Goya, Japan und die schwarze Kunst. Facetten französischer Druckgraphik im 19. Jhd. - Himmerich, M. S.
Veranstalter: | Marie Himmerich, M.A. |
Tag/Zeit: | Mi., 6. DS (16:40 - 18:10 Uhr) |
Raum: | ABS / 114 |
angeboten für: |
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Beginn: | 10.04.2013 |
Innovative Reproduktionsverfahren, das Aufkommen massenmedialer Bildproduktion sowie ein durch Verlagsgründungen und Galerien florierendes Editionswesen verschaffen der französischen Druckgraphik im 19. Jahrhundert neben neuen Rezeptionswegen auch eine Mehrzahl gesellschaftlicher wie ästhetischer Funktionen. Symptomatisch hierfür ist zunächst der Aufschwung druckgrafischer Genres wie Bildsatire und Karikatur, die in der politischen Ausgangslage Frankreichs zwischen Revolution und Julimonarchie eine erste Hochphase erleben. Gleichzeitig weckt die breite Rezeption der Druckgrafiken Francisco de Goyas das künstlerische Interesse an den Möglichkeiten der Gattung fernab der vor allem französisch gepflegten Tradition des Reproduktionsstichs. Mit dem Wirken der 1862 gegründeten Société des Aquafortistes, deren Wiederbelebung der Originalgraphik und ihrer Vermarktung als Authenzitätbeweis künstlerischer Schöpfungskraft nahezu alle zum Zeitpunkt tätigen Künstler zu druckgraphischem Arbeiten veranlasst, wird dessen akademische Vorrangstellung zunehmend in Frage gestellt. Eng mit den Exotismuswellen des 19. Jahrhunderts sowie den Vermittlungsstrukturen von Weltausstellungen und Kunsthandel verbunden, partizipieren die druckgraphischen Künste unter dem Einfluss japanischer Farbholzschnitte schließlich entscheidend am ästhetischen Wandel hin zur Moderne. Insbesondere jene für die akademische Randstellung der Druckgraphik verantwortlich gemachten Faktoren wie Vervielfältigung, Prozessualität, Zufall und Experiment werden von den künstlerischen Avantgarden nun in ihrer programmatischen Ästhetik erkannt und auf andere Bereiche der Kunstproduktion übertragen. Das Seminar zeichnet diese Entwicklung sowie die medienspezifischen Eigenheiten der Druckgraphik im Gattungsgefüge des 19. Jahrhunderts nach. Neben den behandelten Werken unterschiedlicher Künstler und Strömungen dienen Vergleichsbeispiele aus Fotografie und Malerei als Anhaltspunkte intermedialer Bildbefragungen. Ein Schwerpunkt soll dabei auch auf der Diskussion von teils suggestiv verhandelten Eigenschaften der Graphik als psychologischem Ausdrucksträger, als Erprobungsfläche subversiver Bildformeln oder der bevorzugten Artikulationsform künstlerischer Grenzgänger liegen. Künstler u.a.: Goya, Daumier, Delacroix, Charles Meryon, Gauguin, die Nabis, Odilon Redon, Eugène Carrière, Toulouse-Lautrec |