Ein Jahr der Demokratie und Freiheit mit Interview mit der Prorektorin für Universitätskultur
Das Jahr 2024 stand im Zeichen der Jubiläen von Grundgesetz und der Friedlichen Revolution: Vor 75 Jahren wurde das Grundgesetz verkündet, und die Friedliche Revolution liegt 35 Jahre zurück. Daher widmete sich die TUD in diesem Jahr mit verschiedenen Veranstaltungen und Angeboten verstärkt der Demokratieförderung, dem gesellschaftlichen Miteinander und dem Wert von Freiheit: So war die Großveranstaltung „Gemeinsam für Demokratie“ am 25. Mai 2024 ein starkes Signal der Universität sowie anderer wissenschaftlicher und kultureller Einrichtungen in der Stadt Dresden. Bei dieser Veranstaltung starteten vier Sternzüge von verschiedenen Startpunkten in Dresden, um bei einem Fest der Demokratie auf dem Dresdner Altmarkt aufeinanderzutreffen. Gemeinsam feierten die Einrichtungen die Werte der Demokratie, unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung und die das Jahr prägenden Jubiläen. Zumal in diesem Jahr die Europawahl und die Kommunal- und Landtagswahlen stattfanden und dadurch ein klares Zeichen gesetzt werden sollte.
Um die erwähnten Jubiläen würdig zu ehren und die Demokratie zu feiern, führte die TUD in den vergangenen Monaten das Projekt „Demokratische Freiheit – erringen, erleben, erhalten“ im Rahmen des aktuellen Wissenschaftsjahres „Freiheit“ des BMBF durch. Das Projekt lud mit Veranstaltungen und Social Media-Formaten in diesem Demokratie- und Freiheitsjahr zum Mitmachen und Diskutieren ein. Auf dieser Seite sind finden Sie einen Projektüberblick: https://tu-dresden.de/tu-dresden/universitaetskultur/universitaet-gesellschaft/wissenschaftsjahr2024-freiheit
Ein Höhepunkt des Wissenschaftsjahres war das Mitmachfest in Prohlis. Es folgt eine Bildergalerie für ein paar Eindrücke.
Bereits seit 2020 schafft die TUD mit der Exzellenz-Maßnahme „TUD im Dialog“ Räume für niederschwellige Dialogformate, um den Austausch zwischen Wissenschaftler:innen und Bürger:innen auszubauen und eine konstruktive Debattenkultur zu fördern. Die im Jahr 2024 geförderten Projekte finden sich auf dieser Website: https://tu-dresden.de/tu-dresden/universitaetskultur/universitaet-gesellschaft/tud-im-dialog
Ein gefördertes Dialogformat soll an dieser Stelle besonders hervorgehoben werden: 2024 wagten die beiden Projekte You Ask We Explain (YAWE) – eine Veranstaltungs- und Podcast-Reihe der Medizinischen Fakultät – und TUD Lectures – seit 2021 ein Angebot des Dezernats Universitätskultur – den Zusammenschluss.
Als weitere Partnerin konnte die Kustodie der TUD gewonnen werden. So entstand die Veranstaltungsreihe TUD Lectures+ mit dem Dachthema „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“. Gemeinsam mit wissenschaftlichen Expert:innen und musikalischen Highlights tourte das Projektteam nicht nur durch Dresden, sondern auch durch Teile Ostsachsens. In Bautzen ging es um den Klimawandel, in Pirna um das Glück, in Tharandt um politische Bildung und in Dresden um Kinderschutz, bunte Vielfalt, Heimat und Migration. Alle Themen und Veranstaltungsorte finden sich auf dieser Website: https://tu-dresden.de/tu-dresden/universitaetskultur/campusleben/tud-lectures
Die Veranstaltungen sind jeweils als Podcast nachzuhören. Sie finden die Folgen hier: https://tu-dresden.de/med/mf/idl/dasinstitut/carl/you-ask-we-explain/podcasts
Zu den Eindrücken und Auswirkungen des Demokratiejahres 2024 hat culTUre ein Gespräch mit der Prorektorin für Universitätskultur, Prof.in Roswitha Böhm, geführt.
Das Wissenschaftsjahr 2024 stand unter dem Motto „Freiheit“ und hat an der TUD zahlreiche Facetten des demokratischen Miteinanders beleuchtet. Was hat Sie persönlich in diesem Kontext besonders bewegt?
Besonders beeindruckt hat mich das Mitmachfest in Prohlis am 15. Juni 2024, das Familien und Menschen unterschiedlichster Altersgruppen, Herkünfte und Interessen zusammengebracht hat. Die Vielfalt der Teilnehmenden und die Kooperation so vieler engagierter Akteur:innen – von TUD-Expert:innen über städtische Netzwerke bis hin zur Stadtbevölkerung – haben gezeigt, wie Demokratie im Alltag erfahrbar wird. Diese Verbindungen bereichern unseren Campus und die Stadtgesellschaft gleichermaßen und zeigen, wie wichtig es ist, in einem demokratischen Rahmen auch kontroverse Themen mit Respekt und Offenheit zu diskutieren. Bewegend fand ich weiterhin das Lehrangebot mit der Aktion Zivilcourage, das Studierende aktiv in demokratisches und politisches Denken eingebunden hat. Dass unser Dezernat Universitätskultur daran beteiligt war, macht es umso bemerkenswerter und eine Wiederholung wünschenswert.
Welche Ansätze oder Initiativen aus dem Demokratiejahr halten Sie für besonders zukunftsweisend, um die demokratische Kultur an der TUD selbst, aber auch über den Campus hinaus langfristig zu stärken?
Es ist essenziell, die vielschichtigen Gesprächsangebote fortzuführen und gezielt über den Campus hinaus in die Stadt und den ländlichen Raum zu tragen. Formate wie die „TUD Lectures“ leisten hier wertvolle Beiträge. Darüber hinaus halte ich Lehrangebote mit gesellschaftlichem Anspruch, wie die Zusammenarbeit mit der Aktion Zivilcourage, für zukunftsweisend. Diese sollten wir nicht nur wiederholen, sondern auch auf neue Zielgruppen wie Beschäftigte ausweiten – beispielsweise über das Zentrum für Weiterbildung. Vergleichbar sollten Argumentationstrainings für den Umgang mit populistischen und extremistischen Tendenzen fest in unsere Agenda aufgenommen werden. Und schließlich bilden die Kooperationen, etwa mit der SLUB, dem Deutschen Hygiene-Museum Dresden oder Stiftungen und Vereinen, eine wichtige Grundlage für eine lebendige demokratische Kultur und sollten intensiviert werden.
Welche Schritte sind aus Ihrer Sicht erforderlich, damit die TUD weiterhin ein Ort bleibt, der Demokratie aktiv fördert und populistischen und extremistischen Strömungen entschieden entgegentritt?
Wir brauchen ein entschlossenes Zusammenspiel von Prävention, Bildung und Engagement. Prävention bedeutet, klare Werte zu definieren und zu leben – wie etwa im Handlungskonzept gegen antidemokratische Herausforderungen, an dem wir derzeit arbeiten. Bildung schließt Formate ein, die kritisches Denken und den offenen Austausch fördern, auch im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Und Engagement verlangt, dass wir als Universität Verantwortung übernehmen – sowohl intern, etwa durch ein inklusives Campusleben, als auch extern durch den Dialog mit der Gesellschaft. Zudem sollten wir die Positionierung der TUD für die freiheitliche demokratische Grundordnung stärker sichtbar machen, sei es durch innovative Veranstaltungsformate oder gezielte Social-Media-Initiativen. Gleichzeitig können wir alle Statusgruppen stärker in ehrenamtliches Engagement einbinden – Programme wie „TUD engagiert“ bieten hier gute Ansätze. Schließlich halte ich, wie es in der Lehrstrategie sTUDium 3.0 vorgesehen ist, den Erwerb von Kernkompetenzen mit gesellschaftspolitischem Fokus, etwa Gender-, Diversity- oder Nachhaltigkeitskompetenzen, für alle Studierenden für unerlässlich. Ein solches Angebot sensibilisiert Studierende für die Herausforderungen unserer Zeit und stärkt sie als mündige Bürger:innen. Gemeinsam können wir so eine Universität gestalten, die Demokratie nicht nur aktiv fördert, sondern als festen Bestandteil ihrer Identität versteht.