23.08.2023
Lehrpreis für diversitätssensible Lehre 2023 an das BQL-Team Grundschule vergeben
Seit 2020 werden Lehrkonzepte mit dem Preis für diversitätssensible Lehre an der TU Dresden gewürdigt. Dadurch sollen die Vielfalt und die Relevanz diversitätsbezogener Themen und Aspekte im Kontext der Lehre sichtbar gemacht werden. In diesem Jahr wurde die Idee „Hybride Werkstattarbeit - Ein offenes Lehr-Lern-Konzept für angehende Lehrkräfte an Grundschulen (BQL-GS)“ für den Lehrpreis 2023 ausgewählt. Das Team der Berufsbegleitenden Qualifizierung von Lehrkräften an Grundschulen konnte mit dem regelmäßig stattfindenden offene Werkstattlernen übergreifende und inklusive Aspekte der Diversity-Strategie 2030 der TU Dresden gezielt umsetzen.
So konzipierte das BQL-GS-Team, mit Unterstützung durch das BQL.Digital-Team, eine Werkstattwoche, bei der die Teilnehmenden selbstständig ihre Arbeitsphasen gestalten konnten, aber auch genauso eigenständig entscheiden konnten, ob sie in Präsenz oder Online an den Veranstaltungen teilnehmen möchten. Alle Lehrveranstaltungen wurden sowohl digital als auch in Präsenz geplant, um möglichst viele Zugangsbarrieren abzubauen. Der mit dem Lehrpreis prämierten Werkstattarbeit geht eine grundsätzliche Veränderung struktureller Rahmenbedingungen voraus, die den reflexiven Umgang mit Ungewissheit bewusst integriert und aushält. Bereits bei der Planung des Werkstattkonzepts wurde die Verschiedenheit der Ausgangsbedingungen durch gemeinsame, bewusst divers angelegte Szenarien mittels Differenzierungs- und Supportangebote mit bedacht. Die Entscheidung des Werkstatt-Teams, den Teilnehmer:innen jeweils vier Lernangebote in Präsenz und zugleich online anzubieten, resultiert aus den Erfahrungen der Lehre, bei der zukünftige Lehrpersonen von der Präsenzlehre aus unterschiedlichen gesundheitsbedingten Gründen ausgeschlossen sind, aber auch aus den Erfahrungen der Familienväter und -mütter aus weit entfernten Regionen Sachsens. Sie sind häufig benachteiligt, weil Kindertagesstätten oder Schulen spät öffnen oder zeitig schließen, bzw. die Anreisewege schlichtweg zu zeitintensiv sind.
Für beide Formate (Online/Präsenz) konnten von den Teilnehmenden passende Lernanregungen gewählt werden. Die vielfältigen Lehr-Lern-Angebote der Grundschuldidaktiken (z. B. „Sprachhürden sprachsensibel überwinden“, „Nach Montessori lehren?“, „Raumerkundungen planen, durchführen, evaluieren“) trugen einen interdisziplinären Ansatz.
Ziel ist es, das Werkstatt-Lernen als problemlösendes Lernen sowie forschender und gestaltender Dialog mit Menschen und Dingen (Ernst 1990 in Brée 2017) vorzustellen und zu erproben. Am Ende sollte eine Lernkiste mit Transfer für die Schule erstellten werden, die den individuellen Lernweg sowie Lernergebnisse abbildete. Durch die Teilnahme an Expertinnentalks (Dozierende im Austausch mit Teilnehmenden) wurde ein kritisch-konstruktiver Umgang mit diversitätssensiblen Angeboten auch auf inhaltlicher Ebene gefördert. Mittels Kinderyoga konnte die sportliche Komponente, „Teacher and Student Well-Beeing“ und damit bewegte Elemente für den Unterricht transferiert werden.
Ein Komplett-Transfer des Analogen in den digitalen Raum war nur bedingt möglich, weshalb im OPAL-Kurs additive Strukturen und Angebote geschaffen wurden. Dazu gehörten die Online-Rezeption (entspricht helfenden Ansprechpersonen im Präsenz-Raum), die in den Lehrveranstaltungszeiten durchgängig besetzt war und Anlaufstelle für technische und inhaltliche Fragen darstellte. Des Weiteren ermöglichte ein virtueller 360°-Rundgang die nahezu barrierefreie Orientierung in der real existenten physischen Lernwerkstatt. Im OPAL-Kurs gab es differenzierte Lernanregungen (z.B. bewusst modulübergreifende Lernangebote, eine Lernkiste, einen Materialpool, ein Wiki zu wichtigen Schlagwörtern der diesjährigen Werkstatt-Arbeit, sowie bewusste gestufte Unterstützungsangebote im Sinne eines Scaffoldings).
Im Präsenzraum hingegen lagen Lehr-Lern-Materialien in haptischer Form vor. Virtuelle und präsente Austauschräume zur Kollaboration förderten die Kleingruppenarbeit, Hinweise auf Zugänge zu gestreamten Expert:innentalks boten die Möglichkeit zum vertieften Erfahrungsaustausch. Ein virtueller und analoger Pausenraum und ein Frühsportraum sorgten für eine belebende Atmosphäre.
Am Ende wurden die physischen, aber auch die virtuellen Lernkisten präsentiert - online mittels Galerierundgang, basierend auf TaskCards. In weiterführenden Lehrveranstaltungen wurden sie einer theoretischen und praktischen Reflexion unterzogen. Eine Evaluation der Lehrveranstaltungen zur Werkstatt mittels Fragebogen und offener Diskussion rundete die Werkstattarbeit ab und half, die qualitative Entwicklung zu bewerten.
Diversity als ständige Querschnittsaufgabe des schulischen und akademischen Raumes führt auch in den Folgesemestern zu einer Verstetigung des Werkstatt-Lernens. Um eine breite Öffentlichkeit für Diversity-Aspekte zu sensibilisieren, wurde die hybride (aber auch die vorhergehende digitale Werkstatt) auf der BQL-Homepage vorgestellt.
Dank des Preises stehen Mittel für zukünftige Vorhaben im Bereich der diversitätssensiblen Lehre zur Verfügung - eine Reihe solcher Projekte ist bereits in der Entwicklungsphase. Dazu gehört der bevorstehende Diversity-Tag für Teilnehmende aus dem Bereich BQL-Grundschule, der im kommenden Dezember geplant ist. Dieser Tag wird sich dem Thema auf vielfältige Weise nähern – durch inspirierende Fachvorträge, anregende Diskussionen und praxisnahe Bezüge.