Friedrich Siemens Namensgeber für Labor und Preis
Wer Siemens hört, denkt an Werner - den Begründer der Elektrotechnik und Gründer wie Namensgeber der heutige Siemens AG. Doch es gab noch einen Bruder, an den zu erinnern sich lohnt: Friedrich Siemens. Der hat, unter anderem, den Regenerativschmelzofen mit Gasbefeuerung erfunden - wofür er am 2. Dezember 1856 das britische Patent No. 2861 erhielt. Dieser Friedrich Siemens ist seit gestern Namensgeber eines neuen Labors des Instituts für Baukonstruktion an der TU Dresden. Die Nachwuchsforschergruppe GLASKONNEX unter der Leitung von Dipl.-Ing. Jan Wünsch betreibt das Labor, in dem die aktuellen Forschungen der Dresdner Glasbau-Ingenieure zur Zukunftstechnologie des Klebens im Bauwesen experimentell mit hochmodernen Geräten abgesichert werden können. Und nicht nur das: Auch ein neuer Preis, gestiftet von der Bauconcept Planungsgesellschaft mbH, ist gestiftet und nach Friedrich Siemens benannt. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird nun jährlich für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der adhäsiven Verbindungen im konstruktiven Glasbau vergeben.
Der Rektor der TU Dresden, Prof. Hermann Kokenge, nannte Friedrich Siemens einen "begnadeten Forscher", dessen wegweisenden Erfindungen zu zahlreichen Patenten geführt und dessen neue Fertigungsmethoden die Glasherstellung grundlegend verändert hätten. Aus diesem Grunde habe die Königlich Sächsische Technische Hochschule Dresden Friedrich Siemens im Jahre 1900 als Erstem die Würde eines Doctor Ingenieurs Ehren halber verliehen. Rektor Kokenge spannte in seinem Grußwort einen weiten Bogen und würzte die Begrüßung mit viel Detailwissen - als Landschaftsarchitekt wusste er viel über Glas und Bauen zu sagen, denn die Geschichte der Gewächshäuser ist auch eine des Glasbaus. Und so war es eine spannende Geschichte von den ersten Orangerien aus Glas bis zur modernen transparenten Architektur - aber auch zu ganz neuen Fragestellungen des 21. Jahrhunderts: Globale Erwärmung und begrenzte Ressourcen zwängen zum Umdenken, die Betriebskosten der Gebäude würden zur wertbestimmenden Größe. "Das Institut für Baukonstruktion stellt sich diesen Aufgaben mit beachtlichem Erfolg," sagte der Rektor und bestätigte, dass "Dresden im Konstruktiven Glasbau ein anerkannter Forschungsstandort und deshalb nicht nur im wissenschaftlichen Umfeld, sondern auch bei den Partnern der Industrie als eine gute Adresse bekannt" sei.
Diesen Gedankengang griff der Dekan der Fakultät Bauingenieurwesen, Prof. Rainer Schach, auf. Er wies darauf hin, dass die Fakultät - beginnend im kommenden Wintersemester - die Ausbildung "diesen geänderten Verhältnissen konsequent anpassen" möchte und neben den klassischen Studienrichtungen eine neue Vertiefung Gebäude-Energie-Management (GEM) anbieten werde. Dort werden die Studentinnen und Studenten erweiterte Kenntnisse im Entwurf lernen und damit mehr Verständnis für die Belange der Architekten bekommen. "Somit wird ein Weg gegangen, der sich am alten Baumeister orientiert und der das Bauwerk gesamtheitlich betrachtet hat", sagte Schach. Mit der Einweihung des Friedrich-Siemens-Laboratoriums werde ein Beitrag geleistet, der eine erfolgreiche Ausbildung in dieser neuen Vertiefung sicher stelle. Prof. Schach sagte: "Damit werden die Absolventen dieser Vertiefung hervorragend auf eine Tätigkeit bei Generalplanern und Generalunternehmern vorbereitet."
Prof. Bernhard Weller hielt den Festvortrag "Friedrich August Siemens - Glastechniker in Dresden". "Friedrich August Siemens revolutionierte mit dem Regenerativverfahren und der kontinuierlich arbeitenden Glasschmelzwanne die gesamte Glasindustrie und bereitete damit von Dresden aus den Weg zur modernen automatisierten Glasproduktion!" sagte Weller. Er zeichnete den Lebenslauf von Friedrich Siemens auf - eines von elf Kindern! Weller skizzierte die Geschichte der Glasherstellung und der Glastechnik - von den Anfängen über die Glasöfen aus dem Mittelalter bis hin in die Neuzeit - wo Friedrich Siemens erstmals etwas völlig Neues für den Prozess der Glasherstellung schuf. Die Einführung der kontinuierlich betriebenen Wanne 1867 war der nächste Schritt für eine industrielle Nutzung der Galsherstellung - in Siemens' eigener Fabrik in Dresden Löbtau gab es eine Produktionssteigerung um das 66fache. in einem zeitgenössischen Fachbuch von 1886 heißt es: "Den Umwälzungen, welche die Dampfmaschine in der Industrie im Allgemeinen bewirkt hat, entsprechen die von der Siemens-Wanne in der Glasindustrie speciell bewirkten."
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