I
- Irland
- "Ira et Dolor"
- Isaac de l'Etoile
- Israel
- Italien
- Ivrea (Komturei, Italien)
- Ivry-le-Temple (Komturei, Frankreich)
Irland
Es scheint, daß es keine Templerniederlassung in Irland vor der Okkupation der Insel durch Heinrich II. gab. Er war es, der zwischen 1172 und 1177 den Orden mit einer Anzahl Güter und Privilegien beschenkte. Die irischen Templer erfreuten sich der selben Freiheiten wie ihre Brüder in England. Die Provinz war - obwohl sie ihren eigenen Provinzmeister hatte - der Provinz England unterstellt. Jener wurde vermutlich auf dem Provinzialkapitel in London gewählt, denn die irischen Komture waren gehalten, den jährlichen Kapiteln in London beizuwohnen. Nichtsdestoweniger war der Provinzmeister von Irland eine bedeutende Persönlichkeit. Mehrere Male wurde er durch den König ernannt, gemeinsam mit dem Justiziar die Zölle und Steuern des Landes einzutreiben. Die Meister und die in Irland stationierten Ritter rekrutierten sich aus der anglo-normannischen Oberschicht. Am Vorabend des Prozesses besaß der Orden in Irland ungefähr 21 Landsitze, über 20 Kirchen, sowie Ländereien und andere Einkommen.
Der Abenteuerroman Sone de Nansay widmet dem fiktiven Templermeister Margon von Irland eine wichtige Rolle.
Provinzmeister von Irland:
~1186 Walter
~1200-1210 Hugues
~1210 Henri Foliot
~1234 Ralph de Southwark
1235-1250 Roger le Waleis
1250-1273 Herbert de Manchester
~1278 Ralph de Glastonbury
~1295-1301 Walter le Bachelor
1302-1306 William de Warenne
1307-1308 Henri de Tanet
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Lord, E.: The Knights Templar in Britain, Edinburgh 2002. Wood, H.: The Templars in Ireland, in: Proceedings of the Royal Irish Academy 27 (1907).
"Ira et Dolor"
Ist der Titel eines auf Provenzalisch verfassten Gedichts über die Trauer und Wut gegenüber den Niederlagen der Christen im Orient und der mangelnden aus Europa eintreffenden Hilfe. Es ist in zwei Handschriften überliefert (Paris, BN MS fr. 856 und Modena, Biblioteca Estense, Cod. Compori). In diesem zweiten Manuskript wird als Autor ein 'Ricaut Bonomel, fraire del Temple' genannt. Zuvor wurde das Gedicht einem gewissen 'Olivier del Temple' zugeschrieben.
Anke Napp
Quelle im Volltext (Provenzalisch und Franz. Übersetzung)
Isaac de l'Etoile
Siehe Etoile, Isaac de
Israel
Auf dem Territorium des heutigen Israel und der Autonomen Palästinensergebiete (sowie in Teile des heutigen Libanon und Syrien) erstreckte sich das nach dem Ersten Kreuzzug gegründete Königreich Jerusalem mit seinen Vasallen. Nach der Schlacht von Hattin 1187 kam es im weiteren Verlauf zu großen Gebietsverlusten. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts gingen sukzessive alle Besitzungen verloren, bis sich nur noch einige Küstenstädte und Burgen in christlicher Hand befanden.
In Jerusalem befinden sich die wichtigsten Stätten der christlichen Heilsgeschichte, allen voran die Grabeskirche mit den Orten der Kreuzigung, Bestattung und Auferstehung Jesu, die seit dem 4. Jahrhundert bis heute Ziel christlicher Pilger sind.
Territorium
Im Königreich Jerusalem nahm der Orden der Templer zu Beginn des 12. Jahrhunderts seine noch bescheidenen Anfänge. Seine Aufgabe war, die Straßen, auf denen die Pilger unterwegs waren, zu schützen. Das Hauptquartier des Ordens befand sich bis zum Verlust der Stadt an Saladin 1187 in Jerusalem. Später wurde das Haupthaus wohl für einige Zeit nach Tartus (heute Syrien), schließlich aber nach Akkon verlegt. Viele der Besitztümer des Ordens waren bereits ab der Kampagne Saladins – meist dauerhaft – in muslimischer Hand. Einige gingen Mitte des 13. Jahrhunderts über Verträge zeitweilig wieder in den Besitz des Templerordens über.
Abgesehen vom Hauptsitz in Jerusalem und befestigten Arealen innerhalb der großen Städte an der Küste, besaßen die Templer Land, Dörfer und weitere Immobilien nebst ihren Herrschaftsrechten. Häuser in Jerusalem, die zum Besitz des Ordens gehörten, waren mit einem eingeschlagenen „T“ gekennzeichnet. Die früheste Übertragung einer Burg, bei Gaza, fand 1150 statt.
Der Pilger Theodoricus, der um 1170 ins Heilige Land reiste, betont mehrfach, dass ganz Judäa mit seinen Dörfern und Weinbergen entweder den Johannitern, oder den Templern gehöre, die dort auch stark befestigte Burgen gegen die ‚Heiden‘ unterhalten: „[…] cum universis agris et vinetis tam ipsi quam Templarii sibi subiungaverunt, disposita per universam regionem militia et castris adversus paganos valde munitis“ (ed. Huygens, S. 158). Die Burgen des Ordens lagen an Pilger- und Handelsrouten und wichtigen von den Pilgern aufgesuchten Plätzen (Chastellet und Castrum Dumi in der Nähe des Jordans; Toron-des-Chevaliers an der Straße nach Jerusalem). Sie waren aber auch Teil der Grenzsicherung des christlichen Territoriums (Safed, Château de Pelerin). Bau und Unterhalt der Burgen, die im Laufe der Geschichte oft mehrfach angegriffen und zerstört wurden, inklusive Verpflegung und Ausrüstung ihrer Besatzung und Pferde verschlang große Summen. Diese Gelder mussten von den Niederlassungen in Europa erwirtschaftet werden.
Die Ordensbrüder und Besitzungen im Königreich Jerusalem unterstanden laut Regel dem „Komtur von Land und Königreich Jerusalem“, der gleichzeitig Schatzmeister des Ordens war (§ 110f, ed. Curzon, S. 94f). Ungefähr 300 Ritter gab es im Königreich Jerusalem zur Hochzeit des Ordens. Hinzu kamen die Servienten, Turkopolen und weitere Hilfstruppen, so dass Forscher das Templerheer auf einige tausend Mann schätzen. Kontingente von Templern waren Teil der verschiedenen Kreuzzugsunternehmen bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts. Die Verluste in den großen Schlachten waren hoch und betrafen nicht selten 80 bis 90 Prozent der Ritterbrüder. 1187 fielen laut zeitgenössischer Angaben 290 Templer in den beiden Schlachten von Cresson und Hattin; die Überlebenden wurden hingerichtet. Große Verluste gab es auch 1244 in der Schlacht von La Forbie bei Gaza.
Beziehungen und Konflikte
Neben erhaltenen Urkunden und Briefen berichten verschiedene Chroniken mit unterschiedlichem Blickwinkel über die Ereignisse im Königreich Jerusalem und auch die Bauwerke. Darunter finden sich Wilhelm von Tyrus‘ Historia, die Chronik von Ernoul, das Itinerarium Peregrinorum, der „Templer aus Tyrus“ und die Österreichische Reimchronik auf christlicher Seite. Auf muslimischer Seite sind die Chronisten Ibn al-Athir und Imad ad-Din zu nennen.
Der Orden erhielt sowohl von geistlicher, als auch weltlicher Seite Schenkungen und Besitzübertragungen, vermehrte sein Territorium aber auch durch Ankäufe. Darunter befanden sich bedeutende Immobilien wie die Burg Safed, die 1168 durch König Amaury I. den Templern übergeben wurde – allerdings gegen Teil-Bezahlung. Hochrangige Templer, vor allem die Meister, waren in die Politik der Kreuzfahrerstaaten, insbesondere des Königreiches Jerusalem involviert. Als Berater dienten sie am Königshof und bei neu ankommenden Kreuzzugskontingenten. Sie nahmen Einfluss auf Erbfolge- und Regierungsentscheidungen und unterstützten bestimmte Adelsparteien, wie die Meister Gilbert Erail, Gérard de Ridefort und Guillaume de Beaujeu. Im 13. Jahrhundert schlossen Ordensvertreter zum Teil eigenständig Verträge mit den muslimischen Nachbarmächten, wie 1282 den „Vertrag von Tortosa/Tartus“. Muslimische Herrscher dieser Jahrzehnte betrachteten Templer und Johanniter oft als einzig wichtige und valide Ansprechpartner der Christen.
Kam es zum Krieg, galten die Templer als besonders gefährliche Feinde, die in den meisten Fällen exekutiert wurden, falls sie die Kämpfe überhaupt überlebten. Imad-ad-Din, Chronist und Schriftsteller am Hof Saladins, berichtet mit religiösem Enthusiasmus, wie die gefangenen Templer (und Johanniter) auf Befehl des Sultans geköpft wurden, denn jener habe die „Erde von diesen beiden unreinen Geschlechtern säubern“ wollen: „Der Sultan saß mit frohem Gesicht dabei“ fährt der Chronist fort und lobt die Mörder der Gefangenen mit den Worten „wie viel Lohn erwarben sie, […] wie viele fromme Werke vollbrachten sie mit den Hälsen, die sie durchhieben! […] Wie viele Ungläubige töteten sie, um dem Islam Leben zu geben“ (übers. Gabrieli, S. 185).
Von christlichen Chronisten wurden die Niederlagen und Gebietsverluste in Outremer von teilweise den Ritterorden angelastet, die sich ja zum Schutz der Heiligen Stätten und dem Kampf gegen die Muslime verpflichtet hatten. Der Vorwurf der Komplizenschaft mit den ‚Ungläubigen‘ wurde auch während des Prozesses gegen den Orden wieder aufgegriffen: Auf dem Konzil von Vienne 1312 behauptete der Erzbischof von Bourges, die Templer hätten die Christen von Akkon sozusagen ausgeliefert. Dass die Ordensbrüder ja doch häufig verlustreich gegen die Muslime gekämpft hatten, erklärte der Geistliche mit Täuschungsmanövern des Teufels.
Neben den kleineren und großen militärischen Auseinandersetzungen mit den benachbarten muslimischen Staaten gab es auch im Heiligen Land Streitfälle des Templerordens mit christlichen Herrschaftsträgern. Dazu zählten Unstimmigkeiten bezüglich Besitztiteln und Rechten, wie sie auch in den europäischen Provinzen häufig vorkamen, aber auch größere Zwistigkeiten. Ende des 12. Jahrhunderts eskalierte ein Streit mit dem Bischof von Tiberias, der beim Orden eine größere Summe Geldes hinterlegt hatte. Der Bischof von Sidon exkommunizierte den gesamten Orden. Alle Parteien brachten die Angelegenheit vor den Papst, der zwar befahl, die Geldangelegenheit ordnungsgemäß zu prüfen, die Templer ansonsten aber in Schutz nahm und die Exkommunikation für rechtswidrig erklärte. Unrühmlich bekannt wurde auch der sogenannte Krieg von St. Sabas Mitte des 13. Jahrhunderts, in dem es in Akkon zu Waffenhandlungen zwischen Templern und Johannitern kam.
Anke Napp
Quellen:
- H. de Curzon, La règle du Temple, Paris 1886: URL.
- F. Gabrieli (Hg. / Übers.), Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht, Augsburg 1999.
- The Chronicle of Ibn al-Athīr for the Crusading Period from al-Kamil fi’l-ta’rikh, Teil 2. The Years 541–589/1146–1193: The Age of Nur al-Din and Saladin, ed. / übers. D. S. Richards (Crusade Texts in Translation 15), Aldershot/Burlington 2007
- Itinerarium peregrinorum et gesta regis Richardi, ed. W. Stubbs, Chronicles and memorials of the reign of Richard I, 2 Bde (Rolls Series 38), Bd. 1, S. 16f., S. 69f: URL.
- Theodorici libellus de locis sanctis, ed. R. B. C. Huygens in: Peregrinationes Tres. Saewulf, John of Würzburg, Theodoricus (CCCM Bd. 139), Turnholt 1994, S. 143–197 (Beschreibung des Hauptsitzes in Jerusalem: S. 164f).
Sekundärliteratur:
- A. J. Boas, Archaeology of the Military Orders. A survey of the urban centres, rural settlements and castles of the military orders in the Latin East (c. 1120 –1291), London / New York 2006.
- V. Claverie, L’ordre du Temple dans l‘Orient des croisades (XIIe-XIIIe siècle), in: De Jerusalem à la Champagne, S. 68–79.
- A. Demurger, Templiers et Hospitaliers dans les combats de Terre Sainte, in: Actes des congrès de la Société des historiens médiévistes de l'enseignement supérieur public 1987, S. 77–92: URL.
- A. Napp, Vom Ketzerprozess zur Metaverschwörung. Die Mythen um den Templerorden, Baden-Baden 2020.
- D. Pringle, Templar Castles between Jaffa and Jerusalem, in: H. Nicholson (Hg.), The Military Orders II: Welfare and Warfare, Aldershot 1998, S. 89–109.
- D. Pringle, The Churches of the Crusader Kingdom of Jerusalem: A Corpus, 4 Bde, Cambridge 1993–2007 (Bd. 3 zu Jerusalem, Bd. 4 zu Akkon).
- S. Sammarco, Rapporti fra Templari e Arabi in Terrasanta. Mito e realtà, in: Atti del XXX Convegno di Ricerche Templari, Cesenatico 8/9 settebre 2012, Tuscania 2013, S. 1–17.
- R. Sarobe, Els Templers i l'art de la guerra, in: R. Sarobe (Hg.), Templers. Guerra i religió a l'Europa de les croades (Ausstellungskatalog), Barcelona 2017, S. 63–68.
Italien
Der heutige geographische Raum Italien war im Mittelalter in drei Templerprovinzen eingeteilt, einen zentralnördlichen Teil, in den Quellen oft Italia genannt. Dabei entsprechen die mittelalterlichen Regionen nicht hundertprozentig den heutigen italienischen Verhältnissen. Eine weitere Provinz umfasste Apulien, und die dritte Sizilien, wobei die beiden südlichen Provinzen zum Teil einem gemeinsamen Oberen unterstanden.
Die ersten Niederlassungen des Ordens entstanden an bedeutenden Verkehrswegen, z. B. der Via Francigena, dem Pilgerweg nach Rom, oder in Häfen, von denen aus die Verbindungen ins Heilige Land aufrecht erhalten wurden. Vielleicht hatte Bernhard von Clairvaux maßgeblichen Anteil an einigen der Gründungen und frühen Schenkungen an den Orden denn in den 30er und 40er Jahren des 12. Jahrhunderts reiste er mehrfach nach Norditalien. Der erste aus den Quellen bekannte Provinzmeister war Bonifacio 1167, und er wurde durch den Ordensmeister Bertrand de Blanchefort selbst ernannt. Einige Male tauchen in den Quellen Provinzmeister für „ganz Italien“ (totius Italie) auf: 1227 Guglielmo da Melzo, 1245 Giacomo de Boscho, 1256 Dalmazio de Fenolar. Ein genauerer Abgleich der in den Urkunden getätigten Verwaltungsakte zeigt aber, dass auch hier nur Norditalien gemeint war und keine übergeordnete Autorität. Erst in den letzten beiden Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts gab es eine diesbezügliche Neuordnung.
Italien-Zentrum/Nord
Territorien
Zu dieser Provinz gehörten die Unterprovinzen (balia, preceptoria, provincia) Lombardei, Toskana, Patrimonium Beati Petri in Tuscia, Rom, das Herzogtum Spoleto, Campanien, Maritima, die Marken und Sardinien. Die Grenzen der Unterprovinzen waren jedoch fließend, und zum Teil hatten Würdenträger die Aufsicht über zwei Unterprovinzen in Personalunion inne. „Lombardei“ wurde auch als Synonym für ganz Norditalien gebraucht.
In Trient erhielten die Templer 1228 zu gleichem Anteil wie die Deutschordensritter und die Johanniter, ein Haus im borgo novo übereignet. Dieser Anteil wurde jedoch schon 1231 aus unbekannten Gründen an den Bischof von Trient verkauft. In der Toskana und dem Piemont richteten die Templer vor allem an der Pilgerstraße nach Rom, der Via Francigena, ihre Niederlassungen ein, und natürlich in den großen Städten. Man findet Komtureien zum Beispiel in Pavia, Tortona, Asti, Parma, Savigliano und Perugia. Der Sitz der Region Piemont, die Komturei Santa Maria del Tempio, befand sich in Asti. Provinzialkapitel wurden in Piacenza, gegen Ende des 13. Jahrhunderts häufig in Reggio-Emilia abgehalten.
Beziehungen und Konflikte
Die Beziehungen des Ordens zu den örtlichen zivilen und kirchlichen Autoritäten schwankten während der knapp 160 Jahre Existenz des Ordens in der Region. Sie waren abhängig von der politischen Großwetterlage (Kampf der Päpste gegen die Staufer), aber auch von den Plänen der städtischen Expansion. Eine globale Einschätzung politischer Präferenzen des Ordens ist nicht möglich. Als 1158 Friedrich Barbarossa Mailand belagerte, nahm er sein Hauptquartier in der dortigen Templerkomturei. 1160 erklärte sich der Komtur von Rom für Victor IV, den kaiserlichen Gegenpapst - aber auch die städtischen Autoritäten waren auf Victors Seite und ein großer Teil des norditalienischen Episkopat Dennoch ratifizierte Papst Alexander III die Privilegien der Templer und er hatte auch Kammerherrn, die dem Orden angehörten: Bernardo und Francone, die in wichtige Finanztransaktionen einbezogen wurden. Auch 1178 unterstützte Alexander III den Orden in einem Streit mit einigen Bischöfen über die Almosenzahlungen. Päpstliche Urkunden geben keine Hinweise auf Mißstimmungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Orden. Die Beziehungen der Templer zu den Stadtgemeinden waren gut und oft sehr eng. So war es ein Templer, der 1202 als Podestat - zeitlich befristeter Stadtherr - der Kommune Savigliano gewählt wurde. Zum Zeitpunkt des Prozesses drohte die Stadt Tortona den Inquisitoren, die gegen die ansässigen Templer vorgehen wollten.
Provinzmeister (nach Bellomo)
Da oft mehrere Ämter in Personalunion verwaltet wurden und der geographische Bereich der Amtsgewalt in den Quellen oft schwer fassbar ist, können einige der hier unter Provinzmeister aufgelisteten Personen nur Unter-Provinzmeister gewesen sein; und umgekehrt!
~1167 Bonifacio (Italien/Lombardei)
~1179 Roboaldo di Moncalvo
~1190 Alberico ~1191 Fr. Gaimardo
~1203 Aimerico de Saliis
~1205 Aimerico
~1222 Giovanni Lombardo (Italien und Lombardei)
~1227 Guglielmo da Melzo (Italien und Lombardei - wahrscheinlich Vakanz des Sitzes Lombardei)
~1231 Fr. Gerardo
~1239-1242 Enrico Teutonico
~1244 Goffredo Lupi di Soragna
~1245 Giacomo de Boscho
~1254- 1256 Dalmazio de Fenolar
~1259-1260 Pietro Fernandi
~1266 Ermanno di Osimo
~1268-1271 Enrico da Treviso
~1281 Bianco da Pigazzano (Italien und Lombardei)
~1300 Uguccione da Vercelli
~1303 Giacomo da Montecucco (Lombardei, Toskana, Rom und Sardinien)
Unter-Provinzmeister (nach Bellomo)
~1167 Bonifacio (Italien/Lombardei)
~1190 Fr. Gaimardo (Marken und Lombardei)
1200-1204 Barozio
~1218 Giovanni Lombardo (Rom, Toskana und Sardinien)
~1236 Alberto Lombardo (Rom, Toskana und Sardinien)
~1247 Fr. Ermanno (Campanien und Marken) / Giacomo de Balma (Prokurator d. Lombardei)
~1254 Guglielmo da Bubbio (Lombardei) / Gabriele Gambulara (Marken)
~1261 Guglielmo da Bubbio (Lombardei und Toskana)
~ 1267 Bianco da Pigazzano (Lombardei)
vor 1271 Oberto di Calamandrana (Lombardei)
~1271 Bianco da Pigazzano (Lombardei)
~1285 Guilluame de Noves (Lombardei und Toskana)
~1290 Artusio de Pocapalea
~1292-1296 Guglielmo di Canellis
~1303 Giacomo da Montecucco (Lombardei und Toskana)
Ordenshäuser (pdf-Liste) s. auch: Albenga, Asti, Bergamo, Casale di Monferrato, Cremona, Chieri, Fiorenzuola d'Arda, Genua, Gorra, Ivrea, Livorno-Ferraris, Mailand, Mondoví, Murello, Osiglia, Pavia, Piacenza, Ruspaglia, Tortona, Turin, Vercelli
Italien-Süd (Apulien und Sizilien)
Territorien
Sehr früh etablierten sich die Templer in Süditalien, zum Beispiel in Trani, wo ihnen eine Kirche und ein Hospital gehörte. Der Hauptsitz für die Unterprovinz Apulien lag in Barletta, wo die Maria-Magdalena-Komturei als Zwischenstopp für den Transfer von Gütern und Pilgern ins Heilige Land diente. Nach der Sizilianischen Vesper wurde die Unterprovinz Sizilien von Apulien getrennt. Beides bildeten nun selbständige Ordensprovinzen, Sizilien mit dem Zentrum Messina und Apulien mit dem Zentrum Barletta.
Die Templer verfügten über ausgedehnten Landbesitz, doch waren darunter auch Sümpfe und andere nicht kultivierte Areale. Besonders wichtig wurden Ordenshäuser in den Hafenstädten (Messina und Barletta), in denen Pilger und Händler auf dem Weg in den Orient Station machten. Die Templer handelten sogar mit „all inclusive“-Paketen, bei denen die Reisenden den Transport auf Templerschiffen und die Übernachtung in sicheren Ordenshäusern buchen konnten! Entsprechende finanzielle Einbußen brachten die sukzessiven Landverluste im Orient und der Rückgang des Pilgerverkehrs nach den muslimischen Eroberungen. Selbst nach dem Fall von Akkon hatten die Templer noch neue Güter in Süditalien erhalten. Neben dem Pilgerverkehr waren Land- und Weidewirtschaft sowie die Salinen (Salz war die einzige Möglichkeit, Fleisch für den Transport in den Orient haltbar zu machen) eine bedeutende Einnahmequelle.
Der letzte Provinzmeister des südlichen Italien, Odo de Valdric, blieb bis Ende 1308 in Apulien und zog sich dann nach Zypern zurück, um der Verhaftung zu entgehen. Dort testierte er 1310 vor der päpstlichen Kommission. Die Templergüter wurden 1312 den Johannitern überschrieben, zum Verdruss König Roberts, der die Übergabe bis 1327, bzw. 1334 hinauszögerte. Zum Teil mussten die Johanniter Prozesse führen, um an ihren Besitz zu gelangen.
Beziehungen und Konflikte
Der Übergang von der normannischen zur staufischen Herrschaft bedeutete zunächst keine Einbußen an Zuwendungen für den Orden. Heinrich VI. sorgte 1197 dafür, dass den Templern einige Besitzungen zurückerstattet wurden, und auch Friedrich II. bestätigte in den ersten Herrschaftsjahren Besitz- und Privilegien. Aber ab 1220 favorisierte Friedrich II. (seit 1220 römisch-deutscher Kaiser) den Deutschen Orden, während die Templer kaum mehr Schenkungen und Privilegien erhielten. Mit der Inthronisation Papst Gregors IX., einem Feind des Staufers Friedrich, wandelten sich die Beziehungen in Feindschaft. Dennoch bestätigte Friedrich noch 1229 den Templern alle bis dato erlangten Besitzungen in seinem Gebiet. 1249 konfiszierte Friedrich die Templerbesitzungen in Apulien und benutzte sie zum Teil, um seine Getreuen für ihren Beistand zu entlohnen.
1264 erbat Papst Urban IV. die Hilfe der Templer gegen Manfred, Sohn Friedrichs II. Aber Provinzmeister Albert de Canellis, war einer der Vertrauten Manfreds und so verweigerten die Templer dem Papst ihre Hilfe. Nach dem Tod Manfreds waren die Beziehungen zwischen Orden und Papst in Sizilien und Apulien aufs Neue exzellent. Ebenso die Beziehungen mit dem Nachfolger der Staufer in Süditalien: Charles I. von Anjou. Er ernannte zum Beispiel Etienne de Suisy, den Provinzmeister von Sizilien, zu seinem Repräsentanten bei der Weihe des Erzbischofs von Akkon. Ein Templer übersah den Burgenbau in den Abruzzen, und 1271 war ein gewisser Bruder Martinus königlicher Almosenier. Der Templer Pietro Manso fungierte als Botschafter des Königs und half ihm, die Ansprüche auf den Thron von Jerusalem durchzusetzen. Charles I. nutzte die Kapazitäten des Ordens für seine Transporte ins Heilige Land und gewährte den Ordensbrüdern zahlreiche Privilegien. Zum Beispiel befreite er Schiffe des Ordens von der Hafensteuer. Somit konnten Lebensmittel billig ins Heilige Land transportiert werden. Auch die Krone von Aragon, zu der Sizilien nach der Sizilianischen Vesper gehörte, zeigte sich dem Orden gegenüber freigiebig. König Jayme II., König von Sizilien seit 1285, bemühte sich sogar persönlich um die Freilassung im Orient in Gefangenschaft geratener Templer.
Die enge Bindung an die Herrscher bedeutete jedoch auch, dass die Templer ihren Souverän im Kampf gegen den jeweiligen Gegner unterstützen sollten, zumindest durch Zahlen einer Sondersteuer, wie 1284 von Charles I. beschlossen wurde. Gegen den byzantinischen Kaiser Andronikus im Jahre 1302 unterstützte der Orden die Anjou auch mit Kämpfern. Die Templerflottille unter dem Kommando des berühmt-berüchtigten Roger de Flor zeichnete sich aus. Nach diesem Einsatz erfreuten sich die Templer der vollen Unterstützung von Charles II., Nachfolger seines Vaters in den süditalienischen Ländereien der Anjou. Charles II. war auch noch 1306 auf ihrer Seite, ein Jahr vor dem Prozess. Einigermaßen zufriedenstellend waren auch die Beziehungen zum lokalen Klerus: noch 1305 ermutigte der Erzbischof von Messina seine Gemeinde, für die Restaurierung der Kirche der lokalen Templer-Komturei zu spenden. Dennoch sind auch Streitigkeiten und Missbräuche des Ordens überliefert: 1294 musste Charles II. auf Bitten der Einwohner von Barletta einschreiten, um eine Sitte der ansässigen Ritterorden (Templer, Johanniter, Deutscher Orden), zu beenden, sich gegenseitig den Viehbestand zu stehlen und nur gegen Lösegeld wieder frei zu geben.
Meister der Unterprovinz "Apulien und Terra di Lavoro/Kalabrien" (nach C. Guzzo):
~1184 Guglielmo de la Fossa
~1195 Goffredo di Stefano
~1208 Nicola di Collalto
~1213 Pierre d'Ays
~1254 Dalmazio di Fenolar (auch Meister der Ordensprovinz Norditalien)
~1255 Giacomo da Torricella
Meister der Unterprovinz "Sizilien" (nach C. Guzzo):
~1151 Geoffroy de Champiny
~1197 Hugues de Rochefort
~ 1209 Guillaume d'Orleans (gleichzeitig Komtur von Messina)
~1229 Hermand de Perigord (gleichzeitig Meister in Kalabrien)
~1255 Bonifazio di San Michele (gleichzeitig Meister in Kalabrien)
Meister der Provinz "Sizilien" (nach C. Guzzo):
~1283 Martino Gabillone
1284-1287 Guglielmo da Canelli
~1304 Gerardo de Finoleriis
~1304-1307 Albert da Canelli
Provinzmeister für ganz Italien/Süd (Apulien + Sizilien, nach C. Guzzo):
~1196 Guillaume de St. Paul
1262-1266 Albert da Canelli
~1270-1272 Stephan de Sissy
1272-1273 Guillaume de Beaujeu
1275-1277 Simon de la Tour
~1277 Robert
1277-1279 Pierre le Greffier
~1279 Falcone
~1284 Pietro de Ocra
~1287 Gioberto de Nicherio
~1290-1292 Ugo de Monterotondo
1292-1302 Rainaldo de Varena
~1302 Pierre-Geoffroi de Pierrevert
~1303-1307 Simon de Quincy
~1308 Odo de Valdric
Anke Napp
Quellen
- Inventar der Templerniederlassungen 1308: Edition: Loiseleur, J.: La doctrine secrète des Templiers , Paris, 1872, S. 172-212.
Sekundärliteratur
- Bellomo, Elena: The Templar Order in North-West Italy, 2007.
- Bramato, Fulvio: L'Ordine Templare nel Regno di Sicilia nell'età svevo-angioina, in: I Templari. Mito e Storia. Atti del Convegno internazionale die Studi alla Magione Templare di Poggibonsi-Siena, ed.: Minucci, G., Sardi, F. Siena 1989, 107-141.
- Bramato, Fulvio: Storia dell'Ordine Templari in Italia. Le fondazioni, Rom 1991.
- Capone, Bianca: Vestigia Templari in Italia, Rom 1979.
- Guzzo, C.: Milites Templi Hierosolimitani in Regno Siciliae : vecchi documenti, nuove acquisizioni, in: Bagnarini, N.: I Templari nell'Italia centro-meridionale, Viterbo 2008, 57-132.
- Ladurner, P. Justinian: Gab es je Tempelritter und Ansitze derselben in Tirol, In: Archiv für Geschichte und Alterthumskunde Tirols, III. Jahrgang; Innsbruck 1866 311-3.
- Valentini, Enzo: Insediamenti templari lungo la Francigena laziale, in: Pavalon. Atti 2o convegno nazionale. Terra d'Otranto: Templari fra Occidente e Terra Santa, hrg. von Giodano, Giuseppe und Guzzo, Cristian, Manduria 2002, 41-56.
Ivrea (Komturei, Italien)
Die erste erhaltene Nachricht über eine Niederlassung des Ordens in Ivrea stammt aus dem Jahr 1179. Die von einigen Forschern aufgestellte Behauptung, die zugehörige Kirche sei den Templern bereits 1130 übereignet worden, ist nicht belegbar. Das Ordenshaus verfügte über Landbesitz in der Umgebung der Stadt, zum Beispiel einen Weinberg und einen Wald nahe Pivone, und weiteren Besitz nahe Burolo.
Trotz der Beschlagnahmung der Güter während des Prozesses und der eigentlich befohlenen Festsetzung der Ordensbrüder erfreute sich zumindest der amtierende Komtur Guglielmo Rubeo offenbar größerer Bewegungsfreiheit. Auch sein Ruf hatte scheinbar nicht gelitten, denn er taucht 1311 als Zeuge in Urkunden und bei Investituren des Ortsbischofs auf. Auch in Ivrea genossen die Templer die Unterstützung der weltlichen und kirchlichen Autoritäten, wie in vielen anderen nordwestitalienischen Städten. Selbst der flüchtige Provinzmeister Giacomo da Montecucco konnte sich in Ivrea und Umgebung aufhalten bis zum Ende des Prozesses, und danach möglicherweise sogar seine kirchliche Karriere mit der Investitur der Gemeinde von San Cassiano in San Sebastiano Monferrato fortsetzen. Die Güter der Templer in Ivrea gelangten ebenfalls an die Johanniter.
Die Kirche der Komturei stand unter dem Titel des Hl. Nazarius und war vermutlich älter als das Ordenshaus. Sie befand sich jenseits der Porta Vercelli vor der Stadt und wurde 1704 während der französischen Belagerung der Stadt abgerissen.
Komture (nach Bellomo):
~1268 - 1271 Manfredo
~1295 Guglielmo Rubeo (di Alessandria)
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Bellomo, Elena: The Templar Order in North-West Italy, 2007, S. 280ff.
Ivry-le-Temple (Komturei, Frankreich)
Die Niederlassung im normannischen Département Oise unterstand bis spätestens Mitte des 13. Jh.s dem Ordenshaus von Paris. Erstmalig erwähnt wird sie in einer Schenkungsurkunde von 1210. Ihren im Laufe der kommenden Jahrzehnte angesammelten Besitz an Land und Rechten verdanken die Templer von Ivry vor allem der Wohltätigkeit der Familie Treigny. Auch später, als die Domäne an die Johanniter übergangen war, unterstützen dei Treignys sie weiterhin. Am Ende der Templerzeit gehörten etwa 250 ha Land zu dieser Niederlassung, wovon ein Großteil neu gerodetes Gebiet war. Aber auch ein Weinberg in Frocourt gehörte seit Mitte des 13. Jh.s dazu.
Die Niederlassung besaß ab 1266 (Weihe durch den Erzbischof von Rouen) eine eigene Kapelle, geweiht 'Unserer Lieben Frau vom Tempel', eine Scheune und eine Mühle, wie aus Urkunden hervorgeht. Die Kapelle wurde in der 2. Hälfte des 18. Jh.s, noch vor der Revolution, abgerissen. Erhalten ist von der Komturei heute noch der kreuzrippengewölbte Weinkeller und ein Teil des Mauerwerks der großen ursprünglich dreischiffigen Scheune.
Komture:
um 1307: Jean Leduc, Servient
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Miguet, M.: Templiers et Hospitaliers en Normandie, 1995, S. 370-385.