Kollektives Verhalten und weitere Formen von Kooperationen sind vielschichtige Phänomene und unterliegen komplexen Voraussetzungen. Sie verändern sich in hochdynamischen Situationen wie Pandemien oder gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen. Um die Komplexität kollektiven Verhaltens zu beschreiben, sind Synergien zwischen Forschungsdisziplinen unerlässlich.

Prof. Dirk Brockmann, Gründungsdirektor des Center Synergy of Systems (SynoSys), entwickelt die Methoden, um Phänomene an der Schnittstelle zwischen Biomedizin, Sozial- und Lebenswissenschaften zu erforschen.

In seiner Universitätsweiten Antrittsvorlesung am 6. Februar 2025, 16:40-18 Uhr, unter dem Titel „Doing Science Like a Fungus – Complexity Research in the 21^st Century” erörtert Brockmann, wie uns disziplinübergreifende Perspektiven sowie die Verknüpfung von Sozial- und Naturwissenschaften dabei helfen können, verborgene Regeln in Großereignissen zu verstehen.

Nach einer Begrüßung durch die Rektorin der TUD, Prof.in Ursula Staudinger, sprechen außerdem Prof. Wolfgang E. Nagel (Direktor des Center for Interdisciplinary Digital Sciences, CIDS) und Prof. Thorsten Mascher (Dekan der Fakultät Biologie).

Zur Person:
Dirk Brockmann ist seit Oktober 2023 Direktor des Center Synergy of Systems (SynoSys) am CIDS der TU Dresden sowie Professor für die Biologie komplexer Systeme in den Fachbereichen Biologie und Physik. Er studierte an der Universität Göttingen Physik und Mathematik und promovierte dort in theoretischer Physik. 2024 wurde er in den von der Bundesregierung eingerichteten Expert:innenrat „Gesundheit und Resilienz“ berufen, dem Nachfolgegremium zum „Corona-Expert:innenrat“.

Brockmann war Vorreiter bei der Analyse von Massendaten aus natürlichen Experimenten und dem Verständnis menschlichen Verhaltens auf der Grundlage von durch digitale Geräte gesammelten Daten. Während der Corona-Pandemie rief er ein Datenspende-Projekt ins Leben, bei dem mehr als 500.000 Spender über einen Zeitraum von mehr als 2,5 Jahren täglich Daten von ihren Smartwatches und mobilen Endgeräten zur Verfügung stellten – den größten Datensatz dieser Art in öffentlicher Hand.

Im Jahr 2017 startete Dirk Brockmann die Complexity Explorables (http://www.complexity-explorables.org), eine Sammlung webbasierter interaktiver Modelle berühmter und weniger berühmter komplexer Systeme, um die Schönheit komplexer dynamischer Phänomene zu veranschaulichen und jungen Studierenden diese Systeme näherzubringen.

Hintergrund SynoSys:
Das Center Synergy of Systems (SynoSys) widmet sich der Entwicklung groß angelegter Rechenmodelle für Krankheitsdynamiken. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Integration netzwerktheoretischer Verfahren und datengesteuerter Modellierung zur Beschreibung und Vorhersage von Krankheitsdynamiken über weite geografische Gebiete. SynoSys befasst sich intensiv mit dem neuen Forschungsgebiet der digitalen Epidemiologie, der Analyse von sehr großen Datensätzen zum menschlichen Verhalten, z.B. der Analyse großräumiger, sehr detaillierter Kontaktnetzwerke, detaillierter Daten zur Massenmobilität sowie sehr großer Datensätze von durch mobile Endgeräte erfassten physiologischen Daten. Der wissenschaftliche Schwerpunkt von SynoSys liegt auf komplexen Netzwerken und deren Anwendungsmöglichkeiten in den Sozialwissenschaften und hinsichtlich des kollektiven Verhaltens von Menschen und Tierpopulationen. Die Gruppe verknüpft Methoden der Informatik, der Netzwerkwissenschaft und der Datenanalyse mit Anwendungen an der Schnittstelle von Natur-, Sozial- und Medizinwissenschaften.

Weitere Informationen:

Die Universitätsweite Antrittsvorlesung stellt neuberufene Professor:innen mit herausragender strategischer Bedeutung für das Forschungsprofil der TUD vor.

Webseite: https://tu-dresden.de/exzellenz/uwil

Kontakt:
Pressestelle TU Dresden
Tel.: 0351 463-32398