Stadtrepublik. Toulouse beanspruchte mit seiner Gründungsgeschichte Wurzeln in antik römischer und biblischer Zeit. Die Grafenfamilie von Toulouse und ihre Lehensleute, darunter die Familie Toset de Toulouse hatten seit dem Ersten Kreuzzug enge Verbindungen in den Orient. Sie unterstützten sowohl Johanniter als auch Templer über Jahrzehnte hinweg. 1271 fiel die Grafschaft Toulouse an die französische Krone, die Stadt bewahrte sich aber weitreichende kommunale Rechte.
Bauliche und Territoriale Entwicklung
Die älteste urkundlich dokumentierte Schenkung an die Templer erging 1134 von Toset de Toulouse – einem Kreuzfahrer - und seiner Familie, ed. Dubourg, S. XIV) Die Schenkung umfasste sowohl Grundbesitz in Toulouse und Geldzahlungen, als auch Sachwerte wie Kleidung, Waffen und Pferde, die dem Orden jetzt oder nach dem Tod des Schenkenden zukommen sollten.
Die mit dieser Schenkung begründete Niederlassung befand sich in der „Ilôt Saint-Rémi“ (einem Häuserblock), in der Nähe des Château Narbonnais und in engster Nachbarschaft mit den dort bereits ansässigen Johannitern (die ebenfalls auf einer Schenkung Tosets de Toulouse gründeten). Nach einem Streit mit den Johannitern verlegten die Templer ihre Komturei weiter Richtung Garonne verlegt. Ein entscheidendes Grundstück nebst Haus wurde dem Orden erneut von der Familie De Toulouse geschenkt. Die alte Niederlassung ging im April 1184 an die Johanniter. Erst am zweiten Standort war Platz für die Errichtung einer Kapelle, die erstmalig 1205 erwähnt wird.
Der zweite Standort brannte 1216 im Zuge der Belagerung von Toulouse während des Albigenserkreuzzuges ab. Die Urkunden aus früherer Zeit gingen dabei weitgehend verloren. Der tolosaner Ordenssitz wurde zeitweilig nach La Ville-Dieu-du-Temple führte. Eine 1221 ausgestellte Urkunde berichtet über das Unglück. Die Templer bemühten sich jedoch zeitnah um eine Restituierung und Renovierung ihres Besitzes und zogen wohl vor Mitte des 13. Jahrhunderts zurück in die Stadt. 1298 fand ein Provinzialkapitel im „Palais Neuf“ statt.
Ein Grundrissplan von 1622 zeigt die baulichen Gegebenheiten des Areals der zweiten Niederlassung in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts: ein ummauerter Bereich, mit Zugang zur Garonne an (aber innerhalb) der alten Stadtmauer. Ein Gebäude ist als „Logis des Komturs“ ausgewiesen, ein weiteres als Grangie. Die Kapelle war ein einfacher Saalbau mit rundem Chorschluss. Ein Friedhof und ein Garten gehörten ebenfalls zur Komturei. Auch außerhalb der Stadtmauern gab es Parzellen, Dörfer und Weinberge, die den Templern zu eigen waren.
Die in etwa acht km Entfernung von der Stadt gelegene Komturei von Laramet (=La Ramet/Larramet), die 1134 auf der Grundlage von Schenkungen des tolosaner Adels und des Bischofs von Toulouse eingerichtet worden war, wurde ab Mitte des 13. Jahrhunderts mit der tolosaner Niederlassung administrativ vereinigt. Weitere Dependancen lagen in Larmont und Isle-Jourdain.
Beziehungen und Konflikte
Sowohl die Grafen von Toulouse und ihre Lehensleute, der Stadtadel und der Bischof von Toulouse unterstützten die Ritterorden (Johanniter und Templer). Viele Wohltäter kamen aus der Familie De Toulouse, die darüber hinaus auch zwei Meister der Unterprovinz Toulousain stellte (Peire de Toulouse 1167-1179 und Arnal de Toulouse 1220-1224). In den Jahrzehnten der Albigenserkriege hatten die Templer zu beiden Seiten gute Beziehungen. 1213 nahm König Peire II. von Aragon (Verbündeter der Grafen von Toulouse und Gegner des Kreuzfahrerheeres) die Niederlassungen von Toulouse und Laramet unter Schutz. 1215 empfingen die Ordensbrüder in Toulouse den französischen Kronprinzen. Graf Raymond VII. bedachte in seinem Testament Templer und Johanniter. Das Canso de la Crozada (Chanson de la Croisade Albigeois) vermerkt die Templer lediglich im Heer der Kreuzritter (Vers 9337), macht sonst aber keine Angaben zu Geschehnissen, die den Orden in und um Toulouse involvieren.
Rechtekonflikte waren bei der komplexen Situation innerhalb der Stadt unvermeidlich. Mit den Johannitern, die sich intensiv um den Ausbau ihres Immobilienbesitzes im Quartier bemühten, kam es um 1154 zum Streit um die Benutzung eines Durchgangs. Daraufhin scheinen sich die Templer um die Verlegung ihrer Niederlassung an den zweiten Standort gekümmert zu haben. Streit gab es auch mit dem Kathedralkapitel von Saint-Etienne über schuldige Zehntzahlungen. 1222 regelte eine Übereinkunft, dass die Templer den „fünfzehnten Teil“ aller Einkünfte aus dem Landbesitz, der vor dem Laterankonzil 1215 erworben worden war, zu zahlen hatten, und den kompletten Zehnten vom Rest des Besitzes. Offenbar blieb die Angelegenheit ein Streitpunkt, denn 1260 musste ein neuer Schiedspruch erfolgen.
Zum Zeitpunkt des Prozessbeginns 1307 befanden sich acht Ordensbrüder in der Komturei von Toulouse: zwei Ritter und sechs Servienten, unter ihnen der letzte Komtur von Toulouse. Sie wurden im neuen Rathaus inhaftiert. Das 1313 bei Übergabe der Komturei an die Johanniter aufgestellte Inventar (ed. Dubourg, S. XVf) zählt reiches liturgisches Gerät auf, darunter auch ein Reliquienkreuz mit einem Kreuzpartikel. Neben Dingen des täglichen Bedarfs sind auch Waffen, Rüstungsbestandteile und in „Safes (=archa)“ untergebrachte Urkunden vermerkt.
Die Komturei in Toulouse hatte wohl eine besondere religiöse Strahlkraft in der Stadt, denn noch eine Urkunde des 15. Jahrhunderts enthält Namen von Einwohnern der Stadt, die festlegen, „im Haus des Tempels oder dem Friedhof“ bestattet zu werden.
Architektonische Überreste
Die Johanniter sorgten im 15. Jahrhundert für die Erweiterung bestehender und Neuerrichtung weiterer Bauten auf benachbarten Grundstücken. Das gesamte Areal wurde Anfang des 19. Jahrhunderts neu bebaut. Heute ist nur noch ein Teil der mittelalterlichen Mauer erhalten.
Komture (nach Dubourg)
~1170 Jean de Nogayrol
~1191-1201 Arnaud de Millars
~1205-1208 Gérard
~1211 Boson
~1212-1213 Grégoire
~1214 Raymond de Carcassonne
~1221-1240 Grégoire
1240-1241 Raymond de Belcaire
1241-1245 Jean de Roquefort
1246-1247 Raymond de Récalde
1248-1250 Grégoire
1250-1251 Jourdain
1252-1260 Bernard du Four
1260-1263 Guillaume de Saint-Jean
1263-1264 Raymond de Mongaillard
1264-1268 Guillaume de Saint-Jean
1268-1271 Hugues Radulphe
1272-1274 Pierre de Béziers
1275-1276 Raymond Rotbert
1276-1277 Arnaud de Calmont
1277-1278 Arnaud d’Aspet
1278-1280 Raymond Rotbert
1280-1281 Foulques Béranger
1282-1284 Pierre de Gavarret
1284-1285 Arnaud d’Aspet
1285-1289 Bernard de Lavandière
1290-1291 Folques Béranger
1292-1294 Bernard de Leymont
1295-1307 Oton Saumate
Anke Napp
Quellen
- Originalurkunden: Toulouse, Archives départementales Haut-Garonne, Fonds de Malte AD 31
Sekundärliteratur
- M. J. A. Dubourg, Histoire du Grand-Prieuré de Toulouse: et des diverses possessions de l'Ordre de Saint-Jean de Jérusalem sans le sud-ouest de la France, Paris / Toulouse 1883, S. 72f, Nr. XXI (Gründungsurkunde), S. XIV: URL.
- L. Macé, In salvetate domini comitis. Les orders religieux-militaries dans la cite de Toulouse (XII-XIIIe siècles), in: D. Carraz (Hg.), Les ordres militaires dans la ville médievale (1100–1359), Clermont-Ferrand 2014, S. 205–222.
- N. Pousthomis-Dalle / L. Macé, Mémoire chevaleresque, mémoire des fondateurs? Une sepulture de prestige chez les Hospitaliers de Toulouse (XIIIe siècle), in: A. Alduc-Le Bagousse (Hg.), Inhumations de prestige ou prestige de l’inhumation? Expressions du pouvoir dans l’au-delà (IVe-XVe siècle), Caen 2009, S. 357–382.
- N. Pousthomis-Dalle / L. Macé, Structurer et modifier l'espace en milieu urbain: la commanderie de l'Hôpital de Toulouse au XIIe siècle, in: Archéologie du Midi medieval 28 (2010), S. 317-330: URL.
- B. Suau, La maison du Temple à Toulouse: un site méconnu, in: Mémoires de la société archéologique du Midi de la France 70 (2010), S. 203–237.
- R. Viader, La sauveté de Laramet, in: Cahiers de la Civilisation Médievale 254 (2021), S. 115–142.
Trani (Komturei, Italien)
Die vermutlich älteste Niederlassung in Apulien ist bereits 1142 urkundlich belegt. 1213 findet hier ein Provinzialkapitel statt. Wo sich die Gebäude der Komturei befanden, kann nicht gesagt werden. Sicher ist lediglich, dass die 1894 "laut Tradition" erstmals als Templerkirche bezeichnete und noch vielfach in modernen Medien als solche vermarktete Allerheiligenkirche nicht dem Orden gehörte. Die Kirchen Santa Maria de Russis und San Giovanni gehörten demhingegen den Templern, wie aus Urkunden der Jahre 1195 und 1295 hervorgeht.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Ricci, Vito: Gli Ordini religiosi-militari e i porti pugliesi, in: Gli Ordini religioso-militari e i porti pugliesi /Military Orders and Apulian harbours Atti del XXXI Convegno di Ricerche Templari, Bologna 12 ottobre 2013, S. 49-106, hier S. 71f.
- Ricci, Vito: La chiesa di Ognissanti di Trani non fu templare, in: Cronache medievali 32 (2010), S. 7-11. ebenso: Text von Ricci auf Mondemedievalie.net
Training
Die Ordensregel enthält keine deutlichen Bestimmungen für das militärische Training der Ordensbrüder und ihrer Pferde. Doch es kann davon ausgegangen werden, dass es Reit- und Waffenübungen gegeben haben muss, auch wenn die überwiegende Zahl der Ritter erst in einem Alter aufgenommen wurde, in dem sie bereits das Basistraining genossen hatten.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Hill, Paul: The Knights Templar at War. 1120-1314, Barnsley 2017, S. 181-183.
Trapessac (= Darbsak, Burg, Türkei)
Trapessac, das wie das in der Nähe gelegene Gaston den Weg nach Syrien schützen sollte, hat eine abenteuerliche Geschichte. Ende des 11. Jahrhunderts auf dem 1. Kreuzzug erobert, wurde die Burg bald durch den Fürst von Antiochien an die Templer übergeben. 1168 wurde es von einem armenischen ehemaligen Templer im Dienst des Sultans Nur-ad-Din erobert. Erst nach seinem Tod 1175 konnten die Ordensritter wieder einziehen. Bereits 1188 fiel die Anlage nach einer harten Belagerung an Saladin, wechselte zwar noch einmal in armenische Hand, kam aber trotz heldenhafter Rückeroberungsversuche nicht mehr an die Templer zurück.
Von der Burganlage sind heute nur noch spärliche Reste erhalten.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Biller, T.: Templerburgen, Darmstadt 2014, S. 68-72.
Tremelay, Bernard de (M)
Bernard de Tremelay kam aus dem mittleren Adel Burgunds und wurde 1152 zum Meister gewählt, ohne daß er zuvor irgendein Amt im Orden innegehabt hätte. Der Grund seiner Wahl ist vermutlich darin zu sehen, einen ausgleichenden Faktor zwischen dem König von Jerusalem Baudoin III. und seiner Mutter Melisande zu finden, die sich einen erbitterten Krieg lieferten und so die Stabilität des Heiligen Landes gefährdeten. Möglicherweise war er am Bau der Burg Gaza beteiligt, die in dieser Zeit zum Schutz gegen Einfälle aus Ägypten errichtet wurde. Bernard de Tremelay fiel beim Angriff auf Askalon 1153, doch ermöglichte der Einsatz seiner selbst und seiner Ordensbrüder die Eroberung der Stadt, auch wenn Wilhelm von Tyrus ein halbes Jahrhundert später 'Habgier' als Grund für diese Aktion Tremelays nennt.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Bulst-Thiele, M. L.: Sacrae Domus Militiae Templi Hierosolymitani Magistri, Göttingen 1974, S. 53-56.
Trier (Komturei, Deutschland)
Die Komturei von Trier wird erstmalig in zwei Urkunden aus dem Jahr 1228 erwähnt. Der Hof soll sich in der Nähe der alten römischen Moselbrücke befunden haben. Die eine der beiden erhaltenen Urkunden, ausgestellt am 14.07.1228, beleuchtet das Verhältnis der Templer zur Ortsgeistlichkeit: sie behandelt einen Streitfall zwischen dem Domkapitel von Trier und dem Templerhaus. Gegenstand der Zwistigkeiten war eine Wiese in der Nähe einer Brücke zu "Wavere", auf die zum einen das Domkapitel, zum anderen die Templer Anspruch erhoben. Der mit der Untersuchung des Sachverhalts beauftragte erzbischöfliche Beamte Thimar gab dem Antrag des Domkapitels auf Zeugenverhöre in Trier statt, insofern auch der Provinzmeister der Templer von Lothringen (die deutsche Provinz der Templer war gerade in der Gründung begriffen, dennoch blieb der Provinzmeister von Lothringen der Komturei von Trier vorgesetzt) seine Zustimmung gäbe. Hierzu wurde die Anhörung um vierzehn Tage verschoben (Mittelrheinische Regesten II, S. 498, Nr. 1868 - Original in Koblenz. Gedr. Mittelrhein Urkundenbuch 3,277). In der zweiten Urkunde vom 22.08. 1228, ist die Entscheidung über diesen Streitfall dokumentiert: Thimar sprach die umstrittene Wiese dem Domkapitel zu. Dabei hatten sich die Parteien in Gegenwart des Provinzmeisters von Lothringen vorab auf eben diesen Thimar als Schiedsrichter geeinigt. Vor diesem Urteilsspruch wurde jedoch eine Ortsbesichtigung unter Teilnahme des Abtes von Villers und dem Ritter Ludwig durchgeführt. Weiterhin erfolgten Zeugenvernehmungen, welche jedoch wegen mangelhafter Ausführungen ergebnislos blieben (Mittelrheinische Regesten II. Teil Seite 499 Nummer 187 - Original in Koblenz Gedr. Mittelrhein Urkundenbuch 3,278).
Am 17.04.1242 verbanden sich die sieben Hauptkirchen zu Trier, um gemeinsame Maßnahmen gegen die Angreifer und Räuber von kirchlichen Personen bzw. Institutionen zu treffen. In der hierüber ausgestellten Urkunde werden neben anderen religiösen Genossenschaften auch die Templer zur Mitwirkung eingeladen. Die nächste Nachricht über die Komturei von Trier findet sich erst in einer Urkunde vom 07.11.1273 erwähnt. Nach dieser Urkunde bestätigt ein Bruder Martin, Provinzmeister der Templer von Lothringen(!), dass seine Ordensbrüder durch die Bezahlung von 40 Pfund Heller an die Stadt Trier einen Schaden als beglichen erachten, welchen sie bei der Stadtbefestigung verursacht hatten. Dazu versprachen die Templerbrüder von Trier die Bestätigung dieser Zahlung vom Provinzmeister von Frankreich(!) zu erwirken.
Es ist davon auszugehen, dass die Niederlassung von Trier wie durch Papst Clemens V. angeordnet an den Johanniterorden übergegangen ist. Grundlage für die Vermutung ist eine Festsetzung vom 04.05.1338, aus der zu ersehen ist, dass die Johanniter zu Trier in einem Streit mit dem Domkapitel, auf eine Wiese, welche ehemaliges Templergut war, Anspruch geltend machten und zu diesem Zweck Erhebungen veranlassten. Bauliche Überreste sind von der Komturei nicht erhalten.
Artikel v. F. Sengstock
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Görz Adam: Mittelrheinische Regesten II. Teil, S. 498 Nr. 1868 - Original in Koblenz, Gedr. Mittelrhein Urkundenbuch 3,277 / ibid. S. 499, Nr. 1870 - Original in Koblenz, Gedr. Mittelrhein Urkundenbuch 3,278 / ibid. IV. Teil, S. 03 Nr. 14IV - Original in Trier / ibid. IV. Teil S. 258, Nr. 1139 - Original in Trier / ibid. IV. Teil S. 634, Nr. 2846 - Original in Koblenz.
- Hirschmann, Freiherr von: Die Tempelherren in Deutschland, in: Historisch-Politische Blätter für das katholische Deutschland, hrsg. von Georg Tochner, Band 159, München 1917, S. 131 - 135.
- Hontheim, Johann Nikolaus von: Historia Trevirensis diplomatica et pragmatica, I. Kapitel CCCCXCI, S. 727 - 728.
- Schüpferling, Michael: Der Tempelherren-Orden in Deutschland, Bamberg 1915, S. 74 - 76.
Trefols (Komturei, Frankreich)
Bereits 1209 existierte dort ein Bauernhof im Besitz des Ordens. Im Laufe des 13. Jahrhunderts erlangte der Hof den Rang einer Komturei, der durch eine Schenkungsurkunde von 1263, ausgestellt von Graf Thibaud IV., schriftlich festgehalten wird. Eine dem Heiligen Johannes geweihte Kapelle und eine Mühle gehörten zu diesem Ordenshaus.
Komture:
~ 1307 Jean
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
Les Commanderies de Champagne et de Brie, in: Templiers. De Jérusalem aux commanderies de Champagne, Paris 2012, S. 202.
Troyes (Komturei, Frankreich)
Troyes, Hauptstadt der Champagne, ist eine alte Handelsstadt und Sitz eines Bischofs. Sie war im Mittelalter Sitz der Grafen der Champagne und Versammlungsort mehrerer Kirchensynoden.
Bauliche und Territoriale Entwicklung
1129 erhielten die Templer die Bestätigung ihrer Regel und die kirchliche Anerkennung auf der damaligen Synode in Troyes, die in der Kathedrale tagte. Eine testamentarische Verfügung erreichte den ersten Ordensmeister Hugues de Payens vermutlich im selben Jahr aus der Hand des Adligen Raoul le Gras und seiner Ehefrau Helena. Es handelte sich um einen landwirtschaftlichen Hof, eine Grangie in Preize, dicht bei Troyes: „[…] unam domum quam grangiam vocamus ante Trecas […]“, nebst Land, Weiden, Wegen, den Nutztieren und allen Gebäuden, die bis zum Tod des Schenkers dort noch entstehen sollten (ed. D’Albon, S. 16). 1143 bestätigte Bischof Hatton diese erste Schenkung und über dreißig weitere bis dahin von weltlichen Adligen und Geistlichen ergangenen in einer feierlichen großen Urkunde. Unter den Gaben an die Templer sind Immobilien und Teile von Immobilien – Land, Weinberge, Mühlen - , Zehnteinkünfte, aber auch Geldzahlungen.
1186 wurde dem Orden ein Haus „in vico Coopoto“ geschenkt. Dort sei laut Courtalon-Delaistre und weiteren Autoren die Komturei eingerichtet worden. An die fünfzig weitere Immobilien in der Stadt gehörten den Templern und wurden von ihnen verpachtet. Zur Lage der Komturei finden sich in der Sekundärliteratur widersprüchliche Angaben. Erschwert wird die Bestimmung durch die gleichzeitig in der Stadt vorhandenen Besitzungen der Johanniter. Wenn es sich bei „Coopoto“ um eine Fehlschreibung der Porte Comporte handelt, stand die 1186 überlassene Immobilie im Nordwesten der Stadt, in der Nähe der Zitadelle der Grafen von Champagne und am Weg nach Preize, wo sich bereits die Grangie befand. In unmittelbarer Nähe der Templerimmobilie muss sich auch eine Niederlassung der Johanniter befunden haben, nämlich bei der Kirche Saint-Remy im selben Viertel. Im südlichen Teil von Troyes erstreckte sich die „Rue du Temple“, wo bis ins 18. Jahrhundert Gebäude der Johanniterkomturei standen. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erhielt Troyes neue Stadtmauern, die nun auch diese Areale einschlossen. Die Komturei besaß auf jeden Fall eine Kapelle, die in den Akten des Prozesses Anfang des 14. Jahrhunderts erwähnt wird.
Land und Wald, Weiden und Höfe in Preize, Vassaules, Chapelle-Saint-Luc und Laines-aux-bois gehörten zum Besitz der Komturei. Eine fast fünf Meter lange Auflistung aller Erträge und Einkünfte der Johanniter-Baillie Troyes mit allen zugehörigen Komtureien aus dem Jahr 1333 führt neben den angestammten Besitztümern der Johanniter auch jene auf, die ursprünglich den Templern gehört hatten.
Beziehungen und Konflikte
Die Champagne kann als Kernland der Templer in Europa gelten. Zahlreiche Komtureien und Niederlassungen befanden sich hier; darunter in unmittelbarer Nähe von Troyes Payns (der Heimatort des Ordensgründers), Cerres und Sancey. Graf Hugues de Champagne gehörte zu den frühen Förderern des Ordens. Seine Nachfolger Thibaud II. und Henri I. überschrieben den Templern eine jährliche Gabe von 10 Silbermarkt aus den Zöllen der Märkte von Troyes. Die Bestätigungsurkunde von Bischof Hatton aus dem Jahr 1143 zeugt von der Begeisterung, mit der der Orden in der Champagne empfangen wurde. 1171 vermachte Clarembaud IV. de Chappes dem Orden jährliche Einkünfte aus der Vizegrafschaft Troyes im Wert von 100 Livres tournoises.
Die enge Nachbarschaft mit anderen religiösen Einrichtungen, die in Troyes selbst und dem Umland Besitz hatten, und die kleinteiligen Schenkungen von Einkünften, mit denen oft mehrere Nutznießer zugleich bedacht wurden, sorgte infolge für Unklarheiten. In den 1190er Jahren kam ein offenbar langjähriger Streitfall um einige Häuser und einen Straßenabschnitt in Troyes vor die Gräfin Marie der Champagne, die folgende Entscheidung traf: Der Kläger Gunnelaudus und seine Frau haben die strittigen Immobilien gänzlich und für immer ohne weitere Einforderungsmöglichkeit den Templern zu überlassen. Dafür erhalten die Eheleute von den Templern jedes Jahr zehn Livres aus den Einkünften besagter Immobilien. Sollte einer der beiden Eheleute sterben, ging die Zahlung an den/die Hinterbliebene(n). Gunnelaudus und seine Frau sollen auch in die „societas Templi“ aufgenommen werden. Nach der Entscheidung der Gräfin fertigen die Vertreter des Ordens eine eigene Urkunde zu diesem Streitfall aus. Ein Komtur von Troyes wird übrigens (noch) nicht genannt.
Über Pachtzahlungen von Immobilien in und außerhalb der Stadt kam es 1261 zum Konflikt mit dem Kollegiatsstift Saint-Etienne von Troyes. Sowohl die Templer, als auch der Dekan und das Kapitel von Saint-Etienne behaupteten, ein Anrecht auf die entsprechenden Einkünfte zu haben. Entschieden wurde letztlich, dass die Templer zu zahlen hätten, allerdings nur ab dem Zeitpunkt der Ausfertigung der Urkunde. 1293 musste Hugues de Pairaud in seiner Eigenschaft als Provinzmeister von Frankreich eine Übereinkunft mit den Johannitern aushandeln, deren Bauabsichten in der Stadt Grundstücke und Rechter beider Orden berührte.
Nach der Aufhebung des Templerordens kam die Komturei mit all ihren Dependancen und Besitzungen an die Johanniter. Mittelalterliche Bauten fielen weitestgehend dem großen Stadtbrand 1524 zum Opfer. Im 17. Jahrhundert wird der Bau der damaligen Johanniterkomturei als in ruinös beschrieben und umfangreiche Rekonstruktionen an den Gebäuden in Angriff genommen. Heute ist auch von diesen Baulichkeiten kein substantieller Überrest mehr vorhanden.
Nachleben und Populärkultur
Troyes gilt heute als „Stadt der Templer“, gelegen an der europäischen „Templer-Straße“. Die Templer sind Teil der touristischen Vermarktung. Seit 2016 führen auf den Wegen eingelassene Dreiecke mit einer (historisch falschen) Templerdarstellung durch die Altstadt. Von Anfang an umstritten haben diese Markierungen aber nichts mit etwaigen architektonischen Hinterlassenschaften der Templer in Troyes zu tun (die ja nicht mehr vorhanden sind). Als „Templersouvenirs“ sind die Dreiecke dennoch beliebt und werden gut verkauft.
Komture (nach Trudon des Ormes):
~ 1290 Nicolas de Serre
~ 1293 Jean Bruart (Komtur der Baillie)
~ 1307 Pierre de Sarcelles (Servient)
Anke Napp
Quellen:
- Urkunde der bischöflichen Bestätigung von 1143: Paris, Archives Nationales, S. 4969 Nr. 11, Abbildung: Dohrmann / Brunel / Baudin, S. 116. Urkunde zum Kompromiss mit den Johannitern 1293: a.a.O., S. 240f., Einkunftsliste 1333: Dohrmann / Brunel / Baudin, S. 266-269
- Marquis d'Albon: Cartulaire géneral de l'Ordre du temple 1119-1150, Paris 1913, S. 16, Nr. 22, S. 20-23, Nr. 28 (Urkunde von 1143): URL.
- Chartular der Komturei Troyes: Arch. Dép. Aube 31 H 14 bis, ab fol. 295: URL.
Sekundärliteratur:
- A. Aufauvre, Troyes et ses environs: Guide historique et topographique, Troyes / Paris 1860, S. 92f: URL.
- J. Ch. Courtalon-Delaistre, Topographie historique de la ville et du diocèse de Troyes, Bd. 2, Troyes 1783, S. 206: URL.
- Th. Leroy, Les Commanderies de Champagne et de Brie, in: N. Dohrmann / A. Baudin / G. Brunel (Hgg.), Templiers. De Jérusalem aux commanderies de Champagne, Troyes 2012, S. 203.
- Th. Leroy, Hugues de Payns, chevalier Champenois, Fondateur de l'Ordre des Templiers, Troyes 2001.
- E. Mannier, Ordre de Malte. Les commanderies du Grand-prieuré de France, d'après les documents inédits conservés aux Archives nationales à Paris, Paris 1872, S. 302-305.
- A.-L.-A. Trudon des Ormes, Liste des maisons et de quelques dignitaires de l'ordre du Temple en Syrie, en Chypre et en France d'après les pièces du procès, in: Revue de l’Orient Latin VI (1898), S. 198f.
Tschechische Republik
Das frühere Herzogtum Böhmen wurde 1198 zu einer Erbmonarchie erhoben, die Teil des Heiligen Römischen Reiches war. Zeitweilig durch Personalunion mit Österreich verbunden, reichte die Ausdehnung bis zur Mittelmehrküste. Mähren im Südosten des heutigen Tschechien gehörte seit dem 11. Jahrhundert zur böhmischen Krone.
Territoriale Entwicklung
Der Fortsetzer der Chronica Boemorum des Cosmas von Prag (=Kosmova Kronika) verlegt die Ankunft der Templer und zahlreicher anderer Orden in Prag in die Regierungszeit König Wenzels I., in das Jahr 1245. Hájeks Böhmische Chronik vom Anfang des 16. Jahrhunderts berichtet von der Ankunft der ersten Templer 1232 und der Gründung des „Jerusalemklosters“ in Prag 1253. Die wenigen Ordenshäuser in diesem Gebiet gehörten zur deutschen Ordensprovinz. Erst Ende des 13. Jahrhunderts begann sich vermutlich eine Unterprovinz Böhmen-Mähren zu formen. Eine Urkunde von 1297 nennt einen „magister milicie Templi totius Bohemie et Moravie“.
Komtureien gab es außer in Prag in Gemolitz (Jamolice), Scheikwitz (Čejkovice) und Aurschinewes (Uhříněves). Der Hauptsitz befand sich mit großer Wahrscheinlichkeit in Scheikwitz. Noch 1297 erhielt der Orden in Person des Provinzmeisters Ekko bedeutenden Zuwachs an Land und Rechten in der Mährischen Walachei. „Für sein Seelenheil“ schenkt der Adlige Protiva von Doubravitz den Großteil seines Erbes, inklusive Wäldern, Feldern, Fischteichen und Wasserläufen. Den kleineren Rest verkauft er für 250 Silbermark an die Templer (ed. Boček, S. 79f). Vermutlich im Zusammenhang mit dem Prozess gegen den Orden verpfändete Ekko 1308 das gesamte Gebiet bis auf einen kleinen Teil an Wok von Krawarn, einen hochrangingen Adligen des böhmischen Königs.
Beziehungen und Konflikte
Die wenigen erhaltenen Urkunden zeigen, dass auch Mitglieder des böhmischen und mährischen Adels in den Orden eintraten und diesen beschenkten. Die Absicht, Neusiedler durch entsprechende, den Templern gewährte Privilegien in gering bevölkerte Regionen zu einzuladen, spielte eine Rolle. Weiterhin wurde versucht, an Grenzen kirchliche Besitzungen und Rechtsbezirke als Schutz einzurichten.
Streitigkeiten entstanden wie in anderen Ordensprovinzen auch bei unklaren Besitz- und Rechteverhältnissen. Auch die Patronatsrechte von Pfarrkirchen führten zu Auseinandersetzungen, zum Beispiel zwischen der Komturei Gemolitz und dem Bischof von Olmütz, sowie zwischen Scheikwitz und dem Zisterzienserkloster Saar.
Die Österreichische Reimchronik vom Anfang des 14. Jahrhunderts berichtet vom Engagement des „Bruoder Egen“ – wohl Provinzmeister Ekko – für Friedrich von Habsburg im Kampf um den böhmischen Thron. Zwölf weitere bedeutende böhmische Adlige hätte er auch überzeugt, Friedrich den Treueschwur zu leisten. (Vers 93455-93469).
(Unter)provinzmeister Böhmen/Mähren:
~1294–1309 Ekko
Anke Napp
Quellen
- A. Boček u. A. (Hg.), Codex diplomaticus et epistorlaris Moraviae, Bd. 5: Ab annis 1294-1306, Brno 1850, Nr. 77, S. 79f: URL.
- Kosmův letopis Česky s pokračovateli, ed. J. Šimák (Fontes rerum Bohemicarum Bd. II, Prag 1876, S. 304: URL.
- Ottokars Österreichische Reimchronik nach den Abschriften Franz Lichtensteins, ed. J. Seemüller, in: MGH Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi. Deutsche Chroniken und andere Geschichtsbücher des Mittelalters Bd. Bd. 5,2, Hannover 1893, S. 1213: URL
Sekundärliteratur
- K. Borchardt, The Templars in Central Europe, in: Z. Hunyadi / J. Laszlovszky (Hgg.); The Crusades and the Military Orders. Expanding the Frontiers of Medieval Latin Christianity, Budapest 2001, S. 233–244.
- L. Jan, Böhmische und mährische Adelige als Förderer und Mitglieder der geistlichen Ritterorden, in: Z. Hunyadi / J. Laszlovszky (Hgg.); The Crusades and the Military Orders. Expanding the Frontiers of Medieval Latin Christianity, Budapest 2001, S. 303–317.
- L. Jan, Die Templer in Böhmen und Mähren, in: K. Borchardt / L. Jan (Hgg.), Die geistlichen Ritterorden in Mitteleuropa im Mittelalter, Brno 2011, S. 171–182.
- L. Jan / V. Jesensky, Hospitaller and Templar Commanderies in Bohemia and Moravia, in: H. Nicholson (Hg.), The Military Orders II: Welfare and Warfare, Aldershot 1998, S. 235–249.
Turin (Komturei, Italien)
Eine Templerniederlassung in Turin wird 1203 erstmalig erwähnt. Die Komturei hatte enge Beziehungen zum Ortsbischof. Zu ihren Besitzungen gehörten Liegenschaften in Vanchiglia und Val Favillera, Padisio.
1251 wurden die Turiner Templer gemeinsam mit Vertretern anderer Orden zum Konflikt des Bischofs von Turin mit Thomas II. von Savoyen befragt und nahmen wie die Übrigen eine vorsichtige Position ein.
Die Lage des Templerhauses ist bisher nicht geklärt. Die Gebäude wurden bei der Erweiterung der Stadtmauer im 16. Jh. zerstört. Die Kirche war der Hl. Margarita geweiht. Einige Dokumente aus späterer Zeit sprechen dafür, dass die Niederlassung sich im südöstlichen Teil der Stadt befand, zwischen der Porta Fibellona und der Porta Marmorea - damit wäre die Templerkirche auf keinen Fall an dem Platz zu suchen, an dem sich die heutige S. Margherita - Kirche in der Stadt befindet, nämlich am gegenüberliegenden Ufer des Po.
Komture (nach Bellomo):
~1203 Rolando Bergognino
~1216 Guido di Trana
~1273 Ogerio
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Bellomo, Elena: The Templar Order in North-West Italy, 2007, S. 307ff.
Tyrus, Wilhem von (Chronist)
Leben
Wilhelm wurde um 1130 in Jerusalem in einer Bürgerfamilie geboren. Er studierte zwanzig Jahre in Europa an den Universitäten von Paris, Orleans und Bologna und war einer der gelehrtesten Menschen seiner Zeit. Außer Französisch sprach er Arabisch, Griechisch und Hebräisch und selbstverständlich Latein. 1165 war er Kanoniker in Akkon, ab 1167 Erzdiakon an der Kathedrale von Tyrus. Schon bald nach seiner Rückkehr ins Heilige Land gehörte er zu den Vertrauten des Königs Amaury von Jerusalem. Er war in zahlreichen diplomatischen Missionen unterwegs und wirkte als Tutor für den Thronfolger. 1174 ernannte ihn Raymond von Tripolis in seiner Eigenschaft als Regent für den noch unmündigen Baudoin IV. zum Kanzler; 1175 wurde Wilhelm zum Erzbischof von Tyrus gewählt. In den Auseinandersetzungen um die Nachfolge im Königreich Jerusalem standen sich aufgrund der zwei Ehen des verstorbenen Königs Amaury zwei Parteien gegenüber. Wilhelm stand der Partei Raymonds von Tripolis und Amaurys zweiter Frau, Maria Komnena, nahe, während sich in der Opposition unter anderem Guy de Lusignan, der Patriarch von Jerusalem und die Templer befanden. Noch 1183 urkundete er als Kanzler, und noch 1184 amtierte er als Erzbischof von Tyrus. Er starb Ende 1184 oder im Jahr 1185.
Die Historia rerum in partibus transmarinis gestarum
Ab 1167, noch während seiner Zeit als Kanoniker an der Kathedrale von Tyrus, begann er sein Geschichtswerk zu verfassen, dass in einigen Handschriften den Titel Historia rerum in partibus transmarinis gestarum (= Geschichte der Geschehnisse in Übersee) trägt. Wilhelms Geschichte der Kreuzzüge, in der er auch Details aus seinem Leben berichtet, endet in ihrer ursprünglichen Fassung im Jahr 1184. Gewidmet ist das Werk seinen „ehrwürdigen Brüdern in Christo“ – also den Mitgliedern des höheren lateinischen Klerus. Als Quellen seiner Darstellung nutzte Wilhelm neben dem selbst Erlebten und Augenzeugenberichten die Dokumente aus der königlichen Kanzlei und Chroniken des Ersten Kreuzzugs, zum Beispiel Fulcher von Chartres und Raymond d’Aigulhers. Über Reisende in die Kreuzfahrerstaaten kamen die ersten Handschriften der Historia um 1200 nach Europa.
Wilhelm berichtet über die Anfänge der Templer (Lib. XII, Cap. VII) und über mehrere Schlachten mit ihrer Teilnahme, darunter Montgisard 1177 (Lib. XXI, Cap. XXI) und Maj Ayun 1179 gegen Saladin (Lib. XXI, Cap. XXVIII). Vor allem teilt er einen Zwischenfall mit, der bis heute als Synonym der üblen Machenschaften der Templer gilt: die Ermordung der Gesandten der Assassinen durch Templer aus reiner Geldgier (Lib. XX, Cap. XXIX und XXX). Er war nicht unparteilich in seiner Geschichtsschreibung. Die Historia offenbart eine dynastische Agenda: er wollte das Königshaus von Jerusalem als gottgewollt, stark und fähig zeigen. In einigen Fällen stellte er die historische Wahrheit hintan. Als Mitglied des 'traditionellen' Klerus betrachtete er auch die Ritterorden und deren Unabhängigkeit von diözesanen Strukturen mit Missbehagen.
In seiner Historia räumt der Bischof weiten Raum ein um zu zeigen, wie die Templer und Johanniter sich der Autorität des Patriarchen entzogen, und welche negativen Konsequenzen dies für das Königreich, die Kirche und die besagten Orden seiner Meinung nach hatte. In besonders negativem Licht sah der Chronist den Ordensmeister Odo de Saint-Amand, den er einen an Hochmut überbordenden Zeitgenossen nennt („[…] a spiritu superbie, quo ipse plurimum habundabat“, ed. Huygens II, S. 955). Bei der Gefangennahme des Meisters in der Schlacht in der Schlacht von Maj Ayun fügt Wilhelm nochmals hinzu „homo nequam, superbus et arrogans, spiritum furoris habens in naribus = ein unredlicher, hochmütiger, arroganter und zornschnaubender Mensch“, ed. Huygens II, S. 1002). Anderen Templern zollte Wilhelm durchaus Achtung. So lobt er den heldenhaften Tod eines Ordensbruders 1139. Odos Amtsvorgänger Bertrand de Blanchefort belegt der Chronist mit der Charakterisierung „religiosus et timens deum = gottesfürchtig und fromm“ (ed. Huygens, II, S. 831).
Die Continuatoren und Übersetzungen
Es existiert eine in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts angefertigte altfranzösische Übersetzung unter dem Titel Estoire d'Eracles, die noch im 14. Jahrhundert ins Lateinische rückübersetzt wurde. Der Text wurde durch die Einarbeitung weiterer Chroniken wie des Ernoul und Fortschreibungen bis in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts erweitert. Während nur neun vollständige Handschriften der lateinischen Fassung überliefert sind, gibt es etwa 60 Kopien der französischen Übersetzung und Fortführungen. Die französische Vorlage wurde ganz oder zumindest in Ausschnitten in weitere westeuropäische Sprachen übersetzt. Es existieren eine kastilische (13. Jahrhundert) und eine englische (15. Jahrhundert) Fassung.
Zum Teil verstärken die Continuatoren Wilhelm von Tyrus‘ Kritik an den Templern noch, so bei seinem Bericht über die Ermordung der Gesandten der Assassinen. Im lateinischen Original findet sich nach der Assassinenaffäre ein Hinweis, dass „man sagte“ der König geplant hätte, Boten zu schicken, um die Angelegenheit „vor die christlichen Fürsten der Welt“ zu bringen („Dicitur […] cum regibus et principibus orbis terrarum questionem illam propusuerat per honestissimos nuntios diligentius pertractare“, ed. Huygens II, S. 955). Die Estoire d‘Eracles fügt hinzu, die Boten sollten nicht nur informieren, welchen Schaden die Templer für den Glauben insbesondere im Orient angerichtet hatten, sondern die Landesherren sollten auch Maßnahmen ergreifen, die Templer aus ihrem Herrschaftsgebiet zu verjagen. Ordensmeister Gerard de Ridefort wird in diesem Argumentationszusammenhang folgerichtig als einer der Hauptverantwortlichen für die Niederlage bei Hattin gesehen.
Die Historia als Quelle weiterer Geschichtswerke
Walter Map benutzte die Historia als Grundlage seines eigenen Werkes, ebenso Matthäus von Paris, Jacques de Vitry im 13. Jahrhundert, Marino Sanudo für sein Liber Secretorum Fidelium Crucis vom Anfang des 14. Jahrhunderts, sowie die Chroniken von Amadi und Florio Bustron zur Geschichte Zyperns aus dem 16. Jahrhundert. Sehr früh wurden die Historia und ihre Continuatio auch gedruckt und in weitere Sprachen übersetzt. Sie galt bis ins 20. Jahrhundert als unbestreitbares und kritiklos hingenommenes Grundlagenwerk über die Kreuzzüge. Über die Koryphäen der Kreuzzugsgeschichtsschreibung, Steven Runciman and Hans Eberhard Mayer, gelangte Wilhelm von Tyrus‘ und seiner Continuatoren Meinung über die Templer schließlich auch in die Populärwissenschaft, die Belletristik und den Film – so zum Beispiel in Ridley Scotts Kingdom of Heaven von 2005.
Quellen
- Handschrift der Historia aus dem 14. Jahrhundert: Cambridge, Corpus Christi College MS 095, fol. 119v-120r (Assassinenaffäre): URL.
- P. W. Edbury, The French translation of William of Tyre’s Historia. The manuscript tradition, in: Crusades Bd. 6 (2007), S. 69–105.
- Willelmus Tyrensis archiepiscopus, Chronicon, ed. R. B. C. Huygens, 2 Bde. (Corpus christianorum. Continuatio mediaevalis, 63–63A), Turnhout, 1986.
- Wilhelm von Tyrus, Geschichte der Kreuzzüge und des Königreichs Jerusalem, dt. Übersetzung von E. Kauser / R. Kauser, Stuttgart 1840: URL
Sekundärliteratur
- P. Csillag, Cinema lo vult. Die Figur des Templers im Historienfilm (Masterarbeit Universität Innsbruck), Innsbruck 2019, S. 43 und S. 81.
- P. W. Edbury, The Old French William of Tyre, the Templars and the Assassin envoy, in: P. W. Edbury (Hg,), Law and History in the Latin East, Bd. 10, Aldershot 2014, S. 25–37.
- P. W. Edbury, William of Tyre. Historian of the Latin East, Cambridge 1988.
- R. Hiestand, Rudolf, Zum Leben und Laufbahn Wilhelms von Tyrus, in: Deutsches Archiv 34 (1978), S. 345–380.
- F. Lundgreen, Wilhelm von Tyrus und der Templerorden, Berlin 1911.
- H. Nicholson, Before William of Tyre: European Reports on the Military-Orders' Deeds in the East 1150–1185, in: H. Nicholson (Hg.), The Military Orders II: Welfare and Warfare, Aldershot 1998, S. 111–118.
- H. Nicholson, Re-Translating William of Tyre: The Origins of the Templars and Hospitallers according to London, British Library Additional Manuscript 5444, fols 242v–248r, in: S. B. Edgington / H. Nicholson (Hg.), Deeds done beyond the Sea: essays on William of Tyre, Cyprus and the Military Orders presented to Peter Edbury (Crusades Subsidia 6), Farnham 2014, S. 53–67.