WALDSCHLÖSSCHENBRÜCKE UND WELTKULTURERBE SIND MÖGLICH
Dresden, 7. August 2006. "Denn um klar zu sehen, genügt ein Wechsel der Blickrichtung!" Mit diesem Zitat von Antoine de Saint-Exupéry aus "Die Stadt in der Wüste" kann man den Bedarf zur weiteren Diskussion um den Bau der Waldschlösschenbrücke am besten beschreiben. Die öffentliche Diskussion durch zum Beispiel den "Dresdner Appell" oder andere Äußerungen der letzten Zeit spitzt sich zu. Überall wird der Eindruck erweckt und geschürt, dass es nur eine Alternative zwischen dem Bau der Waldschlösschenbrücke oder dem Erhalt der UNESCO-Anerkennung als Weltkulturerbe geht. Ein Entweder-Oder bestimmt die öffentliche Diskussion.
Nach Meinung von Professor Manfred Curbach, Direktor des Instituts für Massivbau an der Technischen Universität Dresden, ist es hingegen möglich, sowohl den Status als Weltkulturerbe zu erhalten als auch eine Brücke am Waldschlösschen zu bauen. Dafür erforderlich sei ein Entwurf für eine Brücke, die - ebenso wie es vor über hundert Jahren das Blaue Wunder war - ein echter Solitär ist, die es nur in Dresden und nur für Dresden gibt, die die Elbauen und die Elbe in einer einzigartigen Weise überspannt und bereichert und die auf diese Weise zu einem herausragenden weiteren Wahrzeichen Dresdens wird.
Die Androhung der Streichung des Status des Weltkulturerbes hängt wesentlich mit der zurzeit vorliegenden Planung für eine Bogenbrücke und der anschließenden langen Vorlandbrücke über die Elbauen zusammen. Dieser Brückenentwurf ist das Ergebnis eines Wettbewerbs, der vor vielen Jahren stattgefunden hat und der nicht unbedingt einen optimalen Entwurf für Dresden gebracht hat. Curbach: "Eine relativ filigrane Bogenbrücke, wie es sie in ähnlicher Form bereits hundertfach gibt, ruht auf massiven Fundamenten, man kann auch sagen: Elefantenfüßen, die die Proportionen völlig verletzen und die mitverantwortlich dafür sind, dass die UNESCO die Aberkennung androht."
Um sowohl das Weltkulturerbe zu erhalten als auch die Waldschlösschenbrücke zu bauen, sollte nach Ansicht von Professor Curbach der Baubeginn verschoben, aber auf keine Fall aufgehoben werden. Es sollte ein neuer Wettbewerb unter drei bis fünf einzuladenden Brückenbaudesignern oder -teams ausgelobt werden, um so die Chance zu schaffen, ein optimal passendes Brückenunikat für Dresden zu bekommen.
So wie vor hundert Jahren das Blaue Wunder - entworfen vom Dresdener Professor Klaus Köpke - eine einmalige Konstruktion darstellte, die es vorher und hinterher in der gleichen Weise nie wieder gegeben hat, so könnte auch die Waldschlösschenbrücke von der Kreativität der heutigen Brückenbauer profitieren und deutlich machen, auf welch hohem Stand die Brückenbaukunst heute steht. "Die Zeit ist reif für eine Brücke, die die heute vorhandenen Materialien und Konstruktionsprinzipien vollständig ausnutzt und so in eleganter und filigraner Art die Elbauen und die Elbe bereichert," sagt der Brückenbauprofessor.
Es sei möglich und dringend geboten, eine derartige Brücke für Dresden so zu entwerfen und zu bauen, dass das Elbtal seinen Status als Weltkulturerbe der UNESCO erhalte und ein echtes neues Wahrzeichen für Dresden entstünde.
Zurück zur vorherigen Seite