Hydraulische Modellversuche Einlaufbauwerk Polder Löbnitz
Dresden, 17. Juni 2008. Das Muldental war während des Augusthochwassers 2002 eine der am stärksten von Überschwemmungen betroffenen Regionen in Sachsen. Zahlreiche Orte und landwirtschaftliche Flächen standen unter Wasser. Allein in der Altstadt von Grimma waren enorme Sachschäden zu verzeichnen. Wie können bei Hochwasserereignissen in Zukunft hohe Sachschäden sowie die Gefährdung von Menschenleben vermieden bzw. minimiert werden?
Eine mögliche Maßnahme zum Hochwasserschutz ist die Errichtung von Flutpoldern. Diese sind durch Deiche gesicherte Überschwemmungsgebiete (die Fachleute sagen: Retentionsgebiete), die im Hochwasserfall geflutet werden. Dadurch kann ein Teil der Wassermassen zurückgehalten und die Hochwassergefahr für die flussabwärts liegenden Orte gesenkt werden.
An der Mulde ist die Errichtung zweier Flutpolder unterhalb der Stadt Bad Düben geplant. Der größere ist der Polder Löbnitz auf der linken (sächsischen) Seite der Mulde, die in diesem Flussabschnitt die Grenze zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt bildet. Der Polder Löbnitz wird eine Fläche von 1.383 ha einnehmen und mehr als 18 Millionen m³ Wasser zurückhalten können. Geflutet werden soll er über ein Einlaufbauwerk in der Nähe der Ortschaft Wellaune. Zur Entleerung ist ein Auslaufbauwerk vorgesehen, das sich weiter flussabwärts nahe des Ortes Löbnitz befinden wird. Der Polder soll die unterhalb liegenden Ortschaften vor einem Hochwasser schützen, das statistisch gesehen alle 100 Jahre auftritt (HQ100). Die Flutung erfolgt ab einem Wasserstand in der Mulde, der statistisch alle 25 Jahre (HQ25) zu beobachten ist.
Das planende Ingenieurbüro hatte zunächst mit Hilfe von Strömungssimulationen das Einlaufbauwerk untersucht. Um die Funktionstüchtigkeit des Einlaufbauwerkes weiter zu optimieren, werden seit Februar 2008 im Hubert-Engels-Labor des Instituts für Wasserbau und Technische Hydromechanik physikalische Modellversuche durchgeführt. Dazu wurde ein Modell im Maßstab 1 : 25 errichtet. Das Einlaufbauwerk besteht aus einem Wehr mit zwei beweglichen Wehrklappen, die jeweils eine Breite von 20 m (im Modell 0,80 m) aufweisen.
Inhalt der Modellversuche ist die Untersuchung der hydraulischen Leistungsfähigkeit und die Beurteilung des hydraulischen Verhaltens des Wehrs. Bei den Versuchen zur hydraulischen Leistungsfähigkeit wird vor allem geprüft, ob das Wehr im Hochwasserfall den geplanten Abfluss (Wasservolumen je Zeiteinheit) bewerkstelligen kann. Beim hydraulischen Verhalten kommt es insbesondere darauf an, dass das Bauwerk möglichst strömungsgünstig ausgebildet wird und dass keine zu hohen Fließgeschwindigkeiten in Bereichen auftreten, in denen diese zu erheblichen Schäden führen können.
Zunächst wurde das Wehr im Planungsstand errichtet. Aufgrund der Untersuchungsergebnisse konnten Optimierungen am Bauwerk vorgenommen werden. Als Ergebnis der Modellversuche ist eine Lösung für die Ausbildung des Einlaufbauwerks zum Polder Löbnitz erreicht worden, die allen gestellten Anforderungen genügt.
Projektleiter
Prof. Dr.-Ing. habil. Hans-B. Horlacher
Projektbearbeiter
apl. Prof. Dr.-Ing. habil. Detlef Aigner
Dipl.-Ing. Stefan Drägerdt
Dipl.-Ing. Holger Haufe
Zurück zur vorherigen Seite