Gute Aussichten am Wolfshügelturm
Inhaltsverzeichnis
Projektdaten
Titel | Title Gute Aussichten am Wolfshügelturm | Good prospects at the Wolfshügelturm Förderer | Funding Wiederaufbau Wolfshügelturm e. V. Zeitraum | Period 09.2019 – 10.2019 Leiter | Project Manager Prof. Dr.-Ing. Wolfram Jäger, Professur für Tragwerksplanung, TU Dresden Bearbeiter | Contributors Dipl.-Ing. (FH) Sabine Wellner, Dr.-Ing. Torsten Hampel Versuchsdurchfühung | Test execution Dr.-Ing. Sebastian Wilhelm, IBB Ingenieurbüro Baustatik Bautechnik, Dresden |
Bericht aus dem Jahrbuch 2019
GUTE AUSSICHTEN AM WOLFSHÜGELTURM
Das Otto-Mohr-Laboratorium hat in den vergangenen Jahren bereits eine Vielzahl an Untersuchungen an außergewöhnlichen Orten durchgeführt. Dieses Jahr wurde das OML mit Materialprüfungen am Wolfshügelturm in der Dresdener Heide beauftragt.
Die Bezeichnung Wolfshügel weist auf Wolfsgärten hin, in denen bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges Wölfe für die Jagd sächsischer Kurfürsten gehalten wurden. Der erste Wolfshügelturm wurde 1886 als Holzkonstruktion errichtet und war nur 4,30 Meter hoch. Dennoch wurde er schnell ein beliebtes Ausflugsziel, da er einen weiten Blick über die Heidelandschaft sowie in das Dresdner Elbtal bot. Aufgrund stetiger Reparatur- und Ausbesserungsarbeiten an dem Holzturm entschied der Rat der Stadt Dresden im Jahr 1911, einen massiven Stahlbetonturm zu errichten. Die Projektleitung hatte der damalige Stadtbaurat Professor Hans Erlwein inne. Der achteckige Unterbau wurde auf einem Fundament aus Stampfbeton ca. 80 cm tief gegründet und als Lagerraum genutzt. Er hatte vier große bogenförmige Zugänge sowie zwei Außentreppen. Auf dem Unterbau befand sich der eigentliche Turm bestehend aus bogenförmigen Fenstern, 12 Halbsäulen an der Außenseite sowie zwei freitragende Wendeltreppen, welche die zahlreichen Besucher ab Fertigstellung des Baus im Jahr 1912 auf den 14 m hohen Aussichtsbereich unter einer kupfergedeckten Kuppel führten. Der Turm diente im Zweiten Weltkrieg militärischen Zwecken und als Nachrichtenstation samt Funkmast. Am 7. Mai 1945 wurde er vor dem Einmarsch der Roten Armee durch Einheiten der SS gesprengt.
Das Otto-Mohr-Laboratorium wurde damit beauftragt, an den verbliebenen Überresten des Unterbaus verschiedene Materialuntersuchungen in situ und im Labor durchzuführen. So wurde beispielsweise anhand von Kernbohrungen sowohl die Konstruktionsart der Außenwände, der Schichtenaufbau als auch die Druckfestigkeit des Betons festgestellt. Des Weiteren wurden mit einem Bewehrungsscanner die Lage und der Durchmesser der Bewehrungseisen in den Anschlussbereichen der ehemaligen Halbsäulen bestimmt. Abschließend erfolgte die Bestimmung der Haftzugfestigkeit sowie des Karbonatisierungsgrades der Bewehrung. Die gewonnenen positiven Ergebnisse stehen nun dem 2018 gegründeten Verein zum „Wiederaufbau Wolfshügelturm e. V.“ zur Verfügung und werden durch Bauexperten geprüft.