Verfahrenstechnik und Naturstofftechnik studieren
Die Verfahrenstechnik ermöglicht die industrielle Umwandlung von CO2 zu synthetischen Kraftstoffen, Milch zu Quark oder Melasse zu biologisch abbaubaren Kunststoffen. Sie spielt in fast allen Bereichen unseres alltäglichen Lebens eine bedeutende Rolle, sei es bei der Herstellung von Lebensmitteln, Textilien, Medikamenten oder bei der immer wichtiger werdenden Energieerzeugung durch nachwachsende Rohstoffe. Verfahrenstechnik ist eine Ingenieurwissenschaft für Allrounder, die sich mit der physikalischen, chemischen und biologischen Stoffumwandlung in industriellen Prozessen beschäftigt. Die Naturstofftechnik konzentriert sich dabei auf die Nutzung von erneuerbaren Ressourcen, beispielsweise Holz, pflanzliche Faserstoffe oder Mikroorganismen.
Sowohl in der Verfahrenstechnik als auch in der Naturstofftechnik stehen technische Prozesse im Fokus, in denen aus einem Rohmaterial ein neues Produkt geschaffen wird. Wie alle Bereiche unseres täglichen Lebens, ist auch die Verfahrenstechnik einer immer stärkeren Digitalisierung unterworfen. In den Ausbildungsinhalten wird diese Entwicklung durch die verstärkte Vermittlung von Kenntnissen in der computergestützten Auslegung und Simulation von industriellen Prozessen berücksichtigt.
Das zukünftige Wohlergehen unsere Gesellschaft kann nur durch nachhaltiges industrielles Wirtschaften sichergestellt werden. Unsere Absolvent:innen leisten hierzu einen entscheidenden Beitrag durch die Entwicklung von ressourcenschonenden, hocheffizienten Prozessen und Produkten auf Basis nachwachsender Rohstoffe in allen Bereichen der Industrie.
Die Dresdner Verfahrenstechnik und Naturstofftechnik: Team und Forschungsfelder
Das Ausbildungs- und Forschungsprogramm der Dresdner Verfahrenstechnik und Naturstofftechnik wird durch folgende Professuren & Arbeitsgruppen getragen:
Professur für Agrarsystemtechnik
Professur für Bioverfahrenstechnik
Professur für Chemische Verfahrens- und Anlagentechnik
Professur für Holztechnik und Faserwerkstofftechnik
Professur für Lebensmitteltechnik
Professur für Energieverfahrenstechnik
Professur für Thermische Verfahrenstechnik und Umwelttechnik
Professur für Technologie produktiver Biofilme
Professur für Verarbeitungsmaschinen / Verarbeitungstechnik
Professur für Bildgebende Messverfahren für die Energie- und Verfahrenstechnik
Professur für Transportprozesse an Grenzflächen
Arbeitsgruppe Papiertechnik
Arbeitsgruppe Systemverfahrenstechnik
AG Mechanische Verfahrenstechnik
Unsere Kompetenz reicht von der Nutzung von Naturstoffen für die Herstellung nachhaltige Produkte und Lebensmittel, über klassische Themen der (bio)chemischen und mechanischen Verfahrenstechnik bis zur Nutzung moderner Informationstechnologien für die Digitalisierung von Produktionsprozessen. Durch die Mitarbeit an unseren Forschungsthemen haben die Studierenden frühzeitig die Möglichkeit, Praxiserfahrung zu sammeln und mit gesellschaftlich und technisch hochrelevanten Themen in Berührung zu kommen.
Aufbau des Studiums
Grundstudium (1.-4. Semester)
In den ersten vier Semestern werden vor allem mathematisch-naturwissenschaftliche und ingenieurwissenschaftliche, aber auch allgemeine Grundlagen der Verfahrenstechnik und Naturstofftechnik vermittelt. Pflichtmodule haben u. a. die Grundlagen der Verfahrenstechnik und Naturstofftechnik, Mathematik, Chemie, Mess- und Automatisierungstechnik, Informatik sowie Betriebswirtschaft zum Inhalt.
Hauptstudium
Im zweiten Teil des Studiums der Verfahrenstechnik wird die Grundlagenausbildung mit der anwendungsorientierten Wissensvermittlung verbunden. Studierende können eine von fünf Studienrichtungen wählen. Das jeweilige Pflichtprogramm im 5. bis 9. Semester (Diplom)/ 5. Semester (Bachelor) wird durch Module ergänzt, welche die Studierenden entsprechend ihrer fachlichen Interessen aus einem Fächerkatalog frei wählen können. Fach- und Forschungspraktika im Diplomstudiengang sowie Module zur allgemeinen und fachübergreifenden Qualifikation, d.h. zum Beispiel Fächer aus dem geisteswissenschaftlichen oder wirtschaftlichen Bereich, runden das Studienangebot ab. Folgende Studienrichtungen stehen ab dem 5. Semester zur Auswahl:
Die Lebensmitteltechnik – synonym für Lebensmitteltechnologie – befasst sich mit allen verarbeitungs- und verfahrenstechnischen Vorgängen, mit denen landwirtschaftliche Rohstoffe nachhaltig zu genussfähigen und sicheren Lebensmitteln umgewandelt werden. Dies erfordert Ingenieure mit fundierten naturwissenschaftlichen und ingenieurtechnischen Kompetenzen, die bei der Planung, Umsetzung und Überwachung der erforderlichen Verfahren und Prozesse die spezifischen Eigenschaften der Rohstoffe, der Zwischenprodukte und der am Ende der Wertschöpfungskette stehenden Lebensmittel kennen sowie die Besonderheiten der Lebensmittelverfahrenstechnik berücksichtigen.
Neben allgemeinen verfahrenstechnischen Inhalten werden den Studierenden spezifische Kenntnisse zur Lebensmittelchemie, Lebensmittelmikrobiologie und -hygiene sowie zu den für die Lebensmittelproduktion erforderlichen Verfahren und Prozessen und deren technischer Umsetzung vermittelt. Nach persönlichen Interessen und Neigungen können die Studierenden sich zudem durch individuelle Modulwahl spezialisieren, z. B. bezüglich Biochemie und Ernährungsphysiologie, Qualitätssicherung und Lebensmittelsensorik, Lebensmittelrheologie, Anlagen- und Sicherheitstechnik, Getränketechnologie und Lebensmittelzusatzstoffe sowie Reinigungstechnik, Betriebshygiene und Verpackung von Lebensmitteln.
Die Studienrichtung ist besonders für Studierende geeignet, die nach einer Verbindung von naturwissenschaftlichen und technischen Inhalten mit starkem Alltagsbezug suchen. Absolventen der Lebensmitteltechnik werden vor allem in Lebensmittel produzierenden Betrieben beschäftigt, wo sie verschiedenste Aufgaben zum Beispiel in Forschung und Entwicklung, Verfahrens- und Produktentwicklung, sowie in der Produktionsüberwachung und im Qualitätsmanagement übernehmen.
Es geht um die Gestaltung, Modellierung und Optimierung von Prozessen und Verfahren, die Stoffe nach Art, Eigenschaft und Zusammensetzung auf physikalischem, chemischem oder biologischem Weg verändern. Weiterhin stehen mechanische, thermische und chemische Grundprozesse wie auch die Gestaltung und Auslegung von verfahrenstechnischen Anlagen im Mittelpunkt.
Bioverfahrenstechnik, Bioingenieurwesen und Industrielle Biotechnologie sind Synonyme für die Wissenschaftsdisziplin, die sich mit der Durchführung von biologischen Stoffwandlungen in industriellen Verfahren beschäftigt. Dabei steht die nachhaltige Produktion von chemischen Wertstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen oder Abfallströmen im Vordergrund.
Die Bioverfahrenstechnik befindet sich an der Schnittstelle von Biologie und Technikwissenschaften. Neben allgemeinen verfahrenstechnischen Inhalten werden den Studierenden Kenntnisse vermittelt, welche für die Entwicklung und Optimierung von biotechnischen Herstellungsverfahren unter Einsatz von Mikroorganismen, isolierten pflanzlichen und tierischen Zellen sowie Enzymen notwendig sind.
Je nach Neigung können die Studierenden in ihrem Studienprogramm verschiedene Schwerpunkte setzen. Sie können Fächer wählen, in denen die apparatetechnische Auslegung und Automatisierung von biotechnischen Verfahren im Vordergrund stehen. Alternativ oder ergänzend können sie sich auf Inhalte konzentrieren, die für die Optimierung von mikrobiellen Produktionsstämmen durch gezieltes metabolic engineering notwendig sind.
Die Studienrichtung ist besonders für Studierende geeignet, die nach einer Verbindung von biologischen und technischen Inhalten suchen. Absolventen der Bioverfahrenstechnik werden vor allem in der (Bio)chemischen Industrie sowie in der Pharmaindustrie beschäftigt, wo sie Ergebnisse der biologischen Grundlagenforschung in industrielle Verfahren übersetzen.
Chemie-Ingenieurtechnik, Chemieingenieurwesen bzw. im englischsprachigen Sprachraum Chemical Engineering sind Synonyme für die Wissenschaftsdisziplin an der Schnittstelle zwischen der Naturwissenschaft und dem Ingenieurwesen, die sich auf Prozesse und Anlagen fokussiert, in denen Stoffe nach Art, Eigenschaft und/oder Zusammensetzung, z.B. mit Hilfe von Katalysatoren, verändert werden. Die Prozesse und Anlagen dienen der Gewinnung vielfältigster Materialien und Wertstoffe aus konventionellen und nachwachsenden Rohstoffen sowie anfallenden Abfallstoffen für verschiedenste Industriezweige. Die Spannbreite reicht dabei von A wie Agrarwirtschaft bis Z wie Zementindustrie.
Studierende der Chemie-Ingenieurtechnik beschäftigen sich während des Studiums intensiv mit chemischen Grundlagen und Prozessen in der Stoffumwandlung, Stofftrennung und Stoffvereinigung nach chemischen, mechanischen und thermischen Wirkprinzipien. Neben allgemeinen ingenieurwissenschaftlichen und speziellen verfahrenstechnischen Inhalten werden in Vorlesungen, Übungen und umfangreichen Laborpraktika speziell auch Kenntnisse vermittelt und Kompetenzen entwickelt, welche für die Entwicklung und Optimierung von chemischen Synthesen und zugehörigen Trennoperationen notwendig sind. Je nach Neigung können Studierende in Ihrem Studienprogramm verschiedene Schwerpunkte setzen. Sie können sich material- und prozessbezogenes Spezialwissen für verschiedene Industriezweige aneignen als auch alternativ oder ergänzend Schwerpunkte in den thermodynamischen Grundlagen oder in den Phänomenen an Partikeln und Phasengrenzflächen setzen.
Die Studienrichtung ist besonders für Studierende geeignet, die eine Kombination von Technik mit Naturwissenschaft und insbesondere Chemie suchen. Im Beruf erforschen Absolventen der Chemie-Ingenieurtechnik neue Prozesse und Verfahren zur Erzeugung vielfältiger Materialien, Wert- und Wirkstoffe, planen und realisieren zugehörige Produktionsanlagen und betreiben, überwachen und optimieren diese. Neben der Chemie- und Pharmaindustrie werden die erworbenen Kompetenzen schwerpunktmäßig auch in der Kosmetik- und Pflegemittelindustrie sowie in der Umwelt-, Energie- und Halbleitertechnik als auch im Apparate- und Anlagenbau benötigt. Absolventen der Chemie-Ingenieurtechnik finden damit herausfordernde und zukunftssichere Anstellungen in fast allen Branchen der Industrie und leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Entwicklung einer nachhaltigen industriellen Produktion.
Die Holztechnik und Faserwerkstofftechnik umfasst drei Hauptschwerpunkte: Holztechnik behandelt den anatomischen bzw. chemischen Aufbau, physikalische Eigenschaften, technische Nutzung und Verarbeitung des Rohstoffs Holz. Faserwerkstofftechnik widmet sich der Gewinnung, Modifizierung und Verarbeitung von allgemein pflanzlichen Fasern zu Werkstoffen. Papiertechnik wiederum ist das Fachgebiet für Erzeugung und Aufbereitung von Papierfaserstoffen und deren Veredlung.
Mit dem zunehmenden Ausbau einer nachhaltigen und auf natürlichen Ressourcen basierenden Wirtschaft, der Bioökonomie, werden dafür immer neue Felder erschlossen: Holz ist die mit Abstand größte biobasierte Rohstoffquelle zur Nutzung in Produkten aller Art. Die Holztechnologie geht dabei weit über handwerklich geprägte Lehrberufe hinaus, um das Potenzial holzbasierter Werkstoffe in technischen Industriezweigen nachhaltig zu erschließen. Individuelle Interessen können durch eine breite Auswahl an studienbegleitenden wissenschaftlichen Projektarbeiten verfolgt werden. Darüber hinaus ist die Anstellung als studentische Hilfskraft eine oft wahrgenommene Gelegenheit, Erfahrung im Labor und mit dem Stand der vielfältigen Forschung zu sammeln.
Unsere Absolvent:innen arbeiten in allen holzverarbeitenden Industrien, d.h. insbesondere der Möbelindustrie, der Zellstoff- und Papierindustrie sowie in Unternehmen, die Maschinen und Chemikalien für die Verarbeitung von Holz und Kompositwerkstoffen aus Naturfasern herstellen.
Im siebten Fachsemester des Diplomstudiengangs Verfahrenstechnik und Naturstofftechnik finden planmäßig keine Vorlesungen statt. Dieser Zeitraum ist für ein obligatorisches Fachpraktikum reserviert, in dem die Studierenden in Industriebetrieben oder außeruniversitären Forschungseinrichtungen Praxiserfahrung sammeln und ihr Wissen anwenden können. Das Praktikum hat eine Dauer von 15 Wochen und dient als wichtige Orientierung für die Studierenden und deren individuelle fachliche Schwerpunktsetzung im weiteren Studienverlauf. Das Studium wird im 10. Semester mit dem Anfertigen einer Diplomarbeit bzw. im 6. Semester mit Anfertigen einer Bachelorarbeit abgeschlossen.
Bachelor/Diplom/Aufbaustudium
Die Fakultät Maschinenwesen der TU Dresden hält am klassischen Ingenieurabschluss fest, hat aber alle Studiengänge an die Bologna-Kriterien zur internationalen Vergleichbarkeit angepasst. Der deutsche Diplom-Ingenieur (Dipl.-Ing.) ist ein weltweit anerkannter Titel und Qualitätsbegriff; er ist in der Wirtschaft bekannt und besonders im technischen Bereich etabliert. Ein Diplomstudium dauert in der Regelstudienzeit mindestens fünf Jahre. Nach den ersten vier Semestern bestätigt ein Zwischenzeugnis den erfolgreichen Abschluss des Grundstudiums, dessen Inhalt breite ingenieurstechnische und naturwissenschaftliche Grundlagen bilden. Danach können sich die Studierenden des Diplomstudiengangs in den verbleibenden 6 Semestern in ihrer gewählten Studienrichtung weiterbilden und tiefgehendes Fachwissen aneignen. Das Diplomstudium umfasst im 7. Fachsemester ein Fachpraktikum, welches außerhalb der Universität absolviert wird. In diesem Praktikum haben die Studierenden die Möglichkeit, praktische Erfahrungen in ihrem späteren beruflichen Umfeld zu sammeln und ihr theoretisches Wissen in der industriellen Praxis anzuwenden. Nach zehn Semestern erreicht man den berufsqualifizierenden Universitätsabschluss des Diplom-Ingenieurs. Die Vergleichbarkeit von Diplom- und Masterabschluss wird jedem Absolventen mit dem „Diploma Supplement“ bestätigt. Das Diplom ist daher äquivalent zum Master.
Ergänzend zu diesem Ausbildungsstrang bieten wir ein dreijähriges Bachelorstudium an, dessen Inhalte sich weitgehend mit den ersten Semestern des Diplomstudiengangs decken. Das Bachelorstudium ermöglicht den Studierenden einen früheren Eintritt ins Berufsleben. Es ist jedoch vor allem für diejenigen gedacht, die nach einem Bachelorabschluss an einer anderen Universität im In- oder Ausland ein Masterstudium anschließen möchten
Struktur
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Bewerbungslinks für ein Studium
Stimmenfang von Studierenden der Verfahrenstechnik und Naturstofftechnik
Josi studiert Verfahrenstechnik und Naturstofftechnik in der Vertiefungsrichtung Lebensmitteltechnologie. Das Beste an ihrem Studium ist das Verkosten, sagt sie. Mehr zum Studiengang und –inhalten verrät sie im Video. Weitere Informationen zum Studiengang gewährt Professor Rohm in einer Studiengangsvorstellung
© TU Dresden
Nora, Dario und Victor berichten worum es im Studiengang Verfahrenstechnik und Naturstofftechnik geht, in welche Fachrichtungen du dich vertiefen kannst und welche Vorraussetzungen du mitbringen solltest.