Balustraden der „Stillen Musik“
Inhaltsverzeichnis
Projektdaten
Titel | Title Belastungsversuch zur experimentellen Bestimmung der Standsicherheit der Balustraden an der Stillen Musik im Barockgarten Großsedlitz | Load test to determine experimentally the stability of the balustrades on the Silent Music in the baroque garden Großsedlitz Auftraggeber | Client Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement, NL Dresden I, Gruppe PBI Zeitraum | Period 09.2016 Leiter | Project leader Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h. Manfred Curbach Bearbeiter | Contributors Dipl.-Ing. (FH) Sabine Wellner, Tino Jänke, Michael Liebe, Maik Patricny, Andreas Thieme, Heiko Wachtel, Bernd Wehner |
Bericht aus dem Jahrbuch 2016
Die Balustraden der „Stillen Musik“
Die „Stille Musik“ ist eine beeindruckende und weiträumige barocke Treppenanlage im Barockgarten Großsedlitz bei Heidenau nahe Dresden, welche nach erfolgreicher Sanierung für die öffentliche Nutzung wieder freigegeben werden soll. Da ein rechnerischer Nachweis der Normbelastung nicht erbracht werden konnte, wurde die Standsicherheit der Balustraden gegenüber einer horizontalen Belastung an der westlichen Treppe experimentell getestet. Bei Belastungsversuchen dieser Art werden in der Regel äquivalente Einzellasten eingetragen, da eine horizontale Linienlast versuchstechnisch nur schwierig zu realisieren ist.
Die vier Belastungsrahmen wurden sehr massiv ausgeführt. Zum einen sollte durch ein hohes Eigengewicht ein Widerlager für die einzuleitende Belastung geschaffen werden. Zum anderen sollte verhindert werden, dass sich der Rahmen während der Belastung von den Stufen auf der Belastungsseite abhebt oder gar kippt bzw. verkantet, da eine Rückverankerung in den Stufen, z. B. mittels Dübeln, nicht möglich war.
An jedem Rahmen wurde auf Höhe des Handlaufs ein Druckzylinder (Hydraulikpresse) angebracht, der bei der Prüfung die Last horizontal in den Stoß der Handlaufelemente einleitet. Um eine lediglich punktuelle Belastung auszuschließen, wurde das Profil des Handlaufs im Vorfeld des Versuchs nachgebildet und ein passgenaues Negativ für die Lasteinleitung erstellt. Mit einer Kraftmessdose wurde die eingetragene Last kontrolliert. Während der Belastung der Balustrade zeichneten zwei induktive Wegaufnehmer die Verformungen je Stoßpunkt auf.
Es wurden insgesamt fünf Belastungszyklen durchgeführt, um das Tragverhalten der Balustrade schrittweise und auch bei wiederholter Einwirkung beurteilen zu können. Während der Belastungszyklen wurden keine nennenswerten bzw. nur sehr geringe plastische Verformungen festgestellt, welche auf eine bleibende Schädigung der Balustrade hingedeutet hätten.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Balustrade über eine Tragfähigkeit verfügt, die über das vom Prüfstatiker geforderte Maß hinausgeht. Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass bei gleicher baulicher Ausführung und vergleichbarer Geometrie auch die Balustrade der östlichen Treppe nach der Sanierung eine ausreichende Tragfähigkeit gegenüber einer horizontalen Belastung gemäß DIN 1055-3:03/2006 aufweist.