W
- Walter Scott
- Wandmalerei
- Werner, Friedrich Ludwig Zacharias (Dramatiker)
- Wichmannsdorf (Komturei, Deutschland)
- Wien
- Wilhelm von Tyrus
- Wilhelm von Wenden
- Winchester, Matthäus von (Chronist)
Walter Scott
s. Scott, Walter
Wandmalerei
Die ältesten Wandmalereien, die in Kirchen oder Konventsgebäuden der Templer überdauert haben, stammen aus dem 12. Jahrhundert. Sie entstanden anlässlich des Neubaus von Kapellen oder der Übernahme älterer Bauwerke im Zuge einer Schenkung. In diesem Fall bestimmten die wohltätigen Spender die Ausstattung mit.
Die Wandmalereien zeichnen sich vor allem durch einen sparsamen Einsatz von Farbe (meist nur weiß/schwarz/rot) aus und imitieren oft die äußere Struktur der Kirche durch gemaltes Mauerwerk, Säulen und andere Verzierungen. Sie stehen deutlich der zisterziensischen Spiritualität und Ästhetik nahe. Bedient wird sich dabei aus dem alten Formenschatz geometrischer Ornamentik (Rosetten) ebenso wie aus der christlichen Ikonographie (Darstellungen der Verkündigung, Marienkrönung oder Majestas Domini) und aus dem Lebensumfeld der Templer, wie die Fresken in Cressac mit ihren Kreuzfahrerdarstellungen beweisen. Beliebte Themen waren Motive aus der Nachfolge Christi in der sich die Templer (und andere Ritterorden) in besondere Weise sahen: die Passion Christi oder der Apostel. Auch auf lokale Traditionen wie spezielle Heilige oder besondere künstlerische Traditionen wurde Rücksicht genommen - stammten Ordensbrüder und Wohltäter doch aus dem lokalen Adel. In den Konventsgebäuden lassen sich geometrische und vegetabile Motive, aber auch Reihen von Wappenschildern nachweisen.
In der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts und/oder Anfang des 14. Jahrhunderts wurden diese älteren Bildprogramme dem neuen Zeitgeschmack gemäß teilweise ergänzt oder mit farbenprächtigen Bildgeschichten übermalt. Da viele der Fresken zumindest teilweise später übermalt oder gänzlich zerstört wurden ist es heute oft schwierig, das komplette Bildprogramm zu rekonstruieren. Einige Programme sind nur in Aquarellen aus dem 18. und 19. Jahrhundert überliefert (Artins). Reste templerischer Fresken finden sich zum Beispiel in Andrivaux, Artins, Auzon, Cahors, Coulommiers, Cressac, Lagrave d'Ambarès, Montsaunès, Paulhac, Resson, Ruou, San Bevignate (Perugia, Italien), St. Pierre-de-Campublic d'Eyguières, Villemoison, sowie in Deutschland in Mücheln. Die alttestamentliche Szene des Kampfes Samsons ist in der Kirche von Taboada dos Freieres und St. Coloma de Queralt in Tarragona auf der iberischen Halbinsel repräsentiert.
Von herausragender Bedeutung für die Spiritualität des Ordens sind vor allem die Fresken von Cressac, die geradezu eine Apologie der Templer und ihres Kampfes im Heiligen Land darstellen. Einige Forscher meinen, sogar eine spezifische Schlacht in diesem ikonographischen Programm erkennen zu können: La Boquée 1163, in der die Truppen Nur-ed-Dins durch die Templer und ihre Verbündeten in die Flucht geschlagen wurden. Berühmt aufgrund ihrer schwer deutbaren geometrischen Ornamentik sind die Fresken der Kapelle von Montsaunès. Neben Aposteldarstellungen und Architekturimitaten an den Wänden fällt besonders der Schmuck des Gewölbes auf, auf dem sich Kreuze, Kreise, Rosetten in relativ asymmetrischer Anordnung befinden, die in der zeitgenössischen Kunst aber nicht gänzlich ohne Vorbild sind.
Eine spezielle Ikonographie der Ritterorden und im Speziellen der Templer ist nicht nachzuweisen. Im Gegensatz zu etwa den Benediktinern oder Franziskanern wurde keine besondere Gründerikonographie entwickelt, die Begründer des Ordens also nicht in Fresken oder Skulpturen gefeiert.
Anke Napp
Sekundärliteratur
- D. Carraz, À l'orée d'une enquête: images peintes et lieux de culte des ordres militaries dans l'espace francais, in: D. Carraz / E. Dehoux (eds.), Images et ornements autour des ordres militaires au Moyen Âge, Toulouse 2016, pp. 21-35.
- G. Curzi, I Templari e la pittura monumentale: vecchi problemi e nuove considerazioni, in: Milites Templi. Il patrimonio monumentale e artistico dei Templari in Europa, Akten des Kongresses in Perugia vom 6. und 7. Mai 2005, Perugia 2008, pp. 299-329.
- G. Curzi, La pittura dei Templari, Mailand 2002.
- Ch. Davy, La peinture murale des ordres militaires: une production originale?, in: D. Carraz / E. Dehoux (eds.), Images et ornements autour des ordres militaires au Moyen Âge, Toulouse 2016, pp. 37-46.
- H. Domy, Les peintures murales de l'église templière Notre-Dame à Lagrave d'Ambareès, in: Bulletin et Mémoires de la Societè Archéologique de Bordeaux 59 (1945-1956), pp. 17, 96-99.
- J. Rother, Das Martyrium im Templerorden. Eine Studie zur historisch-theologischen Relevanz des Opfertodes im geistlichen Ritterorden der Templer (Bamberger historische Studien, Band 16), Bamberg 2017, pp. 264-291.
Werner, Friedrich Ludwig Zacharias (Dramatiker)
Friedrich Ludwig Zacharias Werner (1768-1823) war als Beamter der preußischen Krone in Polen tätig und Mitglied der Freimaurerloge „Heiliger Andreas zum goldenen Leuchter“ nach schottischem Ritus. 1811 konvertierte er von der evangelisch-lutherischen zur katholischen Kirche und wurde 1814 zum Priester geweiht. Neben zahlreichen anderen literarischen Werken verfasste er Anfang des 19. Jahrhunderts - während seiner Freimaurerzeit – zwei Dramen über das Ende der Templer: "Die Templer auf Cypern" und "Die Kreuzesbrüder". Beide bilden den Zyklus "Die Söhne des Tals", der 1807 in Berlin uraufgeführt wurde.
Anders als Raynouard hatte Werner nicht die Absicht, ein Historienepos zu schaffen, sondern das Templermotiv diente ihm zum Transport seiner religionsphilosophischen Ideen. Geschickt verwebt er historische Details mit fantastischen Elementen. Mit fantasievollen Details beschreibt Werner das Haupthaus des Ordens mit den Statuen der Ordensmeister, (Templer auf Cypern, S. 111-118) und die Aufnahmezeremonie mit dem „Baffometuskopf“ (Ebenda, S. 222-233).
Zur Hintergrundinformation nutzte er unter anderem F. Münters Statutenbuch des Ordens der Tempelherren (URL) auch D. G. Moldenhauers Process gegen den Orden der Templer.
In den „Söhnen des Tals“ hat der Templerorden seine ursprüngliche Bestimmung verloren und ist verweltlicht. Unter seinen Mitgliedern sind geldgierige, hedonistische Ketzer, die den Orden nur benutzt haben, um sich bestmöglich zu bereichern: darunter der Ex-Prior von Montfaucon und Noffo. Der nicht mehr verstandene Symbolgehalt etwa der Aufnahmezeremonie wird von den Feinden des Ordens als Waffe genutzt. Den Gegenpol verkörpern der pflichtbewusste, ehrliche und milde Großmeister Iacob Bernhard von Molay und der junge schottische Templer Robert d’Oredin. Durch das Wirken der „Bruderschaft des Thals“, einer Geheimgesellschaft, wird der wahre Kern des Ordens und sein Wissen für die Nachwelt gerettet. Der verdorbene (äußere) Orden hingegen wird den Machenschaften des französischen Königs und seines Getreuen Nogaret geopfert. Die „Wiedergeburt“ des Ordens erfolgt durch Molays Martyrium auf dem Scheiterhaufen. Das „Thal“ ist dabei eine Art neuer mystischer Kirche mit Elementen des Christentums und der altägyptischen Isismysterien, die die Menschheit zum Besseren führen soll. Der „rote Löwe und die Distel“, das schottische Wappen, verweisen auf die Zuflucht des Ordens in Schottland und sein Weiterleben unter der Freimaurerei.
Die Baffometus-Szene bei der Aufnahmezeremonie. F. L. Z. Werner, Die Templer auf Zypern, Berlin 1903, München, BSB, P.o.germ. 1577-1
Quellen
- F. L. Z. Werner, Die Templer auf Cypern, Berlin 1903: URL, erweiterte Neuauflage 1807: URL.
- F. L. Z. Werner, Die Kreuzesbrüder, Berlin 1804: URL.
Sekundärliteratur
- W. Hahn, Geschichte der poetischen Literatur der Deutschen, 4. Auflage, Berlin 1868, S. 247-249.
- A. Napp, Vom Ketzerprozess zur Metaverschwörung. Die Mythen um den Templerorden, Baden-Baden 2020, S. 166f.
- R. Palgen, Über Zacharias Werners „Söhne des Tals“ (Dissertation), Marburg 1917.
- F. Poppenberg, Mystik und Romantik in den „Söhnen des Thals“, Berlin 1893: URL.
Anke Napp
Wichmannsdorf (Komturei, Deutschland)
Wichmannsdorf (früher auch: Wichmannsdorp, Wichmestorp bzw. Wiersdorf) ist heute eine Wüstung bei Haldensleben im Bundesland Sachsen- Anhalt.
Bauliche und territoriale Entwicklung
Die älteste überlieferte Nachricht über das Ordenshaus stammt aus dem Jahr 1223. In diesem Jahr verkauften die Templer zu "Wigmannesdorp" das Siechenhaus in Halberstadt sowie zwei Hufen in Ströbeck für 22 Mark an einen Pfarrer in Alvensleben. Noch Ende des 13. Jahrhunderts geben Urkunden über Schenkungen und Ordenseintritte Auskunft: Am 10. Mai 1289 verkaufte Graf Konrad von Wernigerode den Tempelbrüdern in Wichmannsdorf die Lehensrechte über das Dorf Bülstringen für 10 Mark Silber und schenkte ihnen das Dorf Wolfshausen. 1299 gab Ritter Bruno von Eisleben das Nutzungsrecht an fünfeinhalb Hufen (ca. 138 ha) und fünf Höfen zu Bülstringen an die Brüder von Wichmannsdorf, anlässlich des Eintritts seines Sohnes im Templerorden. Vermutlich unter dem Eindruck des Prozesses (“Utilitate et eciam necessitate pensata“) verkaufte der Provinzmeister von Deutschland, Friedrich von Alvensleben, 1307 das Dorf Bülstringen mit allen Rechten und allem an zugehörigen Besitz für 300 Mark – an seinen Bruder (ed. Wohlbrück I, S. 189).
Beziehungen und Konflikte
Am 3. März 1295 übereignete Erzbischof Erich von Magdeburg der Komturei eine Wiese, die sogenannte "Hohewisch" inklusive Waldstück, sowie eine halbe Hufe Feld im "Rod". Vorausgegangen war ein Streit mit der Komturei Mücheln über das Patronatsrecht in Wettin, der zu Sach- und Personenschäden durch Leute des Erzbischofs geführt hatte. Nunmehr soll das Wettiner Patronat in Gänze an den Erzbischof fallen, die Templer stattdessen das Patronatsrecht der Kirche von Groß-Weddingen erhalten. Teil der umfangreichen Schadensersatzleistungen des Erzbischofs waren die Liegenschaften für Wichmannsdorf (ed. Dreyhaupt, S. 927)
Unter dem Eindruck der Ereignisse des Prozesses, aber vermutlich noch vor Veröffentlichung der päpstlichen Bulle Faciens Misericordiam setzte Erzbischof Burchard III. von Magdeburg 1308 mehrere Templer, darunter Brüder aus Wichmannsdorf, gefangen und zog ihre Güter ein.
Architektonische Überreste
Entgegen der päpstlichen Verfügung gingen die Wichmannsdorfer Güter nicht in die Hände der Johanniter als Rechtsnachfolger der Templer über, sondern in den Besitz der Familie von Dreileben, die einzelne Teile und Rechte wiederum weiter veräußerte. So bekam das Kloster Althaldensleben im Jahr 1312 die Hälfte des Waldrevieres bei Wichmannsdorf von Arno von Dreileben. 1355 verkaufte der Knappe Volrad von Dreileben zu Hundisburg das Dorf Wichmannsdorf mit allen Rechten für 200 Mark an das Kloster Althaldensleben. Mitte des 15. Jahrhunderts wurde das Dorf infolge der Pest und kriegerischer Ereignisse aufgegeben. Behrends (1824) berichtet, das Ordenshaus selbst sei bereits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts abgebrochen, und Steine zum Bau des südlichen Turmes des Schlosses Hundisburg verwendet worden, der deshalb „Tempelherrenturm“ heiße. Die Kapelle sei zunächst noch belassen worden.
Nachleben und Populärkultur
Auf Grundlage einer Abhandlung von 1785 kolportierte Behrends, dass die spurlos aus Wichmannsdorf verschwundenen Templer („Niemand wusste, wo diese Tempelherren geblieben“) möglicherweise auf der einsam gelegenen Linderburg eine „geheime Tempelherrische Stiftung“ ins Leben riefen und dort ihre „Ordensgeheimnisse“ verborgen haben könnten. Historische Zeugnisse gäbe es allerdings nicht.
Die Sage vom „Goldenen Ritter“ berichtet, wie die verfolgten Templer ihre Schätze, darunter die goldene Rüstung ihres Oberen, in der Nähe der Wichmannsburg vergruben. Die Erzählung vom „Nonnensprung“, soll auf eine fliehende Nonne zurück gehen, die einen der Templer umgarnt habe, um das Versteck der Schätze zu erfahren. 2016 war der „Fund der Templerschätze“ dort immerhin einen Aprilscherz in der Lokalpresse wert.
Ob die Wallburg der bis ins 12. Jahrhundert bezeugten Grafen von Wichmannsdorf der Sitz der Komturei gewesen ist, ist weder urkundlich noch archäologisch belegt. Die Burganlage, von der heute noch spärliche Grundmauerreste vorhanden sind, wird touristisch als „Templerburg“ vermarktet. Seit 2005 ist am Ort ein Förderverein Wichmannsburg mit einer Templer-Reenactmentgruppe tätig.
Quellen:
- J. Ch. von Dreyhaupt, Pagus neletici et nudzici oder ausführliche diplomatisch-historische Beschreibung des zum ehemaligen Primat und Ertz-Stifft nunmehr aber durch den westphälischen Friedens-Schluß secularisirten Herzogthum Magdeburg gehörigen Saal-Kreyses und aller darinnen befindlichen Städte, Schlösser, Teil 2, Halle 1755, Nr. 589, S. 927.
- G. Hertel, Die Wüstungen im Nordthüringgau: In den Kreisen Magdeburg, Wolmirstedt, Neuhaldensleben, Gardelegen, Oschersleben, Wanzleben, Calbe, und der Grafschaft Mühlingen (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen, Bd. 38), Halle 1899, S. 450 (Urkundenregesten).
- S. W. Wohlbrück, Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlecht von Alvensleben und dessen Güter, Teil 1, Berlin 1819, S. 189: URL.
Sekundärliteratur:
- R. v. Alvensleben, Friedrich von Alvensleben: letzter Präzeptor von Slawien und Alemannien, Erfurt 2008, S. 68-80.
- P. W. Behrends, Neuhaldenslebische Kreis-Chronik, oder Geschichte aller Oerter des landräthlichen Kreises Neuhaldensleben im Magdeburgischen, Teil 1, Neuhaldensleben 1824, S. 364-373. URL
- M. Bullmann, Schatz der Ordensritter entdeckt, Artikel in der Volksstimme vom 1.4.2016: URL.
- L. v. Ledebur, Die Tempelherren und ihre Besitzungen im preußischen Staate. Ein Beitrag zur Geschichte und Statistik des Ordens. III. Die Provinz Sachsen (Allgemeines Archiv für die Geschichtskunde des preußischen Staates 16), Berlin 1835, S. 242-268, hier S. 244.
- M. Schüpferling, Der Tempelherren- Orden in Deutschland, Bamberg 1915 Seite 107 – 109: URL.
Frank Sengstock / Anke Napp
Wien (Ordenshaus ? und Besitz, Österreich)
Wann der Templerorden an den Besitz in Wien gelangte, und wer die Schenkung(en) tätigte, ist unbekannt. Erst eine Urkunde vom 30. September 1302 erwähnt Liegenschaften in der Stadt. In dieser bezeugt Ekko, Provinzmeister von Böhmen, Mähren und Österreich, sowie die Templerbrüder der Komturei Scheikwitz (Čejkovice), dass sie 1302 vom
Schottenkloster in Wien im Zuge eines Vergleiches eine „piscina“ (=Fischteich, Wiedergabe bei Schüpferling), gelegen in der „Ratstraz“, erhalten haben. Boek und auf seiner Grundlage Mailly und Volfing sprechen an dieser Stelle allerdings von „pistrina“ (=Bäckerei), was aufgrund der städtischen Lage mehr Sinn ergäbe. Der Grund für den Rechtsstreit der Templer mit dem Schottenkloster war der Jahresgrundzins von 48 Wiener Pfennige von dem Hof des Regensburger Domvogtes in Wien, gelegen in der Domvogtstrasse („Tuemvoitstraz“, heutige Teinfaltstrasse). Der Vergleich beinhaltet, dass dem Schottenstift diese 48 Pfennige verbleiben, und der Komturei Scheikwitz als Ersatz der Jahreszins des besagten Backhauses zukommen soll.
Ab dem 15. Jahrhundert tauchen Nachrichten über ein oder mehrere Häuser der Templer sowie eine Marienkirche auf, die später (nach dem Ende des Ordens) in den Besitz der Dominikaner übergegangen sein sollen. Der deutsche Dominikaner Felix Faber behauptet Ende des 15. Jahrhunderts in seinem Evagatorium, sein Orden hätte Niederlassungen der Templer übernommen, unter anderem „in Wien“. Genauere Angaben macht er jedoch nicht. Wolfgang Lazius berichtet 1692 von ehemaligen Häusern der Templer beim Stubentor und dem Dominikanerkloster, in die Mitte des 14. Jahrhunderts Teile der Wiener Universität verlegt worden seien. Die Dominikaner waren allerdings schon seit 1226 in Wien mit ihrem Kloster und der zugehörigen Kirche Santa Maria Rotunda in der Nähe des Stubentors vertreten.
Calliano (1926) erwähnt in seinem Niederösterreichischen Sagenschatz den Templern zugeschriebene Häuser in Wien-Neustadt, und zwar Haus Nr. 197 in der Neunkirchnerstraße und Haus Nr. 222 in der Ungargasse: es sei noch ein „Templersymbol“, eine Hand mit erhobenem Finger, dort zu sehen.
F. Sengstock, A. Napp
Quellen
- Codex diplomaticus et epistolaris moraviae, ed. A. Boek / J. Chytil, Bd. 5, Brno (Brünn) 1850, Nr. 141, S. 146-147 (Urkunde von 1302): URL. Original befindet sich im Archiv des Schottenstiftes Wien unter 1302 IX 30
- Fratris Felicis Fabri Evagatorium in Terræ sanctæ: Arabiæ et Egypti peregrinationem, Bd. 2, Stuttgart 1843, S. 275.
- W. Lazius, Chronica der weltberühmten kayserlichen Hauptstadt Wien in Oesterreich, Frankfurt am Main 1692, Buch II, S. 48: URL.
Sekundärliteratur
- C. Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz Bd. III, Wien 1926, S. 178.
- J. v. Hormayr, Wien, seine Geschicke und Denkwürdigkeiten, 2. Jg. 1. Band, drittes Heft, Wien 1824, S. 5-8.
- A. Mailly, Der Tempelherrenorden in Niederösterreich in Geschichte und Sage, Wien 1923.
- M. Schüpferling, Der Tempelherren-Orden in Deutschland, Bamberg 1915, S. 173 u. 176f: URL.
- G. Volfing, Auf den Spuren der Templer in Österreich, Gnas 2007, S. 73-79.
Wilhelm von Tyrus
Siehe: Tyrus, Wilhelm von
Wilhalm/Wilhelm von Wenden (Kreuzungsdichtung)
Der Roman wurde Ende des 13. Jahrhunderts durch Ulrich von Etzenbach, Hofdichter des Königs von Böhmen Wenzel II., verfasst. Es sind zwei Handschriften aus dem 15. Jahrhundert erhalten.
Der Held, Wilhalm, ist ungetaufter Fürst in einem mythischen im Nordosten liegenden „Wendland“, dass aber Elemente der heidnisch-römischen Antike und der muslimischen Länder vereinigt. So tauchen die Götter Jupiter und Apoll auf, und Wilhalm wird als „Sarazene“ bezeichnet (V 3465, ed. Herweg, S. 82). Jupiter, Apoll, „Machmet“ und die fiktive Figur des Tervigant haben einen weiteren Auftritt im Heer der Sarazenenfürsten, die ihre edelsteinverzierten Statuen mitführen (V 3873-3884, ed. Herweg, S. 91). Diese Vermengung von antikem Heidentum und Islam wird in zahlreichen zeitgenössischen Dichtungen gepflegt, zum Beispiel in der um die gleiche Zeit entstandenen provenzalischen Vida de Sant Honorat. Auf dieser Grundlage entwickelte sich auch die Vorstellung eines Mohammed-Idols, das in einigen Quellen den Namen Bafumet(z) trägt.
Christliche Pilger lassen in ihm den Wunsch erwachen, ebenfalls als Pilger die Nachfolge Christi anzutreten. Er bricht gemeinsam mit seiner Frau ins Heilige Land auf, lässt sie aber wenig später in Obhut zurück und verkauft seine neugeborenen Kinder. In Jerusalem wird er durch einen Christen in den Glaubensgrundlagen unterrichtet, und schließlich vom Patriarchen getauft und zum Ritter geschlagen (V 3655-3664, ed. Herweg, S. 86).
Das Heilige Land ist im Krieg gegen den „Sultan von Babylon, und die Vögte von Bagdad und Aleppo“, und der Patriarch schickt dringende Hilferufe in die Länder der Christenheit, an die Deutschordensbrüder („den bruoder von unser vrouwen spitâl“), die Johanniter („die bruoder von dem spitâl sant Jôhannes“), und die Templer („die herren von dem Tempel“, V 3784-3791, ed. Herweg, S. 89). Die gesamte Heeresmacht versammelt sich bei Jerusalem. Wilhalm nimmt das Kreuz und bereitet sich durch Beichte und Kommunion auf den Kampf vor, wobei er das weiße Taufkleid mit goldenem Kreuz als Rüstung trägt. Seine Knappen erhalten weiße Gewänder mit roten Kreuzen. Sie werden sie als Templer vorgestellt: „So richteten sich / die edlen Tempelritter (=templeise) zur Kriegsfahrt / und kleideten sich dabei wie für den Gottesdienst“ (V 3841 – 3845, ed. Herweg, S. 90).
Wilhalms Heldentum im besonderen Dienst der Jungfrau Maria gewinnt den Christen schließlich den Sieg. Seine Frau regiert unterdessen weise und gerecht als „Landesmutter“ das heimische Fürstentum. Erst nach 24 Jahren sehen sich die Eheleute wieder und nach Wilhelms Vorbild werden seine Frau und das gesamte Land bekehrt und getauft.
Anke Napp
Quelle
- Handschrift: Hannover, Niedersächsische Landesbibliothek, MS IV 488: URL.
- M. Herweg (Hg.), Wilhalm von Wenden. Text, Übersetzung, Kommentar, Berlin 2017.
Sekundärliteratur
- H. Nicholson, Love, War and the Grail, Leiden-Boston-Köln 2001, S. 71.
"Winchester, Matthäus von" (Chronist)
Mit diesem Namen belegte man die Continuatoren der Flores Historiarum von Matthäus Paris. Die Weiterführung der Chronik setzt etwa 1265 ein und endet 1326. Der erste Continuator wirkte zunächst wie Matthäus Paris in St. Albans, ein weiterer war in Winchester tätig. Der letzte Teil der Chronik, die Ereignisse vom Anfang des 14. Jahrhunderts berichtet, wurde fälschlicherweise Robert of Reading zugeschrieben.
Wie Matthäus Paris ist auch dieser Chronist den Templern eher feindlich gesonnen. Er erzählt ausführlich über den Prozess, beginnt mit einem Zitat der Anklageschrift des französischen Königs von 1307, und gibt dann einen Auszug aus den englischen Anklageartikeln. Die Rechtmäßigkeit der Anklage und die Häresie der Templer stellt er an keiner Stelle in Frage. Zur Untermauerung verweist er auf die Geständnisse von „omnibus praedictis et […] pluribus aliis malis“ zweier Templer (eines Stephanus = Stephen of Scapelbrugge und eines „magister et preceptor“ von Garway Thomas = Thomas of Thoroldby) aus dem Jahr 1311 vor dem Provinzialkonzil von London.
Anke Napp
Quelle
- Matthew of Winchester, Flores Historiarum, ed. H. R. Luard (Rolls Series 95), London 1890, Bd. III, S. 331-334: URL
Sekundärliteratur
- A. Gransden, The Continuations of the Flores Historiarum from 1265 to 1327, in: Medieval Studies 36 (1974), S. 472–492.
- T. F. Tout, The Westminster Chronicle Attributed to Robert of Reading, in: The English Historical Review 31, Nr. 123 (Juli 1916), S. 450–464.